Wenn der Beweis nicht zu führenist, ist dann die Beweisführung in Form der überwiegenden bzw. größten Wahrscheinlichkeit erlaubt? Darf man darstellen, als wüsste man ganz genau, was gut oder schlecht, was richtig oder falsch ist. Oder muss ständig wiederholt werden, dass es sich um Meinung handelt?
Lucius T Fowler2010-02-28T18:58:38Z
Beste Antwort
> ist dann die Beweisführung in Form der überwiegenden bzw. größten Wahrscheinlichkeit erlaubt?
Streng genommen nicht, denn ein "Beweis", der auf Wahrscheinlichkeiten beruht, ist eben keiner. Aber würde man immer nur der "reinen Lehre" folgen und den "common sense" vollkommen außer Acht lassen, dann käme man mit einer Debatte nie zu Ende. Und außerdem gibt es sowas wie Erfahrungswerte: Dass Michael Schumacher mit Tempo 200 eine 90-Grad-Kurve fahren kann, halte ich für gerade noch möglich. Dass ich das auch kann ist hingegen unwahrscheinlich. Daher behaupte ich, aufgrund der höheren Wahrscheinlichkeit, man kann keine 90-Grad-Kurven mit Tempo 200 fahren.
Finde ich nicht. Wissenschafts- und erkenntnistheoretisch gibt es fundierte und plausible Theorien, warum es keine absolute und objektive Erkenntnis gibt. Aus Gründen der Redlichkeit und des eigenen wissenschaftlichen Anspruchs muss man heute m. E: zugestehen, dass die vertretenen Theorien nicht zwangsläufig der absoluten Wahrheit entsprechen müssen, denn das hat sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte immer wieder gezeigt. Das bedeutet aber nicht die relativistische Position, dass jede wissenschaftliche Theorie bloß eine Meinung ist, die durch andere austauschbar ist. Die Vertreter der von Dir genannten Theorien (z. B. Fallibilismus oder hypothetischer Realismus) erkennen an, dass nicht nur konträre Theorien, sondern auch ihre eigenen falsch sein könnten. Wenn man nicht einfach eine Meinung durchpauken will, sondern am Erkenntnisfortschritt interessiert ist, kann man z. B. klare Ansätze entwickeln, wie die eigene Theorie widerlegbar ist. Es gab viele Beispele für Theorien, die als unbezweifelbar wahr galten, aber widerlegt wurden. Daher ist es eine Frage der Klugheit, auch weiter ausdifferenzierte Theorien, dier derzeit als plausibel gelten, nicht als unverrückbar wahr, sondern als vorläufige Hypothese zu formulieren.
Ein konkretes Beispiel: Was würdest Du sagen, wenn ich behauptete, dass die Welt nicht vor zig Jahren, sondern erst unmittelbar, bevor Du diese Frage gestellt hast, geschaffen worden wäre. All Deine Erinnerungen wären ebenso geschaffen worden wie Höhlenmalereien, historische Gebäude usw. Der Gegenbeweis ist unmöglich. Aber die Wahrscheinlichkeit dieser Theorie ist im Vergleich extrem gering. Es ist wichtig, dass wir unsere Überzeugungen kritisch hinterfragen, nicht nur die Hexenverbrennungen haben gezeigt, dass scheinbar sichere Ansichten falsch sein können. Da wir Menschen aber auf Entscheidungshilfen angewiesn sind, können wir nicht im reinen Skeptizismus verharren, sondern hegen notwendigerweise Überzeugungen. Hätte man schon früher erkannt, dass diese Überzeugungen fehlherhaft sein können, hätten wir weit weniger Unsinn angestellt.
Es ist ein Unterschied zwischen selbstkritischer Theorie und bloßen Meinungsgekundungen.
wenn der (besser finde ich "ein") beweis nicht zu führen ist, dann kann man auch keine beweisführung erbringen. in der beweisführung lege ich meine theorie dar, natürlich die, die meiner meinung nach am wahrscheinlichsten ist. hierbei geht es um begründung und kritik, rekursiv. wenn wir dann die theorien weiterführend "begründen" können wir auch annahmen darüber anstellen was, wie du schreibst, richtig/falsch ist. dabei müssen wir uns nicht wiederholen, dass es nur "eine (gut durchdachte) meinung" ist. denn im denken gibt es vieles was wir nicht mit empirischen methoden nachprüfen können. grüße aus der sturmnacht.
daß es sich um eine meinung handeln könnte, das laß mal außer acht! man muß immer davon überzeugt sein, etwas gesehen zu haben, es auf grund eines studiums genau zu wissen, etwas mit belegen beweisen zu können, und das auch darstellen zu können. etwas gehört zu haben, oder eine eingebung gehabt zu haben, das genügt nicht, in keiner weise. rechtsanwälte sind gelernte meister, dies alles darzulegen, aber die richter auch. ein indizienprozess beruht also nur auf der geschicklichkeit der kontrahenten. gebe gott, dass ich diesen rechtsverdrehern und meinungsmachern nie in die hände fallen möge.