Hey, wir planen ein Projekt zum Thema 50er Jahre. Meine Aufgabe ist es, mich um die USA zu kümmern, sozusagen. Ein paar Infos habe ich schon (Geschichte, Politik, Gesellschaft), aber ich wüsste noch gerne, wie der typische Alltag der US-Amerikaner in Süd- und Nordstaaten in 1950 bis 1955 aussah. Welche Mode war in (Männer und Frauen)? Welche üblichen Wörter (wie "swell") gab es zu der Zeit, die jeder so gesagt hat? Womit haben die Leute sich in ihrer Freizeit beschäftigt (Kino, Tanzen, welche Musik? welche Filme?)? Welche technischen Geräte fanden sich in einem 50er-Jahre-Haushalt (Radio, Fernseher? Küchenutensilien?)? Kennt ihr typische Rezepte aus den USA der 50er? Was tranken und aßen die Menschen gerne? Was war die Rolle des Mannes (nur Brötchenverdiener und Familienvater?)? Was war die Rolle der Frau (nur Hausfrau und Mutter?)? Wie war damals die Einstellung gegenüber Ausländern, Schwarzen und Homosexuellen?
Kennt ihr Filme, Serien, Webseiten oder Bücher, wo man das Lebensgefühl und den Alltag der 50er nachvollziehen kann?
Ja, ich weiß, dass es ganz schön viele Fragen sind, aber wenn jeder ein bisschen was zu einer Thematik sagen kann, dann bin ich schon zufrieden. ^^
Ich freue mich sehr auf eure Antworten.
Liebe Grüße, das wollsoeckchen
P.S.: Ich hoffe, dass ich die richtige Kategorie getroffen habe ^^
2010-05-02T08:03:30Z
achso, ja, bei Homosexuellen meine ich natürlich sowohl schwule als auch lesbische Partnerschaften. Wurden diese toleriert?
Anonym2010-05-02T09:23:47Z
Beste Antwort
Aaaalso... hier mal, was ich alles darüber weiss: Musik: Grundsätzlich kann man die 50er Jahre als eines der wichtigsten Jahrzehnte punkto "musikalischer Aufbruch in neue Welten" bezeichnen. Zwar gab es auch bereits schon Blues und Jazz (was damals als sehr modern galt), doch die grosse Mehrheit der älteren Leute hörte trotz allem nach wie vor hauptsächlich klassische Musik. Und DANN kam es! Hier war plötzlich eine Musik, von der sich niemand zuvor geträumt hätte, dass es sie einmal geben würde. Die Musik der Jugend, die Musik der Rebellion: Der Rock'n'Roll! Deshalb nervt es mich übrigens manchmal auch ein wenig, wenn heutige Jugendliche ihren Rock als Rock'n'Roll bezeichnen - denn das ist er nicht! Zwar stammt der moderne Rock natürlich aus dieser ursprünglichen Form, doch der RICHTIGE Rock'n'Roll der 50er Jahre tönt trotzdem ziemlich anders. Hier einige Beispiele: Chuck Berry - "Johnny B Good" http://www.youtube.com/watch?v=w_Bd5-APP… Elvis Presley - "Rock around the Clock" http://www.youtube.com/watch?v=MpxkCu8Ri… Everly Brothers - "Wake up little Suzie" http://www.youtube.com/watch?v=kooAgqCHG… Diese Musik musst du dir als ganz grosser Umbruch vorstellen. Es war nicht nur die Musik der Jugend, sondern sie wurde auch zur Musik eines neuen Zeitalters. Die jungen Leute wollten sich klar von der biederen, langweiligen Lebensweise ihrer Eltern und Grosseltern distanzieren. Als Vorreiter der späteren Hippie-Bewegung strebten sie mehr Freiheit, persönliche Entfaltung und Anti-Establishment-sein an. Die älteren Generationen wiederum verfluchten diese Musik. Bei ihnen galt sie als "Musik des Teufels". Wie man dieses "Geschrei" und diesen "Lärm" gut finden konnte, verstanden sie nicht. Denn auch elektrische Instrumente, z.B. elektrische Gitarren waren damals eine absolute Neuigkeit und Sensation.
