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Anonym
Anonym fragte in SozialwissenschaftSonstiges - Sozialwissenschaft · vor 1 Jahrzehnt

Thema Amoklauf - siehe Details?

Der Amoklauf in Winnenden und die Beschreibung des Jungen, der das Massaker angerichtet hat, geht durch die Köpfe der Menschen.

In dem Zusammenhang kam mir eine Theorie und ich wüßte gern Eure Meinung dazu.

Mobbing, mangelndes Interesse der Gesellschaft, kein angemessenes Ventil für Aggressionen, Introvertiertheit etc. Nicht dazugehören, Familien, die ihre Kinder nicht verstehen und Lehrer, die die Zurückhaltenden nicht erkennen und fördern. Da sehe ich u. a. die Ursachen.

Auch wahnsinniger leistungsdruck, mangelndes Vertrauen in den Familien und eine "Deckel"mentalität. Eine "was sollen die Nachbarn sagen" Mentalität, "Pssst. über Gefühle spricht man nicht." und "Haltung, Fassung Würde". Bloss nicht aus der ROlle fallen, Papa und Mama könnten einen sonst nicht mehr liebhaben.

Und dann schweigt der Mensch ein aggressives hochgefährliches Schweigen, frisst alles an Frust in sich herein und explodiert dann wie ein Dampfkochtopf und läuft irgendwann Amok.

Ich habe mir gedacht, dass diese Amokläufer ja alle so unauffällige Menschen waren, die hätten optisch gut in eine repräsentative Bank gepasst oder in einen Job, der absolute Sachlichkeit und Anpassung nach außen hin verlangt.

Nun meine Theorie:

Wenn einer nun eine derart gefährliche Verdrängungsmentalität hat, wäre es dann nicht folgerichtig, eher mal auf die unauffälligen Menschen zu achten, die, die garnicht in den Vordergrund treten, völlig angepasst wirken und sehr beherrscht wirken, anstatt sich, wie es an Schulen und im Berufsleben ja viel eher getan wird, an den Paradiesvögeln zu orientieren und denen eher dies kriminelle Verzweiflungspotential zuzutrauen?

Denn ich denke, dass die Leute, die die Gesellschaft sowieso für irre und aus dem Rahmen fallend hält, garnicht so sehr die typische Amokläufermentalität entwickeln kann. Die leben ihre Vögel im Kopf, ihre Macken viel zu offen aus, als dass sie wirklich gefährlich wären.

Da alle Menschen aber macken und Vögel haben, aber nicht alle die Macken offiziell haben dürfen, sie zb. in manchem Job, mancher Familie total unterdrücken müssen, sehe ich einen weiteren Grund für Amokläuferreaktionen darin, dass von den Leuten zum Teil zuviel Anpassung und Gleich Schaltung erwartet wird.

Kommt dann noch ein Keller voller Leichen dazu, den man familiär oder sonstwie totzuschweigen hat, könnte es zu dieser Fehlzündung unberechenbarer Amoklauf eher kommen.

Also kurz gesagt: Liegt einer von vielen Amoklaufgründen auch in übertriebener gesellschaftlicher Anpassung - in Bezug auf Familie, Job etc. ?

Update:

@1946, die Frage steht doch da :) Aber die Antwort gab 2 Punkte. :)

11 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Worauf begründet sich denn übertriebene gesellschaftliche Anpassung ?

    Frag mal einen Tanzbären, warum er auf eine bestimmte Musik tanzt.

    Die Foltermethoden, wie er dazu gebracht wird die Tatzen zu heben sind brachial, der Zwang der auf Kinder ausgeübt wird mitunter auch.

    Doch darüber wird ja nicht geredet, die Probleme in der Familie sind tabu.

    Auch wird den Opfern eingeredet, sie seien selber Schuld und haben das Leid verdient.

    Die Vernachlässigten, wie auch die Überbehüteten haben da das gleiche Problem.

    Mißachtung und mangelhafte Wertschätzung der eigenen Persönlichkeit.

    Das über Jahre und Jahrzehnte aufgestaut, schürt gewaltigen Haß.

    Da dieser kein Ventil hat, immer wieder verurteilt und erneut unterdrückt wird, entsteht ein gefährliches Gemisch aus Haß und Unterdrückung.

    Dem kann durch Rollenspiele und kleinere Klassen, liebevolle Aufmerksamkeit und weniger Leistungsdruck schnell begegnet werden.

    Zusatzausbildungen mit Familienstellen und Achtung für das Wesen des Anderen würde Bezugspersonen befähigen, Störungen zu erkennen und ihnen den Not wendigen Raum einzuräumen.

    Schuld und Strafe sind fatale Mittel um Menschen zu unterdrücken.

