Warum fallen Menschen auf die Klimaskeptiker-Propaganda rein?
Jede Meldung über den menschengemachten Klimawandel bekommt sofort einen Shitstorm mit unzähligen Kommentaren selbsternannter Klimaexperten, die behaupten, a) es gäbe keinen Wandel, b) dieser Wandel sei nicht menschengemacht und c) er habe keine schlimmen Folgen.
Natürlich ist klar, dass die Energiebranche, die die Party der Vermarktung der fossilen Brennstoffe noch zu Ende feiern möchte, um ihre Macht in allen Industrienationen zu sichern, Millionenbeträge in Klimaskeptiker-Institute stecken, um die Propaganda wissenschaftlich aussehen zu lassen. Und sicher haben einige Klimaforscher sich in gewissen Punkten auch geirrt, worauf man sich dann stürzt.
Aber im Grunde besteht in der Wissenschaft doch ein Konsens (genannt wurden 97%, wovon der größte Teil nicht primär über finanziellen Interessen ferngesteuert ist), dass ein hauptsächlich menschengemachter Klimawandel mit schlimmen Folgen für die Mehrheit der Menschen bereits stattfindet.
Es wäre naiv, zu glaube, dass die Verbrennung von täglich 14 Milliarden Litern Erdöls, 16 Millionen Tonnen Steinkohle usw. (also Biomaterial, das über Millionen Jahre gesammelt wurde) und gleichzeitig dem Abholzen gewaltiger Regenwaldgebiete (die freigesetzte CO2 binden könnten) folgenlos bleiben.
Zudem verschließt man die Augen davor, dass fossile Brennstoffe nicht unendlich sind, und gerade der wichtigste Kraftstoff bereits seinen Peak überschritten hat - was bei weltweit steigender Nachfrage tragisch ist. Nur durch umweltschädigende teure und riskante Fördermethoden wie Tiefseebohrungen, Fracking und Teersandauswaschung kann dies noch einige wenige Jahre aufgehalten werden, was auch wieder in die Propaganda der Energiebranche als Lösung aller Probleme einfließt.
Warum sind die Menschen so wie eine dumme Schafherde, die sich vom Wolf im Schafspelz zur Schlachtbank führen läßt? Wieso glauben sie lieber an Verschwörungstheorien von einer Klimalüge, Ökodiktatur und gierigen Ölscheichs?
Und welche Lösung hat die Frage nach einer Zukunft ohne Öl mit der Erkenntnis, dass die alternativen Quellen niemals den Energiehunger einer ölsüchtigen an die Verfügbarkeit von günstiger fossiler Energie gewöhnten Wohlstandselite in den Industrienationen stillen kann?
Kommt der Kollaps oder werden die Lemminge vor dem Abgrund noch erkennen, worauf sie zurennen und abbremsen, ohne dass sie von den blinden nachfolgenden Artgenossen hinuntergedrängt werden?
@Wilfried Siems: Danke für deinen ausführlichen Beitrag. In einem Punkt stimme ich völlig mit dir überein, nämlich damit, dass Erdöl ein viel zu wertvoller Stoff für unzählige Produkte ist, als dass man ihn einfach verbrennt, um eine Mobilität und einen Warenfluß zu ermöglichen, der nicht auf Dauer haltbar sein wird.
Zunächst einmal möchte ich dir die Gegenfrage stellen, auf welche Quellen du dich stützt? Als einzige Quelle nennst du einen VW-Bericht - und VW als Hersteller von hauptsächlich fossil betriebenen Kraftfahrzeugen stellt nicht unbedingt einen motivationsfreien Studienauftraggeber dar.
