Warum werden in Deutschland ausländische Ärzte beschäftigt die die deutsche Sprache nicht oder nur unvollständig beherrschen?
Wäre es da nicht besser, mehr deutsche Abiturienten mit einem Notenschnitt von "nur" 1,5 im Abitur zum Studium der Medizin zuzulassen ?
Punfish2015-06-15T22:53:08Z
Stell dir vor: es gibt auch viele Patienten, die die deutsche Sprache nur schlecht beherrschen. Die gehen gerne zu einem Arzt, mit dem sie sich in ihrer Muttersprache verständigen können. Für die ist das sinnvoller als der Besuch bei einem Arzt, der perfekt Deutsch, aber kein Wort Russisch oder Rumänisch spricht.
Weil sie in ihrem Fachgebiet bestimmt gut sind und deshalb hier sehr gefragt sind. Warum sollte man sich denn mit "schlechten" Medizinstudenten begnügen, wenn man auch die 1,0er Kandidaten aus dem Ausland abwerben kann? Ich denke es hat schon seine Gründe, warum es im Fach Medizin einen so hohen NC gibt. Und ich möchte mein Leben nicht jemandem anvertrauen, der evtl. die falsche Therapie durchführt und mich damit umbringt oder meinen Körper dauerhaft schädigt. Dann lieber einen gut ausgebildeten und gewissenhaften Inder, der vielleicht den ein oder anderen Deutsch-Kurs noch nebenbei in seiner bestimmt ohnehin schon knapp bemessenen Freizeit besuchen muss. Im internationalen Vergleich sind die Verdienstmöglichkeiten für Ärzte in Deutschland übrigens nicht besonders hoch, deshalb schauen sich auch deutsche ausgelernte Ärzte gerne im Ausland um und wandern z.B. in die USA, nach Kanada oder Skandinavien aus, wo den Menschen die Ärzte mehr wert sind und sie besser bezahlt werden.
Heutzutage rutschen ja schon Notenschnitte im Abi von 1,1 und 1,2 in die Wartesemester. Was ich für grotesk erachte. Denn die Mediziner, die heute für ihre Glanzleistungen gefeiert werden, durften damals noch mit Abiturschnitten ins Medizin-Studium, die mitunter sogar im 3-er-Bereich lagen. Heute sieht das erheblich anders aus und ich halte das nicht für den besten Weg. Denn nur weil einer in der Theorie Spitzennoten hat, ist das noch lange keine Garantie dafür, dass er in der Praxis ein einfühlsamer und fähiger Arzt wird. Und wenn einer in den Naturwissenschaften ein absoluter Super-Crack ist, allerdings ins Sprachen, Kunst und Sport hundsmiserabel, hat er ein mittelprächtiges Abi und keine Chance auf eine Medizin-Studium und das obwohl dort seine Talente absolut lägen. Ich fände es viel besser, wenn der Zugang zu den Studiengänge generell anders geregelt wäre. Eine Prüfung der erworbenen Kenntnisse nach 2 Semestern Studiums wäre meiner Meinung nach eine bessere Alternative.
Zusatz: Mein Hausarzt hat mit vor ein paar Tagen erzählt, dass er zu seiner Zeit mit seinem Abi und den heutigen Auswahlkriterien keine Chance auf einen Studienplatz gehabt hätte, weil sein Abi nicht den heutigen Kriterien entsprochen hätte. Weil es damals nicht so viele Bewerber um Studienplätze gab, hatten auch Studenten eine Chance, deren Durchschnitt weit unter dem damaligen NC lag.
Mir ist es auch egal, woher ein guter Arzt kommt - solange ich ihn verstehe. Ich spreche zwar einige Sprachen - doch im medizinischen Bereich hapert es dann doch hier und da. Und ich tippe mal, dass das gerade auch den älteren Patienten ein Anliegen ist ihre Ärzte zu verstehen, die nicht auf Englisch-Kenntnisse zurückgreifen können.