Welche persönliche Ungerechtigkeit ist Euch widerfahren, die Ihr bis heute nicht einfach abhaken könnt?
Wahrscheinlich ist es furchtbar albern von mir, trotzdem nagt bis heute eine "Begebenheit" an mir und fällt mir immer wieder ein, die jetzt sage und schreibe 38 Jahre (!!!) zurückliegt (damals war ich also 6 Jahre alt).
Es war in den Sommerferien in Spanien. Ich sass mit einer Freundin auf einem Stein vor einem Haus, und wir haben den Leuten auf dem gegenüber liegenden Tennisplatz beim Spielen zugeguckt. Ein uns fremdes Mädchen gesellte sich zu uns und fragte uns aus heiterem Himmel, ob sie vorbeigehende Kinder verprügeln solle. Wir haben natürlich verneint, vor allem ich hab sie noch am T-Shirt gezogen, dass sie hierbleibt. Dennoch ist sie losgerannt und hat es getan. Plötzlich sprintete ein Mann vom Tennisplatz zu uns rüber, der sich als Vater dieser Prügel-Emma herausstellte. Ohne zu fragen, was hier los sei bzw. wie es dazu kam, hielt er MIR (und seiner Tochter) eine flammende Rede darüber, was für ein total schlechter Mensch ich doch wäre, der Andere zu Taten animiere, für die er selbst viel zu feige wäre usw. usw. und dass ich eine Freundschaft nicht wert sei. Meine Freundin und ich waren derart perplex und auch so eingeschüchtert und verängstigt, dass wir keinen Ton dazu sagten, also nicht mal den Ansatz eines Widerspruchs unternommen haben (meine Freundin hat hinterher schrecklich geheult und ich musste sie trösten, obwohl ich es war, die eher Gefahr lief, von diesem Mann auch noch geschlagen zu werden. Er hat mich zum Schluss nur noch angebrüllt und drohend gestikuliert.). Dass seine Tochter nicht den Mut hatte, es aufzuklären, ist logisch und ihr war ich eigentlich auch nie böse. Wie gesagt - es ist sicher sehr albern von mir, dass mich das bis heute verfolgt und ich in diesen Momenten, in denen es mir wieder einfällt, wünschte, ich würde diesem Mann HEUTE begegnen und hätte die Chance, es richtig zu stellen. HEUTE würde nämlich ICH IHN in Grund und Boden reden und verbal vernichten.
So. Das war die Erklärung, wie ich zu dieser Frage komme. Natürlich sind mir in meinem Leben noch weitere Ungerechtigkeiten widerfahren und sicherlich weitaus schlimmere, aber mit diesen habe ich einfach abgeschlossen. Es würde mich also trösten zu erfahren, an was Ihr so zu knabbern habt und vielleicht käme ich mir dann selbst auch nicht mehr so albern und so nachtragend vor, weil es vielen Leuten so geht oder weil es einfach so viel Schlimmeres gibt, als diese kleine, doofe Episode aus meinem Leben mit 6.
Nein, ich denke nicht pausenlos dran, nur immer wieder über 38 Jahre verteilt.
DR gibts von mir nur, falls mich jetzt jemand veräppelt oder beschimpft.
Vielen Dank für Eure Antworten und vielen Dank dafür, falls es Euch Überwindung gekostet hat, ebenfalls einen solchen, anscheinend sehr verletzenden Punkt preiszugeben!
Es grüßt Euch ganz gespannt auf Eure Antworten - M.
keks2009-07-05T21:22:49Z
Beste Antwort
Ich war damals in der Sexta. Eine meiner Lehrerinnen hatte einen schweren Autounfall und musste lange eine Halskrause tragen.
Wir hatten Sport und übten Rollen... vorwärts, rückwärts.. solange, bis ich mir irgendwann den Hals verknackst hatte... Mensch, tat das weh!
In der nächsten Stunde hatte wir die verletzte Lehrerin und es ergab sich, dass wir gemeinsam in den Klassenraum gingen, ich ein paar Schritte hinter ihr.... mit schiefgelegtem Kopf :-(
Sie drehte sich kurz um, sah mich, fühlte sich veralbert und beschimpfte mich...
