Was haben humanistische und intelligente Atheisten gegen den (liberalen) Protestantismus?
Ein Protestant glaubt weder an eine "Irrtumslosigkeit" der Bibel noch an "übernatürliche" Dinge oder Zusammenhänge. Er orientiert sich an der Botschaft von Jesus (Bergpredigt, Reich Gottes) und ihrem Anspruch gegenüber der Ethik der Menschheit. Ist das nicht okay? Immer wieder wird der Protestantismus mit dem Vatikan und dem Islam in einen Topf "Religion" geworfen. Was sollen wir dagegen tun? Ich bitte um faire Antworten.
Gelassener2012-12-25T13:02:02Z
Beste Antwort
@Sarnia Ich kann mir in etwa vorstellen, aus welcher Ecke des Protestantismus Du kommst und ich nehme auch für mich in Anspruch, ein humanistischer Atheist zu sein, ob ich zu den intelligenten gehöre, müssen andere beurteilen, so vermessen bin ich nicht, aber ich habe absolut nichts gegen den Protestantismus, den Du vertrittst, wäre er mir schon vor 50 Jahren begegnet- heute bin ich 64 - wäre ich möglicherweise als evangelischer Christ nicht in eine Glaubenskrise geraten und auf weltanschauliche Suche gegangen, an derem Ende ein klares Bekenntnis zum dialektisch-materialistisch fundierten Atheismus stand eine Weltanschauung, die meiner rationalen, emotionalen und geistigen Befindlichkeit entspricht und aus der es mit absoluter Sicherheit keine Rückkehr mehr geben wird, weil ich persönlich zweierlei erkannt habe - ob das stimmt, weiß ich nicht, aber ich glaube zutiefst daran und breche mir bei diesem Wort "Glaube", keinen Zacken aus der Krone, wer glaubt, alles zu wissen, macht sich etwas vor - einmal ist für mich die Existenz eines Gottes undenkbar und zum anderen gehe ich von der Möglichkeit aus , betone Möglichkeit, dass der religiöse Glaube Menschen dazu motivieren kann, etwas für die Lösung der Menschheitsprobleme zu tun und sei es tagtäglich dort, wo man lebt und arbeitet, christliche Nächstenliebe unter Beweis zu stellen. Und als Humanist und Atheist- die Reihenfolge ist bewußt gewählt - gehe ich diesen Weg mit in dem Bewußtsein, daß im Interesse der Verwirklichung der menschlichen Ethik nicht die Notwendigkeit besteht, diese mit einem "religiösen Mäntelchen" zu umhüllen, reiche aber denen freudig die Hand, die es für geboten halten, einen solchen Mantel umzulegen. Dabei habe ich festgestellt, dass meine humanistische Gesinnung am besten kompatibel ist mit der Orientierung der liberalen Protestanten auf die orginäre Botschaft des Jesus von Nazareth- Mensch, Visionär und religiöser Revolutionär - vom Reich Gottes. Mit meinem etwas ausführlichem Beitrag möchte ich Dich, liebe @Sarnia anregen, mal darüber nachzudenken, ob Deine Frage bzw.die Details nicht etwas zu pauschal formuliert sind. Und letztlich ist es auch dieses "Schubladendenken", was manche Atheisten - auch humanistische und kluge- dazu bringt, allem Religiösen einen Generalverriß zu unterziehen. Aber nebenbei bemerkt, im Gegensatz zu den mehr oder weniger ernstzunehmenden Angriffen aus dem atheistischen Lager bekommt ihr erheblich mehr Widerstand aus dem eigenen religiösen Lager, weil ihr als "falsche Propheten" der Gotteslästerung bezichtigt werdet und ihr habt auf Grund des Konservatismus des traditionellen Christentums keine Chance. Traurig, aber wahr.
@Aeneas Danke Dir für das nette Weihnachtsgeschenk.
Ich denke, wirklich humanistische und intelligente Atheisten haben nichts gegen den (liberalen) Protestantismus oder andere Religionen, denn sonst würden sie ja andere verurteilen, bloß weil sie nicht die eigenen Überzeugungen teilen, bzw. sich ihnen unterwerfen, so ein Verhalten wäre für Menschen, die "intelligent" und "human" sind ja ein Widerspruch in sich.
Ich hoffe aber, du verallgemeinerst auch nicht, denn die Atheisten, von denen du sprichst sind wohl kaum die wirklich humanistischen und intelligenten, sondern andere, die sich als tolerante Atheisten ausgeben.
Finde ich schade, wenn offene Atheisten, die jedem ihre Meinung lassen durch solche Typen verunglimpft werden, aber da geht es denen halt genau so wie z.B. uns, wenn wir als Christen gleich immer mit den Hexenverbrennungen des Mittelalters in Verbindung gebracht werden, bloß weil wir Christen sind. Viele Menschen urteilen halt gerne über andere, erheben sich über sie und lassen nur ihre eigene Einstellung gelten, dass ist leider so...
Ich gehe davon aus, dass sie nichts gegen ihn haben; er ist ihnen gleichgueltig, wie jedes andere religioese Engagement. - Was verstehst Du eigentlich unter "dagegen haben"? Etwa, nicht "pro" zu sein?
Nachtrag: @Melishe, wohltuend, Dein Kommentar!
@Gelassener: da ist so viel Lebenserfahrung, so viel Begreifen in Deinen Worten. Danke!
Mittlerweile glaube ich, dass JESUS es gewollt hat, dass wir verschieden sind. Klar weiß ich, wo ich hingehöre. Ich bin ganz normal in einer evangelischen Gemeinde. Martin Luther predigte bei uns zweimal als Mönch. Vom Papstbesuch war ich insofern nicht enttäuscht, da er sagte: "Wir müssen alle auf den einen HERRN schauen.
Aber Jesus liebt alle, so sollte man Menschen anderer Einstellungen achten und respektieren.