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paradox fragte in Gesellschaft & KulturSprachen · vor 1 Jahrzehnt

Die Sprache, die wir sprechen - arm, aber lecker?

Üblicherweise findet man in Supermärkten mindestens zwanzig verschiedene Sorten Joghurt in Bechern, Gläsern, mal rot, mal grün, mit links- und rechtsdrehenden Bakterien, total gesund und noch viel gesünder, man überschlägt sich in dieser Hinsicht ja gern.

Wenn man jedoch unseren selbsternannten Kreativen folgt, gibt es für all dieses inzwischen nur noch zwei Geschmacksnuancen, nämlich „lecker” und „super lecker”. (Müsste ja eigentlich, wenn schon, dann „superlecker” geschrieben werden, aber alles, was die Rechtschreibkontrolle von Word nicht kennt, überfordert jene Kreativen vermutlich...)

Als ich das vor einigen Tagen zuhause mal erwähnt hatte, hat sich meine Tochter mit ihren zehn Jahren hingesetzt und während eines Werbeblocks eine Strichliste geführt. Das Ergebnis spricht für sich, von acht beworbenen Speisen, wurde eine als „saftig” beschrieben, eine entzog sich völlig (und behauptete dafür von sich, sie sei wahnsinnig gesund) die restlichen sechs waren „lecker”. Dabei werden sämtliche Unterschiede verwischt, die Tütensuppe, der Joghurt, das Getränk, alle sind sie nur „lecker”.

Schlimmer ist allerdings, dass man, bei einigermaßen kritischer Selbstbeobachtung, sich selbst immer häufiger ertappt, alles mögliche „lecker” zu finden, so als gäbe es keine anderen Wörter mehr, einen Geschmack zu beschreiben.

Wie haltet ihr das, seid ihr auch schon beim ewigen „lecker” gelandet, habt ihr der Einfachheit halber schon vor der Vereinfachung und Infantilisierung kapituliert oder wehrt ihr euch noch durch bewusste Anwendung der eigenen Sprache im Alltag?

Update:

@Leo....„lecker” beschreibt...was?

20 Antworten

Bewertung
  • Gaston
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Ja, ja, jaaaaaa!

    Du sprichst mir aus der Seele.

    Das ist auch in anderen Branchen so. Schau Dir mal die Waschmittelwerbung an. Die haben auch nur stereotype Reinigungsbezeichnungen (porentief rein, weißer geht's nicht usw.)

    Ich kenne noch den Unterschied zwischen sauer, süß und bitter und kann einen Himbeerjoghurt auch mit mild und sahnige oder leicht säuerlich mit knackig fruchtigem Aroma beschreiben - aber das passt halt nicht auf den Becher.

    Und wahrscheinlich auch nicht in das Hirn des durchschnittlichen Supermarktbesuchers.

    Denn mal im Ernst, wer braucht 154 Joghurtsorten...

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Unsere wunderbare Sprache wurde von der Werbung an unterstes Niveau angepasst,auf das jedes

    A-Lo.. verstehen möge.Das scheint gelungen.

    Gruss

  • Duke
    Lv 4
    vor 1 Jahrzehnt

    Ach, ich find Werbung, und die in ihr enthaltene Sprache super. Man kann ganz genau verfolgen, wer der "Mitgucker" mitdenkt, und wer für sich denken lässt. Ich bekomme immer ein grinsen im Gesicht, wenn beispielsweise von "...frischem Geschmack..." die Rede ist.

    Wie schmeckt denn "frisch" eigentlich? Süss? Sauer?

    Eine Schokolade wird mit "...luftigem Geschmack..." beworben. Luftig? Und wie schmeckt das?

    Es ist ehrlich gesagt zum heulen wie mit unserer Sprache umgegangen wird. Und manche dieser marketing-technischen Geniestreiche haben sogar Einzug in unser Leben gehalten.

