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Welche Übersetzung von Markus 1,15 ist eine authentische Wiedergabe des grieschichen Urtextes?

In den meisten der mir bekannten Bibelübersetzungen liest man unter Markus1,15: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.Kehrt um und glaubt an das Evangelium."("Einheitsübersetzung) oder " die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist nahe gekommen.Tut Buße und glaubt an das Evangelium."("Elberfelder Bibel")

In der Luther Bibel jedoch lesen wir: "Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen.Tut Buße und glaubt an das Evangelium."

Selbst mir als an religiösen Fragen interessierten Atheisten fällt auf, dass hier zwei völlig unterschiedliche Aussagen getroffen werden und das ausgehend von EINEM Urtext und noch dazu in einer zentrale Frage, wenn nicht sogar der Kernfrage dessen, was Jesus von Nazareth vermeintlich verkündet hat.

Einerseits wird ein im Gang befindliches, noch nicht abgeschlossenes Geschehen, also in der Zukunft liegendes Ereignis(Reich Gottes) dargestellt, andererseits geht die andere Übersetzung davon aus, dass dieses Ereignis(Reich Gottes) schon eingetreten ist, also da ist.

Mich interessiert ,welche Option entspricht denn nun dem Urtext von Markus1,15?

Update:

@Alle

Vielen Dank für Eure Antworten, ich habe zumindest gelernt, dass man aus Markus 1,15 alleine nicht eindeutig ableiten kann, welche Vorstellung vom Reich Gottes hier nun zum Ausdruck gebracht werden, geht es in die futuristische oder die präsentische Richtung.

Die Kritik von @Romero gegenüber @Erhard bezüglich des Aorist vermag ich nicht zu beurteilen, aber gerade der Bezug auf diese Zeitform ist eine wesendliche Grundlage kritischer Protestanten zu r Begründung ihrer Auffassungen zum Reich Gottes und ich verhehle nicht eine gewisse Sympathie gegenüber dieser religiösen Denkrichtung, thematisiert sie doch Fragestellungen, die mich in der Glaubensperiode meines Lebens(etwa 25 Jahre) sehr intensiv beschäftigt haben.

Update 2:

@Felix

Besonderen Dank auch an Dich für Deinen m.E.qualitativ hochwertigen Beitrag.

Ich kann Deine Position aus der Sicht Deiner Auffassungen zum "Göttlichen" bzw.dem Wesen von Religion gut nachvollziehen und teile sie in mancher Hinsicht.

Meine Frage war aber nicht so allgemein angelegt sondern bezog sich auf einen konkreten Fakt- der Authentizität eines Bibelverses- letztlich läuft für mich alles auf die viel grundsätzlichere Frage hinaus: Was hat Jesus von Nazareth wirklich geglaubt und was hat er verkündet und was wurde ihm untergeschoben.

14 Antworten

Bewertung
  • romero
    Lv 5
    vor 8 Jahren
    Beste Antwort

    Ich versuche hier, deiner Frage in etwa gerecht zu werden, gab es doch auch für mich immer wieder Momente, in denen ich mich fragte : was meint das denn? wie in Römer 11,20 „dann sammelst du glühende Kohlen auf seinem Haupt“wenn man dem Feind ordentlich zu Essen und zu trinken gibt. Heute gibt es Zentren, wo Bibelwissenschaftler, Theologen, Rabbiner,Orientalisten, Altphilologen zusammen an unverständlichen Texten arbeiten zum besseren Verständnis.

    Markus 1, 15

    και λεγων οτι πεπληρωται ο καιροσ και ηγγικεν η βασιλεια του θεου μετανοειτε και πιστευετε εν τω ευαγγελιω

    Versuch zu umschreiben für Nicht-Griechen:: kai legon hoti peplerotai ho kairos kai engiken he basileia tou theou metanoeite kai pisteuete en to euangelio.

