"Fremdschämen", passiert euch das häufig...?

Ja das passiert mir ab und zu. Hat nichts damit zu tun, dass ich für die andere Person verantwortlich wäre, und der logische Teil meines Gehirns weiß das auch.

Trotzdem ist es manchmal auch körperlich so stark, dass es fast schmerzt.

Zum Beispiel wenn neurotische Eltern glauben, im Supermarkt ihre Kinder vor Publikum laut erziehen zu müssen, und das Ganze in peinlichstem Deutsch und mit sinnentleertem Inhalt und von ihrer eigenen Wichtigkeit überzeugt. Und wenn die Kleinen dann zu heulen anfangen.

Oder wenn Managertypen in den Öffis laut telefonieren. Generell lautes Telefonieren.

Oder wenn Leute, von denen keine Gegenwehr erwartet wird, vor einer Gruppe auf so Sachen wie körperliche Fehler hingewiesen werden. Das ist schlechte Kinderstube und fehlende Diplomatie und hat absolut nichts mit "wenigstens bin ich ehrlich" zu tun.

Wenn mein bester Freund wieder mal aus rastet in der Öffentlichkeit. Dann schäme ich mich aber er nicht.

Ja, das kenne ich. Wenn ich mit meiner Klasse unterwegs bin und die ein paar Jungs sich dumm verhalten, schäme ich mich dafür, weil ich ja auch zu dieser Klasse gehöre.

Ja, häufig. Die erste Situation, die mir dazu einfällt, ist der Hang zum Pathos, den einige Menschen pflegen. Die also mit unnötig großen Worten um sich werfen.

Konkret kann ich mich auch wunderbar für Kollegen fremdschämen, die in Raststätten großmäulig herumlärmen und die Kellnerinnen anbaggern (und auch noch glauben, erfolgreich damit zu sein.) Experte auf diesem Gebiet war mal "Wolle". "Wolle" war eine zufällige Autohofbegegnung, einer von denen, die in kürzester Zeit ihr ganzes Leben erzählt haben, ohne sich abschütteln zu lassen. Ich bin in diesem Punkt relativ tapfer und wahrscheinlich viel zu höflich, es wäre manchmal besser, ihnen die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

"Wolle" jedenfalls trottete mir in die Raststätte nach und berichtete mir alle Abenteuer, die er jemals erlebte, nicht wenige für jemanden der nie aus Deutschland herauskam. Er war derjenige, der mit dem LKW bereits den Eiffelturm unterquerte (wo es nicht einmal eine Straße gibt) und ein Elch sprang in Schweden selbstverständlich herbei, ihm die Front- und die Seitenscheibe abzuschlecken. (Ich habe fast sechs Jahre gebraucht, um mal einen schemenhaft in der Abenddämmerung zu sehen)

Die Kellnerin, eine auffallend Hübsche, bediente uns und ich will nicht bestreiten, dass ich auch einmal mehr hingesehen habe. Dann aber verkündete "Wolle" dass sie ein Auge auf mich geworfen hätte, und ich wäre vor Scham am liebsten unter den Tisch gerutscht. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Wir bezahlten und die Kellnerin warf mir k e i n e heißen Blicke zu, verließen die Raststätte und gingen zu unseren Autos. Eine Kellnerin (nicht dieselbe) rief hinter uns her, weil "Wolle" (der im Grunde wirklich eine frappierende Ähnlichkeit mit dem gleichnamigen Schlagersänger hatte) etwas vergessen hatte, was er sich zuvor im Truckershop gekauft hatte, irgendein vollkommen unnötiges Truckerspielzeug mit ein paar blinkenden Lämpchen. "Wolle" erklärte mir daraufhin, dass er das bewusst liegengelassen hätte, es wäre ein Test gewesen, den die Kellnerin (die natürlich ein Auge auf ihn geworfen hatte) bestanden hätte, das wäre der Beweis, dass sie sich für ihn interessieren würde. Ich kannte den Begriff "Fremdschämen" damals noch nicht, das ist über zehn Jahre her, doch die Erfahrung war prägend. Ich habe mich für "Wolle" in Grund und Boden geschämt.

@Grau Rot, oh ja, diese Leute tun einem auch immer furchtbar weh, die kenne ich auch!

Na ja, ob man sich wirklich fremdschämen kann, ich weiß nicht. Allerdings wurde ich heut abend schon rot vor Scham, als ich sah, wie ein Nachbar einem anderen das Holz klaute, daß sich der andere grad mit Müh und Not zurechtgesägt hatte. Für sowas ist das Wort wahrscheinlich erfunden worden.

Hallo,

wenn ich Freundinnen habe, die plötzlich aus dem Rahmen fallen, nur weil ein gut aussehender Mann in meiner Begleitung ist und sie mit allen billigen Mitteln versuchen, ihn sexuell für sich zu begeistern. Dann schäme ich mich für sie und sehe zu, dass ich meinen Umgang sortiere.

Wenn ich in einer Gesellschaft bin und meine Begleitung ein Thema nicht verstanden hat und daraus ein völlig Unverständliches macht.

Wenn sich in meiner Anwesenheit ein Mensch völlig betrinkt und dann noch irgendwelche alten Witze erzählt, über die man eventuell vor 50 Jahren gelacht hat.

Wenn Menschen meinen, sie müssten öffentlich andere diskriminieren, wegen irgendwelcher körperlicher Fehler.

Da gibt es so viel zu berichten, wobei ich sage, ich schäme mich automatisch, weil ich in deren Gesellschaft bin, oder sein muss.

Beim täglichen Durchzappen des Fernsehprogramms der Privaten kommt bei mir gewaltig Fremdscham auf. Man glaubt es nicht, für welchen Schrott an 'Scripted Reality'-Formaten sich die Leute hergeben.

nein

NEIN

weil ich für die ANDEREN in meinem Inneren NICHT verantwortlich bin !!!

Das ist normal

Aber die Deutschen denken sie sind für die anderen persönlich verantwortlich!!!

Darum Diskriminierung, Mobbing, Einmischung, usw, !!!

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nein - kenne ich nicht noch wuerde ich es tun - fuer die masse schon gar nicht

Für die Einfältigkeit einiger Mitmenschen schäme ich mich manchmal, weil sie trotz Erklärungen nichts verstehen wollen. Da sie realitätsfremd dem Leben trotzen.