Warum sind Fantasy-Geschichten immer in einer Mittelalter-Ähnlichen Zeit angesiedelt?

Nehmen wir als Beispiele mal "Der Herr der Ringe" oder das großartige "World of Warcraft". Beides spielt in einer Zeit, die mit unserem Mittelalter zu vergleichen ist (Die Klamotten, die Waffen...)

Würde eine ähnliche Geschichte nicht auch auf die heutige Zeit zu adaptieren sein? Oder ist es dann gleich wieder ein Genre-Wechsel in Richtung Action oder Sci-Fi?

MadWutz2007-01-24T11:20:49Z

Beste Antwort

Fantasy - als Genre

Je näher die Zeit an der eigenen liegt, desto eher sucht man den Vergleich zwischen dieser Welt und der fiktiven. Wenn man aber eine fiktive Geschichte ständig mit der eigenen Umgebung vergleicht, desto schwieriger ist es sich in ein Fantasygeschichte hineinzuversetzen. Der Leser will ein bisschen an der Nase herumgeführt werden, er möchte in eine fantastische Welt abtauchen, in der Vorstellung ist eine Fantasygeschichte zwar mit fantastischen Geschichten gespickt, die beim lesen aber in diese fiktive Welt hineinpassen, ohne ständig den Vergleich mit der Wirklichkeit ziehen zu müssen. Man weiss zwar, daß es eine Geschichte ist, stellt sich aber vor, so hätte es sein können.
Das Mittelalter ist gut geeignet, da sich dort romantische Vorstellungen von Prinzessinnen, Drachen, Rittern, dem klassischen Kampf zwischen gut und böse usw. ansiedeln lassen.
Überleg doch mal selbst, was es allein für einen Unterschied macht, Schwerter durch Schusswaffen zu ersetzen? In der Fantasyerzählung kommt es zum Kampf zwischen dem Helden und dem Bösewicht, wobei der Held oft zwar Wunden davon trägt, aber meistens über den Bösewicht siegt.

Fantasy vs. Science Fiction

Star Wars ist das beste Beispiel für eine Adaption des Fantasygenres in ein futuristisches Szenario und Star Wars ist damit nicht direkt als Science Fiction anzusehn. Science Fiction steht normalerweise im Zusammenhang mit einer Zukunftsvision, oder dem Bild einer möglichen Zukunft. Geschichten die in der Zukunft angesiedelt sind, werden dahin allgemein hin als Science Fiction bezeichnet, was aber nicht unbedingt singemäss sein muss.

Action nur ein Filmgenre

Action ist aber eher ein Filmgenre, in der Literatur kann man nicht von Actiongeschichten sprechen, wobei viele Actionfilme eher ein Subgenre ist, da man actionlastige Filme im allgemeinen Actionfilme nennt. (Bei Büchern kann man schlecht von Actionromanen sprechen, denn jede Actionsequenz muss trotzdem umschrieben werden, um zu einem Bild zu werden.)

Fantasy und Rollenspiel

Beim MMORPG ist Fantasy als Genre Tradition, eigentlich ist Warcraft ja ein Strategiespiel gewesen, in dem Menschen, Elfen und Zwerge gegen Orks, Goblins und Oger kämpften, was konträt zu Strategiespielen wie Command & Conquer oder Dune stand. (Dune war zuerst da, dann kam Warcraft1 und erst dann Command & Conquer) (Science Fiction, Fantasy und Neuzeit bis Endzeit)
Warcraft hat sich mit dem 2ten Teil in der Spielebranche als TM etabliert und wurde warscheinlich eine der kommerziellsten Erfolge, die ein Computerspiel bis dahin feiern konnte. (Warcraft war aber faktisch eine Genre-Adaption von Tabletops wie Warhammer. Warhammer sprach typischer Weise Fantasy-Interessierte an, wobei es auch dort eine Adaption in die Zukunft gibt. (Warhammer 40k) Warcraft2(1995?) war in der Spielebranche wegweisend und wird selten erreicht. Warcraft2 hatte bereits exzellente humoristische Details eingebaut, die auch in den folgenden Titeln wiederzufinden sind. Diese eigene Atmosphäre die das Spiel damit schuf wurde im dritten Teil schon dazu benutzt, Charaktere in das Strategiespiel miteinfliessen zu lassen, die der Spieler durch einen Spielverlauf kontollieren konnte.
Eine Umsetzung auf ein Online-Rollenspiel war die logische Konsequenz.
Natürlich ist World of Warcraft nur ein Beispiel für ein Fantasy-Rollenspiel. Aber Fantasy hat schon vor dem ersten Computerbasierten Rollenspiel bei Rollenspielern Tradition. Hier ist schon immer der Kampf guter Ritter gegen Bösewichte und Drachen Genrewahl Nummer 1, wobei es auch sciencefictionbasierte Rollenspiele gibt.
Je komplexer die Welt jedoch wird, desto umfangreicher muss ein Regelwerk sein, um diese Welt nicht all zu leicht von Spielern gebeutelt zu werden. (Das Mittelalter bietet sich gut an, da es vorstellbar ist, das der Spieler ein Schwert mit sich führt, einen Bogen, Pfeile, ein Seil, ein Messer, aber kein Handy, Notfallkoffer, die goldene Kreditkarte usw..) Je begrenzter der Rahmen ist, desto mehr Fantasie muss der Spieler nutzen und desto weniger nutzt er die modernen Hilfsmittel für alle Fälle. Fantasy im Mittelalter ist damit das verbreiteste Genre im Rollenspiel, sowohl online, als auch offline, ob nun am PC oder nicht.

Der Herr der Ringe - eine Fantasygeschichte der besonderen Art?

