Wenn jedwede Emotion durch einen Coctail an Hormonen ausgelöst wird, kann ich einen Straftäter verurteilen?

Neuste Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Emotionen und als Folge auch die Handlungen die daraus abgeleitet werden, Chemische Ursachen haben. Wie kann man dann Straftäter wie Mörder oder Vergewaltiger eigentlich verurteilen? Sie sind doch nicht Herr über ihre Hormone und Chemischen Prozesse.

Ich weiß, dass diese Frage auch Philosophen und Wissenschaftler beschäftigt, aber wie seht ihr das?

Wenn man nicht verantwortlich ist für sein Handeln, dann kann man doch auch nicht verurteilt werden dafür...

2011-04-20T01:29:39Z

Durch bestimmte Medikamente, kann man heute schon persönlichkeitsverändernd einwirken. Eine Person, die vorher z.B. aufbrausend war kann nun ganz ruhig sein oder aber auch genau das Gegenteil. Wie ist diese Person denn nun wirklich? Ist sie dafür verantwortlich zu machen wenn z.B. dabei etwas passiert?

Ist zwar nun ein andere Fall, der nicht direkt mit Hormonen, aber mit dem Einfluss aufs Gehirn zu tun hat. Eine Frau bringt ihren Mann um, es ist ein Streit über belanglosigkeiten vorausgegangen. Ihre Kinder hat sie zum Glück nicht erwischt. Später stellte sich heraus, dass die Frau so reagiert hat, weil sie ein Gehirntumor hatte. Leider weiß ich nicht mehr das Urteil, aber ich glaube mich zu erinnern, dass sie "frei" gesprochen wurde... War sie nun verantwortlich oder nicht?

2011-04-20T05:03:17Z

Hier nochmal kurz eine Info auf was diese Frage begründet ist:

Hirnforscher stellen Grundkategorie in Frage - Ist der freie Wille des Menschen nur eine Illusion?

Hirnforscher stellen eine Grundkategorie des menschlichen Selbstverständnisses in Frage: die Willensfreiheit. "Der freie Wille ist nur eine nützliche Illusion", sagt der Neurobiologe Gerhard Roth (Universität Bremen). Er veröffentlichte kürzlich die grundlegende Arbeit "Fühlen, Denken, Handeln". Seit einigen Jahren haben Hirnforscher deutlich gemacht, wie entscheidend neuronale Prozesse für das Verhalten sind, und veränderten somit manches am traditionellen Bild vom Menschen. Viel Beachtung fanden Experimente des amerikanischen Neurophysiologen Benjamin Libet. Sie legten manchem Beobachter den Schluss nahe: Menschen tun nicht, was sie wollen, sondern sie wollen, was sie tun.
Quelle: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEHIRN/GehirnFreiheit.shtml#Hirnforscher

2011-04-20T05:21:16Z

@Peter versus Pan wieso gehst du philosophisch vom Determinismus (Willensfreiheit ausschließen) aus? Philosophen würden doch weiterhin den Geist, den Willen oder ähnliches Suchen.
Meine Frage beruht darauf, dass die Gehirnforschung also "die Wissenschaft" vom Determinismus ausgeht.
Der Neurophysiologe Prof. Wolf Singer (Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main) sagte in einem Interview mit der Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft", dass es eine konsensfähige Feststellung der Neurobiologen gibt, nach der alle Prozesse im Gehirn deterministisch sind, und die Ursache für eine jegliche Handlung der unmittelbar vorangehende Gesamtzustand des Gehirns ist.

2011-04-20T05:42:50Z

@Thrud das gwisse Maß an Selbstverantwortung... genau das bedingt meine Frage. Haben wir das denn überhaupt? Wenn wir ohne Willensfreiheit Handeln, wer kann uns dann für unsere Taten verantwortlich machen?

?2011-04-20T01:55:52Z

Beste Antwort

Wie wäre es dabei mit gleichem Recht für Alle?

