Wollte man einen solchen Brief nicht schon immer mal schreiben?

Kürzlich - als ich beim Einkaufen gerade beim Fleischer anstand - begann über die Lautsprecher des Supermarktes die Werbung einer hier nicht näher namentlich genannten Molkerei mit einem bekannten Allerweltsnamen zu lärmen. Im Wesentlichen bestand die aus einem penetranten Gong und einer fingierten Durchsage, die ihrerseits grottenschlecht zusammengereimt war, reim mich, oder ich fress' dich. Das alles in großer Lautstärke, so dass man leider nicht weghören konnte. Spontan beschloss ich, das beworbene Produkt auf der Stelle nicht zu kaufen, worüber der Molkereiunternehmer vermutlich sehr traurig gewesen wäre, wenn er es jemals erfahren hätte. Also vergnügte ich mich in den nächsten Minuten, einen dieser nie geschriebenen Briefe zu entwerfen, in dem ich besagtem Molkereiunternehmer genau erklärt hätte, warum ich sein Produkt unbesehen und ungekauft lassen würde, was ich ansonsten gegen ihn hätte und wieso er ohnehin ein Schurke ist, den es zu boykottieren gilt.
Aber wie gesagt, der Brief wurde natürlich nie geschrieben und er hätte auch nichts bewirkt.

Wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige, der solche ungeschriebenen Briefe mit sich herumträgt und ich würde gern erfahren, wie eure Briefe wohl aussehen würden, welchem dieser Unternehmen ihr schon immer mal die Meinung schreiben wolltet.

Wie sehen eure ungeschriebenen Briefe aus?

2010-08-10T13:37:55Z

@Ronald, och büdde! Nur einen noch, ja?

RHR2010-08-10T13:26:34Z

Beste Antwort

Hallo

Schreib den Brief ruhig.

Ich mache das immer. Hier 'mal ein Beispiel

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Online Abo Inkasso
Firma XXXXXX

Fax: XXXXX

Rechnungsnummer 37838. 2. Mahnung

Sehr geehrte Damen und Herren,
werte Inkassienten,

fröhlich, braungebrannt und völlig relaxed fand ich am vergangenen Wochenende aus dem Urlaub heimkehrend in dem ca. 70 cm (hohen nicht langen) Poststapel, den mein zu recht so beliebter Nachbar Olli für mich auf meinem Schreibtisch angehäuft hatte eine Mahnung ihres Hauses.

Ganz richtig reklamierten Sie darin (in der Schriftart CG Times Fett, Schriftgrad ungefähr 20) dass ich die Rechnung 37838 nicht bezahlt hatte.

Nachdem ich die Mahnung (denn soviel ist richtig, ich habe Nickles Online abonniert) umgehend gezahlt hatte, hängte ich die Mahnung an meine Pinnwand zur Nutzung als permanenten Sehtest. Sollte ich den Text irgendwann einmal aus 7 Metern Entfernung nicht mehr lesen können, weiß ich, ich brauche eine Brille.

Die Originalrechnung habe ich auch nach durcharbeiten des Stapels nicht gefunden, sie ist hier nie angekommen.

Heute erreichte mich nun die zweite Mahnung ihres Hauses, in der zusätzlich 3 € Mahngebühren berechnet werden.

Todesmutig habe ich mich umgehend in die Papiertonne geworfen, um die erste (beglichene) Mahnung zu retten. Da weder die 1. Noch die zweite Mahnung mit einem Datum versehen sind (unsere Buchungsabteilung würde mich in diesem Falle schlachten) kann ich das Eintreffen der 1. Mahnung (urlaubsbedingt) nicht mehr rekonstruieren. Den Briefumschlag fand ich leider nicht mehr.

Mahngebühren dürfen Sie natürlich bei Zahlungsverzug berechnen. Drei Euro sind ja nicht die Welt, wenn ich mich ein bißchen einschränke, bekomme ich die auch zusammen. Kein Problem. Die Katzen sind eh zu fett.

Aber sagen Sie mir, werte Inkassienten wie kann ich denn bei Vorkasse in Verzug geraten? Ich habe bisher weder von Ihnen noch von der Firma Nickles irgendeine Leistung erhalten, sofern man das Ausstellen einer Rechnung ohne Leistung nicht selbst als Leistung werten will, eine Frage, die ich mir für philosophische Überlegungen bei einem Glase Wein für die Wintertage vorgemerkt habe.

Da das Erheben von Mahngebühren bei Vorkasse eine völlig neue Erfahrung für mich ist, erwarte ich gerne Ihre Erläuterungen hierzu. Ich bin jung, schön und lernfähig.

Ansonsten hoffe ich, dass Ihre Bank den Zahlungseingang ebenso schnell bucht wie meine den Ausgang.

Entschuldigen Sie die Ohngemach, die ich Ihrem Hause durch das Ausbleiben des Umsatzes verursacht habe aber ich brauchte wirklich, wirklich Urlaub.

