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Kann es überhaupt Gerechtigkeit geben?

Wenn ein Schiedsrichter eine Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen trifft, dann handelt er subjektiv gerecht. Es kann im Nachhienein aber auch eine Fehlentscheidung gewesen sein bzw. war er perspektivisch gar nicht in der Lage, die Situation besser einzuschätzen.

Oder aber ich biete uneigennützig einer Person Hilfe an, alle anderen Personen, denen keine Hilfe zuteil wurde können sich dadurch benachteiligt fühlen. Bin ich insgesamt zu niemanden hilfsbereit, dann ist es auch nicht gerecht, weil mir auch jemand Hilfe angeboten haben könnte. Klar, jeder könnte jedem helfen, doch kommt dabei immer wer zu kurz - also keine Gerechtigkeit möglich?

Ähnliches läßt sich auf alle Lebenslagen übertragen, auch z.B. im Bereich Politik.

14 Antworten

Bewertung
  • vor 10 Jahren
    Beste Antwort

    Deine Frage geht von der Prämisse aus, dass es objektive Gerechtigkeit gibt.

    Dass also "Gerechtigkeit" subjekt-unabhängig existiert.

    Wenn dem so ist, gibt es eine objektive Gerechtigkeit, die z. B. durch einen Gott, durch in der Zukunft existierende Wesen o.��. erkannt werden kann, aber selbst dann existierte, wenn es kein Wesen gäbe, dass sie mit Sicherheit erkennen und anwenden kann.

    Eine andere Frage ist, ob eine konkrete Entscheidung dieser objektiven Gerechtigkeit entspricht.

    Deine Beispiele veranschaulichen eher das Problem, dass die objektive Gerechtigkeit durch das subjektive Handeln von Individuen nicht immer hergestellt wird. Man denke dabei auch an den Richter, der aufgrund der vorliegenden Fakten entscheiden muss, sich dabei aber nicht sicher sein kann, ob er tatsächlich ein gerechtes Urteil gefällt hat.

    Allerdings geht durch Deine Akzentuierung ein m. E. wesentlicher Punkt verloren: Die unbestreitbare Tatsache, dass aufgrund subjektiver Irrtümer der objektiven Gerechtigkeit manchmal nicht zur Geltung verholfen wird, bedeutet noch lange nicht, dass die objektive und tatsächliche Gerechtigkeit immer oder mehrheitlich verfehlt wird. Nur hinterfragt man das weit seltener als die spektakulären Fälle, in denen der scheinbaren (und vielleicht auch tatsächlichen) Gerechtigkeit nicht entsprochen wird, z. B. wenn ein offensichtlich schuldiger Angeklagter aufgrund von Verfahrensfehlern freigesprochen wird.

    Überlegenswert finde ich auch das Problem, dass es einerseits die übergeordnete absolute Gerechtigkeit gibt (oder auch nicht), andererseits die kontextabhängige oder monothematische Gerechtigkeit. Konkret: Zwei Männer überfallen ein Opfer und verletzen es schwer. Der erste Mann wird zu sagen wir 10h gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Was soll mit dem 2. Mann geschehen? Auf der Ebene der Täter- und Strafgleichheit müsste er ebenfalls zu 10h gemeinnütziger Arbeit verurteilt werden. Auf der Täter-Opfer-Ebene wäre es kaum verständlich, wenn er für diese Tat mit einer so geringen Strafe belangt wird.

    In der Politik hat es viele Überlegungen und Theorien gegeben, wie Gerechtigkeit als anerkanntes und notwendiges Gut akzeptabler Politik umgesetzt werden kann, aus welchen Gründen es z. B. gerechtfertigt ist, den Einen gegenüber den Anderen Privilegien zukommen zulassen, s. die Gerechtigkeitstheorie von Rawls.

    Abschließend: Die von Dir angesprochene Hilfeleistung kann man nicht nur unter Gerechtigkeitsaspekten sehen, das verkennt den Grundsatz der Hilfe und der Gerechtigkeit. Wenn ich einem Obdachlosen Geld gebe, dann nicht unbedingt aus Gerechtigkeitserwägungen. Nicht alles, was richtig ist, folgt Gerechtigkeitsprinzipien, z. B. die Bevorzugung des Ehepartners, der eigenen Kinder etc. Nach einigen ethischen Theorien ist Gerechtigkeit eine Pflicht. Die von Dir angesprochene Hilfsbereitschaft kann jedoch supererogatorisch sein, also außer- bzw. überhalb der Pflichten liegen.

  • Anonym
    vor 10 Jahren

    streng philosophisch ist entweder alles gerecht, oder eben alles ungerecht.

  • vor 10 Jahren

    Wenn Jeder Jeden so behandelt,wie er selber behandelt werden möchte-dann entsteht Gerechtigkeit

  • Lannus
    Lv 7
    vor 10 Jahren

    So wie du es beschreibst wäre wirklich kaum möglich - wenn du den unmittelbaren Moment als Anhaltspunkt nimmst.

    Aber über einen Zeitraum "X" wäre es eher denkbar - darum auch der Spruch " ausgleichende Gerechtigkeit".

