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wie kann klassenkampf jemals zur klassenfreien gesellschaft führen?
versteh ich nicht. sich klassenkämpferisch geben ist das eine. aber was ist der sinn davon?
5 Antworten
- doitsujin75Lv 7vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Für mich ist die klassenfreie Gesellschaft zunächst einmal Utopie. Realpolitisch wurde sie ja auch nie erreicht. Es kann allerdings dennoch von Nutzen sein dieses Ziel anzustreben, weil es einen Interessenausgleich erwirkt, der so nicht stattfinden dürfte.
Meiner Meinung nach kann man den Klassenkampf auch nicht einleiten oder verhindern. In einem System, in dem eine kleine, privilegierte, reiche Minderheit über die breite Masse entscheidet, ist der Klassenkampf ein geradezu organisch wachsendes Element, das systemimmanent ist.
Man kann sich also gar nicht dafür oder dagegen positionieren, sondern bestenfalls die Bedingungen mehr oder weniger abschwächen oder verstärken. Klassenkampf ist keine Überzeugung, die man ablegen oder annehmen kann, sondern Zustand, der aus den bestehenden Verhältnissen entsteht. Dessen kann man sich nach linker Lesart höchstens mehr oder weniger bewusst sein. Der Mond ist schließlich auch immer existent, selbst wenn man ihn bei Tage nicht sehen kann.
Mit 'System' meine ich das vorherrschende politische System. Da schließe ich auch diverse Sozialismus/Kommunismus-Versuche mit ein, die auch nie eine völlig klassenfreie Gesellschaft realisiert hatten, sondern nur Personen- und Parteidiktaturen, in denen die herrschende Klasse durch Günstlinge und Parteikader ausgetauscht wurde.
Das muss aber noch lange nicht heißen, dass nicht jede Staatsform sozialer werden kann und das Volk in stärkerem Maße berücksichtigt. Dabei wird sie sich vielleicht mal mehr, mal weniger auf dem Weg zu einer Realisierung der klassenlosen Gesellschaft befinden.
Nach meiner Einschätzung war unsere Bundesrepublik mal sozialer, und damit auf dem Weg zur Realisierung ein Stück weiter, in den letzten Jahren kann man davon aber nicht mehr wirklich reden, weil die Sozialleistungen runtergefahren wurden, inklusive solchen sozialen Errungenschaften wie Rente und Studiengebühren, und Staatseigentum zu Privateigentum gewandelt wird.
Man kann zu sozialistischen und kommunistischen Theorien und deren konkrete Ausführung streiten wie man will, der Klassenkampf ist real und nie zu leugnen gewesen.
Die große Frage ist dabei wirklich, ob eine klassenlose Gesellschaft überhaupt umzusetzen sei, ob das erstrebenswert ist, oder ob man nicht besser beraten ist, ein sehr wahrscheinlich niemals erreichbares Ideal nicht völlig über Bord zu werfen und sich an realen politischen Zielen zu orientieren.
Das ist meiner Meinung nach ein Spannungsfeld, in dem sich linke Politik allgemein heute bewegt, plus vieler anderer Spannungsfelder, wie z.B. der politischen Gestaltung innerhalb des gesetzlichen, staatlichen Rahmens gegenüber der gewaltfreien oder gar gewaltsamen 'Systemüberwindung', die wohl die extremste Form sein dürfte. Im Prinzip geht es also um all das, was den politischen Begriff 'links' auch so schwammig und undifferenziert macht. Wenn man das noch mit nationalen Interessen und Nationalchauvinismus paart, dann ist man gar wieder im rechten Spektrum angelangt.
Ganz schön kompliziert, das Ganze. Die politische Linke ist sich da auch ziemlich uneinig. Ich denke aber schon, dass man sich zumindest einig ist, dass die bestehenden Verhältnisse im Kapitalismus den Klassenkampf überhaupt erst erzeugen. Ob die Überwindung möglich und erstrebenswert ist, ist eine völlig andere Sache. Unstrittig ist aber wohl, dass es ohne einen bewussten Klassenkampf keinen Ausgleich der Interessen geben kann. Wie man den Klassenkampf nun gestaltet, von gemäßigt rechtstaatlich bis gewaltsam revolutionär, ist eben Überzeugungssache, muss aber in einem wirklich demokratischen System kulminieren. Eine Diktatur mit entsprechender Elitenbildung ist nur anfällig dafür, neue Klassen zu schaffen und die alten Eliten zu beseitigen.
Marx' Theorien zum Klassenkampf sind zunächst eine Philosophie. Da gibt es genug Quellen im Netz, auf die ich gar nicht eingehen möchte.
Die Frage nach dem 'sich klassenkämpferisch geben' macht die Sache aber gleich realpolitisch. Das sind an sich auch schon wieder zwei Paar Schuhe.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Gott sei Dank, die Menschen sind so verschieden, mit ihrem Hang zur Bequemlichkeit,
mit ihrem Willen zu Lernen.
Da erübrigt sich eine klassenfreie Gesellschaft.
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