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Anonym
Anonym fragte in SozialwissenschaftSonstiges - Sozialwissenschaft · vor 1 Jahrzehnt

Wenn ihr in Nazi-Deutschland leben würdet...?

...also unter der Herrschaft Hitlers '33-'45, wie würdet ihr dann leben?

Glaubt ihr, ihr würdet bei den Widerstandskämpfern sein und unter Lebensgefahr Flugblätter verteilen oder sogar Attentate auf Hitler planen?

Oder würdet ihr in stummem Widerstand vor euch hin leben, heimlich den Hitler-Gruß Verweigern, aber in verängstigter Anpassung leben?

Oder hätten euch die Reden Hitlers und seine Logik, der ganze Geist der Zeit damals, mitgerissen und überzeugt?

Würdet ihr der SS/SA o.ä. beitreten, wegen der Vergünstigungen, oder aus echter Überzeugung?

Oder würdet ihr ganz anders leben?

Ich finde, sich so etwas vorzustellen, ist sehr interessant. Ich will hier niemanden verurteilen und ich fände es schön, wenn ihr versucht, möglichst ehrlich zu antworten.

Weil ich finde, dass es bei8 so einer Frage keine "richtigen" Antworten gibt, werde ich (höchstwahrscheinlich) auch keine BA auswählen.

Update:

Noch was, dass ich interessant finde und auch was mit der Frage zu tun hat:

http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Versuch

Könnt ihr mal lesen, wenn ihr wollt. Zum Thema Selbsteinschätzung.

21 Antworten

Bewertung
  • x²yz
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    wie viel macht jeder von uns heute so mit, ohne es zu hinterfragen? Gibt man so schnell seine Heimat, seinen Beruf, sein soziales Umfeld auf? Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, ich vermute, dass ich versucht hätte mein Leben zu leben, ähnlich wie jetzt auch. An manchen Stellen diplomatisch und opportunistisch an anderer Stelle kritisch und rebellisch. Ich glaube ich hätte lange gehofft, dass das bald vorbei geht.

    Ich liebe meine Heimatstadt und mein Leben ....ich möchte beides nicht aufgeben......das ist keine ruhmreiche Antwort .....leider bin ich keine Heldin, das muss ich zu meiner Schande gestehen....

    Quelle(n): http://de.wikipedia.org/wiki/Konformit%C3%A4tsexpe... auch ein schönes Experiment, das auch während meines Studiums in einem Psychologie-Seminar durchgeführt wurde....mit erstaunlichen Ergebnissen (auch reflektierte Studenten der Sozialen Arbeit, kurz vor dem Examen, reagieren auf (scheinbare) Majoritätsmeinungen)
  • vor 1 Jahrzehnt

    Der Link passt wirklich ideal zu dieser Frage.

    Wenn ich lese,wer alles ein Held ist und sich gegen das Unrechtssystem auflehnen würde, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

    Damals war es "politisch korrekt" zu den Zielen und Plänen des Nazistaates zu stehen und heute muss es genau umgekehrt sein.

    Daran halten sich auch die meisten. Die Naziparolengröler sind oftmals geistig unterbelichtet und dienen damit als abschreckendes Beispiel.

    Wer sieht aber in unserer Realität, wie Menschenrechte mit Füssen getreten werden. Wie langsam aber sicher eine neue, noch schlimmere

    Gesellschaftsordnung aufgebaut wird, in der menschliche Werte und ein friedvolles Miteinander zum absoluten "no go" werden.

    Wer kämpft dagegen?

    Oder besser noch, wer merkt das überhaupt?

    @lpboy82 warum änderst du deine antwort?

    das ist genau das gegenteil.