Wenn der Täter nur der hilflose Beobachter seiner eigenen Tragödie ist, kann man vom Rest der Gesellschaft auch keine Entscheidungsfreiheit verlangen.

Man erwartet, dass ein Richter nicht aus Emotion über den Tisch springt, um mit seinem Hammer auf den Kopf des Angeklagten einzuschlagen. Wenn der Richter sich benehmen muss, hätte der schuldige Angeklagte es eben auch tun sollen!

Philosophisch könnte man natürlich erwägen, dass du determiniert warst, deine Frage zu stellen. Dann war ich aber auch determiniert, diese Antwort zu geben. Man kann Determinismus also in Erwägung ziehen, aber keine Verhaltensregeln aus ihm ableiten, denn wäre er wahr, dann könnte man sich ja sowieso nicht nach seinen Schlüssen richten.

Nachtrag wegen Rückfrage: Ich gehe nicht philosophisch von Determinismus aus — ich betrachte nur die Implikationen, die er für deine Frage hätte, wenn er wahr wäre. Quantenphysik, auf die sich Neurologie wohl auf langen Wegen zurückführen ließe, ist nicht deterministisch, so dass mich die zitierten Forschungsergebnisse ohnehin nicht überzeugen. Ansonsten sollten selbst Philosophen nicht außerhalb der Logik stehen, egal wie viel Blödsinn sie oft reden. Wenn die Neurologie deterministisch wäre, müsste die Philosophie es im gleichen Zusammenhang auch sein.

hiop2011-04-20T10:46:50Z

Verurteilen kannst du nach belieben alles und jeden. Auf Rechtsgültigkeit hast du aber kein unbedingten Anspruch. Dessen muss sich ebenso bei Straftat bewusst sein. Ist es nicht so, ist von unter Umständen geringerem Urteilsvermögen auszugehen.
Wer weiß, in 200 Jahren wird die heutige Justiz als pure Barbarei betrachtet.

PiKe2011-04-20T08:34:58Z

Klar ist man dafür verantowrtlich.
Jeder hat mal starke Lsut auf Sex, aber deshalb vergewaltigt man nicht gleich jemanden.
Und jederhat mal streit, bringt deshalb aber nicht den Partner um.

Thrud2011-04-20T08:07:22Z

Erstens basiert nicht jede Straftat auf einer Emotion. Und zweitens muss man jedem ein gewisses Maß an Selbstverantwortung aufbürden, sonst würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Man darf nicht einfach andere Verletzen nur weil man grade eine Emotion hatte. Falls man tatsächlich von einer Emotion total überwältigt war zum Zeitpunkt einer Tat wird das vor Gericht berücksichtigt, entweder durch eine Verurteilung zu einer Minderschweren Tat oder im Strafmaß selbst. Ein wenig Verstand und Selbstbeherrschung muss man nunmal besitzen, wenn man als Teil einer Gemeinschaft existieren will.

?2011-04-20T08:04:18Z

das ist doch aber noch lange kein grund diese menschen frei rumlaufen zu lassen. ein hund, der von aufgrund seiner gestörten chemischen rezeptoren und des hormonenhaushaltes als bissig und damit gefährlich gilt, wird im normalfall eingeschläfert und nicht auf kinderspielplätze losgelassen.

"Wenn man nicht verantwortlich ist für sein Handeln, dann kann man doch auch nicht verurteilt werden dafür..."

das ist man immer, meiner meinung nach. ein mörder weiss, dass er seinem opfer schaden wird, nur stellt er seine bedürfnisse über die bedürfnisse anderer. auch ein vergewaltiger ist sich bewusst, und ganz besonders seiner macht während des aktes, dass er das opfer verletzt bzw. verletzen wird.

@peter pan: "Man erwartet, dass ein Richter nicht aus Emotion über den Tisch springt, um mit seinem Hammer auf den Kopf des Angeklagten einzuschlagen." Haha :D

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