Sind Leute, die (freiwillig) in der Stadt wohnen, masochistisch veranlagt?

Hektik, Lärm, Gestank usw. machen das Leben zur Hölle. Man hat aufgrund der "Enge der Stadt" ständig das Gefühl, erdrückt zu werden. Wie kann man nur in der Stadt leben wollen?

Man kann das Stadtzentrum mit dem Auto bzw. mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb kürzester Zeit erreichen. Wer außerhalb der Stadt wohnt, hat somit keine Nachteile. Im Gegenteil, im Grünen ist die Lebensqualität deutlich höher. Hinzu kommt, dass Stadtmenschen früher sterben als Menschen vom Lande. Forscher der Universität Michigan in Ann Arbor beobachteten 3600 erwachsene Männer über einen Zeitraum von acht Jahren. Dabei waren die Stadtmenschen anfälliger für die umweltbedingten psychosozialen Stressfaktoren des Stadtlebens. Das Risiko noch vor dem Ende des 65. Lebensjahres zu sterben, war für die Städter 62 Prozent höher als auf dem Land. "Es sind keineswegs die unnatürlichen Risikofaktoren wie Gewalt oder Unfälle, die für diesen Unterschied verantwortlich sind. Männer in der Stadt tragen von allen das höchste Risiko, an Tumoren oder Infektionen zu sterben.

Sind Leute, die freiwillig in der Stadt leben, masochistisch veranlagt?

?2013-04-07T09:40:56Z

Beste Antwort

In der Stadt zu wohnen sagt allein noch gar nix.
Bekanntlich gibt es verschiedene Stadtbereiche.

Jede Statistik ist nur so viel Wert, wie ihre Initiatoren erreichen wollen.
Die höhere Todesrate nur auf das Stadtleben zu reduzieren, ist schwach ...

chiophan2013-04-08T05:41:10Z

Hallo,
so schön es sich anhört auf dem Land gemütlich und gesund zu leben, so langweilig ist der Blick aus dem Fenster. Der Nachbar weiß, wann Du aus dem Haus gegangen bist und was Du wieder an hast. Er weiß aus dem Tante Emma Laden, was Du kochst und wenn Du zwei Tage nicht dort warst, werden die Augen auf Deine Fenster gerichtet und nicht nur die, sondern auch die Gedanken, ob Du Dein Geld ausgegeben hast, oder geizig bist. Alle beobachten Dich, weil es sonst nichts zu sehen gibt. Solltest Du Besuch bekommen, wird er eingeordnet, aus welchem Grund er wohl kommt. Nein, ich möchte lieber in der Stadt wohnen. Dort bekommt das Gehirn Input, wann immer es will und wenn ich Sehnsucht habe Gras zu sehen, gehe ich dort hin. In der Stadt werde ich nicht gefragt, wo ich hin will und was ich gemacht habe. Ich bleibe so autark, wie ich will. Ich bin ein Stadtmensch und ich werde mindestens 120 Jahre, wenn ich nicht mehr in ein Dorf muss.

