Wie sehe es in der Welt aus wenn die Wehrmacht in Stalingrad gewonnen hätte ?
Als Wendepunkt des zweiten Weltkrieges wird immer die Schlacht um Stalingrad bezeichnet also frage ich mich wie es auf der Welt aussehe und wie der zweite Weltkrieg wohl ausgegangen wäre wenn die Wehrmacht in Stalingrad gesiegt hätte .Mir ist klar das man darüber nur spekulieren kann aber wäre so ein Sieg der deutschen möglich gewesen oder wäre der Krieg einfach nur verzögert worden .
DiStefano2013-02-27T15:02:01Z
Beste Antwort
Dann hätten sie mit ihren erschöpften Soldaten andere Schlachten in Russland verloren und gegen die Amis und briten in Nordafrika, Normandie und Italien sowieso. Hitler hat einfach zu viele Fehler und Feinde gemacht ud zuwenig Ressourcen gehabt. Irgendwie hatte der Mann keinen (klugen) Plan.
Der "Wendepunkt" war eigentlich schon die Niederlage vor Moskau im Winter 1941/1942 - traf 'mal den Soldaten einer motorisierten Wehrmacht-(Elite)-Einheit, dessen Kompanie (Kriegsstärke ca.300 Mann) vor Moskau vollständig aufgerieben wurde.
Er selber zog - als die aus Sibirien nach Moskau herangeführ- ten sowjetischen Truppen angriffen - seine hart gefrorenen Stiefel aus und rannte auf Socken davon, unter Zurücklassung seiner sonstigen Ausrüstung. Von seiner Einheit überlebten nur 7 (sieben) Mann.
Zwar folgten noch deutsche Offensiven, die alle ihr Ziel nicht erreichten: Den Vormarsch der immer stärker werdenden sowjeti- schen Armeen aufzuhalten - die Russen hatten ja trotz hoher Ver- luste mehr Menschen zur Verfügung und die größer werdende Anzahl russischer Panzer vom Typ T-34 wurde für die deutschen Einheiten zum gefährlichen Problem.
Außerdem fanden um Leningrad heftige Kämpfe statt und später folgte der Drei-Fronten-Krieg - in Italien, Frank- reich und Russland.
Stalingrad verzögerte nur die beginnende Niederlage der deutschen Streitkräfte - bereits Wochen vor der Kapitulation in Stalingrad war sich die militärischen Führung darüber klar "dass der Krieg mit militärischen Mitteln nicht mehr gewonnen werden kann"und es wurde versucht, "mit den Westmächten zu einem annehmbaren Kompromiss zu gelangen" - d.h. es wurde eruiert, ob ein Waffenstillstand mit dem Westalliierten möglich wäre.
Aber weil der GröFaZ das Münchner Abkommen von 1938 nicht eingehalten hatte, wollte man nicht mehr mit dem NS-Regime verhandeln - es wurde ihr Rücktritt zur Bedingung gemacht, für das Regime undenkbar wegen der Verbrechen sowohl in Deutsch- land wie auch in den besetzten Gebieten.
Geplant für die Zeit nach dem sogenannten "Endsieg" war die Glorifizierung und Verkündung eines neuen "lohengrien-artigen" Messias - Text zitiert aus Kapitel "Herkunft verschleiern" in u.a. Link:
""Sitzungsbericht vom 14. August 1943 - Vorschlag 6 - ... zur Vorlage an den Führer angenommen:"
"Sofortige und bedingungslose Abschaffung sämtlicher Reli- gionsbekenntnisse nach dem Endsieg ... mit gleichzeitiger Proklamierung Adolf Hitlers zum neuen Messias. (...)"
"Der Führer ist dabei als ein Mittelding zwischen Erlöser und Befreier hinzustellen - jedenfalls aber als Gottgesandter, dem göttliche Ehren zustehen. Die vorhandenen Kirchen, Kapellen, Tempel und Kultstätten der verschiedenen Religionsbekennt- nisse sind in `Adolf Hitler Weihestätte´ umzuwandeln. (...)"
