Welche Geschichte hat seinen Sinn und welche ist totaler Blödsinn?
2011-07-09T00:45:28Z
Hat jemand mal darüber nachgedacht, in welcher Wertigkeit der oder die Erzählende des Märchens zu sehen ist. Ein Märchen kann sich bedrohlich oder auch aufklärend anhören - wie sagt man - der Ton und die Erzählart macht den Unterschied aus. Ich fand an keinem Märchen etwas bedrohliches oder furchteinflössendes.
Lola2011-07-08T10:54:46Z
Beste Antwort
Märchen sind etwas wunderbares. Auf kleinstem Raum erzählen sie von Schicksalen, Familiengeschichten und Lebenssituationen, in die Familien hinein geraten können. Mit dem Hereinwachsen und Loslösen von den Eltern beschäftigt sich zum Beispiel Schneewittchen oder auch Dornröschen, genauso wie der Hans im Glück. Liebevoller Umgang zwischen Geschwistern zeigen Schneeweißchen und Rosenrot oder Brüderchen und Schwesterchen. Sogenannte Patchworkfamilien und ihre Auseinandersetzungen können wir ganz deutlich in Aschenputtel sehen. Nach einer dramatischen Zuspitzung eines Märchens erfahren die Kinder aber auch wieder sinnvolle Sachen wie Lebenshilfe und Lehrmittel für Kinder. Allerdings nie mit erhobenen Zeigefinger. Das Rotkäppchen sollte nie vom rechten Weg abgehen, es tat es aber und musste somit ihre Lehren ziehen. Die Botschaften der Märchen für unsere Kinder sind immer ähnlich. Wer sein Leben aktiv in die Hand nimmt, mutig, selbstbewusst und mitfühlend ist, der wird sein Leben dann glücklich und zufrieden leben. Auch sind Märchen mit Sicherheit keine Heile-Welt-Geschichten. Es lauern Gefahren und auch unheimliche Phasen. Es gibt gut und böse. Märchen sind auf jeden Fall pädagogisch wertvoll. Sie fördern das Stillsitzen und Zuhören. Es beflügelt die Fantasie eines Kindes und erweitert den Sprachschatz. Märchenstunde ist eigentlich eine Form des Gehirnjoggings. Denn das Lernen bei einem Kind funktioniert doch dann am besten, wenn es wirklich richtig unter die Haut geht. Die Kinder tauchen in eine eigene Welt, in eine bezaubernde Kinderwelt ein.
Ich habe als Kind Märchen geliebt und sie gar nicht, als grausam und mit dem erhobenen Zeigefinger empfunden. Ich habe nicht das Gefühl gehabt, das ich deswegen Angst haben muÃte, das meine Eltern mich "aussetzen" oder bestrafen, wenn ich Blumen pflücke...das hatte ich aus ganz anderen Gründen... Es gab Lieblingsmärchen und andere, die ich einfach nicht wieder las, weil sie mich nicht ansprachen. H.C.Andersen - Die kleine Meerjungfrau oder auch Gebrüder Grimm - Aschenputtel gehörten zu meinen Lieblingen. Auch hatte ich auch Schallplatten, die ich begeistert hörte mit meinen Freundinnen. Ich lese heute meinen Kindern ab und zu Märchen vor, sie mögen einige nicht und andere mehr. Sie stellen Fragen dazu, tauchen in eine Welt der Phantasie ab und erwachen daraus. Natürlich lieben sie auch andere Geschichten, die sicher einen pädagogischen Wert haben. Zumindest sehe ich es nicht problematisch und habe nicht den Eindruck, das eins meiner Kinder irgend wie Schaden nimmt, bzw. genommen hat bisher ! Ich mache mir schon vorher Gedanken, wie ein Buch auf meine Kinder wirken könnte und überlege,auch bei anderen Geschichten, ob ich es vorlese.
Ich stimme absolut mit @soldatengattin überein. Ich glaube nicht, dass Märchen pädagogisch sehr wertvoll sind. Und zwar aus verschiedenen Gründen. Einer der wichtigsten ist aber, wie gesagt: Es stimmt nicht, dass Märchen immer lehrreich sind. Im Gegenteil. Häufig haben Märchen entweder keinen, oder einen total miesen Grundsatz, den sie den Kindern lehren möchten. Das hat natürlich auch mit der Zeit zu tun, in der sie erfunden wurden. Das Moralverständnis war damals noch ein ganz anderes. Und häufig kann man als heutiges Kind mit der Endmoral eines Märchens überhaupt nichts anfangen, da nicht nur das Märchen selbst, sondern eben auch die Moral des Märchens für das Kind von heute oft völlig lebensfremd ist. Und hier einige weitere Märchen, (als Anschluss an @soldatengattin's Sammlung) mit denen ich nichts anfangen kann:
Rotkäppchen: Rotkäppchen hört nicht auf seine Mutter und wird deshalb vom Wolf gefressen. Moral von der Geschichte: Folge deinen Eltern ohne wenn und aber als wären sie deine Könige. Nicht einmal Blumen pflücken am Wegrand ist erlaubt! --> Was für ein Schwachsinn. Natürlich sollten Kinder gehorchen. Doch sie sollten genauso auch für sich selbst lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erkennen, welche Entscheidungen gefährlich sind und welche nicht. Ausserdem finde ich es daneben, einem Kind zu lehren, dass es sterben muss, bloss weil es mal seinen eigenen Willen durchsetzt und sich selbst zeigt, dass es ein unabhängiges Lebewesen ist.
