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Wo ist die Grenze zwischen notwendiger Erziehung und seelischer Misshandlung?
Während manche immer noch der Meinung sind "eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet", mache ich mir Gedanken darum, was man darüber weiss, wie sich Erwachsenen/Elternverhalten unbewußt auf Kinder auswirkt.
Z.B. gibt es die Erkenntnis, dass Eltern unbewußt ihre Kinder falsch programmieren (quasi hypnotisieren), indem sie sie ständig schlecht machen mit Bemerkungen wie "Du bist ein böses Kind", "Nie räumst du dein Zimmer auf", "Du kannst das nicht, lass mich das machen."
"Iss deinen Teller leer" und "Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt" kann laut einiger Quellen (u.a. kassenärztliche Vereinigung Berlin) schon zu psychischen Störungen führen was das Essverhalten und das Verhältnis zum eigenen Körper betrifft.
"Ich nehme dich erst in den Arm, wenn du dein Zimmer aufgeräumt hast" ist meiner Meinung nach schon eine seelische Erpressung.
In Broschüren und Literatur zum Thema sexueller Missbrauch ist auch immer von seelischem Missbrauch die Rede, z.B. das Kind abwerten, blossstellen, mit Liebesentzug bestrafen, Angst einflössen, überfordern. In der Wissenschaft ist es laut der Diplomarbeit "Psychische Gewalt in der Erziehung und die Prävention durch Elternbildung" von Nicole Andersch ein weitgehend vernachlässigtes Thema mit nur wenig Literatur und Studien und zugleich die häufigste Form von Gewalt in der Erziehung.
Es handelt sich um ein sehr subjektives Thema, da im Gegensatz zur physischen Gewalt die Folgen von seelischer Gewalt oft schwer zu erkennen sind.
Wie seht Ihr das? Wie sehr habt Ihr euch mit dem Thema befasst. Habt Ihr vielleicht einmal selbst bei euren Kindern festgestellt: Halt, ich hab das Gefühl, ich bin zu weit gegangen, ich schädige mein Kind vielleicht und wenn ja womit?
Wo ist die Grenze? Hängt sie vom Charakter, Verhalten und der Reife des Kindes ab? Habt ihr eigene Kriterien?
@Cat: Hast du Beispiele dafür, wie man dich seelisch heruntergemacht hat? Ich suche nach den Grenzen unbewußter seelischer Abwertung und normaler erlaubter Erziehungsmassnahmen. Mir geht es neben bewußter absichtlicher Misshandlung auch um "versehntliche" ungewollte Schädigungen der Kinderseele, deren Folgen man sich vielleicht gar nicht bewußt ist.
P.S.: Ich verstehe nicht, wieso jemand deinem Beitrag einen Daumen runter gegeben hat oO
@reGnau: Das ist natürlich ein krasser Gedanke: Man untersagt einem Kind Süßigkeiten, obwohl es gerade diese wegen Unterzuckerung dringend bräuchte und das auch unbewußt fühlt, dass es sie braucht. Mich würde aber sehr interessieren, was für Beispiele du damals als Kind noch als seelische Misshandlung empfunden hast. Und was denkst du über die Ursachen, warum man dir das antat?
9 Antworten
- Anonymvor 8 JahrenBeste Antwort
Kinder wie auch Auszubildene benötigen eine Unterweisung sogar Ingenieure die neu in der Firma angefangen haben,
Körperliche Übergriffe sind ein absolutes Tabu.
Strafen können nötig sein, so als Maßnahme. Dafür gibt es ja auch eine Polizei oder sogar die JVA.
Aber es gibt auch Sozialarbeiter die schlichten.
Ausserdem sollte man sein Kind auch mal belohnen wenn es sich gut verhalten hat.
Körperlicher Angriffe gehen nicht.
- Maeve DragonLv 7vor 8 Jahren
Das sieht sehr nach einer Diplomarbeit aus. :-)
Erziehen ist ja im Grunde genommen Konditionieren, aber Kinder brauchen eine klare Linie, wenn sie sich vernünftig entwickeln sollen. Und sie brauchen konsequente Eltern. Wer ständig seine Gangart wechselt, verwirrt die Kinder. Auch das ist seelische Grausamkeit, denn wenn die Kinder sich nicht auf ihre Eltern und Erzieher verlassen können, dann wissen sie auch nicht, wann sie etwas richtig oder falsch machen.
