Dialekte sterben aus - sind sie es wert, dass man versuchen sollte, diesem Trend gegenzusteuern ?
Sind Dialekte erhaltenswert ? Es gibt ja sogar eine Gesellschaft für bedrohte Sprachen e.V. - ist so was überhaupt sinnvoll - oder sollte man der Entwicklung ihren Lauf lassen, auch wenn das bedeutet, dass einige Dialekte überhaupt nicht mehr aktiv gesprochen werden ?
forceimustbebrief2013-07-26T10:05:51Z
Beste Antwort
Ob sie es wert sind, weiß ich nicht, Interessant sind sie. Beispiele sind die verschiedenen Diphthonge in vielen Dialektaussprachen von "zwei" und "drei", die auf unterschiedliche Laute im Althochdeutschen zurückgehen. Oder das "enk" im Bairischen, das sich als Dual im Gotischen widerfindet.
Keine Ahnung, warum Deutschland so dialektfeindlich geworden ist. In den 70er Jahren gab es noch Fernsehsendungen im Dialekt, die bundesweit ausgestrahlt wurden – ohne Untertitel! Filme aus dem Ausland (genauso wie hier gedrehte) bedienen sich einer Einheitssprache, dabei beruht zum Beispiel der Ruhm von Meryl Streep zu einem guten Teil darauf, dass sie je nach Rolle so viele Sozio- und Dialekte so gut spricht.
Dialekt ist ein großer und wertvoller Schatz. Wenn er verloren geht, dann geht sehr viel verloren. Zu viel !!! Im Dialekt ist sehr viel Identität enthalten, Geschichte und Kultur, Erfahrung der Gemeinschaft des Volkes. Dialekt ist praktische Lebensverarbeitung in effektivster Weise. Dialekt macht unabhängig und hilft dabei, sich gegen die Zumutungen der Herrschenden zu wehren. Dialekt ist Wesensbestandteil der Identität. Dialekt schafft Zufriedenheit und kann auch glücklich machen. Dialekt entspannt und ist eine gesunde und starke Medizin ohne schädliche Nebenwirkungen (und die Pharmafia verdient auch nicht daran).
Man sollte wirklich alles tun, um sich seinen Dialekt zu erhalten. Man verliert einen (wichtigen) Teil von sich selbst, wenn man ihn verliert.
Je mehr man seiner Umwelt, der Natur und sich selbst entfremdet ist, desto manipulierbarer und beherrschbarer wird man.
Ein vollwertiger Mensch braucht seine Identität, seine Freiheit, seinen Dialekt !!!
Die "Mundart des bairischen Oberlandes" (wie sich mein Volksschullehrer immer ausdrückte) ist die Sprache meiner Kindheit und Jugend. Darum liebe ich sie, rege mich maßlos auf, wenn sie im Fernsehen falsch gesprochen wird, und freue mich über die wenigen Sprecherinnen und Sprecher, die es richtig hinkriegen. Und hier über User, denen es ähnlich geht. An die Decke könnte ich gehen, wenn der Markus Wasmeier in einer Werbesendung "Kääse" sagt (statt bairisch "Kaas").
Ich bin in einer westdeutschen Großstadt aufgewachsen, meine Eltern sprechen perfektes Hochdeutsch (mein Großvater väterlicherseits kommt aus Schweden, musste auch Hochdeutsch lernen). Ich höre zwar gelegentlich, an sich selten, deutsche Dialekte, meist nur im Fernsehen oder bei Kölnern, aber ich habe kein Verhältnis zu den Dialekten in Deutschland, kann sie auch kaum unterscheiden.
Man sollte nie seine Herkunft verleugnen. Dialekte sind etwas schönes und selbst wenn man in den meisten Berufsbranchen Hochdeutsch spricht, wenn man unter Landsmännern ist, verfällt man immer wieder in seinen Dialekt