Yahoo Clever wird am 4. Mai 2021 (Eastern Time, Zeitzone US-Ostküste) eingestellt. Ab dem 20. April 2021 (Eastern Time) ist die Website von Yahoo Clever nur noch im reinen Lesemodus verfügbar. Andere Yahoo Produkte oder Dienste oder Ihr Yahoo Account sind von diesen Änderungen nicht betroffen. Auf dieser Hilfeseite finden Sie weitere Informationen zur Einstellung von Yahoo Clever und dazu, wie Sie Ihre Daten herunterladen.

Tasha fragte in Politik & VerwaltungPolitik · vor 1 Jahrzehnt

Ist Amerika demokratischer als Deutschland (s.D.)?

Wenn man mal außer Acht lässt, dass beide Länder in gleichem Maße korrupt sind und von Lobbyisten regiert werden...

1. In den USA gibt es eine richtige Gewaltenteilung, der Präsident (Exekutive) wird direkt vom Volk gewählt (bzw. über Wahlmänner, aber die sind an ihre Kandidaten gebunden) und hat auch keine Befugnisse im Kongress. In Deutschland wird die Bundesregierung vom Bundestag gewählt und der/die Bundeskanzler/in und sämtliche Minister sitzen im Bundestag. Das ist für mich keine Gewaltenteilung

2. In den USA wird alle zwei Jahre ein neuer Kongress (das gesamte Repräsentantenhaus und 1/3 des Senats) und alle vier Jahre ein neuer Präsident gewählt, oft wird ein Haus von einer Partei und das andere von der anderen dominiert (so wie jetzt). Das zwingt alle Beteiligten dazu, von ihren radikalen Positionen Abstand zu nehmen und gemeinsam Kompromisse zu finden. In Deutschland wählen wir alle vier Jahre einen neuen Bundestag und damit eine neue Bundesregierung, da gibt es dann eine oder zwei Parteien, deren Vorsitzende vier Jahre lang im Prinzip alles bestimmen, der ganze Rest ist nur Show.

3. In den USA gibt es zwar Parteien, aber 1. kann jeder einfach so in eine Partei eintreten indem er sich ins Wahlregister eintragen lässt und 2. sind die Abgeordneten in erster Linie von den Wählern in ihren Wahlkreisen abhängig, es gibt Abgeordnete, die eine komplett andere Meinung vertreten als die Mehrheit der Mitglieder ihrer Partei. In Deutschland wird von den Parteien diktiert, wer auf die Listen kommt, diejenigen, die der Linie der Partei am meisten entsprechen kommen natürlich an oberste Stelle, dadurch sind die Abgeordneten in erster Linie abhängig von ihren Parteien und nicht von ihren Wählern.

4. In den USA werden die Präsidentschaftskandidaten nicht von den Parteien aufgestellt, sondern vom Volk in Vorwahlen.

5. In den USA hat die Bundesregierung allgemein viel weniger Macht als in Deutschland, das meiste bleibt den Einzelstaaten überlassen, z.B. Mehrwertssteuer.

6. In den USA gibt es wirkliche Meinungsfreiheit, man kann im Prinzip alles sagen, was man will, man darf sogar öffentlich die amerikanische Flagge verbrennen, was dort von den meisten Menschen als eine der schlimmsten Beleidigungen überhaupt empfunden wird (in Deutschland ist das übrigens verboten), in Deutschland wird man mit bis zu 5 Jahren Gefängnis bestraft wenn man den Holocaust leugnet oder billigt oder man irgendwie den Nationalsozialismus verherrlicht oder irgendwelche Nazisymbole trägt, das geht sogar soweit, dass man darüber redet, Parteien zu verbieten, weil sie nicht die Meinung der Mehrheit vertreten (NPD).

Hier in Deutschland gibt es so viele Leute, die immer mit dem Finger auf Amerika zeigen, sobald die irgendetwas falsch machen, dabei sind die Amerikaner meiner Meinung nach sicher weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber in mancher Hinsicht (in vieler Hinsicht) immer noch besser als wir.

Update:

@Dennis: Sorry, mein Fehler, es ist nur verboten, die deutsche Flagge zu verbrennen (§ 90a StGB). Dass es dämlich ist, da stimme ich dir zu.

