Wieso haben Intellektuelle in Deutschland so gut wie keinen Einfluss auf die Politik ?
Literaten, Nobelpreisträger, Regisseure, weltweit angesehene Schriftsteller kommen zu Wort in den Medien, aber werden so gut wie nie zu einer Polit Show eingeladen. Ausser es geht um moralischen Fragen. Die Politiker wiederum zeigen sie sich ungerne mit Intellektuellen zusammen. In Frankreich dagegen ist man sehr stolz auf eine gesunde Kritik, ob Links oder Rechts. Eure Meinung ? Danke
tippfeler2007-02-27T22:44:09Z
Beste Antwort
Da kommen einige Dinge zusammen:
1) Die Intellektuellen haben sich selbst ins Aus gestellt. Peter Handke u. Elfriede Jelinek bspw. (Österreicher, aber trotzdem Stimmen, die auch in Deutschland gehört werden) fallen vor allem durch äußerst seltsame Kommentare u. Statements auf, die so peinlich sind, dass man sich wünscht, sie hätten einfach nur den Mund gehalten. Der liebe Günter Grass - stets bereit, den Deutschen per se anzuklagen, zu verurteilen und per Wort an den Pranger zu stellen, hat leider, leider vergessen, erst einmal vor der eigenen Haustür zu kehren - bzw. hat den Besen erst sehr spät zur Hand genommen und damit jegliche Glaubwürdigkeit verspielt.
2) Die politische Schriftstellergeneration ist fast ausgestorben. Deutsche Intellektuelle, vor allem Autoren, kämpfen um Anerkennung auf dem internationalen Markt - und der verlangt Thriller, Action, "Kracher" - keine politische Nabelschau. Man hat sich darauf eingestellt. - Denn auch Autoren müssen von etwas leben ...
3) Unbequeme Autoren - Martin Walser muss nur den Mund aufmachen, um Luft zu holen, und wird bereits mundtot gemacht. Wer Kritik übt, findet sich schneller in der "rechten Ecke" wieder als er/sie "Links!" rufen kann ... Einen Henryk Broder nur zu erwähnen kann schon den Engout von "Unruhestifter", "Provokateuer" (so benannte ihn die FAZ) und sogar "Rechts" heraufbeschwören ... (Über sein Buch "Hurra, wir kapitulieren!" - darüber spricht man besser nicht ...)
4) Deutschland ist schon lange kein Land der Dichter und Denker mehr. Der Intellektuelle wurde mundtot gemacht, missachtet, als "versponnen" verschrieen (oben genannte Faktoren spielen alle zusammen) - u. der Intellektuelle, der nicht wie Walser und Broder enden will, konzentriert sich mittlerweile auf Krimis u. Harry Potter.
Deutschland ist nicht stolz auf seine Intellektuellen. Und die Intellektuellen haben sich damit abgefunden und suchen ihr Glück in finanzieller Anerkennung, indem sie sich dem Massenmarkt anpassen. Gesunde Kritik hat da nichts verloren. Etwas ganz Seltsames spielt hier noch eine Rolle: Jeder zweite (!) Deutsche träumt davon ein Buch zu schreiben. - Die Arbeit des Autors wird selbst vom Leser nicht gewürdigt. Denn: "Das kann ja jeder" ...
Noch am Rande: Seltsam auch: Der Schriftstellerverband ist Verdi angegliedert. Schriftsteller und Autoren bekommen dann Protestaktionen gegen div. Discounter zugesandt (Letzte Aktion: Kein Stundenlohn unter 7 Euro! - Da lacht der Autor nur bitter ... Autoren sollen sich politisch engagieren u. kämpfen derweil selbst ums Überleben. Wer weiß eigentlich, wie wenig AutorInnen für ihre Arbeit bekommen? Die Wertschätzung tendiert gen Null, zu unsagbaren Knebelverträgen u. Hungerlöhnen ... Wer den Mund aufmacht, sieht so schnell überhaupt keinen Vertrag mehr. Also dann einfach beim "Mainstream" bleiben.)
Vereinfacht kann man auch sagen: In Frankreich werden Intellektuelle hofiert - in Deutschland werden sie als Krankheit betrachtet.
so generell empfinde ich das nicht so. Speziell die SPD-Regierungen unter Brandt und Schröder haben doch viele Intellelle mit ins Boot geholt. Bei der CDU konnte man an diesem Wirtschaftsprofessor im Wahlkampfteam ja auch sehen, wohin vernünftige Bemerkungen führen können. Vielleicht hat kein I. Lust, sich der Kritik des Pöbels auszusetzen? Vielleicht sind die Franzosen schlauer? Und ehe Wim Wenders als Kulturminister einen graden Satz raushat, ist schon wieder Neuwahl.... ;-)
Wir haben die "repräsentative Demokratie", d.h. nachdem der Wähler seine Stimme bei den Wahlen abgegeben hat, verliert er das in der "Demokratie" (= Volksherrschaft") übliche, zugestandene Recht, Einfluß auf politische Entscheidungen zu nehmen, das erledigen die "repräsen- tativen, halb-verbeamteten, also der Exekutive angehören- den pensionsberechtigten Volksvertreter" für ihn.
Einer der sich immer in der Nähe von Politikern aufhielt und sich kritisch zu Wort meldete, ist der bekennende Sozialdemokrat Udo Lindenberg, der sogar auf der Geburtstagsparty von Altbundeskanzler Gerhard Schröder spielte. Nur an die Sache mit der Schalmei möchte er nicht mehr erinnert werden, die hat er Honecker irgendwann zurückgeschickt.
Du hast Dir die Frage eigentlich schon selbst beantwortet - eben weil unsere D+H Politiker Angst vor den Inellektuellen haben - weil die Wissenschaftliche Geisteslücke bei den Politikern zu gross ist um Verbal mithalten zu können . A.d. anderen Seite gibt es natürlich gern geladene Gäste wie R. Giordani oder A. Barnold und einige Andere .