Wie ist es mit der Rechtssicherheit von Frauen in Indien?
Wird in Indien die Gleichberechtigung von Frauen und Männern gelebt?
Wird in Indien die Gleichberechtigung von Frauen und Männern gelebt?
Anonym
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von Dorothe Dörholt
Es waren 4 Jahre vergangen seit meinem letzten Aufenthalt in Indien, als ich in einer amerikanischen Tageszeitung von der Gulabi Gang las. Indien war mir nicht in guter Erinnerung geblieben. Ich war zutiefst erschüttert vom erdrückenden Kastensystem, das Millionen Menschen unter unwürdigen Bedingungen vor sich hinsiechen lässt, während sich andere durch die Gnade der Geburt in eine höhere Kaste am wachsenden Wohlstand laben dürfen. Eigentlich wollte ich so schnell nicht wieder nach Indien reisen.
Dann kam der Artikel über eine Gang von Frauen, die sich in pinkfarbene Saris gehüllt gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr setzt. Es hieß, dass sie gewalttätigen Ehemännern mit ihren Hirtenstöcken eine Tracht Prügel verpassen und korrupten Polizisten und Beamten – wenn nötig – nicht nur im übertragenen Sinne an den Kragen gehen. Meine schlechten Erinnerungen an Indien spielten keine Rolle mehr. Ich wollte mir unbedingt diese Frauen und ihre Mission genauer anschauen.
Knapp 18 Monate nach diesem Artikel kam ich am Flughafen Lucknow, der Hauptstadt des indischen Bundeslandes Uttar Pradesh an. Auf einer offiziellen Webseite heißt es über dieses Bundesland: “Das Leben in Uttar Pradesh ist kurz und unsicher”. Erdrückende Armut, Korruption und Kriminalität prägen den Alltag der Menschen.
So funktioniert die 48jährige Anführerin der Gulabi Gang. Sie ist wie ein vorbeirasender Zug, der nicht lange genug anhält, damit Passagiere einsteigen können. Nur wer schnell und ausdauernd ist, kann sich an der Tür festhalten und versuchen, vom Fahrtwind nicht mitgerissen zu werden. Als ausgebildete Psychotherapeutin erinnerte sie mich an erwachsene Klienten mit ADS. Sie hat unbegrenzte Energiereserven, braucht ständig Aktivität, sprudelt nur so von Ideen und Beherrschtheit ist ihr fremd. Mit ihrer Impulsivität überrollt sie alles, was sich ihr in den Weg stellt. Sie hat einen Gerechtigkeitssinn, der keine Kompromisse erlaubt. Eine Frau, die mich zutiefst beeindruckt hat. Sie kann kaum lesen oder schreiben, scheut sich trotzdem nicht, promovierten Ingenieuren den Marsch zu blasen.
Die Frauenschicksale, mit denen uns Sampat in den 15 Tagen in Uttar Pradesh konfrontiert, erinnern an das tiefste Mittelalter: Mädchen und Frauen, die misshandelt, verkauft oder sogar getötet werden. Ein Frauenleben ist in diesem Teil Indiens keine Rupie wert. Die Wurzel der Grausamkeiten ist das Dowry, die Mitgift, die die Braut bei der Hochzeit an die Familie ihres Bräutigams bezahlen muss. Uns sind viele Familien begegnet, die diese Tradition in den Ruin getrieben hat, denn die Eltern der Männer verlangen einen hohen Preis für ihre Stammhalter. Auch nach der Hochzeit gehen die Geldforderungen an die Schwiegertochter weiter. Fast jeden Tag erhielt Sampat Hilferufe von Frauen, die von ihren Schwiegerfamilien gequält wurden, weil die Mitgift ihnen zu gering ausfiel. Mitgiftmorde, wie der im Film erzählte Fall von Santi Devi, die von ihrer Schwiegerfamilie umgebracht wurde, sind in Uttar Pradesh keine Seltenheit. Es scheint daher nicht überraschend, dass 99 von 100 Abtreibungen in Indien weibliche Föten sind. Wer es sich leisten kann, treibt Töchter ab.
Es ist hart, in Uttar Pradesh eine Frau zu sein. In den Dörfern, in denen wir drehten, trafen wir nur wenige Mädchen, die in die Schule gehen dürfen. Es lohnt sich für ihre Familien nicht, in ihre Ausbildung zu investieren. Denn nach der Hochzeit gehören sie der Schwiegerfamilie und müssen ihr bis an ihr Lebensende gehorchen und dienen. Die verheirateten Frauen, denen wir in den Dörfern begegneten, versteckten fast alle ihre Gesichter hinter ihrem Sari. Diese Verschleierung wird von ihnen als Zeichen ihrer Unterwerfung verlangt. So ist auch Sampat, die Anführerin der Gulabi Gang, aufgewachsen. Auch sie hat unter dieser Unterdrückung gelitten. Sampat ist davon überzeugt, dass genau dieses Leiden sie dazu bewegt hat, sich gegen die Ungerechtigkeiten zu wehren.
Wir hatten erwartet, dass vor allem Frauen bei Sampat und der Gang um Hilfe bitten. Unsere Überraschung war groß, als mehr als 50% der täglichen Hilferufe von Männern kamen. Es waren meist Brüder und Väter von ermordeten oder misshandelten Frauen, aber auch Männer, die aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit oder Armut am eigenen Leib Unrecht erfahren hatten.
Knuddel
Welche Rechte meinst Du den ? Essen Kochen, Wäsche waschen, Putzen zu hause und bei Fremden, um die Familie zu Ernähren - ach ja, und wie in der Viehzucht Kinder zur Welt bringen.
Diese Rechte haben dort so ziemlich alle Frauen, bis auf wenige Ausnahmen (angesichts der Bevölkerungszahl), in der Oberschicht !
Aber solange das Kastenwesen nicht abgeschafft wird, wird sich auch an den Rechten der Frauen nichts ändern. Wenn doch, so wird das leider noch viele, viele Generationen dauern, bis sich da spürbar etwas ändert.
Genauso wie es noch lange Zwangs Heiraten unter Kindern gibt, und auch Kinderarbeit...