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Ist der Film "Taxi Driver" realistisch?
Hallo,
habe gestern den Film Taxi Driver von 1976 angesehen.
Der Film handelt von dem einsamen und offenbar pswychisch nicht ganz gesunden Taxifahrer Travis Bickle.
Im Verlauf des Films lernt er eine 12 jährige Prostituierte kennen, die von Zuhältern ausgebeutet wird.
Er beschließt das Mädchen auf eigene Faust zu befreien. Schwer bewaffnet begibt er sich zu dem Stundenhotel in dem Das Mädchen anschaffen geht.
Er liefert sich eine wilde Schießerei mitg den Zuhältern ( 2 Stück ), bei der er selbst angeschossen wird.
Einen der Zuhälter erledigt er, indem er 2 Mal auf ihn schießt. als er bereits am Boden liegt.
Den Besitzer des Stundenhotels erledigt er mit einem Kopfschuss, als dieser bereits schwer verletzt da liegt.
Juristisch gesehen, sind das 2 Morde, auf jeden Fall keine Notwehr.
Doch Bickle wird in der Presse als Held stilisiert, weil er das 12 jährige Mädchen gerettet hat.
Und daraufhin, wird er nach seiner Genesung (Er wurde selbst schwer angeschossen) wieder auf freien Fuß gesetzt und arbeitet wieder als Taxifahrer.
Ist es realistisch, dass man ihn in den USA der siebziger Jahre mit 2 Morden hätte durchkommen lassen, nur weil er von der Presse als Held dargestellt worden wäre?
10 Antworten
- doitsujin75Lv 7vor 6 JahrenBeste Antwort
Wenige Jahre nach diesem Film gab es im Jahr 1984 den realen Fall des sogenannten "Subway Vigilante" Bernhard Goetz, der in der New Yorker U-Bahn mehrere Angreifer erschossen hatte.
Der Fall war auch äußerst grenzwertig, hier ging es auch um die Verhältnismäßigkeit der Mittel, wenn es auch aus der Verteidigung heraus geschah. Näheres zum Fall kann man hier lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Goetz
Goetz wurde also am Ende nur wegen illegalen Waffenbesitzes verknackt. In der Öffentlichkeit und in der Presse wurde der Fall wohl ziemlich kontrovers diskutiert, aber es gab auch in der Presse ein paar Fürsprecher, die den Mann gewissermaßen feierten.
New York war in den 70ern und 80ern in vielen Ecken ein heruntergekommener Moloch mit extremen Kriminalitätsproblemen. Die Glitzerfassade, die man heute kennt, gibt es erst seit wenigen Jahren.
Taxi Driver erhebt nicht unbedingt den Anspruch, die Realität wiederzugeben. Hier vermischt sich eher die Geschichte des Psychogramms eines Typen, den seine Lebensumstände und seine Umgebung in diese schräge Richtung ziehen, mit der Inszenierung New Yorks als zerfallende Metropole, die die Menschen zum Negativen verändert.
Man kann den Film auf einer bestimmten Ebene also als Kritik an den damals herrschenden Verhältnissen in der Stadt deuten.
Symbolisch steht dafür im Nachhinein die Entwicklung des Times Square. In den 70ern und 80ern war die Gegend dermaßen heruntergekommen, dass es nicht empfehlenswert war, sich dort bei Einbruch der Dunkelheit überhaupt noch aufzuhalten. Solche Stellen gab es wohl über ganz New York City verstreut. Da kann es nicht verwundern, wenn Filme dieses Gefühl von Verfall in irgendeiner Form aufgreifen. Andere Filme dieser Zeit entwerfen für New York ein ziemlich ähnliches Bild. Das war damals wirklich Zeitgeist in der Stadt, soweit ich das beurteilen kann.
- KhanLv 7vor 6 Jahren
Juristisch gesehen ist das nicht einwandfrei, allerdings hat er ja einen Haufen Kinderschänder erschossen, was ihn auf jeden Fall die Sympathie eines Großteils der Bürger sichern würde, außer natürlich denen, die sich selbst gern an Kindern vergreifen und ein paar Ausnahmen unter den übrigen.Das soll nicht heißen, dass Selbstjustiz richtig ist, wohl aber für sehr viele nachvollziehbar und ich kann mir vorstellen, dass viele (Politiker, Polizisten, Richter, Anwälte usw.) jede Möglichkeit nutzen würden, um so jemanden in Amerika davonkommen zu lassen.
