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Warum verwechseln so viele Charakterstärke mit der Unfähigkeit, seine Meinung zu ändern...?
selbst wenn eine erdrückende Beweislast vorliegt, dass man damit falsch liegt?
Und mit Beweis meine ich logische Beweise: http://de.wikipedia.org/wiki/Beweis_%28Logik%29
und nicht etwa anekdotische ("Ich kenn jemanden, der kennt jemand, bei dem es funktioniert hat"): http://de.wikipedia.org/wiki/Anekdotische_Evidenz
Ich sag ja: "UN-fähigkeit seine Meinung zu ändern"
Ja, warum soll man auch ein Verlierer sein, wenn man seine Meinung zugunsten einer richtigeren Ansicht (das kann ja stufenweise vor sich gehen) ersetzt.
Woher kommt das, dass man, um von manchen Leuten ernst genommen zu werden, niemals irgendwo seine Meinung ändern darf? (Dass, "Fähnchen im Wind" so stark negativ belastet ist)
Ich denke hierbei besonders eben an Gruppierungen, die Wissenschaft etc. ablehnen, weil diese sich eben ständig ändert. (Erde ist Scheibe=>Erde ist Kugel/Sonne dreht sich um Erde=>Erde dreht sich um Sonne - "Entscheidet euch doch mal").
Dagegen beharren sie selbst aber immer auf ihrem Standpunkt - selbst wenn die sich wandelnde Wissenschaft ständig neue Gegenbeweise vorlegt - und sehen sich damit als überlegen an. Fruchtbare Diskussionen werden von vorneherein abgeblockt und die Wissenschaft als "Miesmacher" bezeichnet. Also Starrköpfigkeit und Charakterstärke sind für mich wirklich zwei Paar sehr verschiedene Schuhe.
8 Antworten
- ?Lv 7vor 1 Jahrzehnt
Die Fähigkeit, sein Urteil, seine Meinung zu ändern zeugt von einem starken Charakter. Niemand ist ein "Verlierer", wenn er Argumente anerkennt, die ihm bisher nicht bekannt waren.
- bimpyLv 6vor 1 Jahrzehnt
Deine Frage ist nicht neu, wurde früher im Zusammenhang der Gleichberechtigung von Frau und Mann so geäuÃert:
Wenn ein Mann seine Meinung nicht ändert, ist er charakterstark, eine Frau ist dann stur.
Zum anderen: in unserer Gesellschaft wurde die Religion zunehmend durch eine Wissenschaftsgläubigkeit ersetzt. Dabei beruhen sogenannte wissenschaftlich Erkenntnisse nur auf Statistiken. Bevor ich eine solchen Erkenntnis Glauben schenke, gucke ich mir erst die Untersuchung an. Viele sind schon im Versuchsaufbau fehlerhaft, die Vergleichsmenge fehlt oder insgesamt wurde eine zu geringe Anzahl Untersuchter ausgewählt.
So kommt es, dass man in den 60er Jahren noch sagte, man müsse sich um schreiende Babys nicht kümmern, das Schreien stärke ihre Lungen. Das bei der Beurteilung von Spinat ein Kommafehler zu falschen Ansichten führte, ist wohl hinreichend bekannt. Wer dennoch sich um sein Kind kümmerte und ihm keinen Spinat gab, galt als hinterwäldlerisch, nicht aufgeklärt usw. Daher kann ich verstehen, wenn manch einer sagt, wer weiss, was die in 10 Jahren als neuesten Stand ansehen.
Gerade, wenn irgendwelche Erkenntnisse einen zwingen würden, Gewohnheiten zu ändern, zweifelt man diese gern an; nichts ist schwieriger zu ändern, als Gewohnheiten.
Jemand, der sein Fähnchen nach dem Winde dreht, ist ja keiner, der aufgrund von einleuchtenden Argumenten seine Meinung ändert, sondern jemand, der je nach Umfeld mal dem einen und mal dem andren zustimmt, um sich bei allen "Liebkind" zu machen.
- KathrinLv 5vor 1 Jahrzehnt
Vielen Menschen ist nicht klar, dass unsere Wahrnehmung völlig subjektiv ist. Zum einen wird sie von unseren Sinnen begrenzt, jemand der z.B. farbenblind/blind/taub ist, nimmt die Welt anders wahr.
Gut möglich, dass es Sinnesreize in der Welt gibt, für die wir bloà keine Empfangsorgane haben.
Zum anderen unterlaufen die ans Gehirn weitergeleiteten Reize einem Verarbeitungs- und somit Wertungsprozess. Dabei spielen persönliche Erfahrungen und Erlerntes eine groÃe Rolle.
Nehmen wir als Beispiel mal ein UFO (Unidentifiziertes Flugobjekt).
Wenn ich ein blinkendes Licht am Himmel sehe, ist das eigentlich ein Ufo. Mein Gehirn gibt mir zwar die Rückmeldung "ein Flugzeug" aber um das mit Bestimmtheit sagen zu können, müsste ich bei der Flugaufsicht anrufen und fragen, ob an diesem Tag zu dieser Uhrzeit über diesem Gebiet eine Maschine fliegt. Ich spare mir das aber einfach und nehme es als Flugzeug an. Aber es könnte auch ein ausserirdisches Raumschiff sein, das eben ruhig fliegt.
Jemand anders sieht das Ufo und geht aufgrund seiner Erfahrung/Ãberzeugung/was-auch-immer davon aus, dass es sich um ein ausserirdisches Raumschiff handelt. Es kann aber ebenso gut ein Flugzeug sein.
Oder ein Beispiel aus dem zwischenmenschlichen Bereich:
Wenn meine Oma am Telefon sagt "Du hast mich schon so lange nicht mehr besucht!" werte ich das so, dass sie mich gerne sehen will, weil sie mich als ihre Enkelin eben lieb hat und vermisst, also versuche ich, sie möglichst bald zu besuchen, worauf ich mich dann freue.
Meine Schwester hingegen ist der felsenfesten Ãberzeugung, dass unsere Oma ihr damit Schuldgefühle machen und sie zu einem Besuch "erpressen" will. Mit dieser Ãberzeugung geht sie dann auch zu dem Besuch.
Vielleicht hat meine Schwester damit Recht, vielleicht auch nicht. Bei meiner Sichtweise habe ich aber das bessere Gefühl.
Nichts, was wir zu wissen glauben ist mit absoluter Sicherheit so, wie wir denken.
Deshalb geht ein ernsthafter Wissenschaftler auch nie davon aus, dass die Welt so ist, wie er es gelernt hat oder im Moment denkt. Wenn neue Beweise für eine ganz andere Theorie auftauchen, ändert sich eben das Bild der Welt/des Universums, wie damals mit dem Ãbergang vom scheiben- zum kugelförmigen Bild der Erde. Es gibt Gesetze der Physik, die gut belegbar sind; Schwerkraft, Energierhaltungssatz und ähnliches. Aber wenn irgendwann jemand ein Perpetuum mobile baut, müssen selbst diese hinterfragt werden. So arbeitet seriöse Wissenschaft.
Dieser Umstand, dass unsere subjektive Realität bloà ein Ausschnitt der objektiven Realität ist, wird von vielen Leute aber eben nicht angenommen oder ist ihnen überhaupt nicht bewusst. Hinzu kommt, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Die Erkenntnis, dass sich die erlernten Grundlagen der eigenen Existenz im Grunde von einem Moment auf den anderen ändern können, birgt groÃe Unsicherheit. Das löst Angst aus und daraus folgend Ablehnung. Und deshalb sperren sich tatsächlich viele Menschen dagegen, ihre irgendwann erlernten Sichtweisen dem durch aktuelle Beweise belegbaren Teil der Realität anzugleichen.
Quelle(n): Ich neige dazu, jede Situation aus so vielen Blickwinkeln zu betrachten, dass die Existenz einer tatsächlichen Realität für mich kaum noch belegbar ist. - Wie finden Sie die Antworten? Melden Sie sich an, um über die Antwort abzustimmen.
