Kann man seit Charles Darwin noch an eine Schöpfung glauben?
Charles Darwin hat ja erkannt, dass sich Tierrassen der Umgebung anpassen und hat dafür das Wort Evolution geprägt. Es ist wahrscheinlich, dass alles Leben aus toter Materie entstanden ist, und das alles ohne das Zutun eines Gottes.
2013-06-01T09:00:24Z
Dass ich so viele interessante Antworten bekommen habe, freut mich sehr. Die Anzahl überstieg meine Erwartungen. Ich habe alle mit Aufmerksamkeit gelesen. Danke!
@Hcstauq: Danke für den interessanten Artikel.
2013-06-01T21:34:40Z
Ralf E: Dass man in Mikro- und Makroevolution unterscheidet, war mir neu.
2013-06-02T04:46:36Z
Braller: Ja, ich habe auch mal wo gelesen, wie sich das Säugetierauge entwickelt hat.
Hcstauq2013-06-01T01:30:43Z
Beste Antwort
Menschen können an alles mögliche glauben. Auch der Effekt von Placebos in der Medizin beruht auf Glauben. Der Glauben hat nichts mit Logik, Vernunft oder Intelligenz zu tun, sondern er gibt den Menschen einen emotionalen Halt und bildet einen festen Punkt in einer sich ständig verändernden Umwelt. Während in der Wissenschaft eine These immer nur so lange gilt, bis eine bessere gefunden wird, gelten in den Religionen unumstößliche Dogmen. Das hat Vorteile, birgt aber auch Gefahren. Zum Beispiel dort, wo wissenschaftliche Aufklärung unterdrückt werden soll, weil sie religiösen Vorstellungen widerspricht. So bestand in Europa sehr lange Lebensgefahr für Forscher, die sagten, dass sich die Erde um die Sonne dreht und in den USA versuchen Kreationisten heute immer noch zu verhindern, dass die Entstehung der Arten in den Schulen unterrichtet wird. Eine weitere Gefahr ist, dass jede Religion behauptet, die einzig wahre zu sein und dass ihr/e Gott/heiten der/die einzig richtige/n sei/en. So beinhaltet jede religiöse Erziehung mehr oder weniger auch Intoleranz und Arroganz gegen Andersgläubige und Religionsfreie. So bergen alle Religionen ein Potential zum Fundamentalismus, das in Krisenzeiten immer wieder und überall hervor brechen kann. Während weltliche Ideologien, die sich als untauglich erweisen, immer ziemlich schnell wieder abgeschafft werden, wie z.B. die Diktaturen Hitlers und Stalins, halten sich religiöse Dogmen über Jahrtausende. Ihre Kontinuität ist gleichzeitig ihre Stärke und ihre Schwäche. Ob man noch an sie glauben kann oder möchte, hängt sehr viel mit der Erziehung zusammen. Eine kindliche Gehirnwäsche kann das ganze Leben beeinflussen. Besonders extremistische Vereinigungen, wie die Taliban, rekrutieren Jungen in einem Alter, wo sie äußerst beeinflussbar und empfänglich für solches Gedankengut sind. Außerdem leben Religionen auch von der ewigen Sehnsucht des Menschen nach Unsterblichkeit. Die Aufklärung ist ein immer fortwährender Prozess, in dem wir nie nachlassen dürfen.
Bei der Formulierung „Überleben des Stärkeren“, die später zur Entstehung des Sozialdarwinismus benutzt wurde, den die Nazis aufgegriffen haben, handelt sich um einen Übersetzungsfehler von Ernst Haeckel bei der Übersetzung von Darwins „Entstehung der Arten“. Darwin selbst hat damals bereits darauf hingewiesen!
Mit „survival of the fittest“ ist nicht, wie übersetzt wurde, das „Überleben des Stärkeren“ (und Rücksichtsloseren) gemeint, sondern das Überleben der am besten Angepassten, z.B. bei Umweltveränderungen. Und mit „struggle for life“ meinte er Bemühungen ums Leben und nicht wie übersetzt einen „Kampf ums Leben“ im Sinne von Gewaltanwendung von Individuen gegeneinander wie es im deutschen Sozialdarwinismus interpretiert wurde. Diese Formulierung stammt eigentlich auch von Spencer. Englische Wörter lassen sich unterschiedlich übersetzen. (So lässt sich „fit“ im Sinne von Fitness als Stärke interpretieren. „To fit“ heißt aber auch passen oder angepasst sein. “Struggle“ lässt sich zwar mit „Kampf“ übersetzen, bedeutet aber im Gegensatz zu „fight“ vor allem, um etwas zu ringen oder sich zu bemühen.)