    Βασιλεία του θεου, basileia tou theou

    , Genetiv, Königsherrschaft des Gottes, (König)Reich Gottes,

    Basileia (schwieriges Wort) kann heißen Vollmacht und Fähigkeit wie ein König zu herrschen

    kann aber auch lokal gemeint sein als der Ort, wo ein König regiert, über das Land

    μετανοειτε imp.plural

    Metanoia, das Fremdwort hat sich daraus gebildet, meist mit Umkehr und Buße übersetzt, es ist für mich immer noch ein wenig zu ungenau, denn das Wort setzt sich zusammen aus

    meta = nach,um......

    ... und..... noein(νοειν)=denken

    auch hier imperativ plural: denkt um!!

    Πιστευετε imperativ plural glaubt, vertraut

    pisteu-o heißt ich glaube, vertraue, u.a. halten für hier wieder die Pluralendung vertraut(ihr) auf das Evangelium.

    ηγγικεν sprich * ängiken* das Wort, worum es bei deiner Frage geht kann aus dem Griechischen wie folgt übersetzt werden, je nach Text:

    sich nähern, nahe herankommen, nahe sein, nahe hinzubringen, eine Sache mit einer anderen zusammenbringen,

    Was nun deine Frage betrifft, so liegst du in deinen Erläuterungen eigentlich nicht falsch ,(„Einerseits wird ein im Gang befindliches, noch nicht abgeschlossenes Geschehen,...“) denn das Verständnis vom Reich Gottes - wenn man so will eines der meist gebrauchten Jesus-Worte, sein Lieblingwort - das beginnt oder begann mit seinem Kommen und wächst durch den Wirrwarr der Geschichte auf die Vollendung hin. Wie diese Vollendung aussieht, darüber berichtet auch das NT.

    Im Zusammenhang zum Reich Gottes ist auch ein Auge auf die Gleichnisse zu werfen, die fast schon allein erklären, denn mittlerweile sind über den Begriff Bibliotheken zusammengeschrieben worden.

    Fast vergessen: Ich würde bei der Elberfelder bleiben weil, die ist zwar manchmal sperrig zu lesen, aber ziemlich genau am ursprünglichen Text.Das vergleichende Lesen hat auch was für sich, weil ich denke, die Superübersetzung gibt es einfach nicht.

    @ erhardgr Ich weiß nicht, aus welchem "Handbuch der theologischen Kommentare" du deinen Text abgeschrieben hast, auf jeden Fall hat der Verfasser keine Ahnung von der Alt-Griechischen Sprache, denn ηγγικεν engiken ist 3.Person Indikativ Perfekt aktiv. Wie der Aorist gebildet wird und wie er dann aussieht könnte ich eben noch aufzeigen, von der Beweislage her verweise ich aber zur folgenden Seite:

    http://unbound.biola.edu/index.cfm?method=greekSea...

    Im Grunde genommen sprechen alle Gleichnisse vom Reich Gottes, ich verweise hier zunächst auf den Sämann Mk, 4, 3.8 - vom Wachsen der Saat Mk 4, 26.28 vom Senfkorn MK 4, 31.32 und vom Sauerteig Lk 13, 20.21.Markus schreibt in 10, 15: "Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind( meint als Geschenk, nicht infantil), wird nicht hineingelangen".Das hat was mit Zukunft zu tun.

    Nach Jesu Tod ist wird aus Reich Gottes das"Leben" bzw."ewige Leben."

    Quelle(n): Novum Testamentum Graece et Latine Editio XXVI Nestle-Aland Diccionario griego-espanol NT Einheitsübersetzung,
  • vor 8 Jahren

    πεπληρωται ο καιροσ και ηγγικεν η βασιλεια του θεου μετανοειτε και πιστευετε εν τω ευαγγελιω

    Das ist die programmatische Formulierung zu Beginn des ältesten "Evangeliums" (Markus 1,15) und damit die Aussage, die in der folgenden Evangelienschrift und dann auch in den beiden weiteren synoptischen Evangelien (Matthäus und Lukas) entfaltet und zugrunde gelegt wird - und damit das Zentrum der Botschaft der Bibel.

