Wenn jedwede Emotion durch einen Coctail an Hormonen ausgelöst wird, kann ich einen Straftäter verurteilen?
Neuste Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Emotionen und als Folge auch die Handlungen die daraus abgeleitet werden, Chemische Ursachen haben. Wie kann man dann Straftäter wie Mörder oder Vergewaltiger eigentlich verurteilen? Sie sind doch nicht Herr über ihre Hormone und Chemischen Prozesse.
Ich weiß, dass diese Frage auch Philosophen und Wissenschaftler beschäftigt, aber wie seht ihr das?
Wenn man nicht verantwortlich ist für sein Handeln, dann kann man doch auch nicht verurteilt werden dafür...
Durch bestimmte Medikamente, kann man heute schon persönlichkeitsverändernd einwirken. Eine Person, die vorher z.B. aufbrausend war kann nun ganz ruhig sein oder aber auch genau das Gegenteil. Wie ist diese Person denn nun wirklich? Ist sie dafür verantwortlich zu machen wenn z.B. dabei etwas passiert?
Ist zwar nun ein andere Fall, der nicht direkt mit Hormonen, aber mit dem Einfluss aufs Gehirn zu tun hat. Eine Frau bringt ihren Mann um, es ist ein Streit über belanglosigkeiten vorausgegangen. Ihre Kinder hat sie zum Glück nicht erwischt. Später stellte sich heraus, dass die Frau so reagiert hat, weil sie ein Gehirntumor hatte. Leider weiß ich nicht mehr das Urteil, aber ich glaube mich zu erinnern, dass sie "frei" gesprochen wurde... War sie nun verantwortlich oder nicht?
Hier nochmal kurz eine Info auf was diese Frage begründet ist:
Hirnforscher stellen Grundkategorie in Frage - Ist der freie Wille des Menschen nur eine Illusion?
Hirnforscher stellen eine Grundkategorie des menschlichen Selbstverständnisses in Frage: die Willensfreiheit. "Der freie Wille ist nur eine nützliche Illusion", sagt der Neurobiologe Gerhard Roth (Universität Bremen). Er veröffentlichte kürzlich die grundlegende Arbeit "Fühlen, Denken, Handeln". Seit einigen Jahren haben Hirnforscher deutlich gemacht, wie entscheidend neuronale Prozesse für das Verhalten sind, und veränderten somit manches am traditionellen Bild vom Menschen. Viel Beachtung fanden Experimente des amerikanischen Neurophysiologen Benjamin Libet. Sie legten manchem Beobachter den Schluss nahe: Menschen tun nicht, was sie wollen, sondern sie wollen, was sie tun.
Quelle: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEHIRN/GehirnFreiheit.shtml#Hirnforscher
@Peter versus Pan wieso gehst du philosophisch vom Determinismus (Willensfreiheit ausschließen) aus? Philosophen würden doch weiterhin den Geist, den Willen oder ähnliches Suchen.
Meine Frage beruht darauf, dass die Gehirnforschung also "die Wissenschaft" vom Determinismus ausgeht.
Der Neurophysiologe Prof. Wolf Singer (Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main) sagte in einem Interview mit der Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft", dass es eine konsensfähige Feststellung der Neurobiologen gibt, nach der alle Prozesse im Gehirn deterministisch sind, und die Ursache für eine jegliche Handlung der unmittelbar vorangehende Gesamtzustand des Gehirns ist.
@Thrud das gwisse Maß an Selbstverantwortung... genau das bedingt meine Frage. Haben wir das denn überhaupt? Wenn wir ohne Willensfreiheit Handeln, wer kann uns dann für unsere Taten verantwortlich machen?