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Anonym
Anonym fragte in SozialwissenschaftPsychologie · vor 1 Jahrzehnt

Asperger Syndrom - so, dann outen wir uns mal oder nicht?

Nein, was könnten die Leute über uns denken? Die nehmen uns ja nicht mehr ernst. Die halten uns für Außerirdische. Oder für krank.

Alles was wir Toles können, ist ein Beweis, uns die Diagnose abzusprechen. Das hast du nicht, der Arzt hat sich geirrt.

Alles was wir nicht können ist unser Fehler und schwacher Wille. Streng dich mal mehr an, Mädel!

Gibt es einen Weg zwischen Pathologisierung und Bevormundung und dem Einfordern von Barrierefreiheit, oder ist es Entweder-Oder?

Gibt es einen Weg, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und trotzdem die Hilfen zu bekommen, die der Gesetzgeber vorsieht? Wieso muss ich immer so stark sein, obwohl ich es nicht bin? Weil ich sonst zum Schwächsten der Schwachen gerechnet werde und man über mich entscheidet?

Update:

@sparrow: Die Frage ist, outen wir uns mal?

@Lord W.: Du hast ja auch ein Problem mit Ironie, wie schön.

Update 2:

Nein, ist eher Sarkasmus XD

Update 3:

Wow, sind doch ein paar hier :D

Dachte ichs mir doch. Ich hab in meinem Beruf sehr viel mit ganz normalen Leuten zu tun. Mich da zu outen wäre wie eine Nudel im Kartoffelsalat. keiner wüsste, was das jetzt soll. Vielleicht solte ich den Job wechseln, dann wäre ich weniger ausgepowert. Aspies.ev und Rainer&Co kenne ich, Brauns nicht persönlich. Aspergia kenne ich natürlich auch. Über das Auswandern habe ich schon nachgedacht, weil die Eigenarten dann als kulturelle Probleme wahrgenommen und akzeptiert werden. Neuseeland oder Mexiko hatte ich überlegt, aber dann traue ich mir immer zu wenig zu. :/

11 Antworten

Bewertung
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Outen wir uns mal? Da habe ich besseres zu tun. Ich habe sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht.

    Was die Leute denken, kann man nicht wissen, nur vermuten. Ich vermute, Du hast recht mit dem, was Du vermutest. Ich habe mich einmal auf einer Arbeitsstelle geoutet und wurde dann wie ein Idiot behandelt. Die Kollegen haben auf einmal sehr langsam mit mir geredet und sehr laut. Das mache ich bestimmt kein zweites mal. "Krankheit" durfte ich mir auch anhören, selbst wenn ich sagte, dass ich das nicht hören will. Außerdem wurde ich ständig nach Telefonnummern von Mitarbeitern gefragt, ob ich die zufällig auswendig wisse.

    Es gibt einen Weg zwischen Pathologisierung und Barrierefreiheit, indem man SB- Status beantragt und die Hilfen in anspruch nimmt, die man benötigt und es einfach keinem erzählt. Es passiert fast nie, dass jemand von selbst darauf kommt, wenn man immer alle angrinst und fragt, wie es geht. Wie steht es so schön in Deinem Profil? "Man kann sich auf nichts verlassen, außer auf die komplette Unlogik der Mitmenschen." Du hast dann trotzdem die typischen Probleme und niemand versteht es, aber da musst Du Dir ein dickeres Fell zulegen. Denn die Alternative ist wie Rainman behandelt zu werden.

    Du musst nicht immer stark sein, Du musst nur vor bestimmten Menschen so tun und das sind Arbeitgeber, Kollegen und Bekannte. Mit Freunden wäre ich auch vorsichtig, obwohl es ein guter Indikator sein kann, ob sie wirklich Deine Freunde sind.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ach, tu quoque? Kann ich mich auch gleich outen. Ich war ein "marginal case" als Kind. Aber ich muss sagen, ich fuehlte mich wohl damit, wenn ich auch bisweilen heute mit den Begleiterscheinungen kaempfe. Es hilft mir jedoch auf seltsame Weise auch in meinem Job. Ich muss beruflich viel sprechen, ueber Themen, die oft trocken sind, jedoch gluecklicherweise meinem Interessengebiet entspringen.

