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Pornografisierung von Kunst, Kultur und Werbung. Wie weit geht das?

Sicher kennen viele noch den wunderschönen Klassiker "One" von U2. Leider haben U2 das noch einmal neu aufgenommen, zusammen mit irgendeiner kreischenden "Soul"-sängerin, die den Song mit vielen Huhus in allen möglichen Stimmlagen zukleistert. Es ist, als wollte man uns erklären, je lauter die singt, kreischt oder sonstwie lärmt, desto intensiver das Gefühl, das dahinter steht, sonst würden wir das ja nicht merken. Als das heute so im Radio kam, musste ich unwillkürlich an einen Pornofilmausschnitt denken, den ich irgendwann mal gesehen habe, in dem Frauen ihre Gesichter furchtbar verzerrten und ihre vorgetäuschten Gefühle hauptsächlich in Form von viel Lärm darstellten. Können wir Gefühle noch selbst erkennen oder brauchen wir die Darstellung in teils grotesker Überzeichnung? Beispiel Werbung, die Darstellung von Lebensfreude erfolgt in Form weit aufgerissener Münder, so dass auch der letzte Winkel des Magens noch ausgeleuchtet ist. Leben wir nur noch in der Übertreibung?

Update:

@elora, aber kann es nicht sein, dass - wenn ich die Ausnahme bin - die Mehrheit abgestumpft ist von all dem Krach, der auf sie einprasselt?

Update 2:

@Benjamina05, das ist interessant, was du schreibst, allerdings geht mir das zu weit mit dem Untergang der Menschheit, das möchte ich nun nicht glauben.

9 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Leider muss ich Deine Frage bejahen.

    Irgendwann in den letzten Jahren ist uns das Gespür für die leisen Töne verloren gegangen. Schau doch einmal einen älteren Film an: Da konnte eine Frau nur mit ihren Augen noch mehr ausdrücken als heutzutage eine mit dem ganzen Körper. Und man hat das verstanden!

    Und schau mal die Fernsehsendungen an, bei denen Publikum beteiligt ist: Da wird vorher schon geübt, wie man klatscht, wie man lacht und wie man vor Begeisterung trampelt. Und währen der Sendung werden dann Tafeln hochgehalten, damit jeder weiss, wann er zu lachen hat. Als wären wir von selbst zu keiner Gefühlsregung mehr fähig.(Und dem "Volk" vor den Bildschirmen muss man doch zeigen, wie gut drauf alle in der Sendung sind.)

    Die Übertreibung merkst Du aber auch hier bei YC. Wie viele Fragen beginnen mit DRINGENNNNND......, oder BITTTTEEE!!!!......... Ich fühle mich dann immer angeschrieen, aber wahrscheinlich ist das auch der Sinn der Sache.

  • vor 1 Jahrzehnt

    In der Tat sehe ich das, was du siehst, auch. Alles ist mit "Dampfhammer" rübergebracht, grob-erotisierend, SEHR grob, die Sensibilität schwindet.

    Ich brauche keine brutale Überzeichnung, keinen Lärm, keine wild (und falsch) stöhnenden Frauen oder bullenorientierte Männer und andere Menschen brauchen das auch nicht.Doch man beugt das Genick und trägt diese Martern zähneknirschend. Vermutlich wird der Trend zur Pornografisierung noch eine ganze Zeitlang weitergehen, denn die jetzigen Kinder wachsen damit auf und empfinden den Zustand als normal. Der Gegentrend, der IMMER kommt, wird irgendwann einsetzen, doch ob man sich daran dann noch erfreuen kann, ist eine Frage des Alters.

    Ich glaube übrigens, dass diese unsere Zeiterscheinung naturgegeben ist. Die menschliche Spezies ist reif für solche

    Degenerationssymptome, die wiederum andeuten,dass wir uns auf unser Aussterben vorbereiten. Ist doch in Ordnung so.

    Wir haben mit unseren Möglichkeiten wenig angefangen.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Vermutlich ist das das Ende eines länger andauernden Zyklus zwischen Erstehung und Zerfall einer Kulturepoche. Es beginnt im niederen, Primitiven und wächst zu einer Balance gesunder Ästhetik, die über eine Art Erträglichkeitszenith wandert. Hinter diesem Zenith beginnt die Phase des kulturellen Abbaus, in der wir uns offenbar befinden. Die in der Wachstumsphase herausgefeilten Tabus werden aufgebrochen und die Wanderung in immer krassere Extreme führt zurück zum niederen und Primitiven. Der Kreislauf schließt sich.

    Es hängt natürlich davon ab, wer wie viel davon und was als nieder oder primitiv deklariert. Wir leben eben in einer Zeit, in der der Geschmack für das Dezente verloren geht, und wo an seine Stelle etwas Brachiales, Unverhülltes tritt, wie es in der Pornografisierung von allem und Jedem erkennbar ist. Es geht ja längst nicht nur um Gesangsvariationen oder Bilder. Überall prangen uns sexuell assoziierbare Konnotierungen und Symbolismen entgegen, es scheint ein mit dem Profitstreben verbundener Drang oder eine Art Sucht darin zu wirken. Vielleicht ist dieser Drall der Menschen hin ins Erotisierte auch nur so etwas wie der Ausverkauf der hintersten Schamgrenzen, nachdem das Private, das Intime und die Gefühlswelt nicht mehr großartig ertragreich sind.

