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Ist die Jugend von heute wirklich ungebildeter als früher?
Hallo.
ich bin jetzt 23 jahre alt und höre oft von Bekannten, dass die Schulabgänger von heute nicht mehr schreiben, rechnen und lesen können.
Originalzitat von einem Dachdeckermeister " Wo man abends saufen kann, das wissen sie, aber wie man ne Fläche ausrechnet, das wissen sie nicht. "
Auch im fernsehen hört man oft, wie dumm die heutigen Jugendlichen sind, mit mangelnden deutsch, Kenntnissen, und mit kaum Interesse für die Arbeit.
Wenn ich zurückdenke, dann waren bei uns and er Hauptschule auch die schlechten der Klasse so gut, dass sie immer weitergekommen sind, nur einer davon ist arbeitslos, und der hatte nie wirklich Bock.
Wenn man fragt, woran das liegt kommt Immer " Computerspiele, zuviel Fernsehen etc. "
Ich bin früher immer Samstags um 06:00 aufgestanden, und habe bis Mittags Spiderman, Turtles usw. geschaut, und trotzdem ist was aus mir geworden.
Woran denkt ihr liegt das heute ??
25 Antworten
- MaresaLv 6vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Ich denke, um das zu erklären gibt es verschiedene Ansatzmöglichkeiten, die alle ineinander greifen.
1) Heute ist die Möglichkeit, an Informationen zu kommen viel zu groß, als dass man einfach damit klarkommen kann. Grade durch Internet und dutzende Fernsehsender strömen auf uns heute ungefiltert viel mehr Informationen ein als z.B. noch vor fünfzehn Jahren. Man muss sich also aus den Informationen, die man erhält, die "wichtigen" raussuchen. Und wenn du frei wählen kannst: nimmst du dann die Information "Integralberechnung einer achtdimensionalen Fläche n", deren Inhalt du für dein durchschnittliches Alltagsleben nicht benötigst, oder die Information "Neue Klingeltöne unter der Nummer 99999", die dir wenigstens noch irgendeine Form von Spaß vermittelt?
2) Die Schulen müssen immer mehr Informationen in derselben Zeit vermitteln. Der Lehrstoff wächst jedes Jahr, aber die Zeit ist dieselbe wie früher - es mss also viel mehr in kürzerer Zeit erlernt werden, d.h. es kann sich nicht mehr alles so festsetzen.
3) Gleichzeitig verlässt sich die Schule immer noch zu sehr darauf, dass die Schüler zu Hause oder anderswo Unterstützung erhalten. Dass die Eltern mit ihnen in der Grundschule lesen üben, dass sie ihnen zusätzlich erklären, wenn sie Probleme mit dem Stoff haben. Das ist aber heute nicht mehr so leicht möglich: die Zahl der Alleinerziehenden wächst, die Eltern sind also nicht mehr zuverlässig nachmittags zu Hause, und die Zahl der nicht-deutschsprachigen Eltern wächst ebenfalls, die können ihren Kindern ebenfalls nicht helfen.
4) Kinder kommen aus verschiedenen sozialen Schichten, und nicht jede soziale Schicht verhält sich gleich. Der Mittelstand und die Oberschicht schaffen es natürlich, ihre Kinder zu fördern, haben die Möglichkeit, z.B. Nachhilfeunterricht zu bezahlen oder einfach nur mal die Möglichkeit, sich früher mit den Kindern zu beschäftigen als eine Familie, in der beide Eltern Schichtarbeiter sind. Je niedriger die intellektuelle Ausgangsbasis des Elternhauses, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Kinder dieser Reiz- und Informationsflut von Punkt 1 ausgesetzt sind.
5) Es ist eine Tatsache, dass Kinder aus sozial niedriger stehenden Schichten seltener auf höhere Schulen gehen. Sei es, weil die Eltern sich es finanziell nicht leisten konnten, die Kinder früh genug zu fördern - dazu gehört z.B auch, mit Kleinkindern zu spielen, sich mit ihnn zu beschäftigen - oder weil sie sich selbst sagen, dass sie es nie schaffen würden. Das heißt, dass die Hauptschule heute immer mehr zu einem Sammelbecken für die wenig geförderten wird - die zusätzliche Förderung bräuchten, d.h. mehr Lehrer pro Klasse und weniger Schüler pro Klasse. Das ist aber nicht vorgesehen, sondern die Lehrer müssen ab der fünften Klasse plötzlich das nachholen, was teilweise schon in der Grundschule versäumt wurde. Das ist eine Sysiphos-Arbeit, die nicht schaffbar ist - und das führt dazu, dass das Niveau der Klasse allgemein sinkt.