    Auch gelten Neologismen und seltsame, ueber-originelle Ausdrucksweisen in meinem Arbeitskontext gluecklicherweise als die Norm, denn wir sind alle mehr oder weniger radebrechende Internationale im Buero. Man koennte also sagen, ich habe das Ding einfach fuer mich aufgesattelt. Das koennte generell der Trick fuer Leute wie uns sein: Was finden, das in der "normalen Welt" unseren Interessen entspricht, und sich dann voll drauf konzentrieren. Wir sind schliesslich sowas wie geborene Spezialisten, vom Mindset her.

    Und so wanke ich durch die Welt, gelte als Exzentriker, und Leute sehen mich einfach als "zerstreuten Professor", als "Fachidioten". Sehr praktisch, aber nicht auszudenken, wenn ich diese Nische nicht fuer mich entdeckt haette. Mir graust es vor der Idee, bei den "Normalen" mitrennen zu muessen, denn da wuerde ich derart aus der Puste geraten. (bin es auch, frueher, und habe mich immer gefragt, was bloss mit mir los sei, bis endlich jemand sagte "aha! da haben wir ja einen milden Monsieur Asperger").

    Es ist graesslich, wenn einem da einfach kein Raum gegeben wird. Was habe ich mich schon verkrochen, um meine Ruhe zu haben. Zu lange habe ich geglaubt, das Problem sei geografisch. Dabei ist es portabel, und immer dabei. Wie Bifi. Sobald ich den Unterschied zwischen mir und dem Rest der Welt begriffen hatte, setzte ich mich daran, mir eine Ersatzpersönlichkeit zurechtzudengeln.

    Heute habe ich allerlei, was ich per Diagnose nicht haben sollte, einfach deshalb, weil ich begann, mich dafür zu interessieren: Humor (ist ja ganz einfach zu machen), Höflichkeit, Mitgefühl, Interesse für andere... ist natürlich alles "antrainiert", und so halten mich viele für einen falschen Fuffziger, aber besser so als ganz ohne, denke ich mir dann.

  • vor 1 Jahrzehnt

    "Nein, was könnten die Leute über uns denken? Die nehmen uns ja nicht mehr ernst. Die halten uns für Außerirdische. Oder für krank."

    Darf ich Dich ebenso hoeflich wie nachdruecklich bitten, Dir nicht anzumassen zu wissen was "die Leute" denken? Ich und viele Andere denken naemlich nicht so und lassen sich nur ungern mit Vorurteilstraegern in einen Topf werfen.

    Danke.

  • Mari
    Lv 4
    vor 1 Jahrzehnt

    Eine ganz schwere Frage, die Du da gestellt hast.

    Und Du hast für mich genau geschildert, wie es vielen Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen geht, nicht nur mit Asperger Syndrom.

    Und ich glaube, es geht Dir vielleicht um Erfahrungen mit dem Thema Behinderung und selbstbestimmtes Leben. und ganz vielleicht kann ich Dir ein wenig helfen.

    Mein Mann hat MS und ist gelähmt. Für mich stand nie die Frage Heim. (Wir sind erst 7 Jahre zusammen und 2 Jahre verheiratet.) Also habe ich mich informiert, habe organisiert und gekämpft, damit er zu Hause die bestmögliche Pflege hat. (Ich kann es selber nicht mehr, weil ich krank und behindert bin.)

    Wir haben das Glück, dass ich das Sozialamt überzeugen konnte, die Pflege zu Hause zu bezahlen. So ist das wohl hoffentlich geregelt, so lange mein Mann der Hilfe bedarf.

    Was ist nun selbstbestimmtes Leben?

    Eine einfache Antwort: es ist das, was Du daraus machst. Es ist das, was Du Dir einrichtest, um Dich möglichst wohl zu fühlen. Es ist das, was Du Dir mit oder trotz Hilfen von außen ermöglichen kannst.

    Kompromisse - notwendig.

    Abstriche - unausweislich.

    Wir machen es durch, Tag für Tag.