Manche Dinge sind ganz anders als sie scheinen.... das sollte sich jeder mal vor Augen führen...
Dieser Vorfall nagt bis heute... andere möchte ich hier nicht öffentlich machen... .
Es gibt in meiner Kindheit viele, auch richtig schlimme Vorfälle, die ich aber nicht erzählen möchte. Sie beeinträchtigen mein Leben und meine Psyche bis heute. Hier nur eine Kleinigkeit, die ich als Kind ganz schlimm fand und die auch heute noch ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins hervorruft wenn ich mich daran erinnere: ich war ungefähr 9 oder 10 Jahre alt und meine Mutter mußte arbeiten um uns zu ernähren weil unser Vater ihr kein Haushaltsgeld gab. So traf sie eine Absprache mit einer Nachbarin, zu der mein jüngerer Bruder und ich nach der Schule gehen sollten bis sie heimkam. Irgendwann hatten wir genug davon und gingen einfach nicht hin. Die Frau suchte uns und als sie mich gefunden hatte schrie sie mich an und gab mir eine saftige Schelle ins Gesicht. Ich wurde so wütend daß ich davonlief. Abends dann natürlich die geballte Ladung von meiner Mutter, sie rastete völlig aus. Ich fragte sie unter Tränen ob sie es denn richtig fände daß mich jeder Mensch schlagen darf. Ob es denn noch nicht genüge daß sie und mein Vater das dauernd tun. Sie sagte, ich hätte es verdient. Da ist auch irgendwas in mir zerbrochen. Aber das war nur eine kleine, fast harmlose Episode.
Da gibts leider so einige, die ich nicht alle Haarklein erzählen möchte. Aber z.B. die Geschichte, dass ich halt aufgrund der Tatsache, dass es bloss einen Kindergartenplatz für zwei fast gleichalte Kinder gab, nie einen Kindergarten besucht habe, beispielsweise. Allerdings muss ich ehrlich sagen, bin ich heute soweit, dass ich sagen kann: Gott sei dank brauchte ich nie einen Kindergarten besuchen, denn um ehrlich zu sein: bäh, so ein doofes langweiliges Zeugs, was da geboten wird... nee danke... Andererseits, dass ich eigentlich mir immer gewünscht hatte, reiten lernen zu können, als ich klein war. Aber das klappte nicht, weil ich drei Geschwister hatte und meine Mutter das Geld dafür ebenso wie für die Haltung eines Ponies nicht ausgeben wollte. :O( Heute habe ich ein eigenes Pony und habe trotz allem noch reiten gelernt, wenn vielleicht nicht gerade gut, dann aber trotzdem noch so, dass ich mit meinem Tier zurecht komme!
Naja, dann gabs da noch ne Geschichte, die mich während meiner Schulzeit ziemlich aufgeregt hat. Zum einen, dass eine Schulkollegin von mir mich wegen der Pferdegeschichte so dermassen ausgelacht hat, und andererseits, weil einer meiner Schulkollegen mir damals eines meiner Bücher weggenommen hat während einer grossen Pause und sich einen Spass daraus gemacht hatte mich hinterher laufen zu lassen, um es wieder zu bekommen. Initiiert wurde das ganze, genauso wie eine riesig lange Schlange an Kindern, die sich einfach hinter mich hängte während einer der Pausen durch eine meiner Schulkolleginnen.
Nun, besagte Schulkollegin von mir bekam vor kurzem bei einem Treffen (Polterabend von einem anderen Schulkollegen) einmal entsprechendes gesagt und das in für meine Verhältnisse eigentlich sehr bedachter Art und Weise. Naja, verziehen, ich weiss nicht. Vergessen, nachdem ich daran erinnert wurde, vermutlich nie wieder und ich hatte es tatsächlich geschafft das irgendwie zu verdrängen.
BGJ das gleiche Schauspiel. Aber das wegen einer anderen Geschichte. Damals war ich in der Schule, nachdem ich die Realschule mit ziemlich harten Kämpfen gerade so geschafft hatte im BGJ endlich mal wirklich gut! Doch das machte mich im Prinzip zur Zielscheibe für einen Teil meiner Schulkollegen, die irgendwann darin gipfelte, dass sie sich darüber lustig machten, dass ich halt eben meine Menstruation bekommen hatte und das eben nicht frühzeitig gemerkt hatte. Meine weisse Hose, die ich damals trug sah danach entsprechend aus und es wurde sich darüber lustig gemacht. Absolut fiese Geschichte, wie ich finde und daran kann man auch sehen, wie gemein manche Leute einfach sein können.
