Ist das eine psychische Krankheit oder wer kann es mir erklären?
Ich habe einen guten Bekannten, der sich manchmal etwas merkwürdig verhält. Also, er ist keineswegs "dumm" in dem Sinne, daß er nichts verstehen würde, sondern in einigen Bereichen würde ich schon sagen überdurchschnittlich "intelligent". Beim Einkaufen hat er z.B. keine Einkaufsliste, sondern er merkt sich immer alles im Kopf, egal wie viel es ist und ich habe noch nie erlebt, daß er etwas vergessen oder etwas Falsches gekauft hat. Gleichzeitig sagt er auch noch vor der Kasse auf den Cent genau, was der Einkauf kostet und selbst bei einem Großeinkauf stimmte es jedes Mal. (Natürlich ohne Taschenrechner oder irgendwelche Notizen.) Okay, er war in der Schule schon ein Mathe-Genie und hatte da immer eine 1.
Allerdings wirkt er in vielen Situationen irgendwie geistig "abwesend". Letzte Woche wäre er beinahe genau vor ein Polizeiwagen gelaufen, der mit Blaulicht und Martinshorn angekommen ist und eigentlich nicht zu übersehen und schon gar nicht zu überhören war. Ich konnte ihn gerade noch auf den Bürgersteig zurückziehen und er schaut mich an wie ein Fragezeichen und meinte, die Ampel wäre doch grün. Da ich so ähnliche Dinge schon öfter mit ihm erlebt habe, habe ich inzwischen wirklich den Eindruck, er nimmt seine Umwelt gar nicht richtig wahr, sondern irgendwie nur ein paar feste "Punkte".
Andererseits ist er aber wieder sehr genau und streng bei der Einhaltung seiner eigenen Ordnung. Er reagiert schon fast irgendwie hysterisch, wenn man in seiner Wohnung etwas nicht wieder genau dahin legt, wo man es hergenommen hat, sogar die Reihenfolge muß genau stimmen. Am Wochenende habe ich ihm bei einer Bewerbung geholfen, damit sie halbwegs verständlich ist und er nicht wieder Sätze konstruiert, die schlimmer klingen als Behördendeutsch und die kreuz und quer aufeinander verweisen (so schreibt er nämlich immer). Da fing es schon mit solchen Kleinigkeiten an, daß er darauf bestanden hat, daß ich den ersten Buchstaben im Dateinamen groß schreibe (mein Freund schreibt Dateinamen nämlich immer klein, deshalb hatte ich es auch so gemacht) und er fing trotzig an zu meckern, daß ich alles falsch machen würde und hatte schon Tränen in den Augen, nur weil es nicht seiner Ordnung / Vorstellung entsprach. Klar, es ist seine Sache, was er mit seinem Computer macht, aber deshalb gleich so überzureagieren? Es wäre für mich ja okay gewesen, wenn er einfach nur "sachlich" gesagt hätte, daß er es gerne anders haben möchte, deshalb muß man doch nicht gleich anfangen zu heulen.
Kann es sein, daß das eine psychische Krankheit ist? Kann man die irgendwie behandeln? Was könnte ich selbst tun, um auf ihn einzuwirken? (Er will nämlich nicht zum Arzt gehen und blockt "fremde" Menschen grundsätzlich erst mal ab.) Hat jemand eine Idee?