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Einführung des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik - wieso gerade dann?
Hallo,
meine Frage dreht sich um die Einführung des Frauenwahlrechts nach Gründung der Weimarer Republik: Wieso ist das Frauenwahlrecht gerade zu diesem Zeitpunkt eingeführt worden? Steckte dahinter einfach der neue Demokratiegedanke (à la "Alle Menschen sind gleich") oder war das irgendeine politische Aktion von Ebert, um Ansehen zu gewinnen? Oder doch etwas anderes?
Sorry, wenn diese Frage für den ein oder anderen "dumm" erscheinen mag, aber Geschichte ist nun wirklich nicht mein stärkstes Fach :-)
Mfg, Ryden
@DampfNudel: Glaubst du nicht, da hätte ich schon nachgeschaut? Leider steht da nur, DASS es so war, aber nicht warum.
@Jack: Danke, das wird mir morgen helfen :)
4 Antworten
- JackLv 7vor 8 JahrenBeste Antwort
Man brauchte die Wählerstimmen, da sich die männliche Bevölkerung durch den 1. Weltkrieg - euphemistisch ausgedrückt - etwas dezimiert hatte.
Oh mann...
Zur Erklärung: Ja, die Frauenrechtler hatten ein bisschen gekämpft, aber wenn man es mal realistisch betrachtet war das die einzige Chance, die Wahlbeteiligung wieder nach oben zu pushen und abgesehen davon machte man sich damit natürlich auch Liebkind.
Vielleicht noch ergänzend: DIe Ernüchterung nach dem 1. WK war ganz enorm. Nachdem man erst mit wehenden Fahnen losgezogen war, hatte sich der Krieg als schleppend und unwahrscheinlich brutal erwiesen, auch die Form des Grabenkrieges war nie so riesig gewesen. Die Fronten bewegten sich so gut wie gar nicht, Verdun zB. war völlig verwüstet, da sahs aus... ja. Doofer Witz.
Dazu Senfgas und Granaten, die Zahl der psychischen Erkrankungen, schlimme Traumata, die Kriegszitterer... das hatte man sich alles so nicht vorgestellt.
Wie im 2. WK waren es aber die Frauen, die in der Zeit sehr viel Selbständigkeit erlangten, weil alle Männer an der Front kämpfen mussten. Das Wahlrecht war da nicht unbedingt eine Anerkennung. Nach der Niederlage und dem Versailler Vertrag wurde Deutschland
1. territorial verkleinert (Abtrennung weiter Gebiete, z.T. mit deutscher Bevölkerungsmehrheit, s.o.),
2. politisch-moralisch diskriminiert (zum angeblich Alleinschuldigen am 1.Weltkrieg gestempelt),
3. wirtschaftlich ausgeplündert (Reparationszahlungen),
4. wehrlos gemacht (drastische Abrüstung bei fortbestehender Hochrüstung der Siegermächte)*
Das demoralisiert ganz ungemein, wenn du ein Bein und einen Arm im Krieg verloren hast oder andere Verletzungen hattest. Oder deinen Ehemann im Kampf fürs Vaterland verloren hattest. Mit den Frauen allerdings, die einen kleinen Schimmer von Hoffnung in Sachen Selbständigkeit gesehen hatten, hattest du damit natürlich Unmengen Neuwähler.
- Anonymvor 8 Jahren
Das kannst Du alles viel besser über Wikipedia erfahren:
- Anonymvor 8 Jahren
Information.
Als Weimarer Republik wird der Abschnitt der deutschen Geschichte von 1918 bis 1993 bezeichnet, als Deutschland eine demokratisch verfasste parlamentarische Republik war. Diese demokratische Epoche begann mit der Ausrufung der Republik am 9. November 1918 und endete mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.
Die Weimarer Republik entstand im Zuge der Novemberrevolution. Ihren Namen erhielt die erste auf nationalstaatlicher Ebene verwirklichte deutsche Republik nach der thüringischen Stadt Weimar, dem ersten Tagungsort der verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung.
