Sind extrem hohe Verschuldungen (bis zu den Milliarden) bei Unternehmen normal? Warum?
Viele Unternehmen haben sehr hohe Verschuldungen. z.B.: Porsche hatte 11,5 Milliarden, aber hat auf 1,5 milliarden abgedämpft. trotzdem wieso sind die schulden so hoch? haben die firmen kein gewinn?
nightwalker2011-06-18T15:13:39Z
Beste Antwort
Ein Unternehmen macht aus unterschiedlichen Gründen Schulden. Zum einen hat ein Unternehmer meist nicht ausreichend Kapital, weiterhin betreiben die Unternehmer eine Risikodiversifikation, d.h., dass der Unternehmer (und seine Aktionäre) nicht das ganze Risiko tragen wollen, indem sie all ihr Geld im Unternehmen anlegen, sondern Fremdkapital einsetzen, und schließlich können die Unternehmer ihre Gewinnrendite (Eigenkapitalrendite) erhöhen, wenn Sie Kredite aufnehmen. Das klingt erst einmal unlogisch, ist aber gängige Praxis und ein Beispiel soll dies verdeutlichen.
Beispiel 1: 100% Eigenkapital:
Ein Unternehmen X (Kapitalgesellschaft) hat eine Bilanzkapitalisierung von 10 Mio. € und erwirtschaftet einen Gewinn vor Steuern von 2 Mio. € Nach Steuern bleiben 1 Mio. € übrig. Diese können an den Unternehmer ausgeschüttet werden das macht eine Eigenkapitalrendite von 10 %.
Beispiel 2: 50% Eigenkapital und 50% Fremd kapital, Zinsen für Kredite 10 % (5 Mio. € x 10% = 500 000 € Zinsen).
Das gleiche Unternehmen X hat noch immer eine Bilanzkapitalisierung von 10 Mio. € und erwirtschaftet einen Gewinn vor Steuern und nach Zinsen von 1 500 000 €. Nach Steuern verbleibt ein Gewinn von 750 000 €. Bei einem Eigenkapitaleinsatz von 5 Mio. € macht dies jetzt eine Rendite von 15 %. Man sieht also, je geringer das Eigenkapital desto höher die Rendite. Angenommen, der Unternehmer hätte nur 10 % Eigenkapital und 90 % Fremdkapital, dann würde er mit dieser 1 Mio. € 110% Rendite erwirtschaften. Die restlichen 9 Mio. könnte er dann in weitere 9 Unternehmen einsetzen oder auf die Bank legen. Das funktioniert jedoch nur so lange, wie das Unternehmen eine höhere Umsatzrendite erwirtschaftet als die Zinsraten der Kredite betragen.
@ Jaques de Molaye: Alle deine Aussagen bedienen Klischees, haben mit Fakten aber nichts zu tun.
1. Schulden kann man nicht abschreiben (und schon gar nicht über 10 Jahre!) Ein Unternehmen muss die Schulden abbezahlen wie eine Privatperson auch. In Deutschland gilt das objektive und subjektive Nettoprinzip, dass heiß, dass eine natürliche oder juristische Person nach ihrer Leistungsfähigkeit besteuert wird. Wenn ein Unternehmen schulden erwirtschaftet, zahlt es auch keine Steuern. Das ist auch richtig so, das das Unternehmen ja gar kein Geld verdient hat!!!!! An dieser Stelle bietet es sich an, die Geschäftsberichte der Porsche Holding (SE) zu studieren. Die Holding ist aus mehreren Gründen verpflichtet in diesem Bericht detailliert Auskunft zu geben. Hier ist unter anderem auch aufgelistet, welche Beträge das Unternehmen im Inland an Steuern entrichtet hat. Dem Geschäftsbericht 2008/2009 (S.177) ist zu entnehmen, dass Porsche 2007 1,85 Mrd. € , 2008/09: 619 Mio. € an Steuern bezahlt hat.
<maus-modus an> Ob Staat, Unternehmen oder Privatmann: Es gelten die gleichen finanziellen Regeln, nur die Dimensionen unterscheiden sich. Alle verschulden sich: Privatleute, Königshäuser, Kleinunternehmen, GroÃunternehmen, Kirchen und Staaten. Jeder pumpt sich Geld bei jedem. Und warum? Weil es Sinn macht. Weil man Geld heute und nicht morgen braucht.
