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Ein Plädoyer für die Literatur: Warum lesen wir?

Neulich stellte hier jemand eine Frage, in der er den Vergleich einer Koransure mit dem Gesamtwerk von Goethe, Mann und Brecht anstellte. Nun, seine Sure war ihm das Schönste, was ich akzeptieren kann, es ist letztlich Geschmackssache. Was mich aber störte, war die Überheblichkeit, mit der er mal eben die klassische Literatur abtat, die würden seine Herausforderung nicht bestanden haben etc. Es ergab sich eine kurze Korrespondenz, in deren Verlauf sich herausstellte, dass er nichts von den drei (im Grunde ja sechs, wenn man die Manns als Familie betrachtet) genannten Autoren gelesen hatte, dass er also einen Vergleich anstellte, ohne zu wissen, was er da verglich. Nun, wie gesagt, seine Sure mag Geschmackssache sein, wesentlich schlimmer fand ich, dass hier ein junger Mensch in einem Alter, in dem der Geist normalerweise so weit offen ist, wie später nie wieder, bereits für die Schönheit jeglicher Literatur verloren ist, sieht man vom Koran ab, und der Tatsache, dass vermutlich seine Rundumversorgung mit Suren gesichert ist. Das ist in meinen Augen eher tragisch, auch wenn er das nicht verstehen wird.

Aber daraus ergibt sich die Frage: Warum lesen wir? Bitte hier keine Plattitüden oder die übliche Aufzählung diverser Lieblingsbücher vom Herrn der Ringe über Harry Potter bis(s) zu Stephanie Meyer.

Nein, warum lesen wir, was gibt es euch ganz persönlich, warum müssen Vielleser immer weiter lesen?

Wie würdet ihr so jemanden von der wirklichen Schönheit der Literatur überzeugen wollen (wenn er denn erreichbar wäre)?

13 Antworten

Bewertung
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Ich verstehe den den Mann, der von der Schönheit einer Sure berührt wird.

    Mir geht es mit manchen Bibelversen vielleicht ähnlich.

    Aber ich lasse mich auch gern von den Gedichten Bert Brechts berühren,

    den Balladen Schillers, den erzählungen Hermann Hesses, ja und auch vom Herrn der Ringe.

    Ich will jetzt auch nicht meine Lieblingsautoren aufzählen, ich habe die obigen genannt, weil sie für verschiedene Epochen, Stile und Inhalte der Literatur stehen.

    Literatur ist für mich Abschalten und Entspannung, aber auch Information und Weiterbildung und (kritische) Reflexion des Lebens.

    Ich bin überzeugt, dass Lesen den eigenen Horizont erweitert und

    natürlich auch die Sprachkompetenz schult. Lesen schafft Phantasie und Kreativität und hilft uns Denken zu lernen.

    Ich möchte jeden Menschen zugestehen, daß er sein persönliches (Lieblings-)Buch hat, sei es der Koran, die Bibel oder auch Harry Potter, aber dieser Mensch mag auch bedenken, dass die Worte in diesen Büchern nicht vom Himmel gefallen sind (auch wenn sich die Propheten auf göttliche Eingebung berufen), die Fähigkeit zu Lesen und zu Schreiben hat sich in der Menschheitsgeschichte nicht von heute auf Morgen entwickelt. Es war ein generationsübergreifender Prozess. Das geschriebene Wort ist eine wesentliche Grundlage aller menschlichen Zivilisation.

    Und diese globale Zivilisation auf einen Vers zu reduzieren, dass erscheint mir schlichtweg ignorant.

    Denn auch wenn ich auf einem Feld die schönste Blume überhaupt fände, so müßte ich doch weitersuchen nach dem Korn um nicht zu verhungern.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Hi, für mich ist es ein Kurzurlaub! Ich kann mich so tief in ein Buch rein lesen, dass die Umwelt weg ist, es ist eine Art Hypnose, die den Alltag vergessen lässt und eine innere Befriedigung, zu wissen wie die "Geschichte" endet!!! :-)))

  • vor 1 Jahrzehnt

    Ein Kind, das mit bibliophilen Eltern aufwächst, wird wie von selbst nach Büchern greifen. Denn Bücher sind sein Alltag. Sie liegen auf dem Tisch, auf dem Boden, füllen die Regale und selbst in der Küche kann man einen aufgeschlagenen Ringelnatz-Band sehen. Darin liest die Mutter, während sie darauf wartet, dass die Kartoffeln gar werden.