Der Herr der Ringe ist mittlerweile über 50 Jahre alt. Seine Popularität zeigt aber, das Genre ist nicht totzubekommen.
Der Herr der Ringe ist wegweisend für die komplette Fantasyliteratur des 20 Jahrhunderts, selten hat sich jemand so viel Gedanken darum gemacht eine Welt bis in's letzte Detail zu schaffen, in die eine Geschichte gebettet ist.
Alles scheint einen Sinn zu ergeben. Tolkien war beeinflusst von fantastischen Geschichten aus frühen Jahrhunderten und auch grausamme Kriegserfahrungen im ersten Weltkrieg werden ihren Einklang in seinem Hauptwerk gefunden haben.
Er schuff eine eigene Mythologie, in der der Herr der Ringe spielt, die dem Mittelalter ähnelt. Kritiker haben ihm damals schon vorgeworfen, das er Realitätsflucht proklamiert. Die Flucht vor den Frontgräben im ersten Weltkrieg, dem Kampf mit Scharfschützengewehren und Giftgas, wird warscheinlich mit Einfluss auf die Wahl einer "heilen Zeit" sein, in der es zwar ein böses gibt, aber es sich nicht so grausam äussert, wie in Wirklichkeit. Tolkien hat damit eine Welt nach seinen Vorstellungen geschaffen, die hart, aber gerecht ist. Auch Science Fiction war kein gängiges Genre und das Zurückgreifen auf eine Vergangenheit ist auch das Auseineandersetzen mit dem Mysterium längst vergangener Zeiten.

Fantasy heute

Die meisten Fantasyromane greifen auf den Herrn der Ringe zurück, nicht inhaltlich, aber auf eine ähnliche Welt. In der Bäume sprechen können, Elfen leben, die niemals alt werden, Zwerge, die unter der Erde leben, Orks, die grausamme dumme bestialische Kämpfer des Bösen sind usw.. Es gibt Autoren, die bewusst solche Elemente meiden, um ihrem Werk einen eigenen Stempel zu geben, aber man merkt ihnen dennoch an, daß an die Stelle von Orks, Skelette, Echsenmenschen, oder ähnliches tritt. Der Grundgedanke bleibt gleich.
Aber es gibt auch Beispiele, die nicht im Mittelalter anzusiedeln sind, so zum Beispiel die Unendliche Geschichte von Michael Ende, oder auch Harry Potter, sind aber trotzdem als Fantasygeschichten anzusehen.
"World of Warcraft" ist eines von dutzenden von Rollenspielen, Fantasy in einer mittelalterlichen Welt ist aus oben genannten Gründen das beliebteste Genre innerhalb der Onlinerollenspiele und ist für die meisten warscheinlich auch nicht so abstrakt, wie eine Welt, in der scheinbar alles möglich sein müsste. Es gibt aber auch Sciencefictionrollenspiele (z.B. Eve).

b.larger2007-01-25T10:58:51Z

Hm ich bin mal der Meinung, das es meistens im Mittelalter spielt, weil es doch eine Zeit ist von der man wenig weiß. Klar gab es ein paar Geschichtsschreiber, aber ganz sicher ob die wirklich die Warheit geschrieben haben ist man da nicht. Das Mittelalter beinhaltet auch die Zeit der Völkerwanderung, wo alles drunter und drüber ging usw. Da ist also genug Platz für Phantasie. Dazu kommt natürlich das es keine moderne Technik gibt. Wäre ja auch langweilig wenn sich statt 100 000 Mann nur 10 in Panzern gegenüberständen. Frodo aus Herr der Ringe wäre warscheinlich einfach in einem modernen Hubschrauber an sein Ziel geflogen und damit hätte es sich gehabt. Wenn Fantasy in der Zukunft spielt fällt mir immer auf, das irgendwas schlimmes passiert ist, was fast alle moderne Technik vernichtet hat. Dazu kommt die Magie. Dafür ist doch heutzutage gar kein Platz. Obwohl man z. B. die Serie Charmed ins Genre Fantasy stecken kann.

valiat2007-01-24T11:30:52Z

Sieht doch irgentwie doof aus ; Frodo mit ner MPi , oder ?

johanna_steiger2007-01-24T06:34:28Z

Ein wesentlicher Bestandteil von Fantasy ist, wie schon mehrmals gesagt wurde, die Magie. Nun wären die typischen "Zauber" in unserer heutigen Zeit aber größtenteils überflüssig: Menschen können fliegen, sich über große Zeiträume hinweg in Echtzeit unterhalten - per Handy quasi überall -, alle möglichen fiesen Waffen ersetzen die typischen "Kampfzauber". Was sollte also Magie in einer solchen Welt noch bezwecken? Fantasy gehört ins Mittelalter.

Natürlich gibt's auch "Fantasy-Geschichten", die in unserer oder einer zukünftigen Zeit spielen - das ist für mein Empfinden immer und ausnahmslos Sci-Fi.

Klar, man könnte argumentieren dass es in solchen Geschichten auch Magie und übernatürlichen Mist gibt - aber für mich nährt sich Fantasy vor allem aus Klischees. Die typischen Klischee-Rassen - Menschen, Elfen, Zwerge, Orks, Trolle und ähnliches -, das typische, von Tolkien vorgesteckte Szenario... all das scheint irgendwie "weiter" wegzusein als eine Geschichte, die in unserer heutigen oder einer ähnlichen Zeit spielt, und rückt damit in die Nähe des Bereich "Sagen, Mythen und Legenden", was dem ganzen noch eine ganz andere Romantik verleiht.

Anonym2007-01-24T00:53:21Z

Die Mythen und Legenden stammen aus dem Mittelalter aus diesem Grund können wir unsere Phantasie freien lauf lassen und es wird spannend, interessant, unheimlich und einfach schön.

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