Doch auch gesellschaftlich-sozial gesehen waren die 50er Jahre wohl das wichtigste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts für die USA. Am 1. Dezember 1955 passierte ein ganz kleiner Vorfall, der sich zu einer riesigen, Landesweiten Bewegung entwickelte. Und zwar galten in den 50er Jahren der USA nach wie vor strenge, höchst diskriminierende Rassengesetze. So durften z.B. Schwarze nicht in Restaurants oder Bars, in denen sich auch Weisse aufhielten, Schwarze durften nicht auf die selben Toiletten und sie durften auch nicht von einem "öffentlichen" Wasserspender trinken, von dem auch Weisse tranken. Ein weiteres Gesetz hiess, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln Schwarze nur im hinteren Teil sitzen durften. Wenn sie vorne sassen und ein Weisser hineinkam und diesen Platz wollte, mussten sie sofort aufstehen und sich in die hinterste Reihe setzen. An diesem 1. Dezember 1955 tat dies eine 42-jährige Afroamerikanerin namens Rosa Parks jedoch nicht. Sie blieb trotzig sitzen, obwohl sie ein Weisser mehrmals aufgefordert hatte, aufzustehen. Dies wurde landesweit bekannt und galt als absolutes Skandal. Rosa Parks musste eine Busse bezahlen. Doch das ganze hatte auch ein Nachspielen für die Weissen. Wenige Monate später entlud sich die über Jahrzehnte, oder sogar Jahrhunderte angestapelte Wut und Verzweiflung der Schwarzen in riesigen, landesweiten Protesten, Demonstrationen und Umzügen. Es gab vor allem zwei wichtige Kämpfer für die Rechte der Schwarzen: Malcolm X und Martin Luther King. Malcolm X galt als sehr rabbiat und radikal. Er befürwortete lange Zeit auch terroristische Anschläge gegen Weisse, weil seine Wut über die Diskriminierung so gross war. Gleichzeitig kämpfte sehr stark für das Stimmrecht der Schwarzen. Denn offiziell durften sie zwar stimmen, doch in der Realität taten die Behörden alles, um es ihnen zu verunmöglichen. Martin Luther King galt dagegen als DER Anführer eines friedlichen Protestes. Er war reformierter Pfarrer und glaubte fest daran, dass man die Diskriminierung auch friedlich lösen könne, wenn man nur genug lange und hartnäckig dafür kämpfe. 1963 versammelten sich schliesslich über 250'000 Menschen (darunter auch Weisse) vor dem Lincoln Memorial, wo Martin Luther King seine Rede "I have a dream" vortrug. Sie gilt bis heute als wichtigste Rede der US-Amerikanischen Geschichte. http://www.youtube.com/watch?v=o5SlrXeOx… http://www.youtube.com/watch?v=3X_917SrP… Kurze Zeit später wurden fast sämtliche, rassistischen, diskriminierenden Gesetze in den USA aufgehoben.
In anderen sozialen Themen war die Gesellschaft dagegen noch sehr traditionalistisch ausgeprägt. Du hast die Homosexuellen angesprochen. Ich kann dir hier nur den absolut genialen Film "Brokeback Mountain" empfehlen. Er spielt in den 60er Jahren und zeigt dir sehr schön auf, wie die Stimmung gegenüber Homosexuellen damals war. Grundsätzlich kann man sagen: SEHR feindlich. Homosexualität galt als Krankheit und Seuche. Es gab zahlreiche, z.T. rechtsradikale Vereinigungen wie den KuKluxKlan, die Homosexuelle jagten, auf brutalste Weise folterten und umbrachten. Vor Gericht kamen sie dafür praktisch nie. Auch der Staat diskriminierte Homosexuelle sehr stark. In zahlreichen Staaten (vor allem im Süden) war Homosexualität strengstens verboten und wurde mit mehrjährigen Haftstrafen, manchmal sogar mit der Todesstrafe geahndet. Ein ganz grosser Vorreiter der Bewegung für die Rechte von Homosexuellen war Harvey Milk. Er kandidierte in San Francisco ungefähr 7 mal für den Stadtrat, hatte jedoch nie eine Chance. Vor den Wahlen 1977 wurde das Wahlrecht ein wenig abgeändert und endlich schaffte er es. Milk war der allererste Homosexuelle, der es schaffte, in den USA ein politisches Mandat zu erringen. Er kämpfte auch als Stadtrat entschieden gegen Homophobie und für die Rechte der Schwulen und Lesben, wurde jedoch bereits 1979 von Dan White, ebenfalls ein Stadtrat, ermordet. Dan White kam dafür nur gerade 5 Jahre in Gefängnis, beging etwas später jedoch Selbstmord. Ähnlich sieht es bei der Rollenverteilung von Mann und Frau aus. In den 50er Jahren war die Rollenverteilung noch sehr ursprünglich, also so, wie du es bereits gesagt hast. Die Frauen waren für den Haushalt und die Kinder verantwortlich. Frauen, die einem Job nachgingen gab es nur sehr selten und sie galten allgemein als schändlich und schämenswert für die Gesellschaft. Ein Umdenken brachten erst die 60er und 70er Jahren und deren Jugendbewegungen.