Update 2:

@Didi: Das mit der Anarchie ist ziemlich interessant. Soweit ich weiß haben sich 1787 ein paar kluge Männer in Philadelphia zusammengesetzt, weil sie festgestellt haben, dass Menschen keine Engel sind und deshalb eine Regierung brauchen. Sie haben dann darüber diskutiert, wie man die Ideologie von Freiheit und Selbstbestimmung (=im Prinzip Anarchie!) mit der Notwendigkeit von Regeln und Gesetzen in einem so großen Gebiet wie den Vereinigten Staaten verwirklichen kann, und herausgekommen ist die Verfassung der Vereinigten Staaten. Die Bundesregierung hat dann im Laufe der Zeit ihre Macht immer mehr ausgeweitet und die Souveränität der Einzelstaaten und die Freiheit der Bürger immer mehr eingeschränkt, und so sind sie dorthin gekommen, wo sie jetzt sind. Die BRD ist, und war auch schon immer, eine Parteiendiktatur.

Update 3:

ich meinte "verbinden", nicht "verwirklichen".

Update 4:

@kaelon: Soweit ich weiß gibt es den Ausdruck "verfassungsfeindlich" in den USA überhaupt nicht. Und vielleicht kannst du mich eines besseren belehren, aber ich habe nirgends eine politische Partei gefunden, die in den USA verboten ist. Und den Holocaust zu leugnen und bei uns als "verfassungsfeindlich" geltende Symbole zu tragen zählt in den USA ganz klar zur Meinungsfreiheit und hat alles damit zu tun.

Update 5:

wie auch den koran zu verbrennen und dazu aufzurufen, Menschen umzubringen, zumindest solange das nicht unmittelbar dazu führt, dass wirklich jemand umkommt.

Update 6:

@Nathan: Schau dir mal diesen Satz an: "The legislative and executive branches: The appropriate balance between these is much-disputed in political theory. In our model the clear predominance of the legislature is rated positively as there is a very strong correlation between legislative dominance and measures of overall democracy." Das heißt, die gehen einfach davon aus, dass parlamentarische Demokratien besser sind als präsidiale, obwohl sie selbst zugeben, dass das überhaupt nicht bewiesen ist. Nicht wirklich aussagekräftig, wenn du mich fragst.

@McCarthy: Das war vor 60 Jahren und wäre heute undenkbar. Da könnte man bei Deutschland mit ganz anderen Dingen kommen...

10 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Es wäre noch anzumerken, dass in den USA die Medien viel größerem

    Umfang Informationen liefern und dass Abgeordnete sich durchaus um den Wähler-

    willen kümmern - aber auch viel öfter öffentlich und deutlich, z.B. in Leserbriefen, kriti-

    siert werden (wofür die Presse häufig breiten Raum und Möglichkeiten bietet. Wer

    seinen Namen dabei nicht nennen will, unterzeichnet manchmal mit "A. Reader" -

    was ja tatsächlich ein Name sein könnte. In der BRD landen anonyme Leserzuschrif-

    ten unbeachtet im Papierkorb).

    Man ist manches Mal erstaunt, wie genau viele der Wähler über das Verhalten ihrer

    Abgeordneten informiert sind und wie daraus bei Wahlen Konsequenzen gezogen

    werden.

    Was den Umfang dessen in der BRD anbelangt, so ist er vergleichsweise lächerlich

    unbedeutend - der Föderalismus findet in den USA tatsächlich statt, während

    er bei uns eine Farce ist.

    Jedenfalls steht es eindeutig fest: die USA sind demokratischer als die BRD, wo

    man allein wegen der mangelhaften Gewaltenteilung nicht von funktionierender

    Demokratie sprechen kann.

    Der Verfassungsexperte Prof. H. von Arnim:

    "Das Grundübel unserer Demokratie liegt darin, dass sie keine ist. Das Volk, der

    nominelle Herr und Souverän, hat in Wirklichkeit nichts zu sagen. Besonders krass

    ist es auf Bundesebene entmündigt, obwohl gerade dort die wichtigsten politischen

    Entscheidungen fallen."

    "Jeder Deutsche hat die Freiheit, Gesetzen zu gehorchen, denen er niemals zuge-

    stimmt hat; er darf die Erhabenheit des Grundgesetzes bewundern, dessen Geltung

    er nie legitimiert hat; er ist frei, Politikern zu huldigen, die kein Bürger je gewählt hat,

    und sie üppig zu versorgen – mit seinen Steuergeldern, über deren Verwendung er

    niemals befragt wurde. Insgesamt sind Staat und Politik in einem Zustand, von dem

    nur noch Berufsoptimisten oder Heuchler behaupten können, er sei aus dem Willen

    der Bürger hervorgegangen..."