  • vor 1 Jahrzehnt

    In unserer Situation ist es zu einfach, zu sagen, man wäre Widerstandskämpfer geworden etc. Um Dir ehrlich zu antworten ich weiß es nicht. Ich bewundere z.B. Corrie ten Boom, die in dieser Zeit zusammen mit ihrer Familie Juden in ihrem Haus versteckte. Nach einiger Zeit flog das auf und Corrie, ihr Vater und ihre Schwester Betsie wurden alle verhaftet. Der Vater starb im Gefängnis. Die Schwester starb im KZ, Corrie selbst hat ihre Zeit im KZ überlebt. Betsie hat noch im KZ davon geträumt nach dem Krieg einmal "diesen armen Menschen" zu helfen. Corrie dachte, sie meinte ihre Mitgefangenen, nein, sie meinte ihre Wächter. Was für eine innere Größe. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich in der Not verhalten würde, ich hoffe, dass es mir von Gott die Gnade gegeben würde, mich meinem Gewissen entsprechend zu verhalten.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich persönlich finde es sehr schwierig sich in sowas reinzudenken und kann wirklich nicht sagen, auf welcher seite ich gestanden hätte. Klar würde ich gerne von mir behaupten können, dass ich ganz sicher in den Widerstand gegangen wäre, aber unter den Vorraussetzungen damals gestaltete sich das nocheinmal ganz anders,vor allem wenn es um das eigene Leben geht...ist eben einfach eine schwierige Thematik und ich bin der Meinung, dass man diese Frage einfach nicht beantworten kann, wenn man es nicht hautnah miterlebt hat.

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  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich stimme @Mthld voll zu, aber mit einer kleinen Einschränkung:

    Die Familie Ten Boom waren Holländer, und wir Deutschen waren im Grunde genommen ihre Feinde. Dann ist ein Widerstand nicht so schwer, als wenn wir in unserem eigenen Land Widerstand leisten müssten.

    Wenn man von Feinden besetzt wird, ist ein Widerstand gegen diese Feinde leichter.

  • Anonym
    vor 6 Jahren

    Das Milgram-Experiment war ein Fake, falls Du es noch nicht mitbekommen hast.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich denke, dass man das überhaupt nicht ehrlich beantworten kann.

    Würde das ganze jetzt wieder passieren, würde ich sofort alles daran setzen, auszuwandern, denn ich will mich solchen Idioten auf keinen Fall beugen, aber deswegen unbedingt mein Leben aufs Spiel setzen will ich auch nicht.

    Hätte ich aber früher gelebt.. das kann man gar nicht sagen, wäre ich immer so erzogen worden, dass all das richtig ist, wäre es für mich ja vielleicht ganz normal gewesen. Ja es ist grausam, aber Kinder sind so leicht beeinflussbar, und wäre uns nicht gesagt worden, das alle Menschen gleich sind, sondern wäre uns von allen Seiten eingeredet worden, dass es unterschiedliche "Klassen" von Menschen gibt..wer weiß wie man dann gehandelt hätte.

    Dieses Milgram Expreriment kenne ich aus dem Sowi Untericht. Ich denke nicht, dass ich so handeln würde, würde ích jetzt heute diesen Test, unwissend, machen. Ich halte nichts davon, andere Menschen mit Gewalt zu bestrafen, erst recht nicht, weil diese Person eine falsche Antwort gegeben hat. Ich denke, dass ich dafür ein viel zu sensibler Mensch bin, und mich in die Situation des Befragten versetzen würde. Aber man weiß ja nie.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    ich wuerd mich anpassen-.-

    ???

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich denke, dass man eine solche Frage nicht eindeutig beantworten kann.

    Auch wenn man bei der Geburt ein bestimmtes Maß an Persönlichkeit mitbekommen haben mag, sind wir doch mehr die Summe der im Leben gemachten Erfahrungen und diese unterscheiden sich doch deutlich von denen, die die Generationen gemacht hatten, die diese Zeit zwischen 1933 und 1945 mitgemacht haben.

    Viele Faktoren sprechen dafür, dass ich wohl weder ein Widerstandskämpfer noch ein glühender Verehrer des Nationalsozialismus gewesen wäre. Aber man soll niemals nie sagen.

    Wenn ich an meine Vorfahren als Maßstab nehme, so waren die keine Nationalsozialisten, tendenziell eher eher links einzuordnen und teilweise gewerkschaftlich organisiert, aber keiner war Mitglied einer Partei. Eine Großmutter war Haushälterin bei einem Ortsgruppenleiter und konnte sich damit überraschenderweise dem BDM und der NSDAP sogar in einem größeren Umfang entziehen, als das ansonsten üblich gewesen wäre. Parteimitglied wird sie dabei wohl dennoch gewesen sein. Die andere hatte früh Kinder, wurde zur kriegswichtigen Feldarbeit herangezogen. Meine beiden Großväter wurden im regulären wehrfähigen Alter von der Wehrmacht gezogen und an die Ostfront abberufen. Es waren beide verwundet und wurden wieder an der Ostfront eingesetzt. Von einem weiß ich, dass er sich wenige Tage vor der offiziellen Kapitulation von seiner Einheit abgesetzt hatte. Es sollte sich später herausstellen, dass die ganze Kompanie komplett aufgerieben. Er wurde später bei Pölfing-Brunn in der Steiermark von den Amerikanern aufgegriffen. Das meiste konnte ich durch Dokumente aus dieser Zeit belegen.