Freizeit: Was gerade bei Jungen sehr beliebt war, war das Autokino. Auch das war sehr neu und deshalb eine grosse Sensation. Ansonsten gab es noch sehr viele Cafés und anstatt in eine Club oder eine Disco zu gehen, gingen die jungen Leute damals am Abend meistens tanzen. Tanzstile gab es verschiedene. Sehr beliebt war der "Rock'n'Roll" (den man also auch tanzen konnte), oder auch der Foxtrott.
Technik: Auch technisch kann man die 50er Jahre als spezielles Jahrzehnt bezeichnen. In den 1950er Jahren wurde von der NASA und anderen Bundesbehörden der USA die ersten, RICHTIGEN Computer entwickelt. Sie konnten zwar nicht wirklich viel (ein damaliger Computer war etwa so gross wie ein heutiges Einfamilienhaus und hatte die Rechenleistung eines heutigen Taschenrechners), doch es war eben doch eine grosse Sensation. Daneben kamen auch viele andere Geräte auf den Markt, die in den 50er Jahren erst richtig populär wurden. Staubsauger, Mikrowelle, Spülmaschine etc. Sie machten den Menschen das Leben wesentlich einfacher und liessen ihnen mehr Zeit für ihre Freizeit.
Filme: Ziemlich gut siehst du das Feeling der 50er Jahre z.B. im ersten Teil von "Zurück in die Zukunft". Auch ein Film, in dem du die 50er Jahre gut siehst, ist "Revolutionary Road".
Bücher: Zum Thema Rassendiskriminierung gibt es ein geniales Buch. Es heisst "Black like me" und wurde vom Journalisten John Howard Griffin geschrieben. Es ist keine Fiktion, sondern die Darstellung wahrer Begebenheiten. Und zwar entschied sich der weisse Texaner Griffin zu einem waghalsigen Experiment. Er liess seine Haut auf verschiedene Arten medizinisch behandeln, damit sie vorübergehend schwarz wurde. Dann unternahm er eine Reise quer durch die Südstaaten der USA, als "Schwarzer" getarnt, um zu erleben, inwiefern man denn als Schwarzer diskriminiert wurde. Die diskriminierenden Rassengesetze waren damals noch in Kraft. Eigentlich wollte er das Experiment nur für sich selber machen, war jedoch derart geschockt von dem, was er erlebte, dass er sich entschied, ein Buch darüber zu schreiben. 1964 wurde es auch verfilmt.
Ich denke das war in den USA eine Zeit groÃen wirtschaftlichen Aufschwungs. Als bei uns die ersten Käfer gebaut wurden, fuhren die bereits in dicken StraÃenschlitten zum Einkaufen in den modernen Supermärkten. Nach dem 2.Weltkrieg war man nun eine Weltmacht, allerdings begann auch der kalte Krieg mit der Sowjetunion. Die Raumfahrt wurde vorangetrieben, auch nachdem ein Russe als erster im Weltraum war. Es ist die Zeit von Elvis Presley, Bill Haley und des Rock`n`Rolls. Auch das Fernsehen kam auf. Ãberhaupt war das in den USA wohl eine groÃe Zeit und das Land bot wirklich noch unbegrenzte Möglichkeiten. Den Minderheiten, vor allem den Schwarzen, ging es allerdings noch nicht so gut. In den Südstaaten herrschte sogar Rassentrennung. Schwarze und WeiÃe gingen nicht auf gemeinsame Schulen, ja fuhren nicht einmal in denselben Bussen. Homosexualität wurde natürlich überhaupt nicht toleriert und weitgehend geheimgehalten. Ausländern gegenüber war das Einwanderland hingegen immer aufgeschlossen.
Es war wohl die Zeit des Rocks, Bill Haley, Elvis und dann diese Haartollen und der Petticoat. Schau doch einfach mal die alten Filme mit James Dean, das waren die 50er Jahre in den USA: