Kann es nicht sein, dass das, was man damals (Frühmittelalter) "Volkslatein" nannte, heute als Kreolsprache klassifiziert werden würde? Grammatik hat sich vereinfacht, der Wortschatz wurde verändert und ergänzt, die Aussprache ist war nicht mehr dieselbe. Französisch ist ja z.B. der "Dialekt" lateinisch sprechender Gallier unter fränkischer Herrschaft.
Gibt es ein Argument dafür, dass das Romanische kein Kreolisch ist? Ist es unsere eurozentristische Weltsicht, die uns sagt, Kreolsprachen existierten nur unter Nicht-Europäern? Was meint ihr dazu?
Marie De France 20172010-05-27T14:36:18Z
Beste Antwort
Vulgärlatein entsteht nicht unbedingt, weil mehrere Sprachen zusammenkommen. Das ist zwar nicht ausgeschlossen, aber die wichtigsten Veränderungen (z.B. Entstehung der neuen Zeitformen, nicht unbedingt einfachere) sind eigentlich hausgemacht.
Ein Kontakt zwischen mehreren Sprachen macht andererseits die Eigenart der kreolischen Sprachen aus.
Gemeinsam haben Vulgärlatein und Kreolisch das Aufstellen und Systematisieren neuer Regeln.
Durch eine eurozentristische Weltsicht - die ich jetzt nicht unbedingt sehe - würde man eher behaupten, Kreolisch sei durch die Vereinfachungen einfach ärmer und nicht zu Weltliteratur fähig.
Kreolsprachen entstehen sehr plötzlich aus Bruchstücken einer anderen Sprache, vor allem bei Menschen, die diese Sprache nicht gut können. Mir kommt es aber vor, dass Vulgärlatein sich eher langsam flieÃend entwickelt hat. Man kann annehmen, dass zumindest die Römer in Italien immer schon eine lateinische Umgangssprache hatten und diese nicht umständlich und unvollständig lernen mussten.