    Ich denke jeder kennt den Begriff "Unkaputtbar". Kam aus der Werbung.

    Tja, alles verändert sich, auch die Sprache. Mal sehen was in 10 Jahren angesagt ist........

    Grüße,

    euer Duke

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich finde es auch furchtbar. Ich habe schon gehört, dass Body Lotion als lecker bezeichnet wurde, selbst manche Männer sollen lecker sein.

    Das kommt mir alles sehr bekannt vor aus dem berühmten Roman von George Orwell.

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  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Naja, "lecker" beschreibt ja nicht eine Geschmacksrichtung, sondern die Beziehung/ Einstellung, die wir zu einem Geschmack haben. Man könnte genauso gut yummy, deliziös, delikat, köstlich, mundet mir, schmeckt mir, schmeichelt meinen Geschmacksknospen usw sagen - das sind aber so alte Formulierungen, dass sie nur noch ironisch/ scherzhaft verwendet werden können.

    Dementsprechend finde ich etwas lecker oder "mag es so gern, dass ich es bis an mein Lebensende essen könnte". Finde das Wort an und für sich unproblematisch-

    auch die Übertragung des Wortes auf andere Bereiche, besonders um damit auszudrücken, dass man jemanden als attraktiv empfindet. Was "lecker" ist, möchte man sich einverleiben und aneignen, passt doch. Und gerade Worte aus dem Bereich schmecken, riechen und fühlen wurden schon immer auf andere Bereiche, die eng mit Sinneswahrnehmungen verbunden sind, übertragen.

    So wie man früher Menschen "dufte" fand oder Frauen Torten waren, sind die heutzutage eben "lecker" oder süß oder knusprig.

  • Zac Z
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    "lecker" ist ein ganz normales deutsches Wort; laut wiktionary kommt es aus dem Mittelhochdeutschen und stand ursprünglich in Verbindung mit "lecken".

    Sonst beschweren sich die Leute über Anglizismen...

    Es bedeutet einfach, dass etwas gut schmeckt. Ich weiß nicht, was daran schlimm ist, das Wort zu benutzen.

    Wenn ich eine Frau als "lecker" bezeichne, so ist das eine Metapher und natürlich nicht wörtlich gemeint. Ich habe auch schon gehört, dass Männer oder Frauen "zum Anbeißen" genannt wurden - und zwar von Leuten, die sich sexuell angesprochen fühlten, und nicht etwa kannibalische Gelüste hatten.

    Das ist keine Infantilisierung.

    Natürlich benutzt die Werbung Signalwörter, die zum Kauf anregen sollen. Wäre ja auch dämlich, eine Suppe als "nicht fad" zu bezeichnen. Es wird auch in keinem Lebensmittelspot etwas "eklig" genannt werden, das hört man dann wohl eher in der Reinigungsmittelwerbung, natürlich bevor mit "Extrasauber" geputzt wurde...

    Dass Werbung nicht unbedingt dafür bekannt ist mit literarischen Höhenflügen zu glänzen, ist unbestritten.

    Ich mache während der Werbung den Ton weg und hole mir meistens eine Tasse Tee oder gehe auf Toilette. Dann muss ich mir das Reklamegefasel nicht anhören! ;-)

    @ kaf 51ri:

    Ihr in Österreich sprecht ja auch kein richtiges Deutsch! ;-)

    Ich denke da nur an Kasten und Sessel, haha!

    Nein, im Ernst, ich komme aus Süddeutschland und für meine Ohren klingt "lecker" auch eher hochdeutsch, in unserem Dialekt benutzen wir das nicht.

    Offensichtlich gibt es hier regionale Unterschiede; wenn man sich die Antworten ansieht, scheint es eher in Norddeutschland und weniger in Süddeutschland / Österreich verbreitet zu sein.

