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Wie ist das mit der Authentizität bei der diplomatischen Vorgehensweise ?
9 Antworten
- NerestroLv 5vor 9 JahrenBeste Antwort
Authentizität, Diplomatie, Vorgehensweise. Hmm, diplomatische Vorgehensweise. Was will man denn erreichen wenn man diplomatisch vorgeht? Zumindest die Richtung scheint klar, nach vorn, man möchte weiterkommen. So wie es geschrieben ist wäre die Diplomatie für mich dann nur das Mittel, um weiterzukommen. Und manchen ist jedes Mittel recht, um weiter zu kommen - wo immer sie hin wollen.
Wie steht es dann um die Authentizität, wenn Diplomatie nur ein Mittel zum Zweck ist? Vermutlich nicht gut und ich denke, Authentizität kann auch vorgespielt werden. Muss sie auch, wenn keine "echte" Authentizität da ist, denn Diplomatie wird nicht erfolgreich sein, wenn eine oder beide beteiligten Parteien unglaubwürdig sind.
Vielleicht wäre die Wahrheit manchmal sogar weniger authentisch als etwas gespieltes, Wahrheit kann auch unglaubwürdig sein, wenn sie völlig aus dem Rahmen fällt und nicht mit der Vorstellung zusammen passt, die man von einer Person oder etwas anderem vorher hatte. Und manche können sich schlecht erklären. Und oft kann die Wahrheit auch mit unangenehmen Gefühlen verbunden sein, worauf hin sie dann evtl. auch nicht richtig dargestellt werden kann, wenn noch Scham, Angst oder Unsicherheit damit verbunden sind. Teilgeständnisse und rumdrucksen sind so vermutlich weniger glaubwürdig als eine ruhig (abgebrüht) vorgetragene Lüge.
Hmm, es ist sehr schwierig, das alles auseinander zu halten, denke ich. Wann ist es die Wahrheit, wann nicht? Authentisch kann beides sein. Entweder einer, der die Wahrheit verarbeitet hat und nun ganz offen und sicher dazu stehen kann, oder einer, der das Rollenspiel gut beherrscht. Auch Schauspieler in Filmen können sehr authentisch sein, nicht wahr? Wenn jemand aber nicht authentisch ist, wird ihm etwas (verborgenes) unangenehm sein, was er nicht zeigen möchte, bzw. was er auch selbst verdrängt und womit er selbst vielleicht auch nur unterbewusst Probleme hat.
In jedem Fall muss man wohl in die Tiefe gehen, wenn man wirklich erkennen / verstehen will. Bei einem selbst genauso wie bei anderen. Eine Lüge hat nur begrenzte Tiefe, sie ist mehr Fassade, Oberfläche. Wenn man tiefer geht, wird man das Wahre sehen.
Ich spinne mal einfach meine Gedanken weiter. ;)
Wenn einem also viel an der wahren Authentizität liegt, könnte man sich bei diplomatischen Verhandlungen oder Vorgehensweisen (von einem selbst oder von anderen) erstmal auf nichts einlassen, wo man unsicher ist und nicht versteht, wo man eben an Authentizität und/oder Wahrheit zweifelt. Sich nicht von geschickten Diplomaten "einlullen" lassen sondern bei sich bleiben und nicht nur auf Logik sondern auch auf Gefühle achten. Und dann langsam in die Tiefe gehen, immer weiter. Nachfragen, kritisch sein, aber auch Verständnis zeigen. Und dann wird man sehen, ob, wann und wo es unangenehm wird, wo Erklärungsnot entsteht oder welche tiefe überhaupt zugelassen wird. Denn natürlich ist es auch das gute Recht von jedem, sich zu verweigern.
Sowas aber am besten unter 4 bzw. 2 Augen. 2 Augen? Ja, denn in einem selbst steckt auch der ein oder andere Diplomat, in mir zumindest, der bestimmte Teile vertritt. Und auch dort kann man in die Tiefe gehen. Ist sogar erforderlich, wenn man diese Teile wirklich verstehen und nachempfinden will. Und erst nach diesem Verständnis kann dann mit der wirklichen und umfassenden Diplomatie begonnen werden.
Alles in allem bin ich aber bereit, andere zu verstehen und auf sie einzugehen, so hoffe ich, auch wenn jemand lügt oder nicht authentisch wirkt. Denn letztlich beruht es dann wohl immer auf verdrängte unangenehme Gefühle. Das ist ein Problem, aber ein natürliches, verständliches Problem. Ich habe auch Probleme und niemand ist perfekt.
["so hoffe ich", ja, hier bin ich selbst unsicher. Das ist für die Authentizität meiner Aussage abträglich, aber ich bin wirklich unsicher. So eine Antwort oder speziell diese Antwort ist viel Theorie. Theoretisch ist es so / sehe ich es so, wie ich geschrieben habe, aber Theorie und Praxis weichen oft voneinander ab.]