    Meine Vorfahren haben also keine besonders spektakuläre Vergangenheit gehabt, wie wohl die meisten anderen auch, die überhaupt von dieser Zeit erzählen können. Ich gehe stark davon aus, dass ich zu dieser Zeit einen ähnlichen Lebenslauf gehabt hätte.

    Trotzdem sprechen aber auch einige Dinge dafür, dass man Nationalsozialist geworden wäre, möglicherweise auch SA-Mitglied.

    - die politische Aufklärung und die Meinungsvielfalt, wie sie heute herrscht, gab es damals nicht; ab 33 wäre man durch die Gleichschaltung der Presse völlig der Propaganda augesetzt gewesen, wobei die Mechanismen der Propaganda weiten Teilen der Bevölkerung überhaupt nicht bekannt waren

    - der Nationalsozialismus hatte ein modernes Erscheinungsbild; das ganze Erscheinungsbild war modern, von der Grafik über die Inszenierung Hitlers (Flugzeugreisen zum Wahlkampf, Massenkundgebungen) bis hin zu Uniformen von Hugo Boss, eine Gesamtinszenierung

    - als Kind und Schüler konnte man sich kaum der Ideologie entziehen; sie wurde in den Schulen gelehrt, Kinder traten in der Schule zum Fahnenappell an, es wurden Nationalhymne und Horst-Wessel-Lied gesungen; selbst wenn man sich als Kind und Jugendlicher HJ und BDM entziehen konnte, in der Schule wurde es einem trotzdem eingetrichtert

    - auch wenn Edmund Stoiber sich vor einigen Jahren etwas missverständlich ausgedrückt hatte: der Nationalssozialismus hatte auch sozialistische Züge; besonders in den 20er Jahren, als die Orientierungslosigkeit recht groß war, konnten Sympathisanten der Kommunisten und Sozialisten sich auch bei NSDAP wiederfinden, selbst Hitler soll nach dem Ersten Weltkrieg eine Zeit lang mit den Kommunisten sympathisiert haben

    - die Einflussnahme der Partei auf allen gesellschaftlichen Ebenen war extrem; ich empfehle diesen Artikel, um einen Eindruck zu bekommen, wie groß: http://de.wikipedia.org/wiki/Blockleiter ; Die Menschen wurden also unmittelbar in ihren Wohngebieten und Siedlungen bespitzelt, oft von Menschen, mit denen sie bereits seit Jahren zusammenlebten

    Deshalb bin ich schon der Auffassung, dass man eine Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus und seiner Parteiorgane nicht grundsätzlich ausschließen kann. Ich denke auch, dass man jeden Menschen unter gewissen Umständen so manipulieren kann, dass er Handlungen, die seinen Grundüberzeugungen und seinem Gewissen widersprechen, nicht nur duldet, sondern sich aktiv daran beteiligt. Das gilt besonders für diese totalitäre Gesellschaft mit ihren strikten Hierarchien, wie es sie zu dieser Zeit gab.

  • reGnau
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich vermute ich wäre dann vermutlich eine der ersten, die dann irgendwo in irgendeinem KZ landen würde, eben genau weil ich nämlich meinen Mund noch nie halten konnte, wenn ich irgendwas nicht als fair betrachte.

    @ Serenity: Kenne ich schon, haben in Psychologie damals sogar einen Film darüber gesehen und es ist erschreckend, wie wenige Leute da dann trotzdem den Mund aufmachen und was an der Situation ändern wollen. Das ist die Geschichte mit den beiden Gruppen, die eine die Gefägniswärter, die andere ist die Gruppe der Gefangenen.

    Kommt auf das gleiche heraus, was bei Skinner mit den Ratten passierte- Allerdings mit einem Unterschied: Die Böden der Zellen der Leute wurden nicht unter Strom gesetzt, aber die Wärter wurden halt eben immer heftiger und heftiger, bis die Leute praktisch sich nicht mehr wehrten aus Angst.

    Passender Vergleich. Wirklich.

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