    .

    http://deinweckruf.wordpress.com/2010/09/11/hans-h...

    Auf der anderen Seite gibt es aber auch Dinge in den USA, die für uns nicht

    verständlich sind.

  • ?
    Lv 5
    vor 1 Jahrzehnt

    genau! der bundesgerichtshof sitzt nämlich auch im bundestag, so wie die ganze polizei. das ist wirklich keine gewaltenteilung, da hast du recht!

  • Berni
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Ja, die Amerikaner sind sehr demokratisch.

    Präsident kann nur werden, wer Millionen auf dem Konto hat. Also nur ein Reicher.

    Sie brechen in der ganzen Welt aus Wirtschaftsinteressen Kriege vom Zaun und lügen.

    Ihre Geheimdienste sind an Dämlichkeit kaum zu übertreffen (letzer Fakt: der angebliche Rücktritt

    von Mubarrak)

    Menschen werden entführt (selbst in Europa) und Zwecks Folterung in entsprechende Länder geflogen.

    Vielen Dank für solche "Demokratie".

  • vor 1 Jahrzehnt

    Da müsste man erst einmal 'Demokratie' definieren! Beide Staaten haben zwar ein Demokratisches System, aber das Regierungssystem ist ein gänzlich anderes. Während die USA eine Präsidiale Regierungsform kennt, hat Deutschland eine Parlamentarische Regierungsform. Das heisst, während in Deutschland die Regierung teilweise in proporz Wahlen Beschlüsse festsetzt, hat in den USA der Präsident ein Votumsrecht. Also welche 'Demokratie nun die bessere ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist nun mal, demokratisch sind beide Systeme, nur hat bei beiden nicht immer das Volk (!) das letzte Wort.

  • Wie finden Sie die Antworten? Melden Sie sich an, um über die Antwort abzustimmen.
  • Wilken
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    In gewisser Hinsicht ja. In Deutschland ist alles verboten was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Der Amerikaner hat mehr Freiräume.

  • Anonym
    vor 4 Jahren

    mit sicherheit demokratischer, als jede andere regierungsform, die jemals in diesem land geherscht hat. natürlich hat diese gesellschaftsform auch ihre mängel. es wird immer schwer sein, bei 80 millionen menschen, jeden bürger persönlich in alle entscheidungen mit ein zu beziehen. die diskussion um sarrazin als gegenargument zu nehmen ist sicher unfug. es ist sache der spd, wie sie mit dessen unsinn , den er in buchform verbreitet umgeht. immerhin nähert er sich mit einem teil seiner thesen der rassenideolgie der nazis. und wohin diese geführt hat, wissen wir nur allzu intestine. ich finde es immer wieder besonders lustig, daß es gruppen gibt, die demokratische rechte beanspruchen, um die demokratie in diesem land abzuschaffen, weil es in ihren augen ein undemokratischer staat ist. gleichzeitig würden sie allerdings genau diese demokratischen rechte ausser kraft setzen, um einen autoritären staat zu installieren und an der macht zu erhalten. ich zitiere dazu Werner Fink, der berühmte kabarettist, der unter den nazis mehrfach im gefängnis saß. " ich stehe hinter jeder regierung, bei der ich nicht sitzen muß, wenn ich nicht hinter ihr stehe"

  • Nathan
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt

    Nein, nach dem aktuellen Demokratieindex steht Deutschland auf Platz 14 und die USA nur auf Platz 17.

    2008 war Deutschland übrigens auf Platz 13 und die USA auf Platz 18.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Welche "demokratischer" ist, kann ich nicht einschätzen.

    Eine wirkliche Demokratie haben beide nicht. Nur eine Demo - Kratie.

    Eine Demo kann man sich anschauen, aber nicht gebrauchen. Dafür muss man dann bezahlen.

    Was beide haben, ist eine Oligarchie. Zuviel Einfluss gutbetuchter Lobbyisten, welche auch die Medienmacht haben.

    Eine echte Demokratie wäre eine Anarchie, (nicht verwechseln mit Chaos und Gesetzlosigkeit. Die exakte Bezeichnung für diesen Zustand ist Anomie.)