    Wenn man auf andere Menschen angewiesen ist, ist nichts mehr wie es vorher war.

    Man ist "angewiesen auf Hilfe" - und wie kann man da eigentlich selbstbestimmt leben?

    Nur durch Anpassung und indem man sich eben immer wieder sagt, dass man die Hilfe braucht, um halt bestmöglich trotz Krankheit und Behinderung leben zu können.

    Und so schränken wir uns ein und versuchen, unser kleines Stück Selbständigkeit zu erhalten.

    Du schreibst nun: "Gibt es einen Weg zwischen Pathologisierung und Bevormundung und dem Einfordern von Barrierefreiheit, oder ist es Entweder-Oder?"

    - das sind eigentlich drei Sachen.

    Meiner Erfahrung nach gibt es nur ein Entweder - Oder.

    Entweder Du bist krank, dokumentierst das und stellst es krass dar, um Hilfe zu kriegen (Reha-Maßnahmen, Hilfsmittel, Pflegestufe und Rente) - oder Du bist gesünder als die Gesunden, um Deinen Job zu erfüllen (ging mir so auf Arbeit - übrigens im ÖD).

    Das sind meine Erfahrungen, aber wir sind halt auch nicht mehr die Jüngsten (57 und 62 Jahre alt).

    Es ist vielleicht anders, wenn man jung ist und mit einer Behinderung leben muss.

    Ich hoffe, dass Dir auch noch andere Menschen mit anderen Erfahrungen schreiben werden

    Liebe Grüße

    und alles Gute für Dich

    Mari

    PS: übrigens fällt mir im Nachgang noch so viel mehr ein.

    hier nur noch das: ich leide u.a. seit Jahren unter einer Depression. - sie, die "Normalen", können es nicht wissen und nachfühlen, wie es ist.

    Das ging mir in der "vordepressiven Zeit" genau so. ich verstand auch nicht, dass man da aus eigenem Antrieb nix gegen machen kann.

    Das ist das, was auch Du erlebst, dieses Unverständnis.

    Mir hat geholfen, dass ich mir sagte, dass die Reaktionen nicht boshaft sondern unwissend waren. Und ich versuchte, aufzuklären. Das hat geholfen.

    Quelle(n): eigene Erfahrung
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  • TriPo2
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich befürchte, ich habe einen Gedanken zu dem Thema, der Dir nicht gefallen wird... Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass, das funktioniert nicht. Wenn Du dazu gehören willst (um jeden Preis) - dann musst Du mit dem Strom schwimmen. Wenn Du anders bist (egal, ob aufgrund von gesundheitlichen Vorgaben oder aufgrund von bewusster Entscheidung), kannst Du zum Außenseiter werden. Der Eine kann mit der Außenseiterrolle gut leben, geht darin auf und gefällt sich in der Rolle als Lonesome Cowboy. Der Andere wird entweder unterdrückt, bevormundet (weil man ihm aufgrund seines nicht-regelkonformen Verhaltens keine Entscheidungen zutraut) oder ausgegrenzt.

  • vor 1 Jahrzehnt

    ;-)

    ~~~

    Leute mit dem Asperger Syndrom sind ja nicht hilflos. Und die meisten haben irgend ein Spezialgebiet, auf dem sie wirklich sehr, sehr viel leisten können.

    Und die Möglichkeit, eben dieses Gebiet zu einem Beruf zu wählen und dann eine Ausbildung zu machen, müsste auf jeden Fall alle "Klugschwätzer" zum Schweigen bringen.

    Und dann ist es auch möglich, die staatlichen Hilfen in Anspruch zu nehmen, denn es ist auf jeden Fall für alle - auch für die Gesellschaft - sehr gut, von den Fähigkeiten der Menschen mit Behinderungen zu profitieren.

    Schlecht ist es, Leute wegen ihrer Unfähigkeiten auszugrenzen und sie zu bevormunden.

    Eine Unfähigkeit

    der Menschen mit Asperger Syndrom ist z. B. Teamwork.

    Eine Unfähigkeit

    der Gesellschaft ist es, das zu akzeptieren.