    Da es keine Schuld gibt, wird auch die Strafe überflüssig.

    Das finden der Ursache bietet die Möglichkeit, die Situation zu verändern.

    Wer vorschnell einen Sündenbock opfert und damit glaubt das es damit getan ist, der tut alles dafür, das wir bald das nächste Unglück erleben und glaubt dann immer noch, das härtere Strafen da was bringen.

    Diesem üblichen Selbstbetrug wird allenthalben gehuldigt und alle Mitverantwortuing weit von sich gewiesen.

    So werden die Ursachen vertuscht und neue Gründe für ein derartiges Verhalten geschaffen.

    LG Jo

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ja, ganz genau richtig, deine Theorie. Nicht nur deshalb, weil sie meiner Meinung entspricht, sondern aus dem einfachen Grund, weil wir alle hier wirklich gefordert sind, unsere Blickrichtung zu ändern.

    Es ist schon in den Kindergärten so, dass immer nur die Kinder auffallen, die extrovertiert sind und sich in den Vordergrund drängen.

    Die schüchternen, unauffälligen Kinder, die Aufmerksamkeit genau so nötig brauchen, werden in den Hintergrund gedrängt und benachteiligt.

    Das ist keine böse Absicht der Erzieher und Lehrer, aber die frechen sind immer im Fordergrund.

    Die braven werden immer trauriger.

    Und wenn das schon so früh los geht, dass die Kinder das Gefühl bekommen, irgendwie "nicht richtig" zu sein, so wie sie sind, kann sich da einiges anstauen.

    Die meisten werden ja trotzalledem keine Gewalttäter, aber die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen ausrastet, ist tausend mal größer als bei denen, die ihre Gefühle immer schon ausleben konnten und auch Beachtung geschenkt bekamen.

    Allerdings ist es nicht die Anpassung sondern die Frustation, die das Ventil explodieren lässt.

    Diese Menschen hatten, wenn nicht einmal zu Hause in der Familie positiv und liebevoll mit ihnen umgegangen wurde, einfach niemals die Möglichkeit, Dampf abzulassen.

    Die "Psssst - über so was spricht man nicht" Mentalität ist tödlich für das Seelenleben eines introvertierten Kindes.

    Und irgendwann ist das Maß dann voll, alle wundern sich.

    Nicht, dass ich die Handlung des jungen Mannes irgendwie entschuldigen oder herabspielen möchte. Die Opfer tun mir furchtbar leid und ihre Eltern ebenso.

    Aber es geht jetzt wohl auch darum, solche schrecklichen Vorkommnisse in der Zukunft möglichst zu verhindern.

    Ich hoffe sehr, dass keiner mehr ausrasten muss. Wenn wir alle unsere Zuwendung und Aufmerksamkeit ein wenig gerechter verteilen, könnte das ein guter Anfang sein.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Dein Ansatz ist sicher gut. Ich denke aber die Ursache bei dem Amok-

    läufer um den es hier geht ist so simpel wie furchtbar zu gleich.

    Irgendwie scheint er ja doch in psychiatrischer Behandlung gewesen zu

    sein, mir ist bekannt daß depressiven Menschen teilweise Psychophar-

    maka verabreicht wird, die während ihrer Wirkung das Bewußtsein so

    stark verändern, daß sie dabei der Wirklichkeit nahezu völlig entrückt sind,

    andere Menschen gar nicht mehr als Personen wahr nehmen, eher wie

    Kunstgestalten in einem PC-Spiel und sich auch sonst im Kopf völlig

    abartige Handlungsmechanismen dar stellen.

    Diese Wirkungsweisen sind auch bekannt, aber man verdient halt gut

    an dem Mistzeug.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Eventuell ja, aber wer weiß.

    Überhaupt finde ich, dass übertriebene gesellschaftliche Anpassung einen Wahnsinn hervor ruft.

    Es ist doch so - (ich kenne es von Leuten aus meiner Klasse) - Wenn ich etwas tue (z.B mich anders anziehe als die Mehrheit), dann halten sich auffällig viele von mir zurück....

    Ja, deine Theorie stimmt...würd ich sagen..

    Nun habe ich auch eine Frage zu diesem Thema gestellt - würde mich freuen, wenn du antworten würdest:

    http://de.answers.yahoo.com/question/index;_ylt=Ag...

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  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Du glaubst gar nicht, wie viele "Mauerblümchen" es gibt ...

    In die Hirne unscheinbarer Leute kann man nicht hineinschauen, ebenso wenig in die der "Paradiesvögel".

    Wenn jemand ausrasten will, kündigt er das vorher nicht unbedingt an.

