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Wie muss ich mir das vorstellen, wann man in eigenen alten Werken ganz überraschend gravierende Fehler findet?

Ich bitte vorab um Entschuldigung, wenn ich nun auch noch mit einer Guttenberg-Frage komme, man möchte ja meinen, dass irgendwann alles gesagt und jeder Witz gespottet wurde. Man möchte es meinen, wenn er selbst nicht immer noch einen draufsetzen würde. So habe ich heute bei der Nachricht, er bäte die Uni Bayreuth um Rücknahme seines Doktortitels mit einiger Verblüffung die Begründung gehört. Er meinte, nach erneutem Durchlesen seiner Arbeit wären ihm selbst gravierende Mängel aufgefallen. Wie muss ich mir das vorstellen, sitzt man da mit seiner Baronin gemütlich beim Kaminfeuer auf dem heimatlichen Schloss und schmökert ein wenig in seinen alten Werken? Plötzlich fällt man auch allen Wolken, „Huch! Da hab ich ja abgeschrieben! Wieso sagt mir das denn keiner?”?

Zumindest ist diese Begründung....originell. Oder doch nicht? Gibt es einen Leitfaden überzeugender Ausreden, dem er diese Begründung entnehmen konnte?

21 Antworten

Bewertung
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Wieder mal ne eigentlich Uralte Masche, die nur ins Licht der Aufmerksamkeit rückt, weil es einen Medientrend gibt:

    Um das zu verstehen, beobachte man am besten Fahkartenkontrolleure und hört sich an, was Leute so alles von sich geben, wenn sie erwischt werden. Da sind ne Menge pfiffige, talentierte oder einfach plumpe Versuche dabei, sich trotzdem aus der Nummer herauszureden, oder gar die U-Bahn/Bus/Straßenbahn zu verlassen. Ganz nach dem Motto: "Netter Versuch, kostet trotzdem 40 Euro."

    In Tschechien/Schweiz/Österreich z.B. gibt es seit JAHREN eine blühende Branche von Doktorarbeits Ghostwritern, die für den deutschprachigen Raum entsprechendes Entgeld gewissen Herren in Vorständen, Gewerkschaften, Parteien den sogenannten akademischen Schliff zu verleihen. Sieht halt besser aus auf Visitenkarte oder Werbeplakat. Wenn man die Kommerzialisierung des Bildungswesen und dem gleichzeitigen Bestreben einer Elitenbildung zuschaut, ist es auch nicht verwunderlich, daß man nur noch Geld und kein Gehirn haben muß um "erfolgreich" zu wirken. Ich hab schon "versnobte Tussi's mit dem Hirn einer Artischocke" (verzeihung) an macher Uni erlebt, die Jura "studiert" haben (natürlich gesponsert von "Eliteeltern") ohne zu wissen was ein Staatsexamen ist, und das Ganze als Heiratsbörse nutzen, um "Papa's reichen Kanzlei Nachfolger" zu erwischen..da verwundert mich DAS überhaupt nicht mehr.

    Aber im Zeiten des Internets und Copy&Paste Kultur geht das Ganze halt NOCH einfacher. Google einfach mal "Doktorarbeit ghostwriter" und es werden dir ne Menge Firmen und Seiten ausgespuckt, bei der sich mir die Nackenhaare aufstellen. Da kostet eine Diplomarbeit so zwischen 5.000 und 20.000 Euro, je nach Komplexität des Fachbereichs und Länge.

    Dann kommt es auch zu so seltsamen Paradoxen Prozessen wie diesem hier: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/prozess-um-...

    Selbst Lehrer kämpfen seit JAHREN mit dem Problem bei Hausarbeiten/Referaten/etc....

    Jetzt wird ein Politiker erwischt und hat auch noch Mittel vom Bundestag benutzt. Klingt für mich nicht wirklich Neu. Und dieser "Politiker" wieselt sich auch noch mit abgstuften Ausreden drumherum, je mehr ans Licht kommt? Die haben ALLE Heerscharen von PR und IMAGEBERATERN für jede polittaktische Aktion, wer wäre da nicht irgendwann abgestumpft ohne den Unterschied zu Ghostwritern zu merken?

    Wer ist da immernoch so naiv überrascht zu sein?

    Man kann dem Ganzen natürlich noch den Verdacht eines initiierten Wahlkampfstempels drankleben, aber das klappt auch IMMER...sieht für mich aus wie der ganz normale Wahnsinn im Medienzirkus. Warten wir 2 Wochen, dann gibt es bestimmt wieder ne neue Tierseuche, Sarrazin-prediger oder 5 Cent Diskussion bei Hartz4.

    Quelle(n): Logenplatz bei den Muppets
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Gestern abend kam raus, dass er unter anderem vom wissenschaftlichen Dienst der Bundesregierung Arbeiten erstellen ließ und diese wörtlich(!) in die Dissertation übernommen hat. Das kann man sich inzwischen auch auszugsweise durchlesen. Wenn er mit dem Erstellen der Arbeit wirklich beschäftigt war, dann war ihm auch zu jedem Zeitpunkt klar, auf welchem Pulverfass er sitzt. M.E. sitzt da ein frustrierter Ghostwriter dahinter, der keine Böcke hatte, großartig um zu formulieren, schließlich ist es ja nicht sein Kopf, der rollt, wenn es raus kommt. Zum Glück hat er nicht 3 Maultaschen gestohlen, dann wäre seine Karriere schlagartig beendet.

    Scharping war damals einfach nur lächerlich und peinlich. Aber mit Gutti hat Deutschland seinen Berlusconi gefunden.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Der Verlust jeglichen Realitätssinns realtiviert die

    Empfindung für das eigene Fehlverhalten ungemein!