Zu deinen vorgebrachten Argumenten:
Sicherlich hat es schon immer natürliche Klimaveränderungen gegeben. Die radikalste war die, als das Leben in den Meeren begann, die Atmosphäre komplett umzukrempeln und die Erde so überhaupt erst für Tiere (und Menschen) bewohnbar zu machen. Auch ist es völlig korrekt, dass im Perm (-299 Millionen bis -251 Millionen Jahre mit völlig anderer Kontinentlage
) es mehrmals zu einem Treibhauseffekt kam, vermutlich durch gewaltige Freisetzung von Chlorwasserstoff und Kohlendioxid plus einen gigantischen Vulkanausbruch (Sibirischer Trapp), was das größte Massensterben der Erdgeschichte auslöste (ca. 95 % aller Meeresbewohner und 65 % aller Landtiere)
Quellen hierzu: Gregory J. Retallack, Christine A. Metzger, Tara Greaver, A. Hope Jahren, Roger M. H. Smith und Nathan D. Sheldon: Middle-Late Permian mass extinction on land. Geological Society of America Bulletin, 118, 11/12, S. 1398–1411 November/December 2006 S. 1408 und Verweis auf: Nature, 2011; DOI: 10.1038/nature10385 http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-13896-2011-09-15.html
Danach hat sich wieder ein natürlicher Kreislauf des CO2 zwischen Tieren, Pflanzen und Ozeanen eingependelt, der über Millionen Jahre relativ stabil war. Bis der Mensch kam... D.h. deine 2% sind zwar relativ gering (jedoch selbst so gesehen nicht unbedeutend) im Vergleich zum natürlichen Kreislauf, jedoch ausreichen
, um dieses eingependelte System aus dem Gleichgewicht zu bringen. 2% sind sehr viel, wie man an der Veränderung des CO2-Gehalts der Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung und der Verbrennung der fossilen Biomasse. Vielleicht vergleicht man es am besten mit dem übertriebenen Beispiel der Chaostheorie (Tipping point), dass ein einem undurchschaubaren chaotischen, aber eingependelten System ein Schmetterlingsflügelschlag schon den Ausschlag für einen Sturm bedeuten kann.
Ich muss nun leider losfahren, aber später mehr. Nur soviel: ich habe keine festgesetzte Meinung und bin genauso wie du gegen die offizielle Ökopolitik, die in die völlig falsche Richtung geht, ich weiß auch, dass wir keine Chance mehr haben, den (sehr wohl von uns ausgelösten) Prozess umzukehren, insbesondere wegen der Rolle der Ozeane als langsame Wärmespeicher.
Was mich stört ist, das Leugnen der Ursachen und der Verweis auf Studien, die von denen finanziert werden, die an dem verdienen, was es ausgelöst hat.
Und vor allem die Devise: weitermachen wie bisher, nach mir die Sintflut, die Party geht weiter.
Vorerst verweise ich auf Seiten wie
http://www.skepticalscience.com/argument.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Kontroverse_um_die_globale_Erw%C3%A4rmung
die sehr tief mit vielen Quellen und Hintergrundwissen auf beide Seiten eingehen.
So da bin ich wieder, um kurz weiter auf deine Argumentation einzugehen. Yahoo Clever ist wohl denkbar ungeeignet für umfangreichere "Diskussionen" dieser Art, da es irgendwie einen großen Teil der nachgereichten "Details" einfach verschluckt -.-
97% Konsens unter den Wissenschaftlern, dass wir einen menschengemachten Klimawandel haben, stammt aus einer Umfrage von 2007: Im Original: „Human activity is a significant contributing factor in changing mean global temperatures.“ Quelle: Doran, Peter T.; Kendall Zimmerman, Maggie (2009): Examining the Scientific Consensus on Climate Change, in: Eos, Vol. 90, No. 3, 20. Januar 2009 als PDF http://tigger.uic.edu/~pdoran/012009_Doran_final.pdf - Interessant dort auch wie die Meinungsverteilung verschoben ist von der Öffentlichkeit hin zu aktiven Klimaforscher, die Kenntnis vom aktuellen Stand der Forschung haben.