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Erinnerst du dich noch an das letzte Gedicht, das du gelesen und das dich wirklich berührt hat?

Womöglich gar gegen deinen Willen?

Das, wie es so schön heißt, eine Saite in dir zum Klingen brachte?

Die Frage, die mich hierbei interessiert, ist, was es auslöste. War es Ruhe, war es plötzliche Erkenntnis, waren es Bilder, die zu einem Ganzen fügten, verstehen oder verstanden werden? Oder blankes Entsetzen, Empörung, Abgestoßensein?

(Zum besseren Verständnis hilft es mir, wenn mir Autor und Gedicht namentlich genannt wird, evtl. falls im Netz vorhanden, auch ein Link zum Nachlesen, weniger interessant wäre eine per copy and paste zusammengetragene Liste aller Lieblingsgedichte, oder was man so davon hält.)

Update:

Vor allem, wenn die Liste ohne Erklärung bleibt, da diese Frage nicht zu einem Wer-kennt-mehr-Wettstreit ausarten soll...

Update 2:

@Zeigefinger, ganz witzig, ja, aber berührend? Das musst du mir näher erklären.

13 Antworten

Bewertung
  • vor 7 Jahren
    Beste Antwort

    Es gibt ein Gedicht, das mich auf ganz besondere Weise berührt hat und das zur richtigen Zeit. Ich bekam von einem Freund einen Gedichtband von Mascha Kaléko geschenkt. So manches Gedicht von ihr berührte mich, aber keines so sehr wie dieses:

    Mein schönstes Gedicht,

    ich schrieb es nicht.

    Aus tiefsten Tiefen stieg es,

    ich schwieg es.

    Was es in mir auslöste? Ruhe, tiefste Ruhe. Denn ich war in der Zeit ziemlich verbissen selber damit beschäftigt Reime zu Papier zu bringen. Manches gelang, anderes war einfach nur Mist und ich war innerlich ziemlich frustriert. Da waren sie doch die Worte, warum sahen sie auf dem Paier völlig anders aus, fühlten sich ganz anders an? Ich konnte es nicht begreifen. Als ich das Gedicht von Mascha Kaléko las, fielen ihre wenigen Worte sofort an den richtigen Platz. Sie befreiten mich vom auf-Teufel-komm-raus dichten.

    Die Erkenntnis, das so manches geschwiegene Wort mächtiger ist als ein Dutzend geschriebener, war übermächtig.

  • vor 7 Jahren

    Johann Wolfgang von Goethe

    Der Schatzgräber

    Arm am Beutel, krank am Herzen,

    Schleppt ich meine langen Tage.

    Armuth ist die größte Plage,

    Reichthum ist das höchste Gut!

    Und zu enden meine Schmerzen,

    Ging ich einen Schatz zu graben.

    Meine Seele sollst du haben!

    Schrieb ich hin mit eignem Blut.

    Und so zog ich Kreis um Kreise,

    Stellte wunderbare Flammen,

    Kraut und Knochenwerk zusammen:

    Die Beschwörung war vollbracht.

    Und auf die gelernte Weise

    Grub ich nach dem alten Schatze

    Auf dem angezeigten Platze;

    Schwarz und stürmisch war die Nacht.

    Und ich sah ein Licht von weiten,

    Und es kam gleich einem Sterne,

    Hinten aus der fernsten Ferne.

    Eben als es zwölfe schlug.

    Und da galt kein Vorbereiten:

    Heller ward's mit einemmale

    Von dem Glanz der vollen Schale,

    Die ein schöner Knabe trug.

    Holde Augen sah ich blinken

    Unter dichtem Blumenkranze;

    In des Trankes Himmelsglanze

    Trat er in den Kreis herein.

    Und er hieß mich freundlich trinken,

    Und ich dacht' es kann der Knabe

    Mit der schönen, lichten Gabe

    Wahrlich nicht der Böse sein.

    Trinke Muth des reinen Lebens!

    Dann verstehst du die Belehrung,

    Kommst, mit ängstlicher Beschwörung,

    Nicht zurück an diesen Ort.

    Grabe hier nicht mehr vergebens!

    Tages Arbeit, Abends Gäste!

    Saure Wochen, frohe Feste!

    Sei dein künftig Zauberwort.

  • Jack
    Lv 7
    vor 7 Jahren

    Joseph Freiherr von Eichendorff, die letzte Strophe von "Mondnacht" (Gedicht hier vollständig:)

    Es war, als hätt' der Himmel

    Die Erde still geküßt,

    Daß sie im Blütenschimmer

    Von ihm nun träumen müßt'.