In der Lehrzeit dann meine Ausbilderin. Als ich meinen Führerschein endlich dann auch hatte, kam es zu einer unschönen Situation auf der Autobahn, weil wir beide einen Teil der Strecke den gleichen Weg hatten. Ich hatte zum Überholvorgang angesetzt und wollte dann zusehen, dass ich wieder auf die rechte Spur komme um den Überholvorgang abzuschliessen, aber die gab Gas und wollte mich nicht vorbei lassen. Am nächsten Tag drohte sie mich an, dass sie mich hätte anzeigen können (Ich war damals etwas zu schnell, aber sie hätte mich trotz allem nicht auf der Überholspur festsetzen dürfen. Eigentlich hat sie sich damit soweit ich es einschätzen kann mindestens genauso strafbar gemacht... :O() Aber seitdem hatte ich, obwohl ich vorher schon nicht wirklich von ihr gemocht wurde, bei ihr total ***********.
Naja, ich empfand meine Ausbildung nicht gerade als ein Zuckerschlecken, ganz ehrlich, aber die machte mir das Leben in der Küche zu einer regelrechten Folter, weil ich angeblich nichts schnell genug und nichts gut genug machte.
Nach der Lehre gings dann erst mal und als ich dann mehrfach in meinem damaligen Betrieb aufmuckte, weil mir die Art und Weise wie immer wieder die Arbeitspläne geändert wurden stanken und mich darüber beschwerte, dass mir zu wenige Stunden berechnet worden waren, wurde ich erst mal zu Strafspätschichten verdonnert. Ich hab sie zwar gemacht, aber mit widerwillen, wenn ich ehrlich bin.
Danach folgte dann 2001 meine Kündigung, nachdem ich mich jahrelang habe in jeglicher Form ausnutzen lassen und naja, das war ein halbes Jahr nachdem meine Mutter verstorben war.
2003 fing ich dann an, ne zweite Ausbildung zum Erzieher anzufangen. Allerdings hatten wir einen Kollegen, der damals mit Drogen zu tun hatte und von dem ich das dann mitbekam und was ich irgendwie halt eben auch nicht ignorieren konnte und wollte. Also ging ich deswegen zum Lehrer und danach wurde ich halt eben regelrecht fertig gemacht von meinen Schulkollegen.
Eigentlich sind meine gesamten Zensuren durch diese Geschichte um ca. 1 Note nach unten gesackt, denn es war nicht nur der Schulkollege, der im Prinzip gegen mich vorging, sondern auch mein Klassenlehrer, weil er irgendwie an Daten kam, die ich einem Psychologen anvertraut hatte. Solche Geschichten sind irgendwo der Leitfaden in meinem Leben, so wie es aussieht und ich muss ehrlich sagen, ich war vor ca. drei Jahren wirklich fast so weit und wollte es wirklich damals aufgeben. Aber ich hab mich irgendwie berappeln können, aber wie gesagt, solche Geschichten, gerade weil es sich um so viele handelt hängen mir leider wirklich lange und sehr intensiv nach, denn sie sind mir passiert und keinem anderen Menschen.
Und mal ganz davon abgesehen, das mir scheinbar irgendeiner einen Kassettenrecorder, bzw. ein Aufnahmegerät unter der Matratze irgendwo versteckt hatte!
War ne recht seltsame Geschichte, denn das Ding schaltete sich ein, als ich noch wach war. Ich wollte noch nicht schlafen, sondern hatte, weil wir während der Ausbildung halt eben Jugendliteratur hatten und das Muschelessen von Birgit Vanderbeke lesen sollten, mir die Lektüre mit ins Bett genommen, um noch darin zu lesen, weil ich das ja auch irgendwann bearbeiten sollte. Als ich merkte, dass da irgendwas anging, dachte ich bloss noch:"Na warte! Ich weiss ja nicht, wer mir hier nachspioniert, aber dann wirst Du Dir eben anhören müssen, wie ich hier laut vorlese." Also hab ich angefangen, die Geschichte laut vorzulesen und hab das Gerät da gelassen, wo es war.
