Ist der Elektrakomplex genauso häufig wie der Ödipuskomplex?
@jessica, egal. Das,was Freud gemeint hat.
@jessica, egal. Das,was Freud gemeint hat.
Jessica Goethe
Beste Antwort
Vereinfacht ausgedrückt ist der Ödipuskomplex die überstarke Beziehung eines Jungen zu seiner Mutter; der Elektrakomplex ist laut C.G.Jung die überstarke Bindung der Tochter an den Vater, begleitet von Haßgefühlen gegenüber der Mutter.
Aus persönlicher Erfahrung würde ich diesen Konflikt als äußerst selten bezeichnen: Ich habe bisher keine Familien getroffen, in denen eine derartige Konstellation existierte: Die Töchter und die Mütter hatten meiner Erfahrung nach die Tendenz, stets miteinander stärker zu interagieren als die Töchter mit den Vätern. Zwar ist der Vater wichtig, doch ist er kaum das Objekt stärkerer Liebe als die Mutter. Völlig auszuschließen ist eine solche Konstellation natürlich nicht.
Freud meinte 1931 dementsprechend, daß sich C.G. Jung irre und bestritt die Existenz des Elektrakomplexes.
Im untrigen Link spricht Bänsch jedoch von einer "triebgesteuerten Zuneigung" des Mädchens an den Vater oder eine "Vaterersatzfigur". Unter Einbeziehung letzterer Ersatzfiguren wird man aufmerksam: Gerade Mädchen in der Frühpubertät fühlen sich oft magisch von älteren männlichen Figuren angezogen, seien es nur die Jungs zwei oder drei Jahrgangsstufen über ihnen, spezielle Vertrauenslehrer oder andere Bekannte. Im Extremfall führt diese Konstellation zu Lolita-Syndromen. Diese Konstellation (aber nicht das Lolita-Syndrom) ist m.E. so auffällig und häufig bei frühpubertären Mädchen, daß ich es in der Tat als wesentlich häufiger als die Mutterliebe mit Vaterhaß bezeichnen würde, als der Ödipalkomplex, den ich für eine Psycho-Legende halte.