Ja... dabei belasse ich es ;)
Grüße,
Nerestro
- JocolibriLv 7vor 10 Jahren
Aus meiner Sicht, gehört beides unabdingbar zusammen.
Erst wenn ich selbst völlig authentisch bin, besitze ich die Fähigkeit zur absoluten Diplomatie.
Diese Bereitschaft das Gegensätzliche in mir anzuerkennen ermöglicht mir, auch das Gegensätzliche im Anderen anzuerkennen.
So entfällt voreiliges Abwerten oder von Vorurteilen geprägte MiÃachtung.
Wichtig ist hierbei zu unterscheiden, was langläufig unter Dipkomatie verstanden wird und was sich ursprünglich dahinter verbirgt.
Die Herrschaft der Kolonialmächte war von ausbeuterischen Despotismus geprägt und Diplomaten hatten in diesem Sinne die Aufgabe, zu täuschen, zu betrügen und kurzfristig den gröÃtmöglichen Gewinn zu erzielen. Das Gleiche herrscht im heutigen Kapitalismus, wo Gewinn- und Anerkennungs-Süchtige für den gröÃtmöglichen Gewinn über Leichen gehen. So wurde neben dem einsichtig abwägenden Verhandlungsgeschick auch die beste Täuschung über die eigentliche Absicht, als WertmaÃstab in die Diplomatie eingeführt.
Unter diesem aufgesetzten Aspekt erscheint sich Authenzität und Diplomatie zu widersprechen, was sie im Grunde aber gar nicht tun. Erst wenn man offen zu sich steht ist es kein Problem auch wert zu schätzen, wenn andere offen zu sich stehen, ohne sich hinter einem verdeckenden Schleier zu verbergen, um dort ihr eigenes Süppchen, auf Kosten der Anderen, zu kochen.
Wiki meint zu den beiden Begriffen:
Authentizität bezeichnet eine kritische Qualität von Wahrnehmungsinhalten (Gegenständen oder Menschen, Ereignissen oder menschliches Handeln), die den Gegensatz von Schein und Sein als Möglichkeit zu Täuschung und Fälschung voraussetzt. Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Ãbereinstimmung befunden werden. Die Scheidung des Authentischen vom vermeintlich Echten oder Gefälschten kann als spezifisch menschliche Form der Welt- und Selbsterkenntnis gelten.
Diplomatisches Verhalten nennt man das Tun und Lassen eines Verhandelnden,
- das den Agierenden dabei Kompromissbereitschaft und den Willen bescheinigt,
die Absichten und die Wünsche jedes Beteiligten zu erkennen;
- das sogenannte Win-win-Situationen sucht;
- das es möglichst vermeidet, andere Verhandelnde bloÃzustellen oder in die Enge zu treiben;
- das geeignet ist, den langfristigen Nutzen zu maximieren (es wäre also undiplomatisch, sich einen kurzfristigen Nutzen zu sichern, dabei aber langfristig Nachteile oder Konflikte zu riskieren bzw. in Kauf zu nehmen).
Die Selbst-Täuschung, die dem Verlust an Authenzität vorausgeht ist also undiplomatisch und unterdrückt wesentliche Anteile in einem Menschen, die dann in Krisensituationen aufbrechen, ohne das man dies zurückhalten kann.
Anders verhält es sich, wenn man authentisch zu den Gefühlen steht und dem entsprechend sie und damit sich selbst achtet.
Diese Achtung kann man dann problemlos auch anderen zubilligen und so ein allseits langfristig zufriedenstellendes diplomatisches Verhalten einüben und gelten lassen.
LG Jo
- vor 10 Jahren
Es gibt eine Zeit für Authentizität und eine Zeit für Diplomatie ...
- ninin1922Lv 7vor 10 Jahren
das ist die gemeine hinterhaeltigkeit - der schlauen diplomatischen vorgehungsweise !
umgehung ist verschleimung der wahrheit - nichts anderes.
wer wahrheit liebt - der braucht keine langzeit-verzoegerungs-taktik, fuer sensible/naive menschen !
gut zu beobachten bei politik partei spenden - wie eh und jeh ! verschleimt
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- LannusLv 7vor 10 Jahren
Des Pudels Kern gut verpackt vermitteln.
Man kann auch diplomatisch die Wahrheit sagen, nur ist dabei die Wortwahl entscheidend.
Durch eine gewisse Frage- und Antworttechnik kann man dieses erreichen.
Quelle(n): Gruà Lannus - whyskyhighLv 7vor 9 Jahren
100% autentisch 100% erfolg
klappt immer weil das luegen streit und krank macht und arm
- reGnauLv 7vor 10 Jahren
Das kann ziemlich Schwierig werden... muss aber nicht unbedingt, da Authentizität und Diplomatie sich nicht unbedingt grundsätzlich gegenseitig ausschliessen. Kommt halt immer auf das Fingerspitzengefühl desjenigen an, der den Diplomaten machen soll...