Junge Väter, die ihrer Familie ein Heim errichten wollen, verschulden sich oft bis über beide Ohren. Wenn sie in einer gesicherten beruflichen Situation sind, können sie ohne weiteres Darlehen erhalten, die 500% ihres Jahres"umsatzes" betragen (es wird allgemein übersehen, dass ein Mieter nichts anderes tut, als ein Darlehen über den Wert einer Immobilie aufzunehmen, das er tilgungsfrei bedient). Im Vergleich dazu ist die Staatsverschuldung der Bundesrepublik Deutschland geradezu bescheiden, die liegt nur bei rund 80% des "Umsatzes" (oder Bruttoinlandsprodukts). Und auch für Porsche sind 10 Milliarden Schulden unproblematisch, wenn man pro Jahr 10 Miliarden Umsatz macht. <maus-modus aus>
Warum überhaupt Schulden machen? Für den Familienvater ist das klar: Er will seiner Familie heute, und nicht erst in 30 Jahren, ein Heim nach den eigenen Vorstellungen bieten, in dem man tun und lassen kann, was man will. Die "öffentliche Hand" hat auch gute Gründe dafür, Geld lieber heute als morgen auszugeben. Gerade im Bauwesen steigen die notwendigen Reparaturkosten nicht linear, sondern exponentiell an. Da zahlt es sich schnell aus, lieber heute ein Darlehen zu drei Prozent aufzunehmen, als nach dem nächsten Winter 30% mehr Schlaglöcher flicken zu müssen. Und für Unternehmen sind Schulden einfach Bestandteil ihres normalen wirtschaftlichen Spielraums.
Obwohl ich auÃer @Marcels Antwort den Argumentationen folgen kann.., halte ich dies nicht für normal (zumindest nicht in dieser Höhe!). Ãhh defacto verdienen sich viele dumm und dämlich..! S. diese Atom- /Energieabzocker.., schreiben Gewinne im Millionenbereich und (statt zu investieren) wollen von uns abgezockten >IHRE< Zukunft investiert haben :-((!
Oder der StraÃenbau, wo man sich längst bezahlte StraÃen von den Anwohnern erneut bezahlen läÃt.. :-((!
Bei investitionsintensiven Unternehmen / Branchen ist das Geschäft ohne horrende Kredite nicht aufrecht zu erhalten. Die Schuldenhöhe ist auch nicht das einzig wichtige. Sie müssen in Beziehung gesetzt werden zu Umsatz und Anlagevermögen. Der Gewinn einer Firma hat nichts mit Schulden zu tun, denn der Gewinn ergibt sich auf der EÃR - Einnahme-Ãberschuss-Rechnung, die Schulden / Verbindlichkeiten jedoch sind Teil der Bilanzierung. Konkrete Zahlen für alle veröffentlichungspflichtigen Firmen (Kapitalgesellschaften) kannst du hier einsehen: www.ebundesanzeiger.de
Weil Eigenkapital durch die damit verbundene Haftung und Gewinnschwankungen einen Risikoaufschlag hat und damit teurer ist.
Anders gesagt: Es werden immer zuerst die Zinsen bezahlt, dann erhält der Eigentümer den Rest. Das ist mal mehr, mal weniger. Weil Menschen Planungsunsicherheit nicht mögen verlangen sie dafür einen Risikoaufschlag. Und damit ist Fremdkapital (Schulden) billiger. Zumindest solange es einen gewissen Puffer an Eigenkapital gibt, von dem das Unternehmen in schlechten Jahren zerren kann, ansonsten steigen die Zinsen wegen dem höherem Risiko für die Banken.
Ansonsten ist die absolute Höhe der Schulden nicht so wichtig, sondern das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital.
PS: Es stimmt das bei den Unternehmen Schuldzinsen von den Steuern abgezogen werden (auÃer bei der Gewerbesteuer). Aber da Zinsen Kosten sind und der Gewinn sinkt ist das auch angemessen. Und die Zinsgewinne müssen von den Banken ja auch wieder versteuert werden.