    Die Übersetzugen, die du angibst, sind alle gleichwertig. Nur an einem Punkt zeigt sich, dass Fragen aufgeworfen werden. Das ist das "ηγγικεν". Darin steckt das indogermanische Wort "eng"; es bedeutet also: ganz nahe gerückt, auf die Haut gerückt, auf den Leib gerückt. Da es im Griechischen im Aorist steht, bezeichnet es eine punktuelle, abgeschlossene Gegebenheit: das Reich Gottes IST (volständig) herangerückt (zugänglich, erreichbar geworden), d.h. es IST DA. So wird auch später in den Evangelien gesagt: Es ist "mitten unter euch" (Lk 17,21). Es ist also ein abgeschlossenes Geschehen: Das Reich Gottes ist da zugänglich - für jeden, der sich Augen und Ohren dafür öffnen lässt (vgl. Mk 8,18).

    "Tut Buße" (metanoeite) enthält das griechische Wort "nous" (Verstand, Denken, gedankliche Orientierung); also ist es verständlich zu machen mit "orientiert euch völlig neu", "wagt den totalen Wechsel in eurer Grundeinstellung".

    Übersetzen wird man es beide Male kürzer und prägnanter, aber ist wichtig, wie man dann die Worte "hört".

  • vor 8 Jahren

    Alle erwähnten Übersetzngen, geben den griechischen Text ähnlich wieder.

    "Die bestimmte Zeit ist erfüllt, und das Königreich Gottes hat sich genaht. Bereut und glaubt an die gute Botschaft."

  • ?
    Lv 7
    vor 8 Jahren

    Alle erwähnten Übersetzngen, geben den griechischen Text aus Mark. 1:15 ähnlich wieder.

    "Die bestimmte Zeit ist erfüllt, und das Königreich Gottes hat sich genaht. Bereut und glaubt an die gute Botschaft." Diese Wiedergabe nach der Übersetzung ins englische von Westcott und Hort, entspricht am besten dem Urtext. NWT.

    Jesus Christus konnte nach seiner Taufe am Jordan als zukünftiger König sagen : "Gottes Königreich hat sich genaht". Als König über die Erde regieren wird er erst in Zukunft, wenn Gott alle Bösen samt dem Teufel und seinen Dämonen beseitgt hat. Das wird er in Harmagedon tun.

    Quelle(n): Bibel
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  • vor 8 Jahren

    Die Zeit ist erfüllt mit dem kommen Jesus.

    Das Reich ist nahe (Tod Jesu)

    Apostelgeschichte 2

    38 Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.

  • ?
    Lv 7
    vor 8 Jahren

    Du hast mit deiner Frage - wohl eher unbeabsichtigt - die Wurzel aller Irrtümer und Missverständnisse benannt, denen viele - insbesondere buchstabengläubige Christen - unterliegen.

    Der Bibel wird eine völlig falsche Rolle zugewiesen, wenn man - bei bester Absicht - unterstellt, dass sie d a s Wort Gottes ist, also eine vollendete und vollständige Offenbarung, statt sie als das zu nehmen, was sie ist: das Wort Gottes an ein ganz bestimmtes Volk, zur geistigen Führung, unter ganz bestimmten Gegebenheiten, und damit nur ein Fragment jener Offenbarung, die in uralten Zeiten begann und bis in die Gegenwart fortgesetzt wird.

    Eine andere Quelle des Irrtums ist, dass die Bibel durch immer neue Auslegungen, zur Lösung all jener Probleme herangezogen wurde, die im Laufe der Jahrhunderte durch den technischen und intellektuellen Fortschritt auftraten. Was in dem einen Jahrhundert gilt, kann in den nächsten längst überholt, ja falsch sein.

    Das verzweifelte Bemühen, die Autorität der Bibel ohne Ausnahme aufrecht zu erhalten und den Text den jeweiligen Lebensbedingungen entsprechend auszulegen, hat zu zahllosen Spaltungen und Sektenbildungen geführt, denen jede den Irrtum auf ihre eigene Weise austrieb - meist dadurch, dass einer Bibelstelle weit mehr Bedeutung zugemessen wird, als ihr zukommt.