Das heißt, dass es Regeln geben muss, die vom Kind befolgt werden sollen - aber diese Regeln müssen nachvollziehbar und vernünftig sein, damit sie auch befolgt werden können.
Eine Regel wäre, dass alles, was gefährlich werden kann, verboten ist.
Zu den grundsätzlichen Verboten gehört z. B.: Man steckt keine Gegenstände in die Steckdose. Gründe erklären!
Zu dem, was nur verboten ist, wenn das Kind alleine ist: Eine stark befahrene Straße überqueren, wenn es da keine Ampeln oder Zebrastreifen gibt und das Kind noch untrainiert ist. Mit den Eltern gemeinsam können aber richtige und sichere Verhaltensweisen eingeübt werden und später kann ein solches Verbot aufgehoben werden.
Das, was ebenfalls eine Regel sein sollte: Bestimmte Essenszeiten und die Zeiten, wann ins Bett gegangen wird. Ein geregelter Tagesablauf ist wichtig für das Kind.
Aber den Teller immer leer zu essen, sollte nicht verlangt werden. Kinder wissen, wann sie satt sind und dann zu verlangen, dass sie alles aufessen, grenzt schon an Folter!
Das nur als Beispiel für Regeln, die zwar wichtig sind, aber man sollte niemals einen unübersichtlichen Regelwald aufstellen, an den sich kein Kind halten kann, weil es die Übersicht verliert.
Des weiteren: Man darf Kinder nicht schlecht machen! Man kann sagen; Was du gerade gemacht hast, war falsch! Wir finden jetzt einen Weg, das besser zu machen.
Aber nicht; Du bist ein böses Kind!
Man erzählt Kindern auch nicht, dass sie dumm sind - man beschränkt Beurteilungen auf die aktuelle Handlungsweise und erklärt nicht kategorisch das Kind selber als dumm.
Das macht Kinder mutlos und sehr traurig.
Psychische Gewalt fängt da an, wo Kinder (und auch Jugendliche u. Erwachsene) persönlich angegriffen und nieder gemacht werden.
Und
"Nie räumst du dein Zimmer auf" ist absolut kontraproduktiv. Das Kind kann mit solchen Sätzen nichts anfangen.
Man erzählt nicht, was es in der Vergangenheit nicht gemacht hat, sondern man sagt, was es jetzt machen soll. Und damit das Kind nicht vor einem Berg steht, den es nicht bewältigen kann, räumen Mama oder Papa mit dem Kind gemeinsam auf.
Das übt ungemein und bald wird das Kind diese Aufgabe dann auch alleine bewältigen..
Merke auch: Nicht sagen, was das Kind nicht tun soll, sondern immer das, was jetzt erwartet wird.
Beispiel: Du sollst nicht barfuß nach draußen gehen = weniger gut als: Ziehe deine Schuhe an, bevor du raus gehst.
Das kann ein Kind verstehen.
Seelische Gewalt fängt genau da an, wo Kinder missachtet und niedergemacht werden und die Folgen sind unabsehbar.
Es gibt Erwachsene, die sich nie etwas zutrauen und die darum auch nie Karriere machen werden, weil sie von ihren Eltern als unfähig erklärt wurden.
Andere sitzen zu Hause und machen niemals etwas in Sachen Selbstverwirklichung, weil ihre Eltern fanden, dass niemals etwas aus ihren Kindern werden würde.
Kinder sind im Grunde ihres Herzens brav und bereit, alles zu tun, um den Eltern zu gefallen.
Also sollten Eltern unbedingt darauf verzichten, eine negative Erwartungshaltung an den Tag zu legen.
Und das gilt auch für Erzieher und Lehrer.
- catLv 7vor 8 Jahren
Für mich ist seelische Erpressung das allerletzte !
Ich selber bin in meiner Kindheit seelisch erpresst worden ohne Ende !
In meiner Jugend hat sich mir jemand angenommen und mich überzeugen können das ich gar nicht schlecht bin, wie ich bis Dato dachte !
Seelische Gewalt kann manchmal schlimmer sein als körperliche !
Und ich bin froh das ich jemanden hatte der mir geholfen hat, damit ich nicht selber so reagiere wenn ich mal Kinder habe !
Und ich bin von mir überzeugt das ich eine sehr gute Mutter bin !
LG cat !