Wenn z.B. Wahlen anstehen und Politiker setzen sich dafür ein, dass ein Retter der Kinder und Henker der Kinderschänder hart dafür bestraft wird, Kinder gerettet und Kinderschänder bestraft zu haben, dann würde ihn das wohl eher die Missgunst der Wähler einbringen, gerade in einem Land, in der das Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ist, was ebenfalls nachvollziehbar ist ("nachvollziehbar" muss in dem Zusammenhang ja nichts mit "Richtig" oder "Falsch" zu tun haben.
Auch die meisten Geschworene würden sicherlich jede Möglichkeit nutzen, in einem Prozess so einen Angeklagten mit einem "nicht schuldig" davonkommen zu lassen, das muss zwar nicht so laufen, aber ausschließen würde ich es auch nicht, denn die Alternative hieße sicherlich für einen Großteil der Bürger, diejenigen zu schützen, die sich irgendwann auch über ihre eigenen Kinder hermachen könnten, da spielen "subjektive" Bewertungen schon eine große Rolle, wie immer das ganze juristisch auch aussehen mag (gibt auf dem Gebiet ja auch vieles, was man sich "zurechtbiegen" kann).
- ascalon2607Lv 7vor 6 Jahren
Das hat nichts mit der Darstellung in der Presse zu tun.
Einer (eigentlich "DER") Grundpfeiler des angelsächsichen Rechtssystems ist die Feststellung der Schuldfähigkeit zum Zeitpunkt der Tat.Sehr verkürzt formuliert: Es kommt darauf an, ob der Angeklagte glaubhaft machen kann, im Augenblick seiner Tat in einem Zustand gewesen zu sein, in dem es ihm nicht möglich war, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden.
Auch in Deutschland hätte man Bickle nicht verurteilt.
Er war zum Zeitpunkt der Tat "schuldunfähig".
Nach § 20 StGB handelt ohne Schuld, „wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.“ Schuldunfähig kann also sein, wer im Moment der Tat nicht das Schuldhafte seines Handelns erkennt oder nicht in der Lage ist, sich zu steuern.
Nur nebenbei
Wenn du eine realistische Antwort erwartest solltest du den Film nicht nur auf die letzten 10 min reduzieren .. oder hast du anderen 104 min nicht gesehen (bzw.verstanden)
Quelle(n): StGB Die "insanity"-Verteidigung vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart (Artikel in "Legal Tribune" 2014) - Bingi 7Lv 7vor 6 Jahren
Das Leben, schreibt ja bekanntlich die besten Geschichten > also, im wahren Leben - gehts noch schlimmer ab.
Nicht immer > doch immer öfters.
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- vor 6 Jahren
... der film gestern auf ARTE mit Robert de Niero und Jodie Foster hätte auch ein dokumentationsfilm sein können.
grundsätzlich sind 2 morde zu wenig, statistisch kommen 3,7 morde auf jeden us-amerikaner, wenn man den vietnam- und irakkrieg mit einbezieht ...
- Anonymvor 6 Jahren
Das weiß Gott allein.
- Anonymvor 6 Jahren
Schreib nächstes mal "Achtung Spoiler-Alarm" drüber bitte. Der Film steht noch auf meiner Liste.
- Knarf-EwuLv 7vor 6 Jahren
Nein, egal ob man es ungerecht findet dass eine Prostituierte ausgenommen wird oder nicht, Mord bleibt Mord und wird in vielen Staaten der USA mit dem Tod bestraft, in anderen wandert er lebenslänglich hinter Gitter.
- vor 6 Jahren
So hat man halt in den 70ern gedacht. Arme Prostitierte, die von einem gestörten "Rächer" durch eine Art von Selbstjustiz zurück ins Leben geholt werden muss......
Aber immerhin: Für Jodie Foster war's der Anfang einer guten Karriere.....