Die Sprache, die wir sprechen - arm, aber lecker?
Üblicherweise findet man in Supermärkten mindestens zwanzig verschiedene Sorten Joghurt in Bechern, Gläsern, mal rot, mal grün, mit links- und rechtsdrehenden Bakterien, total gesund und noch viel gesünder, man überschlägt sich in dieser Hinsicht ja gern.
Wenn man jedoch unseren selbsternannten Kreativen folgt, gibt es für all dieses inzwischen nur noch zwei Geschmacksnuancen, nämlich „lecker” und „super lecker”. (Müsste ja eigentlich, wenn schon, dann „superlecker” geschrieben werden, aber alles, was die Rechtschreibkontrolle von Word nicht kennt, überfordert jene Kreativen vermutlich...)
Als ich das vor einigen Tagen zuhause mal erwähnt hatte, hat sich meine Tochter mit ihren zehn Jahren hingesetzt und während eines Werbeblocks eine Strichliste geführt. Das Ergebnis spricht für sich, von acht beworbenen Speisen, wurde eine als „saftig” beschrieben, eine entzog sich völlig (und behauptete dafür von sich, sie sei wahnsinnig gesund) die restlichen sechs waren „lecker”. Dabei werden sämtliche Unterschiede verwischt, die Tütensuppe, der Joghurt, das Getränk, alle sind sie nur „lecker”.
Schlimmer ist allerdings, dass man, bei einigermaßen kritischer Selbstbeobachtung, sich selbst immer häufiger ertappt, alles mögliche „lecker” zu finden, so als gäbe es keine anderen Wörter mehr, einen Geschmack zu beschreiben.
Wie haltet ihr das, seid ihr auch schon beim ewigen „lecker” gelandet, habt ihr der Einfachheit halber schon vor der Vereinfachung und Infantilisierung kapituliert oder wehrt ihr euch noch durch bewusste Anwendung der eigenen Sprache im Alltag?
@Leo....„lecker” beschreibt...was?