Asperger Syndrom - so, dann outen wir uns mal oder nicht?

Nein, was könnten die Leute über uns denken? Die nehmen uns ja nicht mehr ernst. Die halten uns für Außerirdische. Oder für krank.
Alles was wir Toles können, ist ein Beweis, uns die Diagnose abzusprechen. Das hast du nicht, der Arzt hat sich geirrt.
Alles was wir nicht können ist unser Fehler und schwacher Wille. Streng dich mal mehr an, Mädel!
Gibt es einen Weg zwischen Pathologisierung und Bevormundung und dem Einfordern von Barrierefreiheit, oder ist es Entweder-Oder?
Gibt es einen Weg, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und trotzdem die Hilfen zu bekommen, die der Gesetzgeber vorsieht? Wieso muss ich immer so stark sein, obwohl ich es nicht bin? Weil ich sonst zum Schwächsten der Schwachen gerechnet werde und man über mich entscheidet?

2010-10-05T02:05:54Z

@sparrow: Die Frage ist, outen wir uns mal?
@Lord W.: Du hast ja auch ein Problem mit Ironie, wie schön.

2010-10-05T02:06:54Z

Nein, ist eher Sarkasmus XD

2010-10-06T18:46:23Z

Wow, sind doch ein paar hier :D
Dachte ichs mir doch. Ich hab in meinem Beruf sehr viel mit ganz normalen Leuten zu tun. Mich da zu outen wäre wie eine Nudel im Kartoffelsalat. keiner wüsste, was das jetzt soll. Vielleicht solte ich den Job wechseln, dann wäre ich weniger ausgepowert. Aspies.ev und Rainer&Co kenne ich, Brauns nicht persönlich. Aspergia kenne ich natürlich auch. Über das Auswandern habe ich schon nachgedacht, weil die Eigenarten dann als kulturelle Probleme wahrgenommen und akzeptiert werden. Neuseeland oder Mexiko hatte ich überlegt, aber dann traue ich mir immer zu wenig zu. :/

Anonym2010-10-05T05:16:35Z

Beste Antwort

Outen wir uns mal? Da habe ich besseres zu tun. Ich habe sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Was die Leute denken, kann man nicht wissen, nur vermuten. Ich vermute, Du hast recht mit dem, was Du vermutest. Ich habe mich einmal auf einer Arbeitsstelle geoutet und wurde dann wie ein Idiot behandelt. Die Kollegen haben auf einmal sehr langsam mit mir geredet und sehr laut. Das mache ich bestimmt kein zweites mal. "Krankheit" durfte ich mir auch anhören, selbst wenn ich sagte, dass ich das nicht hören will. Außerdem wurde ich ständig nach Telefonnummern von Mitarbeitern gefragt, ob ich die zufällig auswendig wisse.

Es gibt einen Weg zwischen Pathologisierung und Barrierefreiheit, indem man SB- Status beantragt und die Hilfen in anspruch nimmt, die man benötigt und es einfach keinem erzählt. Es passiert fast nie, dass jemand von selbst darauf kommt, wenn man immer alle angrinst und fragt, wie es geht. Wie steht es so schön in Deinem Profil? "Man kann sich auf nichts verlassen, außer auf die komplette Unlogik der Mitmenschen." Du hast dann trotzdem die typischen Probleme und niemand versteht es, aber da musst Du Dir ein dickeres Fell zulegen. Denn die Alternative ist wie Rainman behandelt zu werden.

Du musst nicht immer stark sein, Du musst nur vor bestimmten Menschen so tun und das sind Arbeitgeber, Kollegen und Bekannte. Mit Freunden wäre ich auch vorsichtig, obwohl es ein guter Indikator sein kann, ob sie wirklich Deine Freunde sind.

VomitDoll2010-10-06T11:05:04Z

Ich oute mich ständig, sofern es zum Gesprächsthema Thema passt. Ich würde aber nicht einfach so ein T-Shirt mit der Aufstrift "Ich bin Autist" tragen, oder ähnliches.
Ich verstehe jetzt aber nicht, wo, wann und wie du willst, dass wir uns outen?
Eine Diagnose bekam ich mit 12.

>>Die nehmen uns ja nicht mehr ernst. Die halten uns für Außerirdische. Oder für krank.<<
Um zuerst mal eins klar zu stellen: Wenn ich deinen ganzen Text betrachte, meinst du, dass Leute Autisten also solche nicht ernst nehmen. Nicht, dass sie undiagnostizierte/ungeoutete Autisten ernst nehmen.

Nun, das kommt schon vor, ich hab aber auch schon positive Erfahrungen gemacht. Meiner Erfahrung nach wirkt es sich überhaupt nicht auf eine Konversation im Internet aus, außer dass man dann eben als Insider in einem bestimmten Bereich gilt; so, als hätte man sich zum Beispiel als Biologe geoutet. Manche Leute werden dann schon neugierig.

Bei Ansichten über Autismus generell, also nicht bei Meinungen über ein autistisches Individuum, gebt es aber noch viel Unbildung.

>>Gibt es einen Weg, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und trotzdem die Hilfen zu bekommen, die der Gesetzgeber vorsieht?<<
Ich weiß nicht, bin ja erst 20. Da müsste man mal Axel Brauns, oder Rainer Döhle fragen.

Das wäre aber auch ne wichtige Frage für Bücher. Ich habe ja einige Kontakte zu Aspergia und Aspies e.V. und wir schreiben des Öfteren Bücher. Die sind aber soweit ich weiß nicht sehr erfolgreich...

schau mal hier rein:
http://www.aspies.de/forum/
Hilft dir vielleicht, falls du die Seite noch nicht kennst.

Limonade2010-10-05T14:53:56Z

Du sprichst mir aus der Seele.

Ich habe mich entschieden mich noch nicht zu outen.
Ob ich eines Tages genug Mut dazu habe, kann ich noch nicht sagen.

Anonym2010-10-05T09:52:18Z

Dass Leute mit Aspergersyndrom sich in diesem Sinne so outen können, mag in den meisten Fällen nicht möglich sein.

TriPo22010-10-05T05:59:54Z

Ich befürchte, ich habe einen Gedanken zu dem Thema, der Dir nicht gefallen wird... Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass, das funktioniert nicht. Wenn Du dazu gehören willst (um jeden Preis) - dann musst Du mit dem Strom schwimmen. Wenn Du anders bist (egal, ob aufgrund von gesundheitlichen Vorgaben oder aufgrund von bewusster Entscheidung), kannst Du zum Außenseiter werden. Der Eine kann mit der Außenseiterrolle gut leben, geht darin auf und gefällt sich in der Rolle als Lonesome Cowboy. Der Andere wird entweder unterdrückt, bevormundet (weil man ihm aufgrund seines nicht-regelkonformen Verhaltens keine Entscheidungen zutraut) oder ausgegrenzt.

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