sind Juden schon vor dem Zweiten Weltkrieg in Palästina gewesen?
Palästina war an sich Britisches Mandatsgebiet, und da möchte ich eben wissen, ob während der Zeit des Mandats, dorrrt auch viele Juden gelebt haben. 1947 waren da viele Juden und viele Araber die sich gestritten haben. Israel ist ja dort "gegründet" worden. Vielen Dank im voraus für hilfreiche Antworten.
Anonym2013-10-19T08:15:24Z
Beste Antwort
Selbstverständlich. Nach dem I. Weltkrieg wurde aus dieser ursprünglich türkischen Besitzung britisches Protektorat. Dass auf diesem Land ein neuer Judenstaat entstehen sollte, war Folge der Balfour Declaration. Diese war eine Gegenleistung für die perfide deutschfeindliche Agitation jüdischer Gruppierungen, die zum Kriegseintritt der USA und damit letztlich zur deutschen Niederlage führte. Der Antisemitismus in der Nachfolgezeit hatte hierin seine Wurzeln und war damit auch ursächlich für den Antisemitismus der Nationalsozialisten.
Wer sich die Landkarte mancher Arabischen Länder anschaut, dem fällt auf wie manche Staatsgebiete wie mit Lineal zugeschnitten sind. Die Staaten Syrien, Libanon, Palästina, Transjordanien, wurden erst durch die Kolonialmächte ermöglicht. Diese Staaten sind viel jünger als das ISRAEL von heute. Der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zur Gründung dieser Organisation war das Entstehen eines „arabischen Nationalismus“ in der Region gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die größtenteils unter der Herrschaft des osmanischen Sultans( Türkei) stand. Nachdem die Araber an der Seite der Alliierten im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) gegen das Osmanische Reich kämpften, erhofften sie sich einen eigenen, unabhängigen Staat als Dank für die Unterstützung. Nach Ende des Krieges wurden die betroffenen Gebiete jedoch unter Franzosen (Syrien, Libanon) und Briten (Palästina, Irak, Transjordanien) aufgeteilt, die jedoch in der Innenpolitik weitgehend autonom waren. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Gebiete - bis auf Palästina - jedoch in die Unabhängigkeit entlassen. Das Hauptaugenmerk dieser neu gegründeten Staaten lag auf der Sicherung ihrer Unabhängigkeit und die Schaffung einer arabischen Einheit. Letztere wurde zunehmend infrage gestellt durch die verstärkte jüdische Zuwanderung in Palästina (v.a. seit der „Balfour-Deklaration“ 1917). Daraus resultierte die Furcht der Araber vor einer Neueinteilung der Gebiete nach der Konferenz von Teheran 1943; dieser Gefahr könne man nur durch gemeinsame und koordinierte Bemühungen begegnen.
Juden haben dort schon immer gelebt, allerdings nur sehr wenige. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts lebten in Palästina nach eigenen zionistischen Angaben kaum mehr als 5000 Juden. Der Zionismus, die im 19.Jahrhundert als Reaktion auf den wachsenden europäischen Antisemitismus entstandene jüdische Nationalbewegung, propagierte die Rückkehr der Juden in das Land ihrer Vorfahren, aus dem sie im Jahr 70 n.Chr. von den Römern vertrieben worden seien. Es gibt allerdings erhebliche historische Zweifel daran, ob die heutigen Juden wirklich von den damaligen Juden und nicht vielmehr von Völkern abstammen, die im Laufe des 1.Jahrtausends n.Chr. zum Judentum übergetreten sind (Berber, Jemeniten, Chasaren; Du kannst dazu mal den israelischen Historiker Shlomo Sand googeln).
Um 1900 kam es zu einem ersten Wanderungsstrom vor allem osteuropäischer Juden nach Palästina, der jedoch bald wieder verebbte (vor dem 1.Weltkrieg war das zaristische Rußland "das" Land der Judenpogrome). Zu Beginn des 1.Weltkrieges lebten in Palästina 91% Araber und 9% jüdische Einwanderer.
Palästina befand sich damals noch unter osmanischer Herrschaft. Um sowohl die Araber als auch die Juden als Verbündete gegen das Osmanische Reich zu gewinnen, versprachen die Engländer das Land beiden. Auf diese britischen Versprechungen berufen sich beide Seiten bis zum heutigen Tag.