Dass Darwin in Deutschland auch heute immer noch so oft falsch interpretiert wird, ist darauf zurück zu führen, dass der gesamte deutsche Darwinismus auf der Übersetzung von Ernst Haeckel basierte. Haeckel war ein Verfechter der Ansicht, geistig Behinderte hätten kein Lebensrecht und unheilbar Kranke sollten getötet werden. Deshalb wird er auch oft als Wegbereiter von Eugenik und Rassenhygiene der Nazis betrachtet. (Wahrscheinlich auch nicht so ganz zu Recht, denn sein Weltbild stand wohl in wesentlichen Punkten im Gegensatz zum Nationalsozialismus.) Darwin selbst hat immer die Ansicht der Verwandtschaft und Gleichheit aller Menschen vertreten (auch die von Mann und Frau) und offene, gleichberechtigte Konkurrenz für alle gefordert. Erst Haeckel verkehrte alles so, dass es rassistisch erschien.
P.S.: Obwohl es dazu Fachliteratur in Deutsch und Englisch gibt, habe ich beim Googlen erst einmal nur diesen kleinen Artikel darüber gefunden: http://science.orf.at/stories/1626683/
Darwin selbst hat an Gott geglaubt. Seine Thesen haben die sehr einseitigen Vorstellungen der englischen Gesellschaft des 19.Jahrhunderts zerstört. Insbesondere die Abstammung vom Affen war vielen unerträglich. Bis heute ist vielen die plastische "Garten Eden"-Geschichte wichtiger als die Schöpfung in den sieben Tagen. Denn dort wird der Mensch gemeinsam mit dem gemeinen Vieh am sechsten Tage geschaffen und zwar als Mann und Frau. Wozu es die Rippe bedurfte, obwohl es Frauen doch schon längst gab, bleibt uns die Bibel schuldig. Lies selbst die Stelle nach. Nirgendwo steht dort, dass es keine anderen Menschen gab. Wo ich im Kindergottesdienst zum ersten Mal vom Garten Eden hörte, hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass es dort weitere Menschen gab. Heute wird das von vielen Theologen bestätigt. Es ist umgekehrt. Viele wollten in den Text hineininterpretieren, dass es die ersten Menschen waren. Ganz nach Guinness-Buch der Rekorde höher, schneller weiter, sollte eben der erste Mensch benannt werden. Für die römisch-katholische Kirche sind Evolution und Schöpfung miteinander verträglich. Für mich ist damit alles gesagt. Ich persönlich halte die Sieben-Tage für eine naturwissenschaftliche Beschreibung vom Urknall (es werde Licht) über "Es sollen Lichter an der Himmelsausdehnung sein, zur Unterscheidung von Tag und Nacht" (der Schaffung von Sternen und Planeten) bis hin zur Evolution "Das Wasser soll wimmeln von einer Fülle lebender Wesen", die laut Bibel im Wasser/Meer beginnt, bis hin zur Psychologie "Laßt uns Menschen machen".
Das kann man, und viele Wissenschaftler tun es in irgendeiner Form. Die Entstehung des Lebens aus "toter" Materie ist dagegen ganz und gar nicht bewiesen. Da muss doch wohl ein göttlicher Geist dazu kommen. Und das sagt das biblische Buch Genesis. Darwins Entdeckungen sind zwar vielfach modifiziert worden, aber die Evolution ist im Grunde anerkannt.
Ist Darwin nicht schon tot ? Dann müsste er ja bald zum Leben kommen, nicht ?
Aber unser ewige Gott schuf das Universum (1.Mose 1,1), um den Menschen, die Seine Kinder werden sollen (Joh.1,12), eine (vorläufig) physische Heimat zu geben (Offb.21,1).