    Diese Abstumpfung vieler sehe ich ähnlich. Finde mir einen, der noch fantasievolle Träumereien und abendfüllende Gespräche ohne Handy, TV oder sonstigen Lärm bei Kerzenlicht genießen kann. Vielleicht treffen sich die längst in einem geheimen Avalon für ausgestorbene Anthroposaurier...

    Man kann sich wohl nur in eine Hütte nach Fern-Kasachstan zurückziehen, um dem Ganzen halbwegs zu entgehen, wenn man es nicht mitkriegen will. Diogenes wusste schon, weshalb er eine Tonne wählte...

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Solange die Mehrheit der Bevölkerung, respektive ein großer Teil davon, immer und immer wieder neuen Hypes nachjagt, wird die Gesellschaft weiter verkommen. Von denen die die Macht haben, wird das gewünscht, denn so können sie uns voll kontrollieren.

    Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft haben sich doch eh schon irgendwann einmal selbst prostituiert. Diese große Lüge, es könnte jeder werden was er will, wenn er nur wollte, findet immer noch Anhänger. Dabei wird eines jeden Bürgers Leben mehrfach von der Regulierung durch die Vorgaben des Staates beeinflußt und gelenkt. Und so etwas bezeichnen dann einige als Freiheit.

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  • vor 1 Jahrzehnt

    ja, genau dort leben wir, nur noch in der übertreibung.

    ich sage zu diesem frau-jammer-"gesängen":pseudokoitales gejammer.

    es ist unerträglich, auch die sog.bühenshows sind eine beleidigung für den guten geschmack, denn um musik geht´s da immer nur am rande...

    aber was ist zu erwarten, seit madonna?

    ich hab´die 90-er komplett verpennt, musikalisch, aber wenn ich mir diese stöhn-und heulbojen heute mal anhören muss, wie sie alle heissen, maria carey, jennifer lopez, celion dijon und wer weiss ich nicht noch alles...grusel, grusel, grusel.

    also, ich halts´nicht aus, genauso wenig wie radiowerbung, fernsehen und bildzeitung, illustrierte und sonstwelches zeitgeistzeugs.

    Quelle(n): ps.: und was dann darus wird...guck´dir mal an, wie 11-18 jährige mädchen heute in die schule gehen... nabelfrei bis zur intimbehaarungsgrenze, wenn sie in die hocke gehen, guckste besser weg, ausschnitte bis zum nippelalarm...scheusslich.
  • angel
    Lv 5
    vor 1 Jahrzehnt

    Wie weit das noch geht? Z.B. bis zu einer eindeutigen Schaufenstergestaltung mit allen Artikelchen die Mann/Frau fürs Intime so braucht. Und das nicht im schmuddeligen Viertel um den Hauptbahnhof herum, nein in einer Gegend, in der überdurchschnittlich viele "junge Familien" wohnen.

    Daß alles irgendwann nur noch fade ist und der Kick immer noch größer werden muß. Und das nicht nur im "sportlichen" Bereich.

  • Tifi
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Och, da gab es schon immer, das Menschen Kunst in Frage gestellt haben - ist auch richtig so. Erotik kann schön sein - mit dem Gedanken, damit ordentlich Geld zu verdienen, sind gewisse Künstler schon hart an der Grenze zur visuellen Prostitution. Unter Pornographie verstehe ich allerdings etwas anderes.

  • nimrod
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    deiner in frageform kachierten feststellung stimme ich voll und ganz zu. nun bin ich gespannt auf deine frage.-

  • elora
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt

    Mary J. Blige ist eine anerkannte Musikerin und keine "kreischende" Soulsängerin. Ich persönlich finde die Version dieses Klassikers von U2 wirklich nicht schlecht, gibt schlimmeres.

    Aber hier von - wie sagst Du - Pornografisierung zu sprechen ist ja nu wirklich ein bißchen weit hergeholt.

    Ob Du Gefühle noch selbst erkennen kannst, das weiß ich nicht. Ich für meinen Teil kann es ganz gut. Ob man in eine Werbung Gefühle jeglicher Art erkennen will und kann, laß ich mal dahingestellt. Das liegt ganz im Auge des Betrachters. Und Du scheinst halt extrem empfindlich auf derlei Darstellungen zu reagieren. Aber ich denke, das ist dann doch eher die Ausnahme.

    P.S.: Ich würde es nicht so krass ausdrücken, daß die Mehrheit abgestumpft ist. Ich denke, man kann sich doch bei der Fülle an Material das raussuchen, was einem am besten gefällt. Ich schau mir schon ewig keine Werbung mehr an (wenn, dann ist es Zufall). Gefallen mir die Lieder im Radio nicht, dann leg ich ne CD ein. Es ist nicht so, daß man das was Du meinst nicht wahrnimmt, aber Du mißt dem zu viel Bedeutung bei.

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