Bei der Versailler Friedenskonferenz schlossen im Januar 1919 die zionistische und die arabische Delegation einen Vertrag, in dem die Letztere der Errichtung eines jüdischen Staates innerhalb Palästinas zustimmte, sobald die Araber die ihnen versprochene Unabhängigkeit erhalten hätten und sofern sie die Hoheit über die islamischen Heiligtümer behielten. Dieser Vertrag trat jedoch nie in Kraft, denn der von Großbritannien und Frankreich dominierte Völkerbund erklärte Palästina 1920 zu seinem Mandatsgebiet und übergab die Mandatsverwaltung an Großbritannien, das sich an den zionistisch-arabischen Vertrag nicht gebunden fühlte.
Mohammed Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem war seit 1920 die führende Persönlichkeit des arabischen Nationalismus. Al-Husseini sah in einer weiteren jüdischen Einwanderung aus Europa nach Palästina ein Mittel der Briten, ihre Kolonialherrschaft zu festigen, und lehnte sie ab. Zu einem ersten arabischen Pogrom gegen jüdische Einwanderer kam es 1921. Juden kauften in Palästina in den folgenden Jahren immer mehr Land. Es gehörte großenteils arabischen Großgrundbesitzern, die gar nicht in Palästina selbst, sondern in den Metropolen des Nahen und Mittleren Ostens lebten und ihre Ländereien an Kleinbauern verpachtet hatten. Diese wurden von den neuen jüdischen Herren vertrieben. Firmen, die von jüdischen Einwanderern gegründet wurden, stellten meistens nur Juden ein, sodaß die Araber vom neu aufkeimenden Wohlstand weithin ausgeschlossen blieben.
Die Araber fürchteten zu Recht, von der zionistischen Einwanderung immer weiter verdrängt zu werden. Das führte 1929 zu blutigen Unruhen zwischen Juden und Arabern. Die Araber Palästinas forderten von der britischen Mandatsverwaltung ein Ende der jüdischen Einwanderung und ein Verbot weiterer Land-Transfers an Juden. Die britische Mandatsverwaltung kam dieser Forderung nicht nach. 1936 kam es daraufhin zu einem arabischen Generalstreik in Palästina, der sich zu einen dreijährigen großen arabischen Aufstand ausweitete, der von den Briten blutig niedergeschlagen wurde. Auch auf jüdischer Seite entstanden militante Kampforganisationen.
Nach dem 2.Weltkrieg kam es zu einem massiven Einwanderungsdruck jüdischer Holocaust- Überlebender. England versuchte, eine weitere Eskalation der Lage in Palästina zu verhindern und die weitere jüdische Einwanderung in Palästina zu stoppen, bis hin zur Versenkung eines jüdischen Einwandererschiffes. 1946 sprengten jüdische Extremisten das King David Hotel in Jerusalem, das Hauptquartier der britischen Mandatsverwaltung, in die Luft.
Großbritannien, das der Lage in Palästina nicht mehr Herr wurde, übergab das Palästina-Problem an die gerade gegründeten Vereinten Nationen. Diese versuchten es 1947 durch einen Teilungsplan zu lösen. Die Bevölkerung Palästinas bestand zu diesem Zeitpunkt zu zwei Dritteln aus Arabern und zu einem Drittel aus jüdischen Einwanderern. Die UNO sprach 57% der Gesamtfläche des Landes den Juden zu, wobei auch innerhalb der den Juden zugesprochenen Fläche immer noch 90% arabischer Grundbesitz waren.
Die jüdische Seite nahm den Teilungsplan an, die arabische lehnte ihn ab. Es kam zu immer weiter eskalierender Gewalt auf beiden Seiten. Jüdische Terroristen ermordeten einen UN-Vermittler. 1948 proklamierte Ben Gurion den Staat Israel. Die Staaten der Arabischen Liga erklärten daraufhin Israel den Krieg. Dieser endete nach arabischen Anfangserfolgen mit einem israelischen Sieg und weiteren israelischen Eroberungen über die von der UNO zugesprochenen Gebiete hinaus. Ungefähr 750.000 Palästinenser flohen oder wurden vertrieben.