Einflüsse des Lateins ins Deutsch in Relation zum Englischen?

Mir kommt es so vor als würden lateinische Wörter im deutschen gerne als Fremdwörter benutzt oder also Idiome. Beispielsweise Oesophagus, was Speiseröhre bedeutet. Im Englischen kann man dies viel natürlicher sagen, auch wenn doch inzwischen gutter oder food pipe mehr Verwendung findet. Aber auch andere Wörter wie acceleration (Beschleunigung) kommt hier direkt aus dem Lateinischen accelerare (beschleunigen). Wenn man im Deutschen lateinische Ausdrücke findet, dann so etwas wie Klamheimlich (clam = lat. für heimlich).

Heimlich ist ein perfektes Beispiel wie deutsche Wörter im Großteil aufgebaut sind. Sehr sinnhaft. Heimlich heißt so viel wie man fällt nicht auf, weil man wirkt als wäre man hier zu Hause, als gehöre man hier nicht her. Befremdlich ist hier das Antonym, das aussagt, man wirkt als wäre man hier nicht zu Hause, also man schöpft Misstrauen und steht unter Beobachtung.

Insgesamt sind viele der Wörter im Deutschen viel logischer Aufgebaut. Auch so etwas wie Kettenhemd ist komplett zu verstehen was damit gemeint ist. Mail (engl. für Kettenhemd, oftmals fälschlicherweise auch als chainmail bezeichnet) ist hier nur über eine lange Etymologiekette gekennzeichnet.

Meine Frage, wie kam die Entwicklung zu Stande, dass es in Relation viel weniger übernommene Wörter im Deutschen gibt und wenn, dann stärker abgeleitete Wörter die sich weiter von dem Ursprung entfernt befinden wie Küche (vom franz. cuisine)?

Gab es irgendwann eine historische Bewegung, die Deutsch versuchte von Fremdsprachen zu befreien oder war das ein Nebeneffekt bei der Erschaffung von Althochdeutsch aus den einzelnen Dialekten? Und Bonusfrage, wann genau wurde dieses Althochdeutsch erschaffen? Ich erinnere mich vage mal damals etwas davon in der Schule gehört zu haben, aber ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern. War das bei dem Krieg zwischen Preußen und Napolen III. als Deutschland geeint wurde?

Anonym2013-10-23T06:32:04Z

Beste Antwort

Zunächst einmal ist Oesophagus griechisch und nicht Latein. Historische Bewegungen zur Abschaffung von Fremdwörtern hat es zu allen Zeiten gegeben. Nur selten ist es aber geglückt, wie im Falle des Bürgersteigs, welcher das französische Trottoir ablöste.

Dass das Deutsche weniger Fremdwörter als das Englische hat, ist historisch begründet. Seit der Eroberung Englands durch die Normannen im Jahre 1066 machte sich das Französische halt sehr breit und vermischte sich im Laufe der darauf folgenden Jahrhunderte mit dem angelsächsischen Wortschatz.

Unsere Küche kommt nicht direkt aus dem Französischen, sondern ist genau wie sein englisches Gegenstück kitchen ein sehr altes Lehnwort aus dem Lateinischen, wo es coquina heißt.

Sieg-Fried2013-10-29T17:11:28Z

Hat es zur Verbesserung der Verständigung beigetragen ?

" Nichts geht über kauderwelsch im Bundestag .
Als wir nochTürme bauten hatte jeder was zu sagen ,
zuerst standen sie nur schief ,
dann kippten sie um -
heute werden siegar nicht erst fertig ."

- anno 2013
-

woko512013-10-24T19:44:56Z

schöne Frage

dass im Englischen die Krankheiten gleich mit dem wissenschaftlichen Ausdruck benannt werden, während es bei uns eine deutsche Bezeichnung für den dummen Patienten gibt, fand ich schon immer befremdlich. (befremdlich als Antonym zu heimlich finde ich allerdings nicht schlüssig...)

Das Beispiel mit klammheimlich- war mir nicht bekannt, ist also eine Tautologie? -ist aber gerade ein Besipiel für eine Assimilation und eben nicht ein abgehobenes Fremdwort.

Im Englischen ist es oft nicht nachvollziehbar, ob das "lateinische" Wort als (wissenschaftliches) Fremdwort oder bereits 1066 durch die Normannen kam. Z.B. alle Wörter mit -ion (lat. -io) wie motivation etc.

etc. wäre echtes Latein, ebenso wie id est, ante/post meridiem, curriculum vitae, exemplum gratie, ca., post mortem etc.