Zählen Leute die halb-deutsch und halb-ausländisch sind, eher als deutsch oder als ausländisch?
Und als was sehen die sich selbst? Ich habe das Gefühl die sehen sich meistens mehr als ausländisch auch wenn sie perfekt deutsch können. Ich kenne zum Beispiel so einen Halb-Mexikaner, dem sieht man das aber nicht an. Trotzdem sagt er immer er wäre Mexikaner. Aber dann hat er so eine Mentalität wie der biederste deutsche und lästert auch manchmal über andere Ausländer hier
Anonym2009-11-28T01:02:38Z
Beste Antwort
Kommt darauf an, in welcher Kategorie das bestimmt werden soll.
- bzgl der Nationalität und Staatsangehörigkeit ist natürlich das ausschlaggebend, was im Pass steht. Deutschland ist sich bei Mischlingen, dadurch das hier ja Ius Sanguinis gilt, selbst uneins. So sind diejenigen Mischlinge die einzigen, die zeitlebens zwei Staatsangehörigkeiten haben dürfen und sich mit 18 nicht entscheiden müssen, wenn einer ihrer Elternteile deutsch ist und der andere Elternteil zum Zeitpunkt ihrer Geburt einen ausländischen Pass hatte. Habe dazu keine Quellenangaben, wurde mir im Bürgeramt aber so gesagt.
- bzgl Ethnie sind sie natürlich beides. Also sowohl deutsch als auch ausländisch.
- bzgl Aussehen sind sie meist ebenfalls eine Mischung. Diejenigen, die dabei "deutsch" aussehen, werden von der Umgebung auch deutsch behandelt und halten sich dementsprechend meist auch für ausschließlich deutsch. Diejenigen, die ausländisch aussehen, werden dementsprechend ausländisch behandelt und sehen sich meist auch als ausländisch. Ein finnisch-deutscher Bekannter, ein dänisch-deutscher Bekannter und ein holländisch-deutscher Bekannter sehen sich zB als deutsch; eine koreanisch deutsche Bekannte, eine vietnamesisch deutsche Bekannte und eine brasilianisch deutsche Bekannte sehen sich dagegen als ausländisch.
- Kulturell gesehen sind sie ebenfalls eine Mischung. Sie leben zwar die meiste Zeit in deutscher Umgebung, haben aber zu ausländischen Verwandten und Freunden Kontakt und sind von kleinauf durch die Erziehung der Eltern an die Sitten und Werte beider Kulturen gewohnt. Da die Sitten und Werte zweier Kulturen sich oftmals widersprechen (etwa wenn westliche "Individualität" auf asiatisches "Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl und die Nicht Existenz eines Ichs" stößt) , sind kulturelle Mischlinge sehr lange damit beschäftigt, die jeweiligen Unterschiede auszubalancieren - und entscheiden sich dann üblicherweise für die jeweils besten Werte beider Kulturen, zu gleichen Anteilen.
- bzgl der Mentalität und des Verhaltens sind sie ebenfalls eine Mischung. Charakterbildend sind vor allem die ersten drei Lebensjahre - und in denen ist man überwiegend seinen Eltern ausgesetzt. Das heißt man kopiert als Kind sowohl das Verhalten eines Deutschen als auch das des Ausländers und internalisiert dieses.
Ich persönlich fühle weniger Solidarität mit Deutschen oder Thailändern als vielmehr mit anderen Menschen, die zwischen zwei Kulturen stehen. Sei es, weil sie Mischlinge sind oder weil sie Auswanderer sind. Dabei ist irrelevant, ob sie schwarz/ weiß, schwarz/ asiatisch oder asiatisch/ weiß sind oder ob sie Franzosen oder Holländer in Deutschland sind. Denn das sind diejenigen, denen es genauso geht wie mir, weil sie ebenfalls zwischen den Kulturen wandeln. In der Postkolonialen Theorie werden die ja Mediator genannt, ansonsten bin ich noch in der Gruppe, die sich selbst Hybrids nennt - und wir sehen uns eher als doppelt, nicht als halb. Denn halb hat so etwas von "gehört nirgends richtig dazu", doppelt dagegen bedeutet wir wissen über beide Kulturen Bescheid, da wir in beiden Kulturen verwurzelt sind; da wir aber lockerer verwurzelt sind als einkulturige Menschen, können wir uns von der Kultur auch leichter lösen und sie objektiver betrachten und jede Kultur aus zwei Perspektiven betrachten, da wir beide Perspektiven von kleinauf in uns haben.
Als was sie zaehlen, entscheidet ihre Staatsangehoerigkeit, nicht die Ansichten Dritter und als was sie sich selbst empfinden, haengt wohl davon ab, in welchem Land sie staerkere Bindungen haben - sowohl persoenliche, geistige als auch kulturelle.
Viele meiner Freunde stammen von 2 Nationalitäten ab, die Jugendlichen fühlen sich da eher ausländisch. Die Älteren eher deutsch, so kommt es mir vor. Die "Halbausländer" wollen dann immer zu der Clique dazugehören. Z.B.: Halbasiate/in rennt Asiatengruppe hinterher, will unbedingt dazugehören, behauptet auch oft Er/Sie könne besser Chin./Japan./Vietn. als Deutsch. Dann kenn ich wieder welche die versuchen mit dem besten Deutschwortschatz ihre asiatischen "Landsmänner" zu beeindrucken. So bin ich etwas auch um ehrlich zu sein! :D Bin aber 100% vietnamesisch. :P
Kommt darauf an welches Land man mehr schätzt. Ich zum Beispiel sehe mich als Deutsche, und nicht als Italienerin, da ich sehr schlechte erfahrungen in Italien gemacht habe (wohne jetzt seit 2 1/2 Jahren in Italien) und werde auch bald wieder von hier wegziehen.