Immer wieder fällt in diesen Religionsdebatten auf, dass man meist übereinander, aber kaum mal miteinander redet. Das heißt, die wortreichsten Erklärungen dessen, was ein Atheist ist, findet man bei Gläubigen, wobei es scheint, je strenggläubiger, desto wortreicher. Andererseits stört es mich schon lange, dass jeder selbsternannte Christenhasser sich mit dem Etikett "Atheist" schmückt, ohne eigentlich zu wissen, was das ist. Denn nicht jeder Nichtgläubige ist zugleich ein Atheist. Meine Frage richtet sich ausschließlich an bewusste Atheisten, bitte erklärt doch einmal gemeinsam deutlich, was ein Atheist ist, und was Atheismus für euch selbst - ganz persönlich bedeutet - bedeutet.
An alle: Es ist wohl unvermeidbar, dass hier auch Leute antworten, die ich nicht angesprochen habe. Bitte auf Mitleidsbekundungen und Hetzereien, gegen wen auch immer, verzichten.
Chay2009-06-27T08:56:04Z
Beste Antwort
Für mich bedeutet es denken. Sich das Leben nicht durch den Begriff Gott zu vereinfachen. Einen klaren Verstand zu haben und nicht leichtgläubig zu sein. Denn meine Meinung ist es, dass Menschen den Begriff Gott erfunden haben, um sich das Denken zu ersparen. Um keine Angst zu haben. Um all diese Fragen beantworten zu können. Gott ist immer eine Antwort. Es ist einfach das so hinzunehmen und sich das Leben zu vereinfachen. Doch so einfach ist alles leider nicht. Aber man sollte trotzdem andere Denkweisen über dieses Thema akzeptieren, denn wir können alle nur glauben und nichts wissen.
Und ihr werdet staunen: Ich bin eine 14 Jahre alte Türkin. lg ece
Als erstes muss ich sagen dass ich als Atheist nach der goldenen Regel "Was Du nicht willst das man Dir tue, das füg auch keinem Anderen zu" lebe und damit bestens klar komme. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch an Gott oder Götter geglaubt hätte, hätte ich vor ein paar Jahrhunderten oder Jahrtausenden gelebt. Götter wurden eigentlich erfunden weil man die Natur mit dem damaligen Wissen nicht erklären konnte. Dank der Naturwissenschaften bekommt man aber heute weitestgehend Antworten darauf, warum was wie funktioniert. Wenn es heute gewittert wissen wir alle dass der Gott Thor nichts damit zu tun hat, und amüsieren uns darüber wie die Menschen damals gedacht haben. Die katholische Kirche hat ihren Gott für alle möglichen Naturkatastrophen verantwortlich gemacht und den Menschen eingeredet sie könnten Gott dadurch milde stimmen, indem sie nur das tun was der Klerus für richtig befindet. Kein Mensch kann zu 100% dem gerecht werden was der jeweilige Gott fordert und das führt dazu, dass Gläubige sich ständig schuldig fühlen und so viel einfacher unter Kontrolle gehalten werden können. "Die Angst tötet den Geist" Anstatt sich auf die Knie zu werfen um für Gerechtigkeit zu beten, würden die Menschen, wenn es keinen Gott gäbe der es schon richten wird, viel eher aufstehen um für ihre Anliegen zu kämpfen. Der heutige Gottglaube ist ein gutes Instrument der Machthaber um das Volk ruhig zu halten, und hat NICHTS mehr von dem wofür die Götter einst erdacht wurden. Damit meine ich nicht nur die Christenheit...
Ich habe folgende Definition, die sich bisher gut bewährte und auch gut mit Lexikas übereinstimmt:
Atheismus ist das Fehlen des Glaubens an einen personifizierten Gott. Atheismus ist also keine Weltanschauung im Eigenen Sinne, sondern das Fehlen bestimmter Weltanschaaungen und damit kein wirklicher -ismus.
Früher teilte ich Atheismus in "A. erster Stufe" und "A. zweiter Stufe" ein, wobei Atheisten erster Stufe noch ab und zu tote Dinge (Naturgesetze) als "Gott" bezeichnen. Im Buch "Der Gotteswahn" stieà ich dafür auf den Begriff "Pantheismus", der auch dort zu Atheismus gezäht wird.
Atheismus ist eine Art Vernunft, die nicht behauptet auf alles eine Antwort zu wissen. Ein Atheist akzeptiert lediglich den derzeitigen Status des Wissens.
Eine Art und Weise an Antworten zu gelangen, ist die Verwendung von Vernunft, Logik, Beweisen und durch wissenschaftliche Methoden. Glauben, beten, usw. mag vielen emotionalen Trost spenden, bietet aber keinerlei Fakten, wie die Welt funktioniert. Das was einen Atheisten ausmacht ist Unvoreingenommenheit und Skepsis.
Damit will ich nicht zum Ausdruck bringen, dass ein Gläubiger keine Logik oder Vernunft besitzt. Er hat für sich entschieden das es einen Gott gibt, dass kann ja auch stimmen. Beweise hat weder der Atheist noch der Gläubige.