Kichererbse 412013-04-07T10:29:20Z

Hi ICH! LACH, Deine Frage ist echt super! Ich glaube man muss da zunächst einmal unterteilen:
1. Menschen, die in einer Stadt geboren wurden und dort aufwachsen mussten (die kennen nichts anderers, sind also nicht kritikfähig)
2. Menschen, die von einem Dorf in eine Stadt zogen (die fühlen mit Dir - so wie ich)
3. Menschen, die das Leben in einer Stadt nur durch Besuche kennen (die können nicht mitreden)
Ich selbst wuchs auf dem Land auf. Und auch wir Dörfler hatten einen Laden, in dem man seine täglichen Einkäufe tätigen konnte, die Jugend traf sich an der Rathaustreppe oder in der Schule, wenn man tanzen gehen wollte, brauchte man gutes Schuhwerk, ein Fahrrad oder einen Fahrer, der einen in den nächsten 5 km entfernten Ort fuhr. Und die olle Dorfdisco war nicht schlechter, als jeder Club in der nächsten Stadt. Einziger Nachteil, aber auch Vorteil: Jeder kannte jeden. Ich lebe seit ca 15 Jahren in einer Stadt und bin gerade ENDLICH dabei unsere Eigentumswohnung zu verkaufen. Ich bin einfach nicht mehr masochistisch genug, um die Anonymität und das damit "Nur an sich selbst Denken" ertragen zu wollen. Klar, in einer Stadt kann man hausen wie man will (solange man gegen keine Gesetze verstößt) - man ist sozusagen FREI. In einem Dorf schaut der eine auf den anderen. Man kennt sich und wer aus der Reihe tanzt bekommt sofort sein Feedback. Ich selbst tanze nicht aus der Reihe, muss aber mit all den "Aus der Reihe Tanzenden" leben. Und neeeee, hier geht es nicht nur um anonyme Nachbarn, die am Wochenende mal Party machen und die Musik zu laut aufdrehen- das mach ich selbst ab und zu. Es geht um anonyme Nachbarn, die ihren Dreck überall liegenlassen, weil sie eben anonym sind. Es geht um Nachbarn, deren Kinder , wie Wegelagerer an Hauseingämgen herumlungern und Schwächere abziehen - so dass man selbst als Erwachsene Angst hat, an ihnen vorbeizugehen. Dort, wo ich aufwuchs kannte man sich persönlich, da gab es sowas einfach nicht - und wenn, dann nur einmal...Ja, wer es sich redlich verdient hatte, erhielt auch mal Prügel... Und um Deiner Frage zu antworten: Wer es nie anders kennenlernte, wird sich an einem Leben in der Stadt nicht stoßen. Wer, wie ich, anders aufwuchs, leidet - und da können irgendwelche Kulturangebote und tolle Einkaufsmöglichkeiten auch nichts dran ändern. Die kann der gemeine Dörfler mit Auto auch so genießen! Und für ALLE, die die Stadt nur durch Besuche kennen und lieben: Seid einfach nur froh, Euch das wahre Leben in einer Stadt nicht antun zu müssen!

?2013-04-07T10:13:27Z

Seit wir im Zentrum einer kleineren Stadt (ca. 60000 Ew) leben, fühlen wir uns pudelwohl. Wir benutzen kaum noch das Auto (eine enorme Einsparung); wir benötigen keine öffentlichen Verkehrsmittel, um einzukaufen (eine enorme Einsparung); wir kaufen alles zu Fuß ein und haben dafür bis 22.00h die Möglichkeit. Unser "Kühlschrank" sind viele Lebensmittelzentren. Ein Kino ist 20 Meter entfernt, eine Veranstaltungshalle mit schönem Park liegt gegenüber. Zudem gibt es zahlreiche urgemütliche Kneipen, wunderbare Plätze, auf denen man sitzen und Bier trinken kann.
Vor unserer Haustür fahren 4 Buslinien, und etwa 8 Minuten Fußweg ist die S-Bahn-Station entfernt; sie alle bringen uns, wenn wir es wollen, in eine große Stadt oder auch ins Grüne oder in ebenso reizende kleine Städte.
Von unserer ca. 40qm großen Terasse blicken wir auf herrliches Grün.

Ach, wir sind so masochistisch; echt geil!

reGnau2013-04-07T10:06:46Z

für mich: JA... Aber ich bin eben ein Landei und kann es nicht ab, wenn ich in stickigen, kaum gelüfteten Zimmern in einer Stadtwohnung mich den ganzen Tag aufhalten muss. Da gehts mir dann wirklich nicht sonderlich gut. Aber das ist: Ich bin eben die frische, klare Luft auf dem Land gewohnt und habe automatisch das Gefühl, dass ich in der Stadt einfach drohe zu ersticken... Ist leider nichts für mich und freiwillig mag ich ehrlich gesagt auch da nicht wohnen.

@ Anja: Zitat Anja: Wer, wie ich, anders aufwuchs, leidet - und da können irgendwelche Kulturangebote und tolle Einkaufsmöglichkeiten auch nichts dran ändern.Zitatende

:-) Bin ICH froh, dass Du das so schön beschrieben hast. Mein Mann sieht das alles anders, aber ich muss ehrlich sagen: Ich bin jedesmal froh gewesen, wenn wir wieder bei uns zu Hause waren, egal ob wir unsere Bekannten in Berlin besucht haben, oder ob wir seine Eltern im Ruhrpott besucht haben... Ich würde ehrlich gesagt in der Stadt wirklich eingehen wie ein kleines Primelchen und bin froh, dass wir auf dem Land wohnen...

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