    So geschehen bei "unserem" adeligen Kriegsminister mit Doktortitel!

    ...und die Schuld tragen jetzt sowohl sein Doktorvater als auch die

    Korrektoren "seiner" Doktorarbeit. Er bleibt dem Guttenbergprinzip

    treu und opfert andere für sein Fehlverhalten!

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich kenne zwar keinen Leitfaden für solche Ausreden, aber mir kommt es so vor, als ob der Freiherr sein "eigenes" Werk vorher noch nie gelesen hat!

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  • vor 1 Jahrzehnt

    Wenn man auf 271 Seiten von 450 Seiten Plagiate findet ,kann man da überhaupt von einem eigenen Werk sprechen ?

  • Lola
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt

    Empörend finde ich ja nur, daß Herr ohne Dr. G. uns für komplett verblödet hält, daß wir seine fadenscheinigen Ausreden glauben. Vor ein paar Tagen hieß es noch, die Vorwürfe wären abstrus. Ich weiß nicht, ob wir einen Verteidigungsminister haben sollten, der dermaßen unter Gedächtnisschwund leidet. Also, ich weiß heute noch, bei wem ich damals in der Grundschule alles abgeschrieben habe.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Eigentlich sollte es uns gar nicht um die Doktorwürde gehen, sondern um die Menschliche.

    Wir können uns Politiker nicht leisten, die Lug und Trug salonfähig machen. Es geht darum, was der Bürger aus dieser Farce für sich herauszieht - und das wird sein, dass ja sogar unsere Staatschefs ungestraft lügen und betrügen dürfen. Warum also nicht auch mal ein bisschen schummeln. Auch unsere Kinder werden eine Lehre daraus ziehen. Nämlich, dass nicht die Leistung zählt, sondern die Show. Er selbst verhält sich ignorant und dumm, wenn er glaubt, dass er nach dieser Nummer einfach so weitermachen kann.

    Und Allen, die ihn nach diesem noch nicht einmal komplett aufgeklärten Skandal, immer noch unterstützen sei gesagt: Am Verfall der Sitten am Verfall der "deutschen Tugenden" und am Verfall der politischen und pesönlichen Moral in diesem Lande tragt ihr Mitschuld.

    Ihr bekommt die Politiker, die ihr verdient.

  • keks
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    ..man sollte berücksichtigen, dass der gute Mann doch sooo unter Stress gestanden haben mag, denn immerhin war er ja junger Familienvater. Da kann es schon mal passieren, dass etwas versäumt wird.....

    Ich denke, dass die wahre Begründung noch viel mehr seinen Ruf beschädigen könnte. Er stand wohl massiv unter dem Einfluss von Beruhigungs- und Aufputschmitteln, damit er alles bewerkstelligen konnte.

    Nur: soll der Herr Minister (s)ein Drogenproblem publik machen? Ich denke, dass er mit dem "uuuups, da ist doch glatt was übersehen worden..." ganz gut fährt :-)

    .

  • mini
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt

    Man muß das in der Abstufung sehen. Anfangs meine zu Guttenberg ja, er hätte keinerlei Fehler gemacht, er weise alle Vorwürfe von sich, und sein Doktortitel sei nicht antastbar. Später sprach er von möglicherweise entstanden Fehlern, entstanden wärend der mühevollen wissenschaftlichen Arbeit, seiner politischen Tätigkeiten und als junger Vater; da wäre sowas doch wohl zu entschuldigen! Wer würde denn nicht ..., und so weiter. Er wäre auch bereit, seinen Doktortitel für die Zeit der Untersuchung abzulegen, aber NUR bis dahin, DANN ..., und so weiter. Nun heißt es zuletzt: ... gravierende Mängel, ..., und so weiter, ... bittet um Rücknahme des Doktortitels, ..., und so weiter.

    Ich kann mir das nur so erklären, dass es ja einige Zeit dauert, eine Doktorarbeit, die in sieben Jahren entstanden sein soll, nochmal zu lesen. Man sollte den gut(t)en Mann nicht so hart ins Gericht nehmen, sonst bittet er noch um Rücknahme seiner Doktorarbeit. /KG

  • Dieses "selbst gravierende Mängel feststellen" kommt wie ein billiger Psychotrick bei mir an, dass er aktuell nun wohl eine "reifere", intelligentere Sicht auf alles hat....sozusagen mit dem Doktorarbeitschreibenden selbst ins Gericht geht, sich von diesem distanziert...dies heute nicht mehr vorkommen könnte.

    Er distanziert sich aber somit von sich selbst, seiner Vergangenheit und letztlich von seiner Verantwortung.

    Eine Steigerung könnte dabei noch sein, wenn er sich nun nachträglich kopfschüttelnd über die Uniprüfungskommision äußern würde.

    Nun denn, der Einsatz hat gelohnt, es hätte ja auf Dauer klappen können, wenn nur.....ja was denn....?

    Er hat wohl harte politische Kritiker und Gegner, wobei in diesen Kreisen wohl tunlichst jeder ganz akribisch vor der eigenen Gesinnungs - und Charaktertür fegen sollte.

    Außerdem frag ich mich, wovon dieser übertriebene Medienrummel mal wieder ablenken soll.

    Ein letzter Gedanke dazu :

    es gibt keinen Leitfaden überzeugender Ausreden, denn sie überzeugen ja nie, jedenfalls nicht die Leute, die sich näher damit befassen :).....selbst der Hinweis auf seine damalige Lebenssituation und der Versuch, um Verständnis zu heischen, ziehen nicht so ganz, denn schließlich legt er ja auch ansonsten auf seine Persönlichkeit und seine Position großen Wert und fühlt sich sicherlich so manchem 'Otto Müller' weit überlegen.

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