Beste Grüße


RHR
(säumiger Zahler)

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Was bewirkte dieses Fax?

Der Inhaber des Inkassounternehmens hat mich angerufen. Er und seine Mitarbeiter hätten sich weggeschmissen, das Fax hinge gerahmt an der Wand und sollte ich jemals nach München kommen, er würde mich einladen.

Ich schreibe gern, und öfters Briefe in diesem Stil. Ich habe mir damit bis heute keine Feinde gemacht, sondern immer nur positives Feedback oder die schnelle Erledigung meiner Anliegen bewirkt.

Nur Mut! In dieser Welt fehlt Humor!

Gruß

Ronald

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Ok einen noch

Mein Schreiben an meinen damaligen Chef auf eine ziemlich pampige Rüge wegen zu späten Erscheinen am Arbeitsplatz nach einer stressigen (aber auch witzigen) Dienstreise. Dem Kerl war irgend etwas über die Leber gelaufen..... Aber doch nicht mit mir

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Ihre Ermahnung

Sehr geehrter Herr XXXXX

mit großer Verwunderung habe ich Ihre gegen mich gerichtete Ermahnung zur Kenntnis genommen. Dieser erlaube ich mir höflichst zu widersprechen und führe hierzu folgende Gründe an:

1. Am Vortag der gemeinsamen Reise in die neuen Bundesländer ließen Sie es sich nicht nehmen, den Unterzeichner durch unqualifizierte Fragen bis spät in den Abend hinein daran zu hindern, seinen Arbeitsplatz zu einer angemessenen Zeit zu verlassen. Wie Ihnen Ihre Privatsekretärin bestätigen wird war der Unterzeichner erst gegen Mitternacht in der Lage ein Bett aufzusuchen.

2. Augenscheinlich war es Ihnen - ungeachtet der Tatsache, daß Ihnen durch das Haus XXXXX ein in Leistung und Design überdimensioniertes Firmenfahrzeug zum persönlichen und dienstlichen Gebrauch zur Verfügung gestellt wird - nicht möglich, Aerodrome in zivilisierten Teilen der Bundesrepublik Deutschland als Abflugstätte zum Zwecke unserer gemeinsamen Reise in die neuen Bundesländer zu wählen. Aus diesem Grunde sah sich der Unterzeichner veranlaßt, zu völlig indiskutablen Zeiten eine schotterpistenähnliche Rollbahn im Niemandsland des Ruhrgebietes aufzusuchen, immer befürchtend, daß es sich hierbei um einen illegalen Flughafen der Kokain-Mafia handelt und Leib und Leben des Unterzeichners durch Schußwechsel zwischen bewaffneten südamerikanischen Ordnungskräften und dem Drogenkartell innerhalb von potentiellen Razzien gegen vorgenannte Organisation in Gefahr seien.

3. Als Transportunternehmen fiel Ihre Wahl ausgerechnet auf eine Fluggesellschaft deren Aktien zu verkaufen diverse Wirtschaftskommentatoren Anlegern in der Vergangenheit mehrfach geraten haben. Folgerichtig erinnerte das durch o. g. Linie zum Transport bereitgestellte Fluggerät auch an einen Lastensegler aus dem zweiten Weltkrieg, was die Vermutung nahelegt, daß es sich hierbei um eine Requisite aus dem Film „Die Brücke von Arnheim“ handelte.

Da aber ein Streit zwischen dem Piloten und dem Tower über die Bezahlung der auf Kredit zur Verfügung gestellten - augenscheinlich für das Erreichen des Ziels gerade noch ausreichenden - Menge an Flugbenzin ausbrach erwies sich diese Vermutung als gegenstandslos.

4. Aufgrund ihrer exzessiven Aufnahme an flüssigen und festen Nahrungsmittel während des Fluges weigerte sich das Flugbegleitungspersonal die sich inzwischen zu unübersehbaren Bergen auftürmenden Volumina an Leergut und Einwegverpackungen zu beseitigen. Ihrem Hinweis, daß Sie der Repräsentant eines bedeutenden Unternehmens seien, dankte Ihnen das Personal durch die zur Übergabe eines Staubsaugers und von Müllbeuteln zur Beseitigung der Spuren Ihres Aufenthaltes an Bord.

Da Ihnen als Ingenieur augenscheinlich jedes Gefühl für die Benutzung primitivster Haushaltsgeräte fehlt, oblagen die mit den o. g. Werkzeugen zu verrichtenden Aufgaben wiederum dem Unterzeichner.

5. Aufgrund Ihrer vorschnell ausgesprochenen Aufnahme eines - selbstverständlich ebenfalls hilflosen - Ingenieurs am Flughafen Berlin in den gemeinsamen Mietwagen mußte der Unterzeichner Fachgespräche wie „ist die Verlegung eines umgekehrten Daches unter die Bodenplatte eines freistehenden Einfamilienhauses im Hinblick auf die Statik möglich und das Gebäude dann als Arche verwendbar?“ ertragen.