Quelle(n): Nachtrag : Körperliche Gewalt habe ich auch nur zu gut kennen gelernt ! Ich habe mir immer geschworen meinen Kindern so was nicht anzutun, und habe mich auch daran gehalten ! Kinderseelen sind so sensibel ! - Secular HumanistLv 7vor 8 Jahren
Eltern sollten aufpassen, wie sie ueber ihre (einzelnen) Sproesslinge reden. Wenn Mutter immer wieder ueber den Werdegang des aeltesten Kindes spricht und wie sehr die Welt von dessen Schoenheit beeindruckt war, wenn sie sich an den Werdegang des 2. Kindes nicht erinnern kann und man dieses Kind erbarmungslos wegen abstehenden Ohren aufzieht in der Familie, wird das 2. Kind fuer immer glauben, haesslich und minderwertig zu sein...
Wenn diese Kinder dann in die Schule gehen, wenn ueber das erste Kind als super-intelligent gesprochen wird und dem 2. Kind jegliche Leistungen abgesprochen werden, wird das 2. Kind irgendwann aufgeben.
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- NinaLv 6vor 8 Jahren
Ich habe noch keine Kinder, kann dir aber aus eigener Erfahrung sagen, das
"Es wird gegessen was auf den Tisch kommt!"
Durchaus zu Essstörung führen kann. Bei mir waren es die Erzieher im evang. Ganztageskindergarten, die dieses böse Spiel mit mir getrieben haben.Ich esse wirklich kaum Gemüse(nur püriert im Gericht) und kein Fisch. Bei Porree kommt es mir sogar hoch. Ich kann mich heute noch an diese ekelhafte Suppe erinnern, mit den riesigen Porreestücken...Und der Joghurt zum Nachtisch erst >.< Ich esse keinerlei Joghurt mit Fruchstückchen. Bekomme ich einfach nicht runter.
"Du bist ein böses Kind"
Da fehlt mit der Zusammenhang. Was hat meine Tochter/Sohn getan und kam das schon öfters vor? Wenn meine Tochter/Sohn wiederholt ein Kind hauen würde, würde ich so etwas sagen. Denn sie/er muss begreifen, das sie/er böse ist!
Denke ich aber dabei an meine Mutter, die gerne schnell auf 180 war und Dinge wie "Blöde Göre" , "Faules Stück!" , "Musst du dich so hässlich machen?!" oder "Wenn du nicht aufhörst mit den Fingernägel kauen, bekommst du nie einen Freund, weil die sich vor dir ekeln!" an den Kopf geworfen hat(immer wieder), die im keinem Verhältnis zu meinem "Vergehen" standen, ist das schon Misshandlung. Zumindest tat das weh.Jahrelang. Und ich knabber heute immer noch da dran.In solchen Momenten habe ich mich oft im Stillen gefragt, wieso sie mir nicht einfach ein Ohrfeige oder als ich noch jünger war, einen Klaps auf den Hintern gaben kann. Das wäre nicht so schlimm gewesen.
Ich glaube, ihr Terror ist Schuld, das ich ein sehr schlechtes Verhältnis zu Frauen habe.
"Ich nehme dich erst in den Arm, wenn du dein Zimmer aufgeräumt hast"
Deinem Kommentar dazu werde ich nicht widersprechen.
Übrigens hatte ich mal ein Erlebnis mit der Mutter meiner Freundin, die gleichzeitig auch meine Patentante war. Ich durfte mit ihnen in den Sommerferien an die Nordsee fahren und meine Freundin und ich kamen Abends nicht so ganz zur Ruhe. Wir alberten und kicherten noch ein wenig im Bett rum, wie 10 Jährige Mädchen da so tun.Nach mehrmahligen ermahnen rauschte die Mutter auf einmal rein, nahm meine Freundin mit und zwang ihre eigene Tochter neben ihrem Bett auf dem Boden zu schlafen. Das Weinen und Flehen, bitte mit im Bett schlafen zu dürfen(oder wenigsten eine Decke haben zu dürfen), habe ich noch heute in den Ohren.
Am nächten Tag habe ich mich von meinem Vater abholen lassen. Und ich war nur "Zuschauer" und nicht direktes Opfer. So sehr hatte mich das geprägt.
Es hätte gereicht, uns zu trennen, ihr vielleicht einen Klaps auf den Hintern zu geben und sie mit im ihrem Bett schlafen zu lassen, aber diese Strafe war einfach zu doll.