    Die Schweiz hat da noch mehr anarchische Ansätze. Amerika hat auch mehr anarchische Wurzeln als wir. Aber der für Anarchie notwendige breite Bildungsstand ist viel zu niedrig, als das das zum Tragen käme,

  • vor 1 Jahrzehnt

    Welches Gesetz verbietet es in Deutschland eine amerikanische Flagge zu verbrennen? Wenn ich sie rechtmäßig gekauft habe, kann ich doch damit machen, was ich will. Außer ich mache es irgendwo, wo das Feuer andere Leute oder fremde Sachen gefährdet oder wenn die Flagge gar nicht mir gehört. Aber da kann ich mir nicht vorstellen, dass das dann in Amerika erlaubt wäre. Es ist nur reichlich dämlich, seine eigenen Sachen zu verbrennen.

  • kaelon
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Dir sind leider ein paar Fehler unterlaufen

    1.Der U.S. Präsident wird nicht vom Volk gewählt sondern wie von Dir bemerkt von Wahlmännern die aus den Bundesstaaten entsand werden, da dies aber nach dem Mehrheitswahlrecht geschieht, und hierzu nur eine einfach Mehrheit nötig ist, wird meist der Gewählt den die meisten nicht wählen wollten(vor allem da es mehr als 2 Kandidaten gibt).

    Das Problem am U.S. Präsidenten ist das hier die Exekutive (der Präsident) gleichzeitig weitreichende Befugnisse im Rahmen der Gesetzgebung ( Vetorecht, PocketVeto, der State of the Union Address) und im Rahmen der Rechtssprechung besitz( ernennung der Bundesrichter, Begnadigungsrecht). Dazu ist er Staatsoberhaupt, Regierungschaeff und Oberbefehlshaber der Armee. Ziemlich viele Befugnisse für eine Person...

    Das Staatsoberhaupt Deutschlands ist Nicht der Kanzler sondern der Präsident, der Kanzler steht in Deutschland in der Rangfolge erst an dritter Stelle.

    Ein Großteil aller wichtigen Gesetze müssen den Bundesrat passieren der ein Verfassungsorgan Deutschlands ist, und dessen zusammensetzung sich bei jeder Landtagswahl ändern kann. Der Bundestag ist bei weitem nicht der Alleinherrscher...

    In Deutschland wie übrigens auch in den U.S. können Parteien desshalb verboten werden weil sie Verfassungsfeindlich sind. Das hat nichts mit der Meinungsfreiheit zu tun, ebensowenig wie das leugnen des Holocaust oder das Tragen von Verfassungsfeindlichen Symbolen. Oder der öffentliche Aufruf Menschen umzubringen oder den Koran zu verbrennen.

    Das Problem ist, das du hier zwei komplett unterschiedliche politische Apparate vergleichst, mit verschiedenen Gewichtungen und verschidener Geschichte.

    eines ist klar beide Systeme sind nicht perfekt aber keines ist demokratischer als das andere

    P.S. Zur Zeit der McCarthy-Ära wurde man vor das House Committee on Un-American Activities zietiert wenn man nur unter Verdacht stand mit dem Kommunismus zu sympathisieren, öffentlich angeprangert und mit Berufsverbot belegt.....

    Der Holocaust ist nunmal eine Tatsache keine Theorie. Unsere Vorfahren waren für dieses Verbrechen mitverantwortlich. Zu Leugnen das unsere Vorfahren dieses Verbrechen begangen haben, ist nicht nur schäbig sondern auch dumm. Wenn in den U.S.A. es straffrei ist zu behaupten wir Deutschen hätten damit nichts zu tun, dann ist das das Problem der U.S.A. und auch in den U.S.A. würde eine "Partei" die erwiesenermaßen dem Staat schaden will und oder ihn mit allen Mitteln abschaffen will zum Schutze der nationalen Sicherheit aufgelöst werden.

    P.P.S. Warum sollte man außerdem den Holocaust leugnen wollen, außer man sympathisiert mit dem Nationalsozialismus, und ist damit ein erklärter Gegner der Normen und Werte der BRD,

    oder als zweite Möglichkeit : man ist dumm wie ein Vollkornbrot...

    Diese Aussage gilt natürlich nur für Deutschland.

    Achja die Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht , Demokratie eine Staatsform und hat mit unserem Verständnis der Menschenrechte wenig zu tun.

Haben Sie noch Fragen? Jetzt beantworten lassen.