    Eine Familie, in der Bücher etwas zum Anfassen sind, und keine Dekorationsartikel, muss sich um die Leselust der Kinder wenig Gedanken machen. Ein Kind das aus der 20 teiligen Lexika Reihe einen Turm bauen darf, wird früher oder später auch mal eins aufschlagen.

    Hier muss man ansetzen - die Erwachsenen müssen wieder aufwachen und lesen. Mit allen Sinnen wieder das Wunder des Eintauchens in magische Welten empfinden. Erleben, wie sich Buchstaben in Bäume, in Elfen, in Wölfe, in Kriege, in Sternenstaub verwandeln.

    Auch wenn ich die Frage nicht so ganz beantworte - möchte ich doch ein Plädoyer an die Erwachsenen richten - Lest euren Kindern vor, bei jeder Gelegenheit. Lest einander vor. Nichts prägt sich mehr ein als die Worte eines Buches getragen von der Stimme eines geliebten Menschen.

    Wir sind es - die unseren Kindern und Jugendlichen die Liebe zum Buch schulden!!!!!!

    LG-P

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Lesen ist wie Masochismus ... Lesen ist um es mit Kafka (der auf diese Weise die Liebe beschreibt) zu sagen "das Messer mit dem ich in mir wühle." Literatur, das Wort, das Macht ergreift und uns unterwirft im ewigen Reigen von Krieg und Frieden. Literatur nimmt mir Zeit, Zeit, die ich benützen könnte um eine Menge Dinge zu erledigen, die ich dringend nötig hätte und trotzdem lese ich, trotzdem nehme ich mir die Zeit und setze mich an Goethes "Faust" oder Manns "Zauberberg" oder Döblins "Berlin Alexanderplatz" genauso wie an Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende" oder Stockers "Dracula" um in Pessoas "Buch der Unruhe" mich in Gedanken zu verlieren ... Ich weiß nicht, warum ich das mache, aber Literatur bedeutet für mich immer ein Zerstören, ein Zerstören und Aufbauen einer Welt (bei Pessoa ist es sogar die wirkliche Welt - falls es diese gibt - die zerstört wird). Es ist das Spiel mit dem Gedanken und das Anerkennen der eigenen Winzigkeit in einem Universum geistiger Größe.

    Lesen ist für mich persönlich ein Überdenken, ein Akzeptieren und Kennenlernen, eine Offenheit ...

    Ein alter Buchhändler, der leider schon verstorben ist, hat mir einmal ein für mich damals unleistbares Buch geschenkt mit den Worten "Jedes dieser Bücher hat eine Geschichte, jedes dieser Bücher erzählt mehr als die Geschichte, welche die Tinte uns gibt, jedes dieser Bücher besitzt in gewisser Weise die Seele dessen, der es geschrieben hat, der es gelesen hat ..." Es mag für Außenstehende kindisch klingen, aber als Kind prägen einen solche Worte.

    Zum Schluss möchte ich noch zwei Zitaten die Möglichkeit für sich zu sprechen, das erste stammt von Franz Kafka, das zweitere von Jean Paul. Mögen sie zum Nachdenken anregen!

    "Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns."

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne."

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  • Myana
    Lv 4
    vor 1 Jahrzehnt

    Warum ich lese?

    Kurz gefasst: aus Neugier.

    Ich bin hemmungslos neugierig auf immer neue Gedanken, neue Vorstellungen, neue Anschauungen, neue Welten!

    Ich verschlinge seit meiner Einschulung (bzw. dem ersten Leseunterricht) jedes auch nur einigermaßen interessante Buch.

