Hatte Jesus einen Menschen als Vater, oder war seine Mutter zum Zeitpunkt seiner Geburt noch Jungfrau?

Musiker2010-02-05T15:49:27Z

Die Vorstellung, der Messias werde von einer Jungfrau geboren werden, war der alttestamentlich-jüdischen Überlieferung unbekannt. Wie @Will’s-wissen schon völlig zutreffend erläutert hat, ist in Jesaja 7,14 im hebräischen Urtext von einer jungen Frau (alma), nicht von einer Jungfrau (betulah) die Rede. Eine junge Frau kann natürlich noch Jungfrau sein, muß es aber nicht zwangsläufig sein. Auch verheiratete Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, sind ja noch jung. Auch das hebräische Wort "alma" meint die junge geschlechtsreife Frau bis zur Geburt ihres ersten Kindes.

Erst die Septuaginta (= die griechische Übersetzung des Alten Testaments für die im griechischen bzw. hellenistischen Kulturraum lebenden Juden) hat „junge Frau“ mit „Jungfrau“ übersetzt. Das ist kein versehentlicher Übersetzungsfehler, sondern eine Interpretation der hellenistisch geprägten jüdischen Übersetzer, die davon ausgingen, daß Jesaja hier eine Jungfrau gemeint haben müsse; denn im hellenistischen Kulturraum war die Erwartung jungfräulich geborener Rettergestalten weit verbreitet. Der Kaiser Augustus soll ebenso von einer Jungfrau geboren worden sein wie König Alexander d.Gr., griechische Helden, babylonische Könige oder der Saoschjant, der Erlöser in der alten persischen Religion. Später sagte man auch Buddha eine jungfräuliche Geburt nach.

Als die ur- und frühchristlichen Missionare den christlichen Glauben unter den hellenistisch geprägten Völkern ausbreiteten, übertrugen sie die heidnische Idee der jungfräulichen Geburt des Erlösers auf Jesus, um den Heiden nahezubringen, daß dieser Jesus nicht nur der Messias der Juden, sondern auch der Erlöser der Heiden sei.

Im Neuen Testament schreibt Paulus, Jesus sei „von einer Frau geboren“ worden (Galater 4,4), wobei er das griechische Wort „gynä“ verwendet, das allgemein die Frau, insbesondere die verheiratete Frau meint; „Jungfrau“ ist im Griechischen ein völlig anderes Wort: „parthenos.“ Der Evangelist Johannes nennt Jesus „Josephs Sohn“ (1,45 und 6,24) und fügt in 6,24 sogar noch hinzu: „... dessen Vater und Mutter wir kennen.“

Die Evangelisten Matthäus (1,18-23) und Lukas (1,31-35) schreiben von einer jungfräulichen Geburt Jesu. In beiden Fällen handelt es sich sozusagen um eine Art Hilfs-Argument im Dienst eines ganz anderen theologischen Anliegens: Matthäus will die Messianität Jesu mit Zitaten aus dem Alten Testament beweisen, das er häufig zitiert, und zwar immer aus der griechischen Septuaginta; dabei ist er auch auf die vermeintliche Jungfrau in Jesaja 7,14 (s.o.) gestoßen. Lukas will dem Kaiser Augustus, der von seinen Anhängern als Heiland und Friedensbringer verehrt wurde und angeblich von einer Jungfrau geboren worden sein soll (s.o.), Jesus als den wahren Heiland und Friedensbringer gegenüberstellen.

Lukas 1,35 ist die einzige Stelle im Neuen Testament, an der die angebliche jungfräuliche Geburt Jesu mit seiner Gottessohnschaft in Verbindung gebracht wird. Die Bezeichnung „Gottes Sohn“ hat in der Bibel keine biologische, sondern eine symbolische bzw. spirituelle Bedeutung. Selbstverständlich haben die so bezeichneten Menschen alle einen biologischen irdischen Vater. Auch Jesus.

Anonym2010-02-05T02:33:12Z

Unser Gott der Allweise, Allmächtige erschafft aus einer samenzelle und eizelle einen Menschen mit Gesicht, Händen, Füßen und herz, und da soll Er nicht imstande sein eine eizelle so zu beeinflussen das daraus Mensch wird?




grüße

erhardgr2010-02-04T15:29:57Z

Wie alle Menschen hatte auch Jesus von Nazareth einen Vater im biologischen Sinne. Das hielt ihn aber nicht davon ab, von dem Gott Israels als "seinem und unserem" himmlischen Vater zu sprechen.

Dass Maria, seine Mutter, "Jungfrau" war, als sie Jesus empfing und gebar, ist eine mythologische Redeweise, die nicht biologisch-wörtlich zu verstehen ist. Dahinter steht eine lange religionsgeschichtliche Motivtradition, die ich jetzt hier nicht in Gänze referieren kann.

Anmerkung: Die offizielle römisch-katholische Kirche (weniger die Laienmitglieder) stellt sich aber darunter eine biologische Realität vor, ebenso die Orthodoxen und Evangelikalen, jedenfalls in Person ihrer Sprecher.
Der Protestantismus dagegen sieht die biblischen Texte historisch-kritisch von Paradigma der Europäischen Aufklärung her.

Anonym2010-02-04T14:05:09Z

Das ist sehr schwer zu beantworten.
Ich hatte auch mal eine Freundin, die
immer behauptet hatte, Jungfrau zu sein.
Plötzlich wurde sie schwanger und sagte,
der heilige Geist wäre über sie gekommen.
Doch als Jesus zur Welt kam, wollte sie
von mir Unterhalt haben.Nein, sagte ich,
wende Dich an den Vikar, der dir die
Psalmen verkündet hat.

vv v2010-02-04T13:53:28Z

...ich bin in erster Linie schon mal froh, das du wenigstens davon ausgehst, das es ihn wirklich gab....:-)
.....alle uns bekannten Schriften ueber Jesu Geburt, sei es im Christentum oder aber auch im Islam, beschreiben die jungfraeuliche Empfaengnis.......es haengt also davon ab, ob du den Aussagen dieser Schriften vertraust oder nicht....

....siehe z.B. Erhards Aussage: Zeigt wohl eindeutig, das dort kein Vertrauen in die Schrift existiert......
Es gibt nicht ein einziges schriftliches Indiz dafuer, das Jesus einen weltlichen Vater hatte. Trotzdem bevorzugen liberale Protestanten diese Theorie und stellen sie, so wie Erhard hier, als Fakt dar?
....es ist wohl eine Sache, die heilige Schrift kritisch zu analysieren.....der liberale Protestantismus geht hier soweit, sie in einem Grossteil ihrer Aussagen KOMPLETT abzulehnen....
......kein Wunder, das sie ueber 90% ihrer Anhaenger in den letzten Jahrzehnten verloren haben....

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