Gibt es sowas wie eine Foto-Sucht..?

Ich kenne jemanden der jede Situation festhalten muss, auf Video und vor alles auf Fotos. Er hat unglaublich viele Fotos und sammelt sie richtig. Gibt es so eine Sammelleidenschaft oder kann dies ins pathologische gehen, dass derjenige unbedingt alles fotografisch dokumentieren muss? Er schaut sich diese Fotos aus sehr, sehr oft an und versucht die Sammlung zu optimieren. Ich mache mir langsam ein wenig Sorgen um ihn (Er ist übrigens ein sehr intelligenter Mensch und sehr nachdenklich!)

2009-07-26T15:57:50Z

Ich fotografiere auch sehr gerne, aber das geht selbst mir ein wenig zu weit.

Frida mit Hut für die Zwetschge2009-07-27T01:26:01Z

Beste Antwort

Hmm, gute Frage - wo hört Leidenschaft für ein Hobby auf und wo fängt es an krass zu werden. Ist er Hobby-Fotograf und liegt ihm auch an der Qualität seiner Bilder? Geht es ihm dabei auch um das Perfektionieren seines Könnens oder geht es ihm nur darum jeden Moment für immer festzuhalten, egal ob die Bilder gut sind oder nicht?

Ich hatte mal eine Bekannte, die in der Vergangenheit sehr viel negatives erlebt hatte und seither hatte sie einen richtigen Zwang alles Positive "festzuhalten" was sie erlebt. Sie hat nicht nur alles auf Bild und Video festgehalten, sie hat auch alles genau aufgeschrieben, teilweise sogar private Gespräche - um sich später hinzusetzen und alles immer wieder von neuem durchleben zu können. Sie konnte Geschehenes nicht loslassen und konnte neues gar nicht mehr genießen, weil sie bei jeder Unternehmung nur noch damit beschäftigt war wie sie alles für die Ewigkeit "konservieren" kann. Das wurde bei ihr schon zu einem Zwang.

Erinnerungen hat jeder gerne, doch man sollte schon nicht vergessen, daß es auch ein Jetzt und ein Morgen gibt.

TMD2009-07-27T10:13:19Z

Es kann ja auch sein, dass derjenige autistische Zuge hat und somit Schwierigkeiten, sich immer an alles so gut zu erinnern, wie er es gern hätte. Weil so viele Eindrücke auf ihn einprasseln, die er möglicherweise nicht nach "wichtig" und "unwichtig" filtern kann, hält er eben alles auf Foto fest, damit ihm nichts entgeht. Für diese Theorie spräche auch seine Intelligenz und die von dir erwähnte "Nachdenklichkeit". Es kann sein, dass (wenn es an dem ist) er selbst nicht einmal um diesen Umstand weiß. Nicht jede Form von (latentem) Autismus wird erkannt. Und schlimm ist das auch nicht. Solange er sich in den Fotowelten nicht verliert, sondern weiterhin aktiv am Leben teilnimmt, ist das überhaupt gar kein Problem.

DR Eisendraht2009-07-27T08:09:48Z

Jedes Jahr so um die 1200 Fotos sind bei mir auch normal. Meine Kamera und ich sind sowas wie siamesische Zwillinge

heinzwetschgerl2009-07-27T05:08:50Z

Ob das pathologisch ist weiß ich nicht.
Ich bin schon immer gegen Vielfotografiererei - ich bin in einer Touristengegend aufgewachsen und war schon immer verwundert, daß viele Touris nur mit der Camera vor den Augen durch die Gegend rennen statt die Gegend auf sich einwirken zu lassen und so die Ausstrahlung in der "Seele" zu transportieren. Ein, zwei Fotos, um die Seele später anzustupsen, die Erinnerungen im Kopf wieder lebendig werden zu lassen, sollten doch eigentlich genügen.
(Die Wirkung eines spektakulären Sonnenunterganges als Foto mag groß sein - ihn wirklich zu erleben ohne sich Gedanken machen zu müssen, wie man das am besten festhält, ist aber ungleich größer)
Mir ist das Sammelphänomen von der Musik her bekannt, wo ich alles, was mir jemals gefallen hat unbedingt in meiner Sammlung brauchte. Irgendwann habe ich begriffen, daß ich mehr Zeit auf Katalogisierung, Verwaltung verbrauchte als zum Hören - ja dass ich vor lauter kramen in der Vergangenheit fast schon die Gegenwart verpasst habe. Jetzt verstaubt die Sammlung in einem Raum, keiner interessiert sich dafür und ich habe wieder Freude daran, Neues zu entdecken..............

keks2009-07-27T04:23:36Z

...ich finde die "Angewohnheit", alles festzuhalten, zu dokumentieren und aufzubewahren auch immer schlimmer...

Irgendwie scheint es ein Zeichen der Zeit zu sein, dass man immer weniger loslässt und nur noch seinen Erinnerungen vertraut.

Wenn man sich die Fotoalben junger Eltern ansieht, so wird das Kind geknipst, gefilmt, jede abgestossenen Hautschuppen wird konserviert.... und dabei vergisst man, dass man das Leben nur noch durch eine Linse wahrnimmt und nicht mehr direkt mit seinen Augen...

Wie die Japaner... raus aus dem Bus... klick klick klick... rein in den Bus... weiter...
Und zu Hause wird im Heimkino gesehen, was man "gesehen" hat...

Ich glaube, dass es eine Sucht gibt!
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