    Da Literatur genauso Geschmackssache ist wie vieles andere im Leben habe ich natürlich meine Lieblingsgenres - aber ich denke, das ist normal, oder? Manche lieben Stephen King, andere Pilcher - nun ja...

    Für mich gehört Lesen einfach zum Alltag - das fängt morgens mit der Lektüre der Tageszeitung an, und hört abends mit ein paar Seiten eines Buches vor dem Einschlafen auf. Ich glaube, ich könnte eher auf Fernsehen, Radio und sogar Computer verzichten als auf die Möglichkeit zu lesen!

    Wie man Literatur-Muffel überzeugen könnte?

    Schwierig...

    Eigentlich gibt es nur zwei Varianten:

    entweder die absoluten Verweigerer - die können hundert gute Bücher vor sich haben und lesen höchstens den Titel, mehr nicht. (Oder stellen sie sich ins Regal, um zu zeigen, wie gebildet sie doch sind...)

    Oder die, bei denen der Spruch passt: "Appetit kommt beim Essen (bzw. Lesen)." Bei denen reicht mit etwas Glück "das" passende Buch, um sie auf den Geschmack zu bringen.

    Quelle(n): meine Meinung
  • vor 1 Jahrzehnt

    Als Vielleser würde ich folgendes sagen:

    Jedes Buch - egal aus welchem Genre - eröffnet mir eine neue Welt. Eine Welt, in der ich lebe, solange ich dieses Buch lese. Und wie das so ist in der Welt, stellen sich neue Fragen - die mich dazu veranlassen, ein nächstes Buch zu lesen. Und so geht das immer weiter...

    Und Paradox: Auch Bücher wie "Der Herr der Ringe", Harry Potter" oder die "Biss-Erzählungen" von Stephanie Meyer sollte man nicht einfach abtun - auch wenn sie nicht meinem Geschmack entsprechen!

    Hauptsache ist doch, es wird überhaupt gelesen!

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich lese, weil der Geist eines Menschen schwarz auf weiß lebendig wird. Wenn ich in seine Geschichte eintauche und die Schönheit seiner Sprache in mich hineinsauge, dann bin ich für kurze Zeit in seiner Welt.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Warum wir lesen? Ich denke das ist ganz simpel. Wir lesen einerseits um zu lernen, um Wissen zu bekommen, an das wir sonst nur schwer herankommen. Wir lesen, um Erfahrungen zu teilen oder neu zu erfahren, auch wenn sie fiktiv sind.

    Ich lese um zu träumen, um abzutauchen, um zu merken, dass meine Gedanken mit ihrer Meinung oftmals nicht alleine sind.

    Ich lese um mich fesseln zu lassen, um begeistert zu sein, von Autoren, Figuren und ihrer Persönlichkeit.

    Wir lesen um zu leben.

    Und Menschen wie dein jungen Herr im jungen Alter tun mir eher Leid, als dass ich sie bewundere. Auch ich kenne genug von ihnen. Aber wie diese "bekehren"?

    Vielleicht müsste man ihnen das Lesen schmackhaft machen, aber wie, wenn sie sich weigern?

    Beinah unmöglich. Ich weiß nicht wie.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Man darf einfach sich selbst nicht zum Maßstab für andere machen. Ich finde es auch schade, dass viel zu viele Menschen mit Literatur wenig anfangen können, manchmal sogar aus ideologischen Gründen, wie es bei deinem Bekannten wohl der Fall ist.

    Nun, für uns gilt ja auch dasselbe auch. Ich habe den Koran gelesen, er sagt mir offen gestanden gar nichts, für andere mag er Zentrum des Lebens sein.

    Wie sollen wir von Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund erwarten, dass sie sich plötzlich für die deutsche Literatur begeistern. Der Anspruch ist zu hoch, meine ich.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Was ich selbst nicht erleben kann oder will, muss ich irgendwo nachlesen. Und was ich selbst erlebt habe, vergleiche ich gerne mit anderen Perspektiven. Ich glaube aber nicht, dass ich einen Büchermuffel bekehren könnte. Ich denke, ich wäre für den eher ein abschreckendes Beispiel.

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