    Die Luft ging durch die Felder,

    Die Ähren wogten sacht,

    Es rauschten leis die Wälder,

    So sternklar war die Nacht.

    Und meine Seele spannte

    Weit ihre Flügel aus,

    Flog durch die stillen Lande,

    Als flöge sie nach Haus.

    Ich kann nicht genau sagen, was es an dieser letzten Strophe ist. Beruhigend, friedlich. Irgendwie endgültig und gleichzeitig doch in die Zukunft blickend. Hoffnungsvoll und traurig, aber gleichzeitig ein ganz warmes Glück. Befreiend. Still.

    Wenn ich die Strophe lese, dann spüre ich etwas. Etwa unter meinem Sternum, als würde dort Energie freigesetzt. Als hätte mich da etwas magisches berührt und diese Kraft fließt von dort in den ganzen Körper, lässt den Kopf leicht werden, lässt alles weich werden. So vielleicht wie flüssiges Glück. Das fühlt sich so an, wie wenn man verliebt oder verknallt ist und derjenige welche lächelt einen kurz an. Magisch... :)

  • Anonym
    vor 7 Jahren

    Es gibt tatsächlich zwei Gedichte, die ich nur zufällig im Internet gefunden habe als ich gerade etwas ganz anderes suchte und die mich sozusagen gegen meinen Willen berührt haben. Beide gehören nicht zu der Art Gedichten, die ich sonst gelesen habe und beide Autoren sind ziemlich ungewöhnlich. Die eine ist Elisabeth von Österreich (Sissi) und der andere ist Karl Marx.

    VERLASSEN


    Wie war ich einst so jung und reich


    an Lebenslust und Hoffen;


    Ich wähnte nichts an Kraft mir gleich,


    die Welt stand mir noch offen.



    Ich hab geliebt, ich hab gelebt,


    ich bin die Welt durchzogen;

    doch nie erreicht, was ich erstrebt.


    Ich hab und ward betrogen.

    (Sissi, 1886)

    EMPFINDUNGEN

    Darum lasst uns alles wagen,

    Nimmer rasten, nimmer ruhn.

    Nur nicht dumpf so gar nichts sagen

    Und so gar nichts woll´n und tun.

    Nur nicht brütend hingegangen,

    Ängstlich in dem niedern Joch,

    Denn das Sehnen und Verlangen

    Und die Tat die bleibt uns doch!

    (Marx, 1835/36)

    P.S.: Das Gedicht von Marx ist noch viel länger, hier nur die beiden letzten Verse

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  • Anonym
    vor 7 Jahren

    ...diese... http://www.youtube.com/watch?v=SXhPkSNKE7I

    ...noch nicht lang her und es löste ein fröhliches grinsen od der phantasie des herrn ringelnatz aus...

  • Ja, es ist von Nikolaus Lenau und heißt "Der Seelenkranke"

    Was es auslöste, ist klar: ein Gefühl der Einsamkeit, des Verlassenseins, der Trauer, der Verzweiflung.

    Es ist schwer, nach solchen Gedichten das Positive wiederzubekommen.

    http://books.google.de/books?id=is06AAAAcAAJ&pg=PA...

  • Ulli
    Lv 7
    vor 7 Jahren

    Es war ein Songtext. Ich bin das Gegenteil von sentimental, bin nicht wirklich ein Fan von Balladen und Liebeslieder mag ich überhaupt nicht. Und dann ging ich als Begleitung mit zu einem mir bis dahin völlig unbekannten Künstler und er trug u. a. dieses Lied vor:

    http://www.magistrix.de/lyrics/Stoppok/Ich-Wartete...

    Viele, viele Bilder aus meinem Leben fügen sich in diesem Lied zusammen, wie du es so schön ausdrückst. Sehr viele. Ich finde mich selbst, noch lebende und bereits verstorbene Menschen wieder.

  • Julie
    Lv 5
    vor 7 Jahren

    Die Internationale v. E. Pottier

  • Anonym
    vor 7 Jahren

    Mit Gedichten kann ich nicht wirklich etwas anfangen, sorry -

    ich mag lieber nette Anekdoten etc.

    Aber, wo ich Deinen Avatar nun sehe........

    Du hattest mal mit einem sehr netten, lustigen Gedicht ( bzw. eher einer Reimerei) mit Hühnern auf eine meiner Fragen geantwortet - leider wurde mein Account gelöscht.

    Hast Du das evtl. noch? Ich hatte Dir damals die BA gegeben - ich würd´s gerne nochmal lesen - das war wirklich super!

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