6) Früher war es eignetlich klar: Gymnasiast wird studieren, Realsschüler wird eine technische bzw. wirtschaftliche Ausbildung machen, Hauptschüler wird ins Handwerk gehen. Inzwischen haben sich die Grenzen verschoben: Gymnasiasten bewerben sich in Handwerkerberufen, und da die - durch die unter 5 erläuterten Umstände - normalerweise hochqualifiziert sind, entscheidet sich der Meister sicher nicht für den Hauptschüler. Die Hauptschule fällt also langsam aber sicher aus der Option "Berufsausbildung" heruas, der Abschluss ist viel weniger wert - und das wissen die Schüler auch. Warum sich also noch anstrengen, wenn doch eh nichts draus wird, weil sie mit Hauptschlabschluss keine Lehrstelle finden?
Ich arbeite in meinem Nebenjob als Museumspädagoge mit Schülergruppen verschiedenster Altersstufen und Schultypen. Dabie ist mir aufgefallen, dass die motiviertesten und am tatkräftigsten mitarbeitenden Schüler ausgerechnet die Hauptschüler sind. Klar, sie liefern keine wissenschaftlich hochwertigen Ergebnisse - aber sie können mehr und haben mehr Wissen als man ihnen gemeinhin zutraut. Sicher, es sind etliche dabei, die nicht richtig schreiben können, aber das sind vor allem Nicht-Muttersprachler, bei denen man da beide Augen zudrücken kann, wenn sie mal ein Dehnungs-h oder das e nach dem i vergessen. Aber sie haben einen unglaubliche Elan, die interessantesten Ideen und Anregungen - bisher waren das die besten Präsentationen, die ich erlebt habe - man muss ihnen nur mal die Möglichkeit geben, sich zu beweisen und ihnen zeigen, dass man ihnen zutraut einen auch schwirigen Stoff zu beherrschen und zu erfassen. Und das passiert heute zu wenig, wie ich finde.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Man mag darüber denken und rechten wie man will: die humanistisch geprägte Bildung der Vorväter war irgendwie "kompletter" und dazu auch "brauchbarer", als es das "Fachidiotentum" der "LK-Klüngel" der heutigen Schulen jemals zustande bringen KANN!
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Das hat sicher mehrere Gründe aber hauptsächlich liegt es
daran das die wichtigen Werte wie FleiÃ,Ehrlichkeit,Zuver -
Zulässigkeit,Lernbereitschaft,Wille nicht mehr oder wenig von den Eltern vermittelt wird denn ich glaube das ist auch ein
Gesellschaftsproblem.Hinzu kommen mangelnde Perspek -
tiven für junge Leute siehe Ausbildungsplätze das gab es vor
20 Jahren nicht. Man braucht nur sehen das viele gar nicht
in den Handwerk wollen. Auf alle Fälle brauchen Jugend -
liche auch mehr unterstützung .
- erhardgrLv 7vor 1 Jahrzehnt
Leider bin ich davon total überzeugt, dass sie im groÃen und ganzen tatsächlich ungebildeter ist.
In der Schule sind die Anforderungen strenger geworden, ja, aber dadurch werden auch viele Schulabbrecher produziert, die später ganz groÃe Probleme haben. Pingeligere Punkte-Berechnungen fördern nicht unbedingt die Intelligenz. Früher haben die Lehrer wahrscheinlich mehr Bildungskultur vermittelt., soweit ich mich erinnere. (Natürlich gibt es Ausnahmen.) Wir wussten von allen unseren Lehrern, wo sie wohnen und wieviele Kinder sie haben. Heute ist die Distanz gröÃer.
Vielleicht stopfen die jungen Leute heute auch ihr Hirn mit zuviel Unnützem voll, Hits in den Charts, Superstars und die es werden wollen, Play stations, Computerspiele usw. Wissen in Erdkunde und Geschichte ist ganz duster. Und, wie ich hier merke, in Religion auch. Der Speicherplatz ist nicht unbegrenzt ... entweder Bildung und Kultur und Wissen oder Schrott und Spam.