Hänsel und Gretel: Hänsel und Gretel werden völlig lieblos im Wald von ihren Eltern ausgesetzt, obwohl sie noch Kinder sind. Mit dem einzigen Argument, dass die Eltern finanziell nicht mehr für sie aufkommen können (hätten sie sich das mal vor der Zeugung überlegt...!) Hänsel und Gretel irren durch den Wald, finden eine Hexe, werden von dieser überlistet und müssen sie zuletzt selbst überlisten (bzw. Gretel überlistet die Hexe ja) Moral von der Geschichte: Auch als kleines Kind kannst du dich nicht auf deine Eltern verlassen. Wenn du ihnen zu viel wirst, werden sie dich einfach aussetzen und vergessen. Und wenn du nicht genug schlau bist, um für dein eigenes Ãberleben zu kämpfen und in die falschen Hände gerätst, hast du halt einfach Pech gehabt. Schrecklich!!
Der süsse Brei: Ein sehr armes, hunger leidendes Mädchen geht in den Wald und findet eine alte Frau. Die schenkt dem Kind ein magisches Töpfchen, das kocht, wenn man es ihm befiehlt und wieder aufhört, wenn man es ihm befiehlt. Das Mädchen bringt es heim zur Mutter und die beiden essen sich satt. Dann geht das Mädchen ins Dorf und die Mutter möchte noch etwas mehr essen. Also befiehlt sie dem Töpfchen zu kochen, weiss aber nicht, wie man ihm befiehlt, aufzuhören. Der Hirsebrei steigt und steigt, quillt über, füllt das ganze Haus aus, dann das ganze Dorf und in der grössten Not kommt schliesslich das Kind nachhause und befiehlt dem Topf, wieder aufzuhören. Ende der Geschichte. Moral: Tja... gibt's da überhaupt eine? Schwer zu sehen auf jeden Fall! "Du sollst lieber Hunger leiden, als nach unkonventionellen Lösungen zu suchen"? Oder "Es ist okay, dass den ärmsten Menschen so viele Schwierigkeiten passieren"? Oder vielleicht "Wenn du etwas Neues entdeckst, lässt du es am besten in Ruhe, anstatt es auszuprobieren und neues zu lernen?" Findet ich alles ziemlich schlechte Dinge, um einem Kind zu lehren!
Des weiteren kommt hinzu: Einige User haben hier gesagt: Märchen sind gut, weil sie unseren Kindern lehren, was/wer gut ist, und was/wer böse. Ich frage mich da: Was, wenn es gar kein gut und böse gibt?? Was, wenn das eine völlig überholte, religiös motivierte Moralvorstellung ist? Was, wenn das Leben in Wirklichkeit VIEL differenzierter ist?? Tja, dann hätten wir hier ein Problemchen! Und das schlimmste an klassischen Märchen: Sie sind immer todernst. Schriftliche Moralapostel quasi. Es wird ständig mit dem Zeigefinger geschwenkt. Ich finde das selbst als hoffentlich zukünftiger Vater absolut ätzend.
Deshalb: Ich bin froh, dass mir meine Eltern die Grimm-Märchen vorgelesen haben. Denn sie gehören wohl zur Allgemeinbildung und irgendwie auch zum klassischen Stoff, den jeder Deutschsprachige Mensch kennen sollte. Doch wenn ich mich so zurückerinnere, weiss ich noch genau, dass ich die Märchen nicht besonders mochte. Im Gegenteil. Viele Brutalitäten haben mich sogar angewidert und mir Albträume gegeben. Der Unterhaltungswert von modernen, kindergerechten und humorvollen Kinderbüchern wie z.B. Petersson und Findus oder Momo ist tausendmal höher als der von Grimm-Märchen.
Ich finde Rumpelstilzchen eine furchtbare Geschichte, Er hat dem Mädchen geholfen mit einem Spinn Gold zu nähen, dadurch hat er ihr und dessen Vater das Leben gerettet und sie konnte später den Prinzen heiraten. Von den Wünschen was Rumpelstilzchen hatte war das erstgeborene Kind zu bekommen, sie hat es ihm versprochen zu tun, und was letzten endlich sie gab es nicht her und er musste dann in der Hölle schmoren- Die Moral der Geschichte: Mit LÃGEN kommt man im Leben voran.
Oder Schneewittchen, Die 7 Zwerge sagten ihr niemanden die Türe zu öffnen, aber wie naiv sie war tat sie es doch un biss vom giftigem Apfel, zum Glück hat der Kuss eines Prinzen sie wieder erlebt- Die Moral der Geschichte: Verlasse dich lieber auf andere als auf dich selber.
Der Froschkönig, Der Frosch gab der Prinzessin ihren Ball zurück, weil sie ihm versprochen hat das er ihr Begleiter sein darf, dann wurde es ihr zu Bunt und warf ihn gegen die Wand (Ursprüngliche Geschichte, kein Kuss), er verwandelte sich zum Prinzen und beide lebten dann glücklich zusammen- Moral der Geschichte: Egal wie gemein man ist, man wird immer glücklich.
Das sind momentan die Geschichten die mir einfallen, den den Kindern keine guten Lebensstil darstellen. Von Amines und anderen Zeichentrickfilmen mal abgesehen. Von allen Geschichten, endet es meist gut, der Böse verliert aber das Kinder dadurch in Zukunft zu guten Menschen werden, ist keine Sicherheit. Die richtige Erziehung ist einfach das wichtigste, der Rest ist Nebensache.