"Als Vorbild des Gottgesandten möge die Figur des Gralsritters Lohengrin dienen (...)"
"Durch entsprechende Propaganda müßte die Herkunft des Führers noch mehr als bisher verschleiert werden, so wie auch sein künftiger Abgang einmal spurlos und in vollständi- ges Dunkel zu erfolgen hätte."
"Unter diesen Vorschlag schrieb Hitler:`Der erste brauchbare Entwurf! Zur Bearbeitung an Dr. Göbbels´" - Siehe Kapital "Die Herkunft verschleiern...":
Bereits einige Zeit vor Beginn des 2. Weltkrieges wurde in den "Schulungsbriefen der NSDAP" verbreitet - (Preis 15 Rpf) - Hitler sei "neuer Messias" und seine Minister "seine Apostel", da- mals wurde auch ständig der "Glauben an den Führer" gepriesen, der ließ sich mit dem römischen Gott-Kaiser-Gruß glorifizieren und im Religionsunterricht wurde tatsächliclh die Bergpredigt in die- sem Sinne mißbraucht:
"Der Glaube an den Führer" müsse "so stark sein, dass er Berge versetzen" könne.
Uns sind also unglaubliche Zustände erspart geblieben.
@Musiker: Statt der Bibel (wie in der Weimarer Republik üblich) wurde bei standesamtlichen Trauungen "Mein Kampf" überreicht, in Schulen am Ende der Ferien erfolgte Hissung der Hakenkreuzfahne, wobei Sätze aus "Mein Kampf" zitiert wurden. Der "Glauben an den Führer" wurde tatsächlich im "Schulungs-.brief der NSDAP" mit A.H. als "neuem Mes- sias" verbreitet.
Diese Fakten stehen zwar im Widerspruch zu dem erwähnten "Tischgespräch", dabei fanden aber noch ganz andere Mono- loge statt, die aufgezeichnet wurden als der Nachwelt nicht vorzuerhaltende Glaubenssätze des angeblich nach eigener Aussage "von der Vorsehung auserwählten Retter Deutsch- lands" und natürlich waren das Resultate pathologischer Denkweise, aber keine Einzelfälle - man ging ohnehin freizü- gig um mit religiösen Begriffen. Goebbels - als er 1944 den "totalen Krieg" ankündigte: "Wir gehen in diesen Kampf wie in einen Gottesdienst..."
Die Schlacht von Stalingrad war der Wendepunkt des 2.Weltkrieges, weil in ihr die erdrückende und immer erdrückender werdende zahlenmäßige und materielle Übermacht der Sowjetunion erstmalig zum Tragen kam. Die Sowjetunion konnte aus dem Vollen schöpfen, was Deutschland nicht konnte. Sie rekrutierte immer weitere Millionen neuer Soldaten, während Deutschland seine personellen Verluste immer weniger ausgleichen konnte. Was die Waffen betraf: selbst im Krisenjahr 1942 produzierte die schwer angeschlagene sowjetische Rüstungsindustrie sehr viel mehr Panzer, Geschütze und Flugzeuge als die deutsche. Und die Sowjetunion hatte die Ölfelder am Kaspischen Meer, aus dem sie den größten Teil ihres Treibstoffbedarfs deckte, während der deutschen Armee immer mehr der Treibstoff ausging. Aus diesem Grunde befahl Hitler ja den wahnwitzigen Feldzug in den Kaukasus, um die dortigen Ölfelder in seine Gewalt zu bekommen, und verzettelte damit die völlig unzureichenden deutschen Kräfte völlig. Er mußte schließlich den Rückzug aus dem Kaukasus antreten. Um zu verhindern, daß die Sowjets der 1 Million Mann starken deutschen Kaukasus-Armee den Rückweg abschnitt und sie vernichtete, opferte er die 6.Armee (230.000 Mann) in Stalingrad, die starke sowjetische Kräfte solange band, bis der deutsche Rückzug aus dem Kaukasus abgeschlossen war.