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- carma_paryLv 6vor 1 Jahrzehnt
Ich war früher auch strunzefaul, und auch vor zwanzig Jahren hatte ich schon Fernseher und Computer. Ich war auch auf der Hauptschule, aber damals war das noch kein solcher Makel wie heute. Nach der Schule hatte ich auch zunächst keine Lehrstelle. Aber meine Mutter ist zur Höheren Handelsschule gerannt, hat mich da angemeldet und hingeschleppt. Heute habe ich ein abgeschlossenes Studium und eine eigene Firma. Also woran liegt es wirklich? Ich komme aus einer einfachen Familie. Aber meine Mutter hat mich früh mit in die Bücherei genommen. Ich hatte immer Spaà an Büchern. Das ist einer der Punkte, die ich enorm wichtig finde. Wer keine Phantasie entwickelt, der langweilt sich. Und der hat keine Perspektiven. Also zusammengefasst: eine Familie, die sich kümmert, ein Umfeld, das Bildung fördert - ich finde das wichtig, und ich glaube, das hat dazu geführt, dass ich nicht nach der Hauptschule versumpft bin.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Den fremdsprachigen Kindern muà in der Grundschule erstmal Deutsch gelehrt werden. Die deutschsprachigen Kinder langweiligen sich. Das Schulziel der Grundschule kann so nicht erzielt werden. Wie soll dann ein jahrelang gelangweilter Schüler von heute auf morgen motiviert werden, Spaà am lernen zu haben? Die sitzen 4 Jahre in einer Postkutsche und sollen dann mit dem Tempo eines ICE mitkommen.
- pikasLv 7vor 1 Jahrzehnt
Nein, es wird alles irgendwie dramatisiert!
Auch früher gab es schlechte und gute Schüler!
Wenn die Leistungen tatsächlich schlechter sind, müÃte das dorch wissenschaftlich bewiesen werden können!
Also, wer immer nur stöhnt, wie schlecht die Schüler heute sind, der sollte doch bitte Fakten auf den Tisch legen!
- Zed YagoLv 7vor 1 Jahrzehnt
Mein subjektiver Eindruck bestätigt diese These.
Verantwortlich dafür könnte durchaus ein immer breiter gefächertes Angebot an Aktivitäten sein, die einfach angenehmer sind, als das Büffeln. Daà diese Alternativen stärker genutzt werden als z.B. noch vor 20 Jahren, liegt meiner Meinung nach daran, dass die Jugend oftmals unter einer massiven Perspektivenlosigkeit leidet. "Wozu soll ich mich in der Schule abrackern, wenn ich später doch bloss Hartz IV kriege? Dann gucke ich halt in die Glotze, anstatt Vokabeln zu lernen!" Solche, die einfach nicht wollen gibt und gab es immer....aber denen konnte man auch noch nie helfen.
LG
anno
- vor 1 Jahrzehnt
Ich denke das hat viele Gründe. Zunächst einmal ist fernsehen und der Computer sicher mit Schuld dran. Wenn man wie du am Wochenende guckt ist das alles ja gar kein Problem, so lief das damals bei mir auch (bin noch ein Jahr jünger als du). Viele Kinder hängen aber mittlerweile 24/7 vor der Kiste. Dazu kommt dann mangelnde Perspektive. An allen Ecken hörst du ständig von hoher arbeitslosigkeit, so kommt es vor allem auf Haupt- und Realschulen oft zu Motivationsproblemen. Andererseits sollten wir uns aber nicht von heutzutage häufigerer Berichterstattung in den Medien darüber hinwegtäuschen lassen, dass es diese Probleme in Deutschland auch schon vor 50 Jahren gegeben hat. Es ist ja nicht so, dass Arbeitunwille und Faulheit nur in der Jugend vorkommt, da gibt es auch gute Beispiele bei den über 60-jährigen. Zudem ist das Lernniveau seit Ende der Nachkriegszeit auch beachtlich gestiegen. Klar können die meisten älteren Leute gut deutsch und eventuell auch rechnen, dafür wissen aber von denen die wenigsten über biologische Prozesse, Sozialwirtschaft und ähnliches Bescheid. Damals stand halt eben eher Deutsch, Hauswirtschaft etc. auf dem Stundenplan.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Das liegt daran, dass die Schulen immer strenger werden!
Bei uns (in Basel) musste man früher 15 punkte (von 20) haben um aufs Gymnasium zu kommen!
Heute sind es schon 17...