6. Ihre großzügig formulierte Einladung zum Essen als Entschädigung für die dem Unterzeichner zugefügten Qualen entpuppte sich als der Besuch eines mohammedanischen Schnellimbisses an der Kreuzung einer vielbefahrenen Verkehrsader. Das Auffinden einer amtlichen Steuermarke für Hunde (Schulterhöhe unter 70 cm) nährte den Verdacht, daß das von Ihnen bestellte Menü nicht den Anforderungen an Nahrungsmittel für mitteleuropäisch geprägte humanoide Lebensformen entsprach.

7. Ihrem Organisationstalent und Ihrer zu recht so gefürchteten Orientierungslosigkeit im Straßenverkehr war es letztlich zu verdanken, daß der Unterzeichner erst in der Abenddämmerung des Reisetages die Heimreise antreten konnte.

Aufgrund der vorgeschilderten Umstände und dem hieraus resultierenden Ruhebedürfnis erschien der Unterzeichner am folgenden Morgen eine Stunde später zum Dienst, was in jedem Falle gerechtfertigt war.

Der Unterzeichner fordert Sie daher auf, von weiteren unmotivierten Ermahnungen Abstand zu nehmen.


Hochachtungsvoll


RHR

P.S.

Ihrer Bitte, weitere Reisen mit Ihnen zu unternehmen wird der Unterzeichner gern nachkommen, sobald sein Psychiater aus dem Urlaub zurückgekehrt ist.

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Es hat meiner Karriere nicht geschadet und mein Chef hat mir am nächsten Tag das Du angeboten. Er hat mich auch nie wieder pampig angemacht.

primal eins2010-08-11T16:35:33Z

Bis jetzt gehör ich zu den robusten Durchschnittseuropäern. Spams lösch ich . . . Durchsagen ignorier ich.

Allerdings stimmt’s:

Wir könnten Herrn Stephan mal ein paar Zeilen zukommen lassen. Vielleicht so:

Sehr geehrter Herr von Weihen,

meine Anstands-Lethargie auch noch mit Müller-Durchsagen zu betäuben . . . nervt. Meine Milch hol ich beim Bauern nebenan (ca. 500 m entfernt).

Haben Sie eigentlich mal Milch g e n o s s e n?

Mit freundlichen Grüßen

Primal eins

Diesen Brief hab ich nie geschrieben

savage2010-08-10T15:39:37Z

ooch, das ist ja süß. briefe würde ich aber auch nicht schreiben (ich schreibe zwar gerne welche, aber nicht aus dem grund).
in solchen fällen führe ich immer selbstgespräche. sitze auf dem fahrrad, male mir situationen aus und labere vor mich hin. schon klar. fall für die klapse. aber wenn einer mit´m mikrofon neben mir her fahren würde, dann hätte er die story im topf...;-))
p.s. mir fällt gerade ein, dass ich doch schon den ein oder anderen leserbrief geschrieben habe, der dann halt in der zeitung abgedruckt wurde. ist aber schon länger her, deswegen habe ich das ganz vergessen...

Tina will ans Meer.2010-08-10T13:39:17Z

Ich habe zwar noch so einige noch nicht zu Papier gebrachte Briefe im Kopf, aber ich habe auch schon so einige Briefe tatsächlich zu Papier gebraucht und sogar versandt. Auch einen an die von dir beschriebene Firma. Null Reaktion darauf, allerdings war ich auch nicht sonderlich nett. Sehr gern habe ich immer die Firmen angeschrieben, die ihre Kosmetikprodukte an Tieren getestet haben. Eine französische Firma teilte mir dann Monate später freudig mit, dass sie mir mitteilen können dass sie nun darauf verzichten. Ich kaufe den Kram trotzdem nicht. Ein Tierfutter Hersteller hat mir auch mal ein Riesenpaket geschickt, als ich ihnen schrieb, dass meine Kaninchen Glasscherben nicht fressen mögen.:-) Man sollte die Briefe, die man gedanklich schon fertig im Kopf hat ruhig mal schreiben, manchmal sind die Reaktionen darauf recht Interessant.*g

SinaT2010-08-10T13:14:29Z

Haha, ich habs mal getan!!!!!
Japp, ich hab mal so einen Brief geschrieben!!! Bzw. eine Email über das Kontaktformular der jeweiligen Internetseite!!!!!
Und ich bekam natürlich prompt eine Rückmeldung (da lassen sie sich nicht lumpen!), dass es ihnen leid täte, dass deren Werbung nicht meinen Geschmack treffe. Wenn ich ihnen meine Adresse zukommen lasse, würden sie mir gerne ein Geschenk machen, was meine üble Meinung vielleicht wieder neutralisiere. Hab ich natürlich gemacht. Und ich bekam ein Paket mit lauter kleinen Schmankerln!

@Gewitterhexe: Cool, ich bin gespannt! :-)

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