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Bildungselite - gerecht?
Der Ruf nach einer wirklichen Bildungselite wird immer lauter. Einige - teils sehr konträre - Schlagworte:
"Deutschland hat zu viele zu durchschnittliche Akademiker!"
"Gleiches Bildungsrecht für alle sozialen Schichten!"
"Nicht-marktfähige Bildung ist vergeudete Bildung!"
"Bildung, die einen nichts kostet, taugt nichts!"
1. Sollten wir dieses Ziel überhaupt anstreben?
2. Kann der Aufbau einer Bildungselite gerecht durchgeführt werden?
3. Sollten dann derart geförderte Absolventen im Gegenzug erweiterte und/oder verlängerte Pflichten gegenüber der Gesellschaft haben, die sie hervorbringt?
2 Antworten
- vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Thomas Jefferson hatte dazu eine treffende Antwort: Es ist gefährlich, einer kleinen Gruppe der Bevölkerung eine hohe Bildung zu vermitteln und den Rest in Unwissenheit zu halten.
Leider wird gute höhere Bildung bei uns immer mehr zu einem Privileg der Bessergestellten. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Kinder dieser sozialen Gruppe auch automatisch begabt sind. Es heißt oft nur, dass sich das Elternhaus die Förderung ihrer Sprösslinge etwas kosten lassen kann.
Eine "Bildungselite" ist ja nicht per se etwas Schlechtes. Ich befürchte nur, dass zur Finanzierung dieses Plans die bereits jetzt knappen Mittel noch weiter gestreckt werden und die Ausstattung, die Personalbestückung und das Niveau der Bildungseinrichtungen von Grundschule bis Universität noch mehr zu leiden hat. Seltsamer Weise tönen alle Politiker, dass die Kinder unsere Zukunft sind, aber keiner setzt bei der Verteilung der Mittel und Energien einmal entsprechende Prioritäten.
Zu den Schlagworten:
Ist das Problem bei uns, dass wir zu viele durchschnittliche Akademiker oder zu viele unterdurchschnittliche Politiker haben?
Hatten die unterschiedlichen sozialen Schichten jemals gleiche Bildungschancen?
Kann sich Bildung wirklich an einem Markt orientieren, oder ist es zunächst nicht sinnvoller, sich an den Neigungen und Fähigkeiten des zu Bildenden zu orientieren?
Unsere Politiker und Spitzenmanager kosten uns eine ganze Menge. Taugen sie dadurch automatisch etwas?
Zu den Fragepunkten:
1. Eine Förderung Hochbegabter ist mit Sicherheit sinnvoller, als ihr Potenzial ungenutzt verkümmern zu lassen. Wichtig ist meines Erachtens, dass ihr Ausbildung sich an ihren Wünschen, Neigungen und Fähigkeiten orientiert und nicht von einem "Markt" festgelegt und doktriniert wird. Bereits jetzt werden Kinder oft viel zu früh zu leistungsorientierten Monstern erzogen. Die Chance "Kindheit" zu erleben und zu genießen schwindet immer mehr. Und ich finde, dass dadurch der soziale Unterbau unserer Gesellschaft empfindlich gestört wird.
2. Der Aufbau einer Bildungselite kann nur dann gerecht durchgeführt werden, wenn der große Rest der Bevölkerung darunter nicht zu leiden hat. Will sagen, wenn die Mittel für die "Durchschnitts-Kinder" nicht noch weiter heruntergeschraubt werden und sie ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechende Bildungs- und Berufsmöglichkeiten haben.
3. Unsere Gesellschaft (Politik, Industrie, Wirtschaftsimperien) vergisst nur zu schnell die Pflichten, die sie gegenüber dem Individuum hat. Bereits heute soll es selbstverständlich sein, das eigene, persönliche Glück irgendwelchen "höheren Zielen" unterzuordnen, die meist darin gipfeln, dass einige Wenige noch mehr verdienen und vielen Andern noch weniger übrigbleibt. Eine wirklich gesunde Gesellschaft sorgt dafür, dass es auch ihrem schwächsten Glied verhältnismäßig gut geht und nicht bereits dem Mittelstand kaum noch genug zum Überleben übrig bleibt, wie es bei uns immer mehr der Fall wird.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Hallo,
ja es ist schade, was in Deutschland passiert, immer mehr Professoren wandern ab in Ausland, weil die finanzielle Unterstützung von Forschungsprogrammen beispielsweise in den Staaten besser ist als hier.
Immer mehr vermögende Eltern schicken ihre Kinder auf ausländische (Beispiel: Schweiz und Ãsterreich) Internate, die eine bessere Ausbildung gewährleisten als die staatlichen deutschen Bildungseinrichtungen.
Armes Deutschland, keine gute schulische Ausbildung, keine ausreichende Bildung mehr für Studenten, keine Forschung - Deutschland blutet aus.
Wie du schon sagtest "Deutschland hat zu viele zu durchschnittliche Akademiker!", aber keine überdurchschnittlichen mehr.
Wer was werden will ist, weil die Politik das so will, in Deutschland verkehrt.
Gruss Olli