    Mein Punkt war auch nur, dass "lecker" m.E. keine reine "Werbesprache" ist, sondern normales Deutsch.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    wir österreicher kennen den ausdruck "lecker" erst, seit er im tv auf rtl&co publik gemacht wurde....

    ich finde diesen ausdruck zum speiben, passt er doch so garnicht in unsere sprache..!

    aber heutzutage wird schon gesagt ... "ja, genau, lecker, genau" ...

    goethe, schau oba..!

    zusatz 5min später.... der dichterfürst würde sich schämen für sein volk der dichter und denker..!

    @zac... "lecker", das klingt für österreichische ohren grauenhaft, aber auch die jungen leute benutzen dieses schiache wort, angeregt von den ach so deutschen tv-sendern, wo es an einem minimum an kultur sowieso mangelt.

    @myrthe ... siext, und i tät gern a guate spoitn melone owehaun...

  • vor 1 Jahrzehnt

    "Lecker" geht ja noch. Das gab es schon immer.

    Schlimmer finde ich, wenn alles "Geil", "Supergeil" und "Megageil" sein soll. Schon im Kindergarten findet dieses Wort Gebrauch.

    Dank unserer Verdummungs-Lektüre mit den 4 weißen Buchstaben auf rotem Grund soll Deutschland

    ja auch "schwarz-rot-geil" sein, warum auch immer.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    "Lecker" bedeutet "wohlschmeckend" und kommt aus dem Niederländischen.

    Hier im Rheinland, recht nahe der Holländischen Grenze gehört dieser Begriff in die ortsüblichen Dialekte - selbst das Kölsch kennt ihn ;o)!

    Klar, in Zeiten der Überpräsenz der Massenmedien schwappt der Dialekt in Regionen, deren "Ur"einwohner überhaupt nichts damit anfangen können - das ist eigentlich traurig.

    Ein Lebensmittel als "lecker" also "wohlschmeckend" zu bewerben finde ich grundsätzlich in Ordnung, wer würde schon einen Joghurt kaufen, der mit "schmeckt scheußlich" beworben wird.

    Meines Erachtens ist es zur Zeit halt en vogue Lebensmittel als förderlich für die Gesundheit und dennoch wohlschmeckend zu verkaufen, denn fast jeder verbindet doch nachwievor "ist gesund" mit "schmeckt fies" ("fies" ist, glaube ich, auch niederländisch). Ich finde es eigentlich eher bedenklich, den gesundheitlichen Nutzen eines (in der Tat ja häufig wohlschmeckenden) Lebensmittels zu beweben, der zumeist fragwürdig ist!

    So, also isch werd gez'n lecker Scheibsche Melone verspeisen - die ist nämlich wohlschmeckend und der Gesundheit förderlich... :o)

    @kaf 51ri:

    Och, ich würd dir schon was abgeben...

  • vor 1 Jahrzehnt

    Wie beschreibt man etwas dass noch besser ist als man mit "normalen" Worten nicht mehr beschreiben kann.

    Früher (nach dem Krieg) war alles "Süß" (süße Maus, ist die nicht süß, u.s.w.). Vielleicht hatte das was mit den Entbehrungen zu tun.

    Danach kam die Zeit "Super" . Alles war "super Schön", "super Schnell", "super Klein" und "super Groß".

    Heute sind wir bei "Geil". Boah war das Geil, oder: boah voll geile Musik, u.s.w.

    Die Steigerung "lecker" kam meiner Meinung hier in Mode mit der holländischen Käsewerbung von Frau Antje.

  • vor 1 Jahrzehnt

    In der Schule müssen wir immer alles erklären z.B. wieso es mir gefallen hat. Es hat einfach gefallen. Es ist einfach interessant für mich und dann muss ich noch erklären wieso ich es interessant finde! Dass machen wir mindestens 1 Mal pro Woche. Oh es nervt so...

    Lecker ist ein normales Wort, es beschreibt wie das ist. Wie kannst du ein Gefühl beschreiben? Das ist fast als ob du ne Farbe beschreiben müsstest, es ist unmöglich!

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