    Du kannst nur den einen oder zusammenhängenden Fall als solchen in eine Gerechtigkeit ummünzen, weil in der Breite und Masse sind zu viel verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, was unmittelbar anteilig aber komplett nicht möglich wäre.

    Das Leben ist wie ein Spiel - es gibt immer nur einen Gewinner für den Moment - morgen oder danach könnte es wieder anders sein.

    Quelle(n): Gruß Lannus
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  • vor 10 Jahren

    gerechtigkeit ist im grunde nur ein fantasie-gebilde, dass der rechtfertigung von handlungen gilt.

    es gibt eben immer verschiedene perspektiven, wodurch nichts absolut gerecht sein kann.

    man kann/sollte den begriff eigentlich nur mit nennung der perspetive verwenden.

    zb. "aus sicht von xy ist das gerecht" oder "der vorherschenden meinung nach ist dies gerecht"

  • vor 10 Jahren

    Ich denke diese Frage hängt ganz stark von der Komplexität der Situation ab.

    Grundsätzlich sage ich mal ja:

    Eine Mutter, die einen Kuchen je exakt zur Hälfte an ihre beiden Zwillinge aufteilt, die beide seit 4 Stunden nichts gegessen haben aufteilt, handelt - auch objektiv gesehen - gerecht.

    Denken wir uns nun eine Mutter mit 4 Kindern verschiedenen Alters und verschiedener Konstitution, von denen sich eines gerade eben den Magen vollgeschlagen hat und ein anderes den ganzen Tag noch nichts gegessen hat. Das dritte hat beim Kuchen backen mitgeholfen und ein weiteres der Kinder hat durch Unachtsamkeit in der Küche die Milch verschüttet warauf das vierte Kind beim griesgrämigen Nachbarn erfolgreich um Leihgabe der fehlenden Milch nachgefragt hat.

    Nun, es braucht nicht allzu viel Phantasie um sich eine lebhafte Diskussion unter den Kindern vorzustellen, ob eine genaue Aufteilung des Kuchens in exakte Viertel tatsächlich gerecht ist.

    Problematisch ist, das die jeweiligen Argumente kaum objektiv gewichtet und bewertet werden können, weil es dafür keine Maßeinheit gibt. Außer, man würde sich nun eine Formel ausdenken, die den jeweiligen Beschaffungsaufwand in kiloJoule in Relation zur Kuchenmasse setzt - allerdings würde ich darauf wetten das Kind 4 eine besondere Gewichtung seiner Motivation, den griesgrämigen Nachbarn anzusprechen einfordern möchte. Aber wie sollte man diese "psychische Energie" messen oder bewerten können?

    Und so ist es eben auch im sonstigen Leben.

    Gerechtigkeit ist ein hohes Ideal, das - pragmatisch und vereinfacht ausgedrückt - nach gleicher Verteilung von Ressourcen an Individuen strebt. Es ist eine hohe Leistung menschlichen Bewusstseins, denn es entsteht aus der Fähigkeit zur Reflektion und der Erkenntis, das auch andere Personen Bedürfnisse haben und der Abwägung der eigenen Bedürfnisse gegen andere. Somit ein Motor für Zivilisation und ethische Entwicklung. So herrscht heute etwa weitgehende Übereinstimmung darüber, das Sklavenhaltung "ungerecht" ist.

    Wir müssen uns aber wohl damit abfinden, das eine hundertprozentige Gerechtigkeit in den meisten Fällen aufgrund der Komplexität der Umstände und der unmöglichen Bewertbarkeit von psychologischen Faktoren nicht möglich ist.

    Sie wird also ein - allerdings dennoch erstrebenswerter - Annäherungszustand bleiben.

  • Anonym
    vor 10 Jahren

    Jedem Menschen Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann. Es gibt aber eine objektive Gerechtigkeit. Subjektive Gerechtigkeit kann nicht gerecht sein.

  • vor 10 Jahren

    es gibt zu jeder nachfrage ein angebot und umgekehrt. aber von den professionellen problemlösern und wichtigtuern (politiker, priester, ärzte und psychologen) wird diese einfache wahrheit unterschlagen, weil sie dann unnötig wären.

  • ?
    Lv 7
    vor 10 Jahren

    Meine Gerechtigkeit ist die einzig wahre - oder hast du was dagegen? Problem erkannt?

  • nerone
    Lv 7
    vor 10 Jahren

    Nein - Gerechtigkeit ist eine (schöne) Utopie - Richter und Gerichte kämpfen seit Jahrtausenden dagegen^^

  • Max
    Lv 4
    vor 10 Jahren

    nein kann es nicht !

    Das ist eine Illusion die den Menschen immer wieder ins Gehirn geplanzt wird, damit sie die Hoffnung nicht verlieren und nicht versuchen sich zu rächen.

    Umso mehr man darüber nachdenkt, umso mehr kommt man zu dem Schluss dass es Utopie ist.

    Weil Gerechtigkeit immer Subejktiv ist, und niemals Objektiv beurteilt und gemessen werden kann.

    Wir sind eben alle nur Menschen.

    LG

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