Hätte Deutschland die Schlacht von Stalingrad aus irgend einem Grunde doch noch gewonnen, hätte sich die immer weiter anwachsende sowjetische Überlegenheit bei der nächsten Gelegenheit ausgewirkt, es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen: die Sowjetunion war einfach viel zu stark, als daß Deutschland sie hätte besiegen können.
Die einzige Frage wäre gewesen, wo und wann sich die Armeen der Sowjets, Briten und Amis schließlich getroffen hätten. Wenn die Sowjetunion etwas länger gebraucht hätte, die deutschen Armeen zurückzuschlagen, die Invasion der Westmächte in der Normandie aber zum selben Zeitpunkt erfolgt wäre, an dem sie tatsächlich erfolgt ist, wären die Westmächte bei Kriegsende vermutlich ein ganzes Stück weiter nach Osten vorgedrungen.
Hätten sie sich dann wieder zurückgezogen und hätten der Sowjetunion vereinbarungsgemäß Ost- und Mitteldeutschland überlassen? Dafür spräche, daß sie 1945 im sächsischen Torgau mit den Sowjets zusammentrafen, sich nach Kriegsende aber hinter die vereinbarten Demarkationslinie zurückzogen. Aber wenn sie ganz Deutschland und vielleicht sogar noch Polen erobert hätten, hätten sie den Sowjets mit einem Rückzug viel mehr überlassen. Ob sie das getan hätten, bleibt eine offene und völlig spekulative Frage.
Und eine offene Frage wäre auch gewesen, wie Hitler auf einen solchen Kriegsverlauf reagiert hätte. Er hat ja völlig einsame und selbstherrliche Entscheidungen getroffen, die er mit niemandem abgesprochen hat. Warum zum Beispiel hat er Ende 1944 die Ardennen-Offensive gegen die unaufhaltsam vorrückenden Westmächte befohlen, die den Sowjets im Wettlauf mit den Westmächten deutliche Zeit- und Raumgewinne bescherte? Es gibt die durchaus begründete Vermutung, daß er genau das wollte. Daß er im Wissen um die Konkurrenz zwischen den Sowjets und den Westmächten beide Seiten mitten in Deutschland aufeinanderprallen und aneinandergeraten lassen wollte, um aus ihrer Gegnerschaft vielleicht doch noch irgendwie Nutzen und den deutschen Kopf aus der alliierten Schlinge ziehen zu können. Hätte er aus demselben Grund die Rote Armee, wenn sie noch weiter im Osten gestanden hätte, schneller vorankommen lassen, um denselben Effekt zu erzielen? Das sind natürlich alles Spekulationen. Aber Deine ganze Frage ist ja spekulativ.
Im übrigen darf man nicht vergessen, daß die Alliierten ebenso wie Deutschland einen imperialistischen Krieg führten, nicht gegen das Hitler-Regime und die Nazi-Barbarei, sondern gegen Deutschland, gegen das Deutsche Reich, gegen das Deutsche Volk. Die Sowjetunion war eine totalitäre Großmacht mit weltrevolutionärer Ideologie und einen entsprechenden eigenen machtpolitischen Expansionismus; es gibt gute Gründe für die Annahme, daß Stalin 1941 seinerseits einen Angriff auf Deutschland plante. Großbritannien hatte Deutschland 1939 den Krieg erklärt, um es auf das Maß zusammenzustauchen, das mit den traditionellen britischen Vorstellungen vom europäischen Gleichgewicht vereinbar erschien; Polen war dazu nur ein Vorwand, letztlich ein Bauernopfer; Churchill radikalisierte 1940 das britische Kriegsziel dahingehend, daß er Deutschland ein für allemal als eigenständige, von den Westmächten unabhängige Macht vernichten wollte.
Und die USA verfolgten seit Anfang des 20.Jahrhunderts das Ziel einer liberal-kapitalistischen Weltordnung ohne Handelsgrenzen unter politischer Führung der USA und suchten aus genau diesem und keinem anderen Grunde das deutsche und das japanische Imperium zu vernichten. Und das wäre in jedem Fall ihr Kriegsziel geblieben, ganz gleich, wie sich der Krieg im Osten entwickelt hätte.