- vor 1 Jahrzehnt
Liegt nicht auch im Charakter eines Menschen die Fähigkeit der Veränderung begründet? Es ist im Allgemeinen vielleicht nicht unbedingt das Problem der Meinungsänderung sondern der Anerkennung und Gewichtung der Beweise. Auch Logik oder empirische Beweise bedürfen der Anerkennung. Gegen diese kann man sich verwahren. Man kann, entsprechend seines Charakters offen für Anerkennung anderer Beweise sein oder eben nicht. Im Endeffekt geht es auch darum, sich Fehler einzugestehen oder auf die eigene Unvollkommenheit hingewiesen zu werden. Charakterstarke Menschen können das vielleicht eher als Charakterschwache - weil hierzu eben eine gewisse Festigkeit gehört. Ich sehe es also nicht so dass es verwechselt wird - ich denke hier an sich eher an gegenseitige Abhängigkeiten.
Zu den weiteren Details in der Frage:
Wenn bestimmte Gruppen die Wissenschaft an sich als Teufelswerk sehen, neuere bewiesene Erkenntnisse ablehnen weil sie den eigenen Ansichten entgegenstehenden dann ist dass Starrköpfigkeit. Das sehe ich auch so. Martin Luther war zum Beispiel jemand der sich verändert hat - er hat sich Fragen gestellt und vieles verändert durch seine Erkenntnisse. Starrköpfigkeit - die alten Lehren bleiben bestehen, Charakterstärke - das war falsch das muss verändert werden. Hmmm Luther war schon deswegen Charakterstark weil er sich verändert hat und weil es um nicht weniger als sein Leben ging. Ansichtssache weil: Die Kirche hat ihn als Starrköpfig gesehen - heute sehen wir die Kirche in dem Fall als Starrköpfig. Du merkst sicher worauf ich hinaus will: Es ist und bleibt eine Frage der bewertenden Person in einer bestimmten Zeit ob etwas Starrköpfig oder Charakterstark ist.
- GelassenerLv 6vor 1 Jahrzehnt
Dieser Umstand,den Du hier beschreibst,tritt in der Tat sehr oft auf,vor allem wenn es um politisch-ideologische und weltanschauliche Auseinandersetzungen geht!
Das bornierte Beharren auf eigenen Positionen und das Nichtzulassen anderer Auffassungen zeugt von Defiziten im Charakter der jeweiligen Persönlichkeit!
Meist sind es Arroganz,Selbstherrlichkeit und Ãberheblichkeit,die verhindern,dass anderen Auffassungen der nötige Respekt gezollt wird!
Charakterstark ist ein Mensch,der auch in sehr dezitiert geführten Diskussionen,die mitunter auch beleidigenden Charakter haben,nicht die Fassung verliert,sachlich bleibt und versucht,durch einfühlsame Argumente die Wogen zu glätten!
- vor 1 Jahrzehnt
Hey, wirklich super Frage. Die stelle ich mir nämlich auch oft.
Genauso gut, können wir uns fragen: Warum glauben Frauen häufig, dass Arroganz und Distanziertheit gleichzusetzen wäre mit Selbstbewusstsein und der Fähigkeit sich durchzusetzen?
Weil Arroganz Teile mit Selbstbewusstsein gleich hat. Arroganz ist Ãberheblichkeit, anmaÃendes Verhalten ein Zeichen für Selbstunsicherheit und soziale Ãngste. Dennoch ist es ähnlich wie das Gegenteil davon: Stärke.
So oder so ähnlich verhält es sich auch mit deiner Frage. Wer seine Meinung ändert gilt als leicht einer, der nicht zu seiner Meinung steht. Vor allem gilt er eher als einer, der Anderen nach dem Mund redet, wie einer, der fähig ist zur Annahme fremder Einflüsse. Das könnte man schon fast darauf ausweiten, es liege eine Verfügbarkeitsheuristik vor. Das heiÃt hier in diesem Fall, es ist wahrscheinlicher (für unser Gehirn leichter abzurufen, verfügbarer sozusagen), dass jener, der seine Meinung ändert ein Schleimer, ein Nachreder ist, wie, dass er ein Selbstbewusster ist, der seine Meinung ändern kann.
Zudem sind sehr viele, ich neige schon fast zu sagen fast alle, Diskussionen darauf aus die eigene Machtposition zu wahren oder zu verbessern ==> Der, der nachgibt ist der "Schwächere".
Es ist eine Lebensaufgabe jene zu finden, die es können.
Florian
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Charakterstärke ist wirklich mit Starrköpfigkeit verwandt, da muss ich dich enttäuschen. Intelligente Leute sind daher eher charakterschwach.