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"Quizshow-Kandidat als Folterknecht" kann jeder von uns zum Mörder werden, grundlos innerhalb von Stunden?
Bei YAHOO! DEUTSCHLAND NACHRICHTEN VOM 17.3.2010 las ich:
"Quizshow-Kandidat als Folterknecht
...
Paris (afp) - Scheinwerferlicht und Kameras, eine junge Moderatorin mit einem hinreißenden Lächeln, ein tobendes Publikum - "La Zone Extreme" (Gefahrenzone") kommt zunächst daher wie viele andere Quizshows. Ganz gewöhnlich ist die Sendung dennoch nicht. Denn wenn der in einer Kabine eingesperrte Kandidat Jean-Paul eine Frage nicht richtig beantwortet, bekommt er zur Strafe von einem anderen Kandidaten Stromschläge versetzt. Bei 20 Volt geht es los, dann steigt die Ladung unerbittlich, bis auf 460 Volt. Jean-Paul stöhnt vor Schmerz bei jedem Stoß lauter auf, beginnt zu schreien, bittet, das Spiel zu beenden, und gibt plötzlich keinen Laut mehr von sich.
Eine neue Ära der Fernsehunterhaltung? "La Zone Extreme" hat es als Quizshow nie gegeben, sondern nur als Experiment französischer Forscher. Stromschläge wurden in Wirklichkeit keine ausgeteilt, Jean-Paul war ein Schauspieler, der den Schmerz nur vorspielte. Die bekannte Moderatorin Tania Young, die zweifelnde Kandidatin ungerührt zur Fortsetzung des Spiels drängte, war eingeweiht. Die Kandidaten aber, die die Fragen stellen durften und bei falschen Antworten die Hebel mit den Volt-Zahlen umlegten, wähnten sich tatsächlich in der Testsendung für eine neue Quizschow. 81 Prozent von ihnen gingen bis zum bitteren Ende und zur höchsten Voltzahl in einem Spiel, das längst einer Folterszene glich." (1)
"Milgram-Experiment ... von S. Milgram (Univ. New York) unternommener Versuch, der die Beziehung zw. Autorität, Gehorsam und Aggression klären soll (erste Veröffentlichung 1963). Die Versuchsperson wird aufgefordert, den vorgebl. Lernprozeß einer anderen Person dadurch zu fördern, daß sie dieser für Fehlreaktionen zunehmend stärkere, im Höchstmaß lebensgefährl. elektr. Schläge verabreicht; dabei werden Schmerzenslaute simuliert. Zw. 48% und 65% der Versuchspersonen ließen sich zur Verabreichung der Höchststrafe bestimmen (bei Untersuchungen in der Bundesrep. Dtl. rd. 86%; D.M. Mantell, 1971)." (2)
"Hält man sich die Gründlichkeit der Schulung und des Trainings und die Macht der militärischen Autorität vor Augen, dann sollte man meinen, daß der Anteil von Soldaten, die auf Befehl einen Feind angreifen, beträchtlich größer ist als der Anteil von Versuchspersonen, die bei den Experimenten gehorsam den Maximalschlag austeilten. Tatsächlich war er geringer - nur 15 - 25 von hundert amerikanischen Soldaten schossen im Zweiten Weltkrieg ihre Waffen im Kampf ab" (3).
Qellen:
(1) Agence France-Presse, 2010: Quizshow-Kandidat als Folterknecht, in YAHOO! DEUTSCHLAND NACHRICHTEN, 17.3.2010, http://de.news.yahoo.com/34/20100317/tod-quizshow-...
(2) F.A. Brockhaus/Deutscher Taschenbuch Verlag (Hrsg.): dtv Brockhaus Lexikon, Bd. 12, Nördlingen: C. H. Beck´sche, 1988, S. 105.
(3) Frank, Jerome D.: Muß Krieg sein? Pyschologische Aspekte von Krieg und Frieden, Darmstadt: Darmstädter Blätter, 1969, S. 122.
9 Antworten
- vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Wir haben dieses Experiment in unserem Psychologiekurs behandelt. Nahezu jeder Mensch würde so handeln, auch, wenn Außenstehende dies abstreiten. In der Situation ist man nämlich Druck/ Stress ausgesetzt, man fühlt sich durch den Moderator und das Publikum bestärkt. Viele der ehemlg. Versuchspersonen gaben auf Befragung hin, warum sie nicht aufgehört hätten, an, dass sie sich verpflichtet fühlten, diese Aufgabe zu beenden und, dass sie dachten es würde nichts schlimmes passieren. Woher diese Einstellung ruht, ist noch nicht geklärt. Eine Möglichkeit wäre die Erziehung, vielleicht sollten wir unsere Kinder zu selbstständigerem Denken erziehen anstatt darauf zu pochen, dass sie ihre Aufgaben ohne Weigerung vollenden. Wenn das denn möglich ist.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
So ist es eben. Nietzsche hatte Recht als er sagte "Der Mensch ist schlecht"
Gib jemanden Macht und er wird sie schamlos nutzen!
- barcjerdu ☼Lv 7vor 1 Jahrzehnt
- trotzdem!Lv 7vor 1 Jahrzehnt
Dieses Experiment ist ein recht alter Hut den ich vor einigen Jahren schon bei Galileo gesehen habe. Ich fand es schon damals schockierend und das ist es noch immer. Vielleicht ist es ganz gut, das es in einer Sendung gezeigt wurde, die sich viel mehr Menschen anschauen.
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- vor 1 Jahrzehnt
Wir lernen daraus, dass wir uns Illusionen machen, wenn wir annehmen, wir handelten in erster Linie selbstbestimmt, autonom nach unseren inneren moralischen MaÃstäben. Ein biÃchen sozialer Druck, und schon passen wir uns der Situation an. Spannend wäre eigentlich die genaue Inaugenscheinahme derjenigen 19%, die nicht gefoltert haben -- lief bei denen was anders ab, sind die charakterlich anders, was kann man daraus lernen?
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Naja, wenn man so schaut, wer in eine Quizshow geht, wundert einen das nicht.
Deutschland ist bescheiden geworden ...
- hulgaLv 7vor 1 Jahrzehnt
das verhalten von menschen wundert mich schon lange nicht mehr,
sicher, wenn ich so manchen politiker oder wissenschaftler höre, kommen schon mal gedanken, die nicht so gut sind auf, aber wegen so einem *****, zum mörder werden?
niemals !
- PetraLv 7vor 1 Jahrzehnt
Die Psyche eines Menschen geht sicher manchmal eigenartigen Gedanken nach, aber das, was da im frz. TV abgelaufen sein soll, ist schon mehr als krankhaft.
Deine Frage würde ich somit mit nein beantworten wollen,wenn es sich um geistig gesunde Menschen handelt.
Ich hätte mit Sicherheit auch einen Schalter umgelegt, aber den, einfach zu gehen.