    Aber du bist eine sehr selbständig denkende Person, die den Leuten klar machen kann, was es wirklich bedeutet, das Asperger Syndrom zu haben.

    Eine Website im Internet...wachrütteln, wie auch immer...

    na, ich denke, du weißt, was ich meine.

    Die Leute, die nicht wissen, was sie von menschlichen Behinderungen denken sollen, sind meistens peinlich berührt, wenn sie Behinderte sehen. Sie wissen nicht, wie sie reagieren sollen und wagen es sehr oft nicht, sie überhaupt anzusprechen.

    Darum muss ich dir leider sagen, dass du wohl weiterhin stark sein musst.

    Dieses Verhalten zieht sich durch die ganze Gesellschaft und somit sind auch die Leute in den Behörden nicht davon ausgenommen.

    Ich habe jahrelang mit Behinderten gearbeitet und wenn wir gemeinsam ausgegangen sind - nur zum Rummel, dann waren die Blicke der anderen Passanten wirklich sehr bemerkenswert.

    Manche waren sogar ganz offen sehr feindselig.

    Ich musste das Fehlverhalten der Menschen immer nur so lange ertragen, bis ich Feierabend hatte.

    Die Leute, mit denen ich unterwegs gewesen war, kommen immerzu in diesen zweifelhaften "Genuss".

    Du weißt, dass es nicht an dir liegt, wenn sich deine Mitmenschen verständnislos verhalten. Also lasse dich nicht unterkriegen.

    Ich denke, dass es sehr schwer ist und oft wird dich wohl auch der Mut verlassen, aber such dir Freunde und auch Helfer, die mit Menschen mit Asperger Syndrom Geduld haben, weil sie Verständnis haben, ohne dass sie dich bevormunden wollen.

    Niemand hat das Recht, über andere, die bei klarem Verstand sind, zu entscheiden.

    Beantrage alles, was dir zusteht und lasse dich nicht beirren.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich oute mich ständig, sofern es zum Gesprächsthema Thema passt. Ich würde aber nicht einfach so ein T-Shirt mit der Aufstrift "Ich bin Autist" tragen, oder ähnliches.

    Ich verstehe jetzt aber nicht, wo, wann und wie du willst, dass wir uns outen?

    Eine Diagnose bekam ich mit 12.

    >>Die nehmen uns ja nicht mehr ernst. Die halten uns für Außerirdische. Oder für krank.<<

    Um zuerst mal eins klar zu stellen: Wenn ich deinen ganzen Text betrachte, meinst du, dass Leute Autisten also solche nicht ernst nehmen. Nicht, dass sie undiagnostizierte/ungeoutete Autisten ernst nehmen.

    Nun, das kommt schon vor, ich hab aber auch schon positive Erfahrungen gemacht. Meiner Erfahrung nach wirkt es sich überhaupt nicht auf eine Konversation im Internet aus, außer dass man dann eben als Insider in einem bestimmten Bereich gilt; so, als hätte man sich zum Beispiel als Biologe geoutet. Manche Leute werden dann schon neugierig.

    Bei Ansichten über Autismus generell, also nicht bei Meinungen über ein autistisches Individuum, gebt es aber noch viel Unbildung.

    >>Gibt es einen Weg, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und trotzdem die Hilfen zu bekommen, die der Gesetzgeber vorsieht?<<

    Ich weiß nicht, bin ja erst 20. Da müsste man mal Axel Brauns, oder Rainer Döhle fragen.

    Das wäre aber auch ne wichtige Frage für Bücher. Ich habe ja einige Kontakte zu Aspergia und Aspies e.V. und wir schreiben des Öfteren Bücher. Die sind aber soweit ich weiß nicht sehr erfolgreich...

    schau mal hier rein:

    http://www.aspies.de/forum/

    Hilft dir vielleicht, falls du die Seite noch nicht kennst.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Dass Leute mit Aspergersyndrom sich in diesem Sinne so outen können, mag in den meisten Fällen nicht möglich sein.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Du sprichst mir aus der Seele.

    Ich habe mich entschieden mich noch nicht zu outen.

    Ob ich eines Tages genug Mut dazu habe, kann ich noch nicht sagen.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Die Frage?

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