    Was in einem Gehirn so vor sich geht, kann nur ganz bedingt unter Laborverhältnissen in einer Klinik untersucht werden. Wer geht aber freiwillig dorthin bzw. kann zu einer solchen Untersuchung gezwungen werden?

    Unregelmäßigkeiten bei Gehirnaktivitäten treten doch immer auf. Und wenn eine Zone besonders aktiv wird, ist man selten unter klinischer Beobachtung.

    Mehr Zuwendung und gegenseitige Beachtung wären sinnvoller.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich denke man sollte vielmehr auf alle Menschen achten, egal ob auffällig oder nicht. Irre könnte schließlich jeder sein... ^^

  • vor 1 Jahrzehnt

    du solltest auf menschen achten

    die schikaniert werden

  • vor 1 Jahrzehnt

    was man verdrängt, muss noch nicht das eigene sein. man kann auch dinge verdrängen, die von aussen, von der gesellschaft kommen. irgendwann knallen tut es aber doch.

    das problem ist, dass wir in einer gesellschaft leben, in der es keine richtige kommunuikation mehr gibt. und wo reflexion und kontemplation keinen stellenwert mehr haben. etwas verdrängen tut jeder. aber wuie man mit dem verdrängten sinnvoll umgehen kann. das wird nicht gelehrt. die psychiatrie ist dann auch nur mehr sekundärausbeutung der opfer diverser unstimmigkeiten oder verbrechen. mir kommt vor, die einzigen profitierenden von dem ganzen scheiss sind die psychiater und die pharmaindustrie. sonst leiden eh alle.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ich denke, dass du prinzipiell recht hast, aber wenn du das hochrechnest kommt da schon ne ganz schöne masse zusammen an leuten, die sich selbst als 'eher' schüchtern oder introvertiert sehen. wo willst du da die grenze ziehen und was genau heißt auf sie zu achten? immer wieder nachfragen? das kann ja auch zur belästigung werden und auf die spitze getrieben bist du dann bei brave new world wo alle menschen glücklich sein MÜSSEN.

    ich glaube die gesellschaft muss im privaten offener werden ohne sich dabei zu verkaufen. das würd schon helfen. eigentlich sind wir da auch schon auf nem guten weg, wenn man bedenkt was es früher für autoritäre strukturen in familie und staat gab. das hat sich doch alles stark gebessert.

    solange wir allerdings noch in kategorien wie 'MAN macht das so' denken, werden wir noch ne weile ein problem haben. es ist halt so einfach und billig auf schwache einzuschlagen (gerade auch verbal) und mobbing ist trotz allem noch allgegenwärtig. der große fehler den der amokläufer natürlich dabei macht, ist sein ego aufzublähen und zu denken er wäre der einzige der jemals in seinem leben wirklich gekränkt wurde. es muss also für mehr einfühlsamkeit gesorgt werden. das wird grad auch bei straftätern versucht - einen bezug zu dem opfer herzustellen und wiedergutmachung durch z.b. schadensersatz. morden können letzten endes nur solche menschen, die andere vorher vor sich selbst 'entmenschlicht' haben. dem gilt es entgegenzuwirken.

  • vor 1 Jahrzehnt

    ja, du hast recht. ich denke generell sollte man mehr auf die Schwächeren achten. Nicht nur weil sie potentielle Amokläufer sind, sondern um sie zu schützen. Kinder und Jugendliche die Mobbingopfer und Opfer tätlicher Gewalt werden stehen meistens allein da, weil die Lehrer beide Augen zumachen. Dann müsten sie sich ja selbst mit den Mobbern und Gewalttätern anlegen und dazu haben sie keine Lust. ist ja vielleicht auch zuviel verlangt. Aber dann sollten mehr Sozialarbeiter angestellt werden und gewalttätiges Verhalten, egal ob verbale Gewalt, Mobbing oder auch körperliche Gewalt sollte für den betreffenden Jugendliche Konsequenzen haben. Vielleicht beim ersten Mal eine Warnung, aber beim nächsten Übergriff solte der Schüler gnadenlos von der Schule fliegen. Aber die meisten Brutalos wissen ja, dass sie sich alles erlauben können, es hat keine konsequenzen höchstens mal ein: "Dudu, das wollen wir hier aber nicht..."

    So können sie jahrelang die anderen mobben ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Sie wissen, die Erwachsenen sind doch alle Waschlappen, ich kann hier soweiso machen was ich will.

    Nein, die werden nicht zum Amokläufer, die reagieren sich ja jeden Tag an den Schwächeren ab.

    Was wir brauchen ist ein Vorgehensweise, die Opfer schützt und Täter konsequent und kräftig für ihr Verhalten bestraft und sie nicht "versteht" und verhätschelt. Sonst wird das Opfer irgendwann zum Täter.

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