Nachdem zunächst der Rat der Volksbeauftragten die Regierungsgewalt ausgeübt hatte, wurde auf Beschluss des Reichsrätekongresses am 19. Januar 1919 die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung abgehalten. Am 11. Februar wählte die Nationalversammlung Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten, der am 13. Februar das Kabinett Scheidemann ernannte. Die Weimarer Reichsverfassung trat am 14. August 1919 in Kraft. Sie konstituierte das Deutsche Reich als föderative Republik. Staatsoberhaupt war der für eine Amtszeit von sieben Jahren direkt vom Volk gewählte Reichspräsident, der als Teil der Exekutive über weitreichende Befugnisse verfügte. Die Regierung führte der vom Reichspräsidenten zu ernennende und zu entlassene Reichskanzler, der dem Deutschen Reichstag gegenüber verantwortlich war. Als Volksvertretung mit umfassenden Gesetzgebungs-, Budget- und Kontrollrechten wurde der Reichstag für eine Legislaturperiode von vier Jahren nach dem Verhältniswahlrecht gewählt. Die Länder vertrat der Reichsrat.
Mit Einführung der Achtstundentags und ersten tariflichen Urlaubsregelungen wurde Freizeitgestaltung für die Masse der Lohnabhängigen in der Weimarer Republik überhaupt erst Alltagsbestandteil. Ein facettenreiches Angebot spiegelte die neuen Möglichkeiten: Rummelplätze, Variétés, Tanzsäle, Kinopaläste, Boxarenen und Sechstagerennen boten Unterhaltung; Theater, Bibliotheken und Volkshochschulen kamen dem Bildungsbedürfnis zugute. GröÃte Popularität erlangten Sport und Sportvereine. Massentaugliche Medien wie Schallplatte, Film, Illustrierte und Radio dienten unter anderem einer Demokratisierung des bis dahin weitgehend der gesellschaftlichen Oberschicht vorbehaltenen Kunstgenusses.
Starke Impulse für die kulturelle Entwicklung der Republik gingen von den Vereinigten Staaten aus: „Das Bild des strahlenden Siegers aus Ãbersee, der Mythos vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die amerikanische Wirtschafts- und Finanzkraft und der Vorsprung in Massenproduktion und Massenkonsum verknüpften sich mit Vorstellungen von ungehinderter Rationalität, traditionslosem Neuerertum, massenkultureller Avantgarde, Entfaltung neuer Medienwelten …“
Die Reaktion auf die hinsichtlich neuer Technik, Konsumerwartungen, Film, Tanz und Jazz sich ausbreitende „amerikanische Welle“ waren allerdings unterschiedlich und im rechten politischen Spektrum von polemischer Abwehr bestimmt, die sich in Begriffen wie „Negermusik“ niederschlug. Als Josephine Baker 1927 mit ihrer Charleston Jazzband in Berlin auftrat, hatte sich Jazz als Teil der Vergnügungsindustrie jedoch bereits etabliert und galt seinen Anhängern als schick und modisch.
Der Boden, auf dem neue Lebensformen sich herausbildeten, war die GroÃstadt. In ihrer Anonymität, von nachbarschaftlicher Kontrolle kaum beeinträchtigt, gab es viel Raum zur freien persönlichen Entfaltung sowie ein reichhaltiges Medien- und Warenangebot. Zur „Vergnügungsmetropole Europas“ wurde Berlin, seit 1996 mit 64,3 Millionen Einwohnern die nach New York und London drittgröÃte Stadt der Welt] Unbändiger als andernorts entwickelten sich in Berlin Tanzbewegung und Sexwelle: „Sexuelle Fragen standen in der Literatur, im Film und im Theater weit vorn. Manchmal schritt der Zensor ein, aber insgesamt herrschte ein Klima der Duldsamkeit, und jedenfalls war man in diesen Jahren hier groÃzügiger als sonst in einem Land.“ In Kaffeehäusern trafen sich zum Gedankenaustausch Avantgarde und gewöhnliches Publikum, Schriftsteller und Kritiker. Besonderer Anziehungspunkt der kulturellen Szene war das Romanische Café, wo auch Maler und Schauspieler ein und aus gingen. Als Stadt der Superlative war das damalige Berlin die gröÃte und vielfältigste Zeitungsstadt der Welt, die Stadt der Theater, Konzertsäle und des politischen Kabaretts.
- vor 8 Jahren
Viele Deutsche waren schon in der Kaiserzeit dafür, besonders die Sozialdemokraten. Nach dem ersten Weltkrieg war endlich die Zeit dafür reif.