    Zahllose enge Dogmen haben sich allmählich immer mehr verbreitet und unvermeidlich zu der Irrlehre geführt, das Prophetie und göttliche Zeichen der Vergangenheit angehören. Hinzu kam, dass die Kirchen das Wort Gottes für ihre eigenen Machtzwecke missbrauchte.

    So mussten Irrtum und Ratlosigkeit die unvermeidliche Folge sein.

    So, verehrter Fragesteller, erkläre ich den völlig unsinnigen Streit über Bibelauslegungen und -übersetzungen. Bei diesem Streit wird die eigentliche Botschaft nicht mehr beachtet und/oder überhaupt auch nur erkannt.

  • Anonym
    vor 8 Jahren

    Sorry, der Inhalt bedeutet ja im Prinzip doch immer dasselbe. Ich seh da keinen gravierenden Unterschied zwischen den verschiedenen Uebersetzungen.

  • Ente
    Lv 4
    vor 8 Jahren

    Einige vorangegangene Erklärungen zu den griechischen Begriffen der Evangeliumstexte zeigten hier, dass nicht so sehr eine wortgenaue "Übersetzung" - sondern auch ein Übertragen der Meinung erforderlich wäre.

    Wie in Fachgesprächen üblich, wurde der Mittelweg benutzt. Die einen wissen bei dem Begriff ganz genau was damit gemeint wird. Sie reagieren richtig. Andere sagen das gleiche Wort, erklären eine Menge Verkehrtes darum und machen auch verkehrte Ergebnisse. Das Auseinanderzuhalten braucht dann viel Menschenkenntnis und Fachkenntnisse. Meist endet die Unterhaltung erst einmal in viel Frust. Am Wort wird nicht unterschieden. An der Tat zeigt sich der Unterschied.

    Nachdem nicht das Griechische die Sprache der biblischen Lehre war, müssen die Recherchen im AT beginnen. Für diese Texte gibt es die uralten Auslegungsregeln. Teile davon werden auch im griechischen Text erklärt. Markus 1 besteht aus ziemlich unterschiedlichen Geschichten, bei denen es seltsam scheint, dass sie in ein Kapitel gefasst wurden. MIT dem Auslegungsregeln erscheint aber ein durchgehender Text. Er hat dann nicht das "zentrale Thema" [Reich Gottes, die Zeit ist erfüllt], sondern handelt ganz allgemein von Lösungsregeln, die man heute als gewaltige Wissenschaft bezeichnen würde. Wenn sie zur Anwendung kämen, wäre das Staunen erst einmal perfekt.

    Leider werden (wegen dem übersetzten Text) nur Diskussionen um Himmel und Fegefeuer, Armut und Seelenpein geführt und entsprechende Verunsicherungen herbeigeführt.

  • vor 8 Jahren

    Felix schrieb: So, verehrter Fragesteller, erkläre ich den völlig unsinnigen Streit über Bibelauslegungen und -übersetzungen. Bei diesem Streit wird die eigentliche Botschaft nicht mehr beachtet und/oder überhaupt auch nur erkannt.

    Ich bin da ganz seiner Meinung. Es gibt viele Manipulationen bei den Übersetzungen, weil Worte oder Sätze leicht veränderbar sind und dann einen anderen Sinn ergeben.

    Deshalb nehme ich persönlich die so genannten "Heiligen Bücher" (es geschah überall so) nicht ganz ernst; schon gar nicht wörtlich.

    Ich halte mich an die symbolisch gesprochen Jesus-Worte in seinen Gleichnissen.

    Die wurden kaum manipuliert, weil wenige sie verstanden.

    Beispiel: Das Gleichnis von den sieben klugen und törichten Jungfrauen.

    Was will uns Jesus damit sagen?

    Quelle(n): Erfahrung
  • Anonym
    vor 8 Jahren

    Es hilft alles nichts, Du mußt Dich hinsetzen und Griechisch lernen!

    Nur dann bist Du in der Lage, den Urtext selber richtig zu interpretieren.

    Anders wirst Du das Problem nicht lösen können.

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