Aus dieser Nacht, die mich umhüllt, von Pol zu Pol schwarz wie das Grab, dank ich welch immer Gottes Bild die unbezwung'ne Seel mir gab.
Wenn grausam war des Lebens Fahrt, habt ihr nie zucken, schrein mich sehn! Des Schicksals Knüppel schlug mich hart - mein blut'ger Kopf blieb aufrecht stehn!
Ob zornerfüllt, ob tränenvoll, ob Jenseitsschrecken schon begann: das Grauen meines Alters soll mich furchtlos finden, jetzt und dann. Was kümmert's, daß der Himmel fern und daß von Straf' mein Buch erzähl', ICH bin der Herr von meinem Stern, ICH bin der Meister meiner Seel'!
Die Muschel
Vielleicht siehst du mich, Nacht, nicht gerne, Doch aus dem Maelstrøm dieser Welt, Wie eine Muschel ohne Perlen, Bin ich an deinem Strand zerschellt.
Du schäumst die Welln wie unbeteiligt Und trällerst, ohne dass du sprichst, Doch du erachtest hoch und heilig, Was die Muschel unnütz lügt.
Beginnst mit ihr im Sand zu wühlen, Wirfst dich dazu in dein Ornat, Beständig dann mit ihr zu knüpfen Die riesige Glocke des Wellenschlags;
Die Muschelwände, die so brüchig, Wie's Haus des Herzens, halb zerfall'n, Erfüllst du leis mit Gischtgeflüster, Mit Nebel, Wind und Regenfall …
Ossip Mandelstam
gerne würde ich eure auch lesen. :-)
Kathrin2012-01-27T12:43:55Z
Beste Antwort
Wenn es nur einmal so ganz stille wäre. Wenn das Zufällige und Ungefähre verstummte und das nachbarliche Lachen, wenn das Geräusch, das meine Sinne machen, mich nicht so sehr verhinderte am Wachen-:
Dann könnte ich in einem tausendfachen Gedanken bis an deinen Rand dich denken und dich besitzen (nur ein Lächeln lang), um dich an alles Leben zu verschenken wie einen Dank.
Rainer Maria Rilke
Rose in Trauer
Die Trauernde. Auf wundervollem Samt, dem Purpur, trägt sie schwarzen Schleierflor. Den silbern alten Sichelmond im Ohr, der von Granaten blutig düster flammt.
Sie sucht in Schnitzwerkkästen, mürb, zerschrammt, und zieht ein kleines welkes Bild hervor und schreitet abends durch das graue Tor, verhüllt und scheu und einsam, wie verdammt.
Doch wenn sie geht in dunkelndem Ermatten, dann gleitet immer, nur als Duft, als Schatten, ihr das Erinnern einer Freude nach.
Dann wächst ein Flüsterwort aus ihrem Schweigen, doch eh es Lauscher pflückten von den Zweigen, ist schon der Mund verschollen, der es sprach.
Gertrud Kolmar
Déjà Vu
Wenn ich durch eine alte Stadt spaziere und mich in der Betrachtung ihrer Maur'n verliere, wenn ich, gelockt von eines Kellers Moderduft, hinab ins Dunkel steige wie in meine Gruft -
Dann ist all dies mir immer so vertraut als hätt ich's früher schon einmal geschaut und könnt mich bloß nicht recht entsinnen, müsst die Erinn'rung erst zurückgewinnen.
Und, fänd ich nur den richt'gen Pflasterstein, die Erkenntnis ginge mir durch Mark und Bein, doch kühl und nüchtern würde ich die Worte wählen, die von der Erfüllung eines schweren Traums erzählen.
"Hier stand ich schon und sah dies an auch wenn nur ich mich dran erinnern kann" Und zu dem anschließenden Schweigen fügte ich hinzu: "Hier neben mir stand er, stand sie - standst Du".
Ich wünsche Dir nicht alle möglichen Gaben, ich wünsche Dir nur, was die meisten nicht haben. Ich wünsche Dir Zeit, Dich zu freun und zu lachen und wenn Du sie nutzt, kannst Du etwas draus machen.
Ich wünsche Dir Zeit für Dein Tun und Dein Denken. Nicht nur für Dich selbst ,sondern auch zum verschenken. Ich wünsche Dir Zeit, nicht zum hasten und rennen, sondern die Zeit zum Zufrieden - sein - können.
Ich wünsche dir Zeit, nicht so zum vertreiben, ich wünsche - sie möge Dir übrigbleiben als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertrauen, anstatt nach der Zeit auf die Uhr zu schauen.
Ich wünsche Dir Zeit, nach den Sternen zu greifen, und Zeit um zu wachsen, das heißt weiter zu reifen. Ich wünsche Dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben. Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche Dir Zeit, zu Dir selber zu finden, Jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden. Ich wünsche Dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben. Ich wünsche Dir: Zeit zu haben zum Leben.
Elli Michler
Und immer noch das :
In deinen Augen könnt ich versinken, wie Sie so lachen, wie Sie mir winken.
Eines Nachts aus gelben Blättern mit verblichnen Runenlettern Tote Mären suchend, sammelnd von des Zeitenmeers Gestaden Müde in die Zeilen blickend und zuletzt im Schlafe nickend Hört' ich plötzlich leise klopfen, leise doch vernehmlich klopfen Und fuhr auf - erschrocken stammelnd: "Einer von den Kameraden",
"Einer von den Kameraden"
In dem letzten Mond des Jahres, um die zwölfte Stunde war es, Und ein wunderlich Rumoren klang mir fort und fort im Ohre Sehnlichst harrte ich des Tages, jedes neuen Glockenschlages; In das Buch vor mir versenken, wollt ich all mein Schmerzgedenken, Meine Träum' von Leonoren, meinen Gram um Leonore, Um die tote Leonore
Seltsame, phantastisch wilde, unerklärliche Gebilde, Schwarz und dicht gleich undurchsicht'gen nächtig dunklen Nebelschwaden huschten aus den Zimmerecken, füllten mich mit tausend Schrecken So daß ich nun bleich und schlotternd, immer wieder angstvoll stotternd Murmelte, mich zu beschwichtigen: "Einer von den Kameraden",
Ich hörte Leitungsrohre knacken und das WC war zugefroren; vor Kälte hat ich blaue Backen und Eisgebilde an den Ohren; da kam ich ganz von selbst dahinter jetzt wird´s Winter!