- vor 8 Jahren
Um nur knapp zu antworten, jede Form von Herabsetzung oder Liebesentzug ist eine seelische Grausamkeit und hat nichts mit Erziehung zu tun. Die Grundlage jeder Erziehung ist meiner Meinung nach, das Kind als vollwertigen Menschen ernst nehmen und es genau so zu behandeln. Verbote oder ähnliches sind dazu da, das Kind vor Schaden zu bewahren oder auf seine "Unzulänglichkeiten", also der noch nicht abgeschlossenen Entwicklung geschuldeten mangelnden Fähigkeiten oder Defizite in Wahrnehmung oder Einschätzung von Gefahren einzugehen. Der einzige andere Grund für Erziehung ist dem Kind ein Leben in einer Gesellschaft zu ermöglichen und dies nicht unnötig schwer zu machen, womit nicht eine gezielte Anpassung gemeint ist. Achtung, Respekt und Liebe sind die Schlüssel einer guten Erziehung.
Kinder sind nur Durchreisende, die man ein Stück des Weges begleiten darf. Keine Dinge und auch keine Projektionsfläche der eigenen Wünsche.
- ChristaLv 6vor 8 Jahren
In meiner Kindheit war ich ein nichts- mir wurde mein Selbstbewusstsein eingeschränkt - ich sei hässlich- habe zu dicke Haare- könne nichts und musste nur dass machen was meine Mutter bestimmte- gelobt wurde ich nie nur getadelt auch wenn ich ein Lob verdient hätte
Auch als ich fast Erwachsen war - hat meine Mutter über mich bestimmt - sogar als ich verheiratet war und Kinder hatte - ich war nicht in der Lage mich zu verteidigen oder meine eigne Meinung zu haben
Das war seelische Grausamkeit!!
Ich führte auch so meine Ehe- hatte keine eigne Meinung und wiedersprach weder Mann noch Kinder-erts als wir weit wegzogen- Meine Mutter fehlte mir sehr, weil sie jamein lebenlang rja die Entscheidungen getroffen hatte - es viel mir sehr schwer ein gesundes Selbstbewustsein auf zubauen
Meine Kinder haben sich selbst entfaltet, es gab kaum verbotsschilder und immer ein offenes Ohr für die Probleme meiner Kinder - sie solten nicht so eine Kindheit haben wie ich
Ich bekam aber nie Schläge- mal einen Klaps oder so - dafür Moralpredigen-vor dennen ich kein Respekt hatte
Meine Freundin bekam wirklich eine kräftige Ohrfeige- die hat nie den Fehler nochmal gemacht aber bei mir ging es in ein Ohr rein im anderen wieder raus
Darum sage ich eine Klaps hat noch keinem geschadet und meine Kinder haben ihm auch bekommen aber auch nur wenn sie einfach nicht hören wolten
- ?Lv 7vor 8 Jahren
Du verwechselst Erziehung mit Bestrafen. Es sollte sich inzwischen rumgesprochen haben, dass man vor allem mit Loben erzieht und nicht mit Strafen. Egal, ob man Kinder, Hunde oder Pferde erzieht.
- reGnauLv 7vor 8 Jahren
Die Grenze von seelischer Misshandlung fängt für mich da an, wo von mir gefordert wird, einen Job anzunehmen, in welchem ich rund um die Uhr schuften muss ohne Ende, nur um dann mit 400,-€ im Monat nach Hause zu gehen und mir trotz allem noch nicht mal die Miete leisten zu können. Da fängt für mich persönlich seelische Misshandlung an, ohne dass ich jetzt mal an das zurück denke, was ich in meiner Jugend von allen Seiten mitmachen musste. Das kam defintiv von ALLEN Seiten. Selbst wenn es keinen was anging. Und das ist einfach bloss widerlich.
"Dieses oder jenes darfst Du nicht essen" Ich bin Diabetikerin, aber war als kleines Kind meiner eigenen Auffassung nach sehr häufig unterzuckert. Mir hats gestunken und ich hab mich definitiv nicht dran gehalten und ich bin inzwischen bei solchen Aktionen definitiv ein echter Widerständler inzwischen und ich sehe auch nicht ein, warum ich den anderen immer nachgeben soll. Tut mir leid.
Entweder ein anständig bezahlter Job mit geregelten Arbeitszeiten und ner ordentlichen Bezahlung kommt her, ich hab nämlich nicht 40 Jahre lang geackert und geschuftet, um das Wissen aufzubauen, oder aber eben die Leute müssen sich eben drauf einstellen, dass die Arbeit eben liegenbleibt.