Naja, weniger schön war dann, dass das vorgelesene dann ein paar Wochen später bei uns in der Schule auftauchte und vor allen Dingen im Unterricht vorgespielt wurde! (Durch meinen Klassenlehrer wohlgemerkt!)
Ganz ehrlich gesagt, ich hatte zu dem Zeitpunkt echt schiss, denn ich fühlte mich praktisch völlig ausspioniert. Und die Nachwirkungen davon sind bis heute nicht wirklich verschwunden. Schon alleine deswegen nicht, wenn man, wie ich 1984 von George Orwell gelesen hat und dann eben auch beispielsweise Brieffreundinnen in der DDR hatte, wo man nie sicher sein konnte, ob die Briefe alle ankommen, wo sie hin sollen. Das ist echt Hammerhart, wie ich finde, denn das ist eine Verletzung meiner Privatsphäre, die nicht geschehen hätte dürfen.
@ Keks: Wenn Du meinen Chef gehabt hättest, dann würdest Du Dich über so was auch nicht mehr wundern. Ich weiss noch, dass ich mir 1991 auf den Ostersonntag einen Wirbel im Hals ausgerenkt hatte! Ich musste Arbeiten, da das bei meinem Arbeitgeber in Luxemburg ein ganz normaler Arbeitstag war und obendrein auch noch, weil der Laden von einer anderen Firma übernommen wurde an besagtem Tag Inventuren anstanden.
Ich hatte mir den Hals beim Rückwärts einparken verrenkt und hab dann erst mal bescheid gesagt gehabt, dass ich halt eben ein "kleines Problem" hätte. Hatte den Hals mindestens genauso schief hängen wie Du, denke ich, jedenfalls machte sich mein Chef darüber lustig und meinte bloss ich solle doch einfach den Kopf mal rasch in die andere Richtung bewegen, dann wäre das verrenkte garantiert wieder drin. Ich hab bloss unter tierischen Schmerzen gemeint, dass ich DAS gerade nicht tun würde und hab tapfer gearbeitet bis zum Abend, und MUSSTE sogar noch ausgerechnet mit einem der Männer die Getränkekisten bei der Inventur zählen! Als ich dann abends nach Hause fuhr meinte mein Mann, ich hätte denen sagen sollen, dass ich zum Arzt müsste und einfach nach Hause fahren sollen und ich meinte bloss, dass ich das Extrageld, welches wir ausbezahlt bekommen sollten eigentlich ganz gut brauchen könnte (Wir beide hatten uns gerade eine Wohnung eingerichtet und es fehlten hier und da noch ein paar Dinge, die wir uns halt durch solche Extragelder damals hatten leisten können) Da würde dann auch der Spruch, den man im Fernsehen immer wieder hört passen können: Ich war jung und brauchte das Geld.
Aber ich muss ehrlich sagen, ich kann nachvollziehen, wie sch... Du Dich gefühlt haben musst... aber davon mal abgesehen: meine Chefin damals klagte teilweise irgendwann auch mal über einen "Torticolli" wie die Luxemburger zu sagen pflegen. Aber die hat sich halt eben das Recht heraus genommen und ist dann einfach nach Hause gegangen. Das hätte ich mich niemals gewagt zu machen.
Als Kind sind solche ungerechten Anschuldigungen durch Erwachsene sehr schlimm, aber normalerweise vergisst man so etwas mit der Zeit. Ich würde mich damit nicht ständig quälen und immer wieder aufkochen. Vielleicht solltest du mal einen Psychologen aufsuchen und diese Kindheitserinnerung aufarbeiten, denn normal ist das nicht. Ich kann mich an solche Ungerechtigkeiten nicht mehr erinnern, aber sicherlich wird es auch welche gegeben haben, nur verdrängt der menschliche Geist solche Dinge in den Hintergrund bzw. vergisst sie sogar, denn ansonsten würden wir es nicht aushalten immer diese negativen Erfahrungen vor uns zu sehen. Das positive Erlebnis bleibt viel länger im Gedächtnis, denn es